Kolomanfreithof

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Der Kolomanfreithof, hier bezeichnet als "Gottsackher", lag vor dem Kärntnertor. Ausschnitt aus: Stadtplan von Bonifaz Wolmuet (1547).
Daten zum Objekt
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48° 12' 8.63" N, 16° 22' 6.82" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Kolomanfreithof (vor dem Kärntnertor), Friedhof des Bürgerspitals, etwa im Bereich der Abzweigung der Elisabethstraße von der Kärntner Straße gelegen.

Der Friedhof lag in der Nähe des Bürgerspitals vor dem Kärntnertor, ein kleines Stück flussaufwärts ebenfalls auf der linken Seite des Wienflusses. Mit ziemlicher Sicherheit befand sich dieser gemeinsam mit einer Friedhofskapelle hier bereits 1338, als die dortige Kolomankapelle von Magister Jakob, Arzt und Pfarrer von Himberg errichtet und dem Bürgerspital gestiftet wurde. Jedoch erwähnt eine Urkunde aus dem Jahr 1318 einen Friedhof samt Kapelle, woraus abzuleiten ist, dass die Anlegung vor der Errichtung der Kolomankapelle erfolgte.[1]. Laut Czeike wurde der Friedhof erst rund um die Kolomankapelle angelegt. Auf dem Friedhof wurden die Verstorbenen des Bürgerspitals, Pesttote und auch Arme, die sich kein Begräbnis leisten konnten, bestattet.

Die Erste Osmanische Belagerung von 1529 brachte die Zerstörung des Spitals, des Friedhofes und auch der Kapellen. Das nun in die Stadt übersiedelte Spital (Bürgerspital Haupthaus) benütze jedoch weiterhin den ursprünglichen, 1530 neu geweihten Friedhof. 1539 wurde dieser durch die Erwerbung von zwei Brandstätten vergrößert. Obwohl der Friedhof dem Ausbau der Stadtbefestigung im Weg war, stand er mit Sicherheit bis mindestens 1571, als am gegenüberliegenden Ufer des Wienflusses ein neuer Friedhof angelegt wurde (Bürgerspital-Gottesacker), weiter in Verwendung.

Die Stadt hatte 1540 von König Ferdinand I. für die Anlegung eines neuen Friedhofs die Gründe des ehemaligen Nikolaiklosters vor dem Stubentor erhalten, da der bisherige der neuen Stadtbefestigung im Weg war. Wie in der älteren Literatur angegeben, diente der Nikolaifriedhof jedoch keinesfalls als Ersatzfriedhof für den Kolomanfreithof, da jener erst nach der Beilegung von Streitigkeiten mit der Universität 1563 errichtet werden konnte. Vielmehr wurde der alte Bürgerspitalfriedhof weiterhin belegt.

Es ist unklar, inwieweit beide Friedhöfe des Bürgerspitals in der Folge parallel belegt wurden. Auf dem Hoefnagel-Plan von 1609 ist der alte Friedhof noch zu sehen; die beiden Kapellen dürften nach der Osmanischen Belagerung nicht mehr errichtet worden sein. Spätestens in den 1640er-Jahren, als nachweislich Teile des Friedhofes vom Spital verpachtet wurden, dürfte seine Auflassung erfolgt sein.

Auf der Wien-Ansicht von Folbert van Alten-Allen vor 1683 und auf dem Steinhausen-Plan von 1710 sind an der Stelle des Friedhofes schließlich nur mehr eine bzw. zwei Säulen zu sehen. Zum einen handelte es sich dabei um die gotische Kolomansäule, die bereits auf dem mittelalterlichen Friedhof gestanden sein dürfte. Eine darauf angebrachte Marmortafel wies auf einen vollendeten Bau im Jahr 1332 hin; jedoch bleibt dahingestellt, ob der Zeitpunkt der Aufstellung mit jenem Datum gleichzusetzen ist. Die Säule befand sich dort bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts (bis 1813?). Die zweite Säule könnte eine noch etwas später abgetragene Pestsäule gewesen sein.

1996 wurden Teile des ehemaligen Friedhofs von der Stadtarchäologie Wien ergraben.

Bestattete Personen

Im Wien Geschichte Wiki gibt es 1 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.

BildName des BildesPersonennameBerufBerufGeburtsdatumDatum der GeburtSterbedatumSterbedatumGrabstelle
Heinrich der TeichnerDichter1310 JL1375 JL

Quellen

Literatur

  • Michael Altmann: Wiener Bürgerspital. Zur Erinnerung an die Eröffnung des neuen Bürger-Versorgungshauses in der Alservorstadt. Wien: Selbstverlage des Bürgerspitalamtes 1860, S. 21 (Wiedergabe der Inschrift auf der Kolomansäule)
  • Elke Doppler / Christian Rapp / Sándor Békési [Hg.], Am Puls der Stadt. 2000 Jahre Karlsplatz. Wien: Czernin 2008 (Ausstellungskatalog zur 348. Sonderausstellung des Wien Museums), S. 68 f. (Abbildung der Kolomansäule um 1809), 286 (Abbildung der Pestsäule 1816)
  • Carl Hofbauer: Die Wieden mit den Edelsitzen Conradswerd, Mühlfeld, Schaumburgerhof und dem Freigrunde Hungerbrunn. Historisch-topographische Skizzen zur Schilderung der Vorstädte Wiens. Wien: Gorischek 1864, S. 166
  • Elfriede Hannelore Huber: Archäologie als Quelle: Ein Friedhof vor der Stadt. Ausgrabungen im Friedhof des Wiener Bürgerspitals. In: Virus. Beiträge zur Sozialgeschichte der Medizin 4 (2004), S. 77–79
  • Franz Hula: Die Totenleuchten und Bildstöcke Österreichs. Ein Einblick in ihren Ursprung, ihr Wesen und ihre stilistische Entwicklung. Wien: Poech 1948, S. 37 (Erwähnung der Kolomansäule), Tafel 2, Nr. 4 (Abbildung)
  • Max Kratochwill: Die Gründung des Wiener Bürgerspitals. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 12 (1955/56), S. 84–96 (Wiedergabe der Inschrift auf der Kolomansäule S. 92)
  • Anton Mayer: Das kirchliche Leben und die christliche Caritas (Wohlthätigkeitsanstalten). In: Alterthumsvereine zu Wien [Hg.], Geschichte der Stadt Wien. Band 2: Von der Zeit der Landesfürsten aus habsburgischem Hause bis zum Ausgange des Mittelalters, Hälfte 2. Wien: Holzhausen 1905, S. 867–945 (zum Friedhof S. 903 f.)
  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), 248 ff.
  • Sarah Pichlkastner: Eine Stadt in der Stadt. InsassInnen und Personal des frühneuzeitlichen Wiener Bürgerspitals – eine Studie anhand exemplarischer Untersuchungszeiträume. Wien 2020, 137-148
  • Sarah Pichlkastner / Manuel Swatek: Fürsorge und Ökonomie. Das Wiener Bürgerspital um 1775. Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs, Reihe B: Ausstellungskataloge, Heft 97, Wien 2017
  • Brigitte Pohl-Resl: Rechnen mit der Ewigkeit. Das Wiener Bürgerspital im Mittelalter. Wien [u. a.]: R. Oldenbourg Verlag 1996 (Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband 33), S. 21 (Wiedergabe der Inschrift auf der Kolomansäule), 113, 117, 124, 156, 190
  • Leopold Senfelder: Öffentliche Gesundheitspflege und Heilkunde. In: Alterthumsvereine zu Wien [Hg.], Geschichte der Stadt Wien. Band 6: Vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt der Kaiserin Maria Theresia, 1740, Teil 3. Wien: Holzhausen 1918, S. 206–290 (zum Friedhof S. 253 f.)
  • Eduard Suess: Der Boden der Stadt und sein Relief. In: Alterthumsvereine zu Wien [Hg.], Geschichte der Stadt Wien. Band 1: Bis zur Zeit der Landesfürsten aus habsburgischem Hause, 1282. Wien: Holzhausen 1897, S. 1–26 (zum Friedhof S. 23–25)
  • Eckart Vancsa: Der Karlsplatz. Geschichte einer Stadtlandschaft. Wien [u.a.]: Zsolnay 1983 (Wiener Geschichtsbücher, 29), S. 22

Referenzen