Frauenrechtsbewegung

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Marianne Saxl, Plakatentwurf, 1912
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Letzte Änderung am 27.09.2023 durch WIEN1.lanm08uns
BildnameName des Bildes Mariannne Saxl Plakatentwurf A-76731 0135.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Marianne Saxl, Plakatentwurf, 1912

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Am 21. August 1848 fand in Wien ohne Erfolg die erste Demonstration von Frauen gegen die frauenfeindliche Lohnpolitik des Arbeitsministers statt. Daraufhin konstituierte sich am 28. August 1848 unter dem Vorsitz von Karoline Perin-Gradenstein der Wiener demokratische Frauenverein, der allerdings im Oktober 1848 aufgelöst wurde (Perin wurde am 4. November verhaftet und durfte erst im April 1849 nach München emigrieren).

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts drangen Frauen immer mehr in Beschäftigungen ein, die infolge der wirtschaftlichen Entwicklung entstanden waren, wie beispielsweise Tätigkeiten in Handel und Verkehr sowie im Bank- und Versicherungswesen. Daneben strebten bürgerliche Frauen auch Berufe an, die der häuslichen Sphäre nahestanden (Erzieherin, Kindergärtnerin, Krankenpflegerin). Nachdem es lange Zeit zu keinerlei Aktivitäten mehr gekommen war, war es die bürgerlich-liberale Frauenbewegung, die sich gegen die Bevormundung und Rechtlosigkeit der Frau erhob. 1866 gründete Iduna Laube den „Wiener Frauen-Erwerb-Verein", der andere Vereinsgründungen initiierte und dessen Mitglieder den Kampf um das „Recht auf Bildung und Arbeit" aufnahmen; es war die erste größere wirtschaftliche Frauenorganisation, die sich nicht karitativen Aufgaben widmete. Ebenfalls 1866 wurde ein Mädchen-Unterstützungsverein gegründet, der sich die Aufgabe stellte, Mädchen auf einen Beruf vorzubereiten. 1888 wurde in Wien unter dem Vorsitz von Marie Bosshardt von Demerghel der "Verein für erweiterte Frauenbildung" gegründet, dem es 1892 gelang, ein Mädchengymnasium zu eröffnen, das eine Maturaitätsprüfung vorsah (Öffentlichkeitsrecht erst 1910). 1893 gründeten Auguste Fickert, Rosa Mayreder und Marie Lang den „Allgemeinen Österreichischen Frauenverein", 1899 entstand über Initiative von Marianne Hainisch der „Bund Österreichischer Frauenvereine" (dem 1914 90 Vereine angegliedert waren). Ein wichtiges Hilfs- und Agitationsmittel der Frauenverbände waren die Frauenzeitungen. Von den bürgerlich-liberalen Frauen gab der Bund Österreichischer Frauenvereine ab 8. März 1899 die Zeitschrift „Der Bund" heraus, der Allgemeine Österreichische Frauenverein ab 1899 die Zeitschrift "Die Dokumente der Frauen", Auguste Fickert außerdem die Zeitschrift "Neue Frauenleben". Die sozialdemokratisch organisierte Frauenrechtsbewegung (1890 konstituierte sich ein Arbeiterinnen-Bildungsverein) löste sich allmählich von der bürgerlich-liberalen Bewegung und gab ab 1. Jänner 1892 erstmals ein Organ der sozialdemokratischen Frauen, die "Arbeiterinnenzeitung", heraus (redigiert von Adelheid Popp); in dieser wurde bereits 1894 das Frauenwahlrecht gefordert. Am 9./10. April 1898 fand in Wien eine sozialdemokratische Frauenkonferenz statt, die die proletarische Frauenbewegung einheitlich organisieren sollte. Die Führerin der sozialdemokratischen Frauen, Adelheid Popp, setzte sich insbesondere für den Arbeiterinnenschutz ein, der bei der zweiten Frauenreichskonferenz (November 1903) ein Hauptprogrammpunkt wurde.

Die letzte Frauenrechtsbewegung war jene der katholischen Frauen, die 1907 die "Katholische Reichsfrauenorganisation" gründeten; 1910 wurde in Wien der „erste allgemeine österreichische katholische Frauentag" abgehalten, im März 1917 gab die Organisation erstmals die "Österreichische Frauenzeitung" heraus. Obwohl man sich allmählich entschlossen hatte, in den Volksschulen Lehrerinnen zuzulassen, und die Frauen auch als Post- und Telegraphenbeamtinnen Fuß fassten, war deren rechtliche Stellung sowohl im Staats- wie im Gemeindedienst äußerst schlecht, und sie konnten auch nur untergeordnete Stellungen erreichen. 1901 legte der Allgemeine österreichische Frauenverein dem Abgeordnetenhaus eine Petition vor, die die Aufhebung der Benachteiligung zum Ziel hatte, doch kam man über einige wenige Verbesserungen (etwa 1914 für das Kanzleihilfspersonal und 1917/1918 durch die Lockerung des Eheverbots) nicht hinaus. 1906 wurde in Wien die erste Beamtin eingestellt. 1916 wandte sich der Bund österreichischer Frauenvereine an das Kriegsministerium und forderte einen stärkeren Frauen- und Kinderschutz. Neben dem politisch-sozialen Engagement trat auch die von Bertha von Suttner begründete Friedensbewegung hervor (Suttner erhielt 1905 als erste Frau den Friedensnobelpreis).

Nach dem Ersten Weltkrieg zogen Frauen 1919 (nachdem ihnen das Wahlrecht zuerkannt worden war) sowohl in den Nationalrat (unter ihnen Anna Boschek, Adelheid Popp, Gabriele Proft, Therese Schlesinger und Amalie Seidel) sowie in den Wiener Gemeinderat (unter ihnen Emmy Freundlich, Dr. Aline Furtmüller [ Furtmüllerhof ], Leopoldine Glöckel, Amalie Pölzer, Adelheid Popp und Gabriele Proft) ein; bei den Nationalrats-Wahlen waren 53,9 %, bei den Gemeinderats-Wahlen 54,9 % der Wahlberechtigten Frauen. Ein entscheidender gesetzlicher Fortschritt gelang erst durch die Besoldungsordnung vom 13. Juli 1921. Der Kampf um die Gleichberechtigung der Frau führte zwar in den folgenden Jahrzehnten schrittweise zu gesetzlichen Verbesserungen (die nicht immer mit der Realität übereinstimmten), doch war eine völlige Gleichberechtigung auch Anfang der 90er Jahre noch nicht erreicht.

Quelle

Literatur

  • Die Frau im Korsett. Wiener Frauenalltag zwischen Klischee und Wirklichkeit 1848 - 1920. Hermesvilla, Lainzer Tiergarten, 14. April 1984 - 10. Februar 1985. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1984 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 88)
  • Andrea van Dülmen [Hg.]: Frauenleben im 18. Jahrhundert. München: Beck [u.a.] 1992
  • Heide Wunder: „Er ist die Sonn', sie ist der Mond". Frauenrechtsbewegung in der Frühen Neuzeit. München: Beck 1992