Praterstern
48° 13' 5.05" N, 16° 23' 29.69" E zur Karte im Wien Kulturgut
Praterstern (seit 1850 2. Bezirk), offiziell benannt 1879 aufgrund der damals hier sternförmig zusammenlaufenden sieben Straßen; Name bereits vorher in Verwendung.
Als Ferdinand I. 1564 die Verbindung vom Augarten (die spätere Heinestraße) zur Hauptallee (Lusthaus) herstellen ließ, kreuzte diese Allee an dieser Stelle jene der (späteren) Jägerzeile, doch kam es lange Zeit zu keiner städtebaulichen Gestaltung.
Hier befand sich der Eingang zum Prater, der über eine Brücke erfolgte: Der Prater wurde nämlich durch den Fugbach, einen sehr kleinen Donauarm, vom Werd getrennt. Hinter dem Eingang stand das Forstmeisterhaus. In Folge der Öffnung des Praters durch Joseph II. 1766 für die Allgemeinheit kam es zu weitreichenden Maßnahmen: Um 1775 wurde der Fugbach zugeschüttet und das Forstmeisterhaus abgerissen. Der 1782 neu angelegte Platz in Sternform bildete den neuen Eingang in den Prater. Er verband wichtige Achsen, die bis heute das Stadtbild des 2. Bezirkes maßgeblich prägen:
(Im Uhrzeigersinn:)
- die Nordbahnstraße (vorher Forstmeisterallee); die Nord-Süd-Achse wird südlich des Platzes von der Franzensbrückenstraße fortgesetzt
- die Lassallestraße (vorher Reichsbrückenstraße, vorher Schwimmschulallee); ihre Fortsetzung Richtung Stadtzentrum bzw. Südwest ist die Praterstraße
- die Ausstellungsstraße, die in West-Ost-Richtung verläuft
- die Hauptallee Richtung Südosten, Verlängerung der Heinestraße
- die Franzensbrückenstraße, die die Nord-Süd-Achse komplettiert
- die Praterstraße, vorher Jägerzeile, Richtung Südwest bzw. Stadtzentrum
- die Heinestraße (bis 1919 Kaiser-Joseph-Straße) Richtung Nordwest.
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1839 wurde neben dem Praterstern der Nordbahnhof eröffnet. Der Bau der Trasse der Verbindungsbahn führte 1859 zu einer optischen Abtrennung des Praters von der Leopoldstadt. Die Trasse wurde am Rande des Pratersterns halbkreisförmig um diesen geführt. Eine Regulierung des Platzes wurde vom Gemeinderat erstmals am 2. Oktober 1868 beschlossen, das Vorhaben jedoch nicht ausgeführt. 1885 wurde der Praterstern erweitert, 1886 in seiner Mitte das Tegetthoffdenkmal aufgestellt.
Der Praterstern war damals bereits ein sehr wichtiger Verkehrsknotenpunkt der Stadt. Der Nordbahnhof fungierte bis 1918 als wichtigster Bahnhof Wiens und der ganzen Monarchie, da er die Verbindung der Region Wien zu den böhmischen, mährischen und schlesischen Industriegebieten des Staates sowie nach Galizien herstellte. Seit 1907 verband die bis heute hier verkehrende Straßenbahnlinie 5 mehrere Wiener Kopfbahnhöfe: den Nordbahnhof, den Nordwestbahnhof, den Franz-Josefs-Bahnhof und den Westbahnhof.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Gegend um den Nordbahnhof schwer beschädigt. 1954/1955 wurde der Praterstern umgestaltet: Das Tegetthoffdenkmal bildete nun, ohne verlegt worden zu sein, nicht mehr die Mitte des Platzes, da ein wesentlich größerer neuer Kreisverkehr zur Verbindung der sieben einmündenden Straßen angelegt wurde. Die Neugestaltung führte zur Zerstörung des ursprünglichen Sternplatzes. Sie konnte am 20. Dezember 1955 dem Verkehr übergeben werden.
Die bis 1945 betriebene Bahnstation der Verbindungsbahn lag nun (bei der Hauptallee) nicht mehr außerhalb, sondern innerhalb des Kreisverkehrs und wurde in der heutigen Lage als Bahnhof (Wien) Praterstern neu errichtet. Seit 1962 wird sie von der Schnellbahn Floridsdorf - Meidling benützt. In den 1970er Jahren wurde die Station in "Wien Nord" umbenannt, später wurde wieder der Name Praterstern verwendet. Seit 1981 kreuzt auf dem Praterstern die neu gebaute U-Bahn-Linie U1 die Schnellbahn.
Bei der 1955 fertiggestellten Neugestaltung wurden die den neuen Kreisverkehr kreuzenden Fußgängerwege konsequent in Unterführungen verlegt. Später erwies sich dies für den Fußgängerverkehr als unpraktisch. Einige Unterführungen auf dem Platz wurden daher wieder durch niveaugleiche Fußgängerübergänge ersetzt.
Im Zuge der Vorarbeiten für die 2008 in Betrieb genommene Verlängerung der U2 vom Schottenring durch den 2. Bezirk Richtung 22. Bezirk mussten auf dem Praterstern neue Umsteigmöglichkeiten zur U1, zur Schnellbahn und zur Straßenbahn geschaffen werden. Deshalb erfolgte eine umfassende Modernisierung und Neugestaltung des Verkehrsknotenpunkts, wobei die ÖBB den Bahnhof Wien Praterstern modernisierten. Hier können seither bei Bedarf auch Fernzüge verkehren, die längere Bahnsteige benötigen. Der Praterstern erfuhr auch durch die Ansiedlung von Konzernzentralen in der von ihm ausgehenden Lassallestraße eine städtebauliche Aufwertung. U- und S-Bahn-Stationen bewirken, dass der Praterstern heute im öffentlichen Stadtverkehr zu den meistfrequentierten Plätzen zählt.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1879: Pfarre St. Johann
Literatur
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 33
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Otmar Rychlik: Die Entwicklung des Wiener Pratersterns. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 36. (1982), S. 11 ff.
- Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien. Wien: Compress / Jugend & Volk 1946-1988. Heft 11 (1956), S. 83
- Verwaltungsbericht der Stadt Wien 1885, S. 161.