Essling (Ort)
48° 12' 47.87" N, 16° 31' 40.77" E zur Karte im Wien Kulturgut
Essling (22.), Breitstraßendorf des Marchfeldtyps mit Zwerchhöfen am linken Donauufer, in flachem, unbewaldetem Gelände angelegt (von einigen Donauauen abgesehen), aus einem älteren (westlichen) und einem jüngeren (östlichen) Teil bestehend; im älteren Teil befinden sich das Esslinger Schloss und die Esslinger Kirche.
Essling ist alter Siedlungsboden (Bodenfunde bereits aus der Zeit um 3000 vor Christus). Der Name des Ortes (in seiner ältesten Form Ezzelaren) deutet auf hohes Alter hin (urkundlich erstmals genannt 1250/1260). Ähnlich wie bei anderen Orten des nördlichen Donauufers lässt sich nur wenig über die älteste Siedlungsform aussagen; ursprünglich handelte es sich wohl um ein Zeilendorf. Ab 1286/1287 finden wir in den Urkunden mehrfach Vertreter des Namens Eslarn (zunächst Konrad und Ulrich, möglicherweise Brüder). Der Besitz der Eslarn (samt dem Stammgut Eslarn) scheint schon in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in andere Hände gelangt zu sein; zu diesem Zeitpunkt schwindet auch der Einfluss der Familie, die in Wien in hohen Ämtern nachgewiesen werden kann. Ab etwa 1590 wandelt sich der Ortsname in Ehsling beziehungsweise Essling, 1880 wird sie als Esslingen, 1890 als Essling (auch Esslingen) und ab 1938 nur noch als Essling bezeichnet. Ab 1999 wieder amtlich Essling. 1961 gibt es erstmals auch einen Ortsteil Neuessling.
1310 gab es eine Missernte, 1338 verheerende Heuschreckenschwärme. 1455 wird Wolfgang Mülwanger mit Essling belehnt. 1483 plünderten die Truppen des Matthias Corvinus die Orte rund um Groß-Enzersdorf, 1501 gab es eine Donauüberschwemmung. 1579 kommt der Ort in den Besitz des Georg Freiherr von Teufel. 1645 wurde Essling von den Schweden, aber auch von kaiserlichen Truppen geplündert. 1655 kommt Essling an Otto Freiherr von Teufel, 1674 an Margarete Gräfin Buquoy (geborene Abensberg-Traun), 1677 an Simon von Thomasis (1683 verheeren die Türken den Ort), 1722 an Franz Ferdinand Graf Kinsky, 1760 (zusammen mit Eckartsau) an Kaiser Franz I., den Gatten Maria Theresias. Das Geburtshaus Georg Raphael Donners (* 1692; Gedenktafel) steht Hauptstraße 95 (alt 12). 1795 erhielt Essling das Wochenmarktsrecht. Ab 1797 gehörte Essling zu den k. k. Familienfondsgütern.
Berühmt wurde Essling durch die Schlacht bei Aspern und Eßlingen (21./22. Mai 1809), in der Napoleon sein erste Niederlage in offener Feldschlacht erlitt; der Esslinger Getreidespeicher (Schüttkasten) war ein heftig umkämpfter Stützpunkt der Franzosen. 1812 wurde die erste Schule errichtet, 1830 der Ort durch die Donauüberschwemmung verheert, 1842 der Friedhof erweitert, 1886 eine Pferdebahnverbindung mit Wien hergestellt (bis 1887 in Betrieb), 1888 die Dampftramwaylinie Floridsdorf - Groß-Enzersdorf eröffnet (bis 1922 in Betrieb), 1890 der Beruf des Nachtwächters abgeschafft, 1900 nach einem Großbrand die Freiwillige Feuerwehr neu gegründet, 1914 die Flugzeugfabrik Aviatik errichtet und 1922 die elektrische Straßenbahnlinie 317 (auch 217) Kagran - Groß-Enzersdorf eröffnet (1970 durch Autobusse ersetzt).
Am 15. Oktober 1938 kam Essling zu Groß-Wien und wurde Teil des neu gegründeten 22. Bezirks (damals "Groß-Enzersdorf", seit 1946/1954 in verkleinertem Umfang Donaustadt). Heute ist Essling eine Katastralgemeinde.
Siehe auch: Esslinger Friedhof, Esslinger Furt, Esslinger Hauptstraße, Esslinger Kirche, Esslinger Schloss.
Siedlungen
Die Gemarkung Essling wurde nach 1930 von der Wiener Siedlungsbewegung erfasst. Die Äcker um den alten Ortskern wurden in wenigen Jahren fast zur Hälfte ungeregelt aufparzelliert und "wild" besiedelt. Die Gemeinde Essling reagierte 1934 mit der Widmung von großen Flächen als Wohngebiete. Diese Widmung ging nicht mit der Aufschließung der Areale, der Anlage von Straßen, Kanalisation etc. einher. Das Land war folglich nicht baureif und wurde deshalb und ob seiner meist bauordnungswidrigen Häuser weiter als Cluster von "Wilden Siedlungen" betrachtet. Da Essling seit 1938 nach Wien eingemeindet war beschäftigten die ausgedehnten Ackersiedlungen nach 1945 die Wiener Stadtplanung. Die im Abstand von bis zu 2,3 km vom Ortskern liegenden Siedlungssplitter (z.B. Schafflerhofsiedlung, Siedlung Oberes Lehen) galten als besonders uneffizient und unschön. "Ein Dorf will verantwortungslos eine Stadt werden" hieß es etwa 1947 in einem Fachartikel im "Aufbau".
Für die Esslinger Siedlungen wurde 1948 erhoben, dass nur 34% der Grundstücke tatsächlich bewohnt waren, 45% wurden zu Erholungszwecken genutzt und 21% der Parzellen blieben ungenutzt und dienten der Kapitalanlage. Von 1826 Siedlungshäusern und -hütten waren nur 794 bewohnt. 1268 der Bauwerke waren in einem schlechten Zustand. In der Folge wurden wiederholt Projekte zur Sanierung der Esslinger Siedlungen erarbeitet, etwa eine des leitenden Wiener Stadtplaners Karl Heinrich Brunner zur "Reform der Geländeaufschließungen" südlich des Esslinger Ortskerns.
Entgegen der bis in die 1960er Jahre vorgesehenen zumindest teilweisen Absiedlung der Ackersiedlungen wurden bebaute Parzellen kaum geräumt. Die seit den 1930er Jahren ungeplant gewachsenen Siedlungsstrukturen wurden allerdings langsam regularisiert, verdichtet und infrastrukturell nachgerüstet. Ihre Bevölkerung vervierfachte sich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Große Teile der nicht parzellierten und bebauten Äcker wurden von Bauland auf ländliches Gebiet, Erholungs- oder Schutzgebiet rückgewidmet.
Siehe auch: Stadtplanung.
Häuser
- 1258: 24
- 1275: 24
- 1423: 24
- 1455: 24
- 1524: 24
- 1590: 31
- 1631: 24
- 1751: 32
- 1783: 47
- 1787: 54
- 1794: 56
- 1822: 51
- 1830: 58
- 1851: 57
- 1869: 61
- 1880: 62
- 1890: 65
- 1900: 67
- 1910: 81
- 1923: 153
- 1934: 864
- 1951: 1.237
- 1961: 1.750
- 1971: 2.751
- 1981: 4.013
- 1991: 4.984
- 2001: 6.374
EinwohnerInnen
- 1783: 233
- 1786: 287
- 1789: 260
- 1794: 283
- 1830: 280
- 1846: 371
- 1851: 274
- 1869: 344
- 1880: 428
- 1890: 544
- 1900: 623
- 1910: 762
- 1923: 994
- 1934: 2.656
- 1939: 3.650
- 1951: 4.205
- 1961: 5.635
- 1971: 6.150
- 1981: 6.354
- 1991: 8.304
- 2001: 14.739
Bürgermeister
- Franz Pösel (1850-1868)
- Jakob Kainzmayer (1868/1869)
- Andreas Wegmaier (1869-1875)
- Carl Bitterhof (1875-1879)
- Johann Loosschmiedt (1879/1880)
- Michael Schlachthammer (1880-1882)
- Josef Kainzmayer (1882-1889; Josef-Kainzmayer-Gasse)
- Josef Sommerer (1889-1892)
- Josef Bartmann (1892-1908)
- Matthias Käsmayer (1908-1920)
- Adam Betz (1920-1926; Adam-Betz-Gasse)
- Johann Käsmayer (1926-1938)
Quellen
Literatur
- Elisabeth Schuster: Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 1989-1994 (Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich, Reihe B), S. 523
- Gebiets- und Namensänderungen der Stadtgemeinden Österreichs seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Hg. von Wilhelm Rausch. Bearb. durch Hermann Rafetseder. Linz: Landesverlag 1989 (Forschungen zur Geschichte der Städte und Märkte Österreichs, 2), S. 316
- Richard Perger: Die Wiener Ratsbürger 1396–1526. Wien: Deuticke 1988 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 18), S. 193 (Eslarn)
- Edith Müllbauer: XXII. Donaustadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1985 (Wiener Bezirkskulturführer, 22), S. 14 ff.
- Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 31
- Robert Messner: Die Landstrasse im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südöstlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1978 (Topographie von Alt-Wien, 5), S. 143
- Unser schöner Bezirk Donaustadt. Blätter des Floridsdorfer Heimatmuseums. Wien: Museumsverein Floridsdorf 1967 - lfd., Heft 1 (1977), S. 18-20 (Pfarrer u. Lehrer)
- Unser schönes Floridsdorf. Blätter des Floridsdorfer Heimatmuseums. Wien: Museumsverein Floridsdorf 1967 - lfd., Heft 7 (1973), S. 68 (Bürgermeister: ebda., 68)
- Unser schöner Bezirk Donaustadt. Blätter des Floridsdorfer Heimatmuseums. Wien: Museumsverein Floridsdorf 1967 - lfd., Heft 3 (1973), S. 50-70
- Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 121
- Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Bd. 2. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1964-1975, S. 163
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959, S. 294
- Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 94
- Felix Olegnik [Red.]: Historisch-statistische Übersichten von Wien. Wien: Magistrat der Stadt Wien 1956-1958. Band 1 (Naturverhältnisse, Gebiet, Bevölkerung, Gesundheits- und Wohlfahrtswesen) 1956 (Statistische Mitteilungen der Stadt Wien, Jg. 1956, Sonderh. 1), S. 60, S. 63
- Edgar Weyrich: Der politische Bezirk Floridsdorf-Umgebung. Ein Heimatbuch. Wien: Deutscher Verlag f. Jugend u. Volk [1925], Reg.
- Topographie von Niederösterreich. 8 Bände. Bd. 2. Wien: Verlag des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1877-1929, S. 720 ff.
- Leopold Sailer: Die Wiener Ratsbürger des 14. Jahrhunderts. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1931 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 3/4), S. 267 ff. (Eslarn)
- Hans Bobek & Elisabeth Lichtenberger: Wien. Bauliche Gestalt und Entwicklung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Wien: Verlag Hermann Böhlaus Nachf. 1978, S. 158-159
- Karl Heinrich Brunner: Stadtplanung für Wien. Bericht an den Gemeinderat der Stadt Wien. Wien, Verlag für Jugend und Volk 1952, S. 185-196
- Werner Jäger: Organische oder wilde Siedlung. Gedanken zur Sanierung der wilden Siedlungen. In: Der Aufbau 5 (1950), S. 517-529
- Franz Schuster: Die Planung eines schöneren Wiens ist gefährdet. In: Der Aufbau 2 (1947), S. 29-35
Bevölkerungsgeschichte
- Historisches Ortslexikon. Statistische Dokumentation zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte. Wien