Khunn Franz, * 2. Dezember 1802 Wien, † 12. Juni 1892 Wien, Bäcker, Politiker.
Biografie
Khunn wurde in der Vorstadt Landstraße als Sohn des Bäckermeisters Andreas Khunn geboren. Er wurde wie sein Vater Bäcker, nachdem seine Familie dieses Gewerbe bereits seit Generationen ausübte. Khunn war schon in seiner Jugend politisch tätig, übernahm 1829 das Armenwesen in der Vorstadt und wurde Mitglied des Äußeren Rats. Am 21. März 1848 wurde er in den Bürgerausschuss gewählt, am 20. Mai in den Gemeindeausschuss und im Herbst 1848 in den Gemeinderat, dessen Mitglied er bis 1887 blieb. 1849 wurde er Mitglied der Niederösterreichischen Grundentlastungs-Landeskommission beziehungsweise 1853 der Grundentlastungs-Fonds-Direktion.
Unter Bürgermeister Johann Kaspar Seiller, mit dem er auch befreundet war, war er von 1851 bis 1860 sein Stellvertreter. Unter Cajetan Felder, der ihn als "urkonservativ" bezeichnete, war er von 1869–1875 neben Julius Newald zweiter Stellvertreter und wurde bis 1874 wiedergewählt. Auch Andreas Zelinka stand er nahe und begleiteter ihn als Vertrauter auf seinen Reisen.
1861 gehörte Khunn der "Äußersten Rechten" an, 1863 trat er der Mittelpartei bei. Von 1866 bis zur Eröffnung der Ersten Hochquellenleitung 1873 gehörte er der Wasserversorgungskommission an. Außerdem gehörte er der Hallenkommission, [[Donauregulierungskommission]] an. Als Obmann der Finanzsektion des Gemeinderats unterstand ihm weiterhin die Armenfürsorge. Khunn spendete große Beträge aus eigenem Vermögen für die Armen und wurde seit 1861 "Armenbezirksdirektor" genannt. Khunn wurde am 18. März 1873 anlässlich seiner 25-jährigen Mitgliedschaft im Gemeinderat die doppelt große goldene Salvatormedaille verliehen und am 14. November 1874 das Ritterkreuz der Eiserne Krone.
Als sich Ignaz Mandl und Karl Lueger 1874 mit dem zur Mittelpartei oppositionellen demokratischen Verein Eintracht, dem sie angehörten, überwarfen, wandten sie sich dem "Landstraßer Bürgerklub" und damit Khunn zu, der ihre Aufnahme in diesen und damit die Wahl der beiden in den Gemeinderat unterstützte, weil er sie als vermeintliche Gegner der Linken einschätzte. Und ermöglichte ihnen, dass sie bereits 1875 für den Gemeinderat kandidieren konnten, was sich allerdings auf ihn und Felder negativ auswirkte und weitreichende personelle Veränderungen mit sich brachte. Felder trat auf Luegers Druck, der ihn in einer Verfahrensfrage bedrängte, zurück und am 4. Februar 1875 wurde anstelle Khunns Eduard Uhl als 2. Bürgermeister-Stellvertreter gewählt. Khunn wurde stattdessen anlässlich seines Ausscheidens als Vizebürgermeister für sein vielseitiges karitatives Wirken zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt. 1881 verkündete er, sich nicht mehr um ein Mandat zu bewerben, 1887 schied er schließlich endgültig aus dem Gemeinderat aus.
Am 18. August 1892 wurde die Khunngasse nach ihm benannt.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Nachlass Khunn
- ANNO: Mandats-Niederlegung. In: Morgen-Post, 10.02.1881
- ANNO: Personalnachrichten. In: Volksblatt für Stadt und Land, 16.03.1873, S. 4
- Wienbibliothek Digital: Die Wasserversorgung der Stadt Wien in ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Wien, 1873
Literatur
- Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 57
- Cajetan Felder. Erinnerungen eines Wiener Bürgermeisters. Die Auswahl und Bearbeitung des handschriftlichen Manuskriptes besorgte Felix Czeike. Wien: Forum 1984, S. 151 ff., S. 214 ff.
- Wienbibliothek Digital: Franz Khunn. In: Handbuch der Stadt Wien, 1982, S. II/29
- Felix Czeike: Vizebürgermeisteramt 4. In: Handbuch der Stadt Wien. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1935-2005, Band 1981/1982, 2. Teil, S. 29 f.
- Das Landstraßer Heimatmuseum. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Landstraßer Heimatmuseums 1964 - lfd. (ab 1971 u.d.T.: "Mitteilungen des Bezirksmuseums Landstraße") Band 23, 1975, S. 22
- Brigitte Fiala: Der Wiener Gemeinderat in den Jahren 1879 bis 1883 mit besonderer Berücksichtigung der in diesen Jahren neu eingetretenen Gemeinderäte. Diss. Univ. Wien. Wien 1974
- Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 34
- Hans Pemmer / Franz Englisch: Landstraßer Häuserchronik. Manuskript in 11 Bänden. Wien: 1958 ff., S. 71
- Wiener Communal-BIatt. Wien: Carl Fromme 1875-1915, Heft 1 (1875), S. 172
- Rudolf Stadler: Die Wasserversorgung der Stadt Wien in ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Denkschrift zur Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung im Jahre 1873. Wien: Gemeinderat 1873, S. 192, 291
- Moriz Bermann / Franz Evenbach: Die neuen Väter der Großkommune Wien: Beck & Co 1861
- Veröffentlichungen WStLA. Reihe A, Serie 3, Heft 2 (Nachlässe), S. 15