Verein für erweiterte Frauenbildung
48° 12' 5.71" N, 16° 21' 42.33" E zur Karte im Wien Kulturgut
Der Verein für erweiterte Frauenbildung wurde 1888 gegründet und bestand bis zu seiner Auflösung durch das nationalsozialistische Regime 1939. Die konstituierende Sitzung fand am 28. Oktober 1888 statt; Marie Glassner wurde dabei zur Präsidentin gewählt, als Vizepräsidentin fungierte Marie Boßhardt van Demerghel und als Vizepräsident Moriz Benedikt.
Von Beginn an wurde der Verein von Marie von Najmájer und Ernestine Thorsch als Stifterinnen großzügig unterstützt. Zu den Gründungsmitgliedern zählten neben dem gewählten Vorstand unter anderen auch Marianne Hainisch und Theodor Gomperz. Beitragende Mitglieder der ersten Stunde waren beispielsweise Ottilie Bondy, Marie von Ebner-Eschenbach und Marie Schwarz. Der Jahresbericht für das erste Vereinsjahr 1888/1889 verzeichnete bereits 211 Mitglieder, darunter auch zahlreiche Männer.
Zweck des Vereins war die Förderung der Frauenbildung und die Erschließung neuer und höherer Berufsarten für Frauen. Vorrangigstes Ziel war die Errichtung eines Gymnasiums für Mädchen und – längerfristig – das Frauenstudium. Der Verein trat aber auch an verschiedene Berufsgenossenschaften heran, um die Möglichkeiten einer Lehrlingsausbildung für Mädchen zur beispielsweise Uhrmacherin oder Apothekerin auszuloten. Zudem organisierte der Verein regelmäßig öffentliche Vorträge. Den Beginn machte im April 1889 Rosa Kerschbaumer, eine russisch-österreichische Augenärztin, die in der Schweiz Medizin studiert hatte, mit einem Referat über "Die ärztliche Berufsbildung und Praxis der Frauen". Außerdem bemühte sich der Verein um die Sichtbarmachung von durch Frauen erbrachten Leistungen. Es ist einer Initiative des Vereins für erweiterte Frauenbildung geschuldet, dass der Weltreisenden Ida Pfeiffer, als erster Frau, ein vom Gemeinderat der Stadt Wien gewidmetes Ehrengrab zuerkannt wurde. Sowohl die Ausgaben für das von Johannes Benk gestaltete Grabdenkmal als auch die Kosten für die Umbettung des Leichnams wurden vom Verein getragen.
Am 1. Oktober 1892 eröffnete in den von der Gemeinde Wien zur Verfügung gestellten Räumen des städtischen Pädagogiums mit 28 Schülerinnen die erste Klasse der vom Verein gegründeten gymnasialen Mädchenschule. Es handelte sich dabei nicht nur um das erste Gymnasium für Mädchen in Wien, sondern – neben dem Prager Mädchengymnasium "Minerva" – um die insgesamt zweite derartige Einrichtung in ganz Österreich-Ungarn. Im August 1910 übersiedelten der Verein und die Schule an den Standort Rahlgasse 4. 1898 traten die ersten Absolventinnen zur Reifeprüfung an, die jedoch extern an einem Knabengymnasium abgelegt werden musste. Ab 1906 konnte die Reifeprüfung an der Schule selbst abgelegt werden.
Direktionen
- Emanuel Hannak (1892-1899)
- Viktor Kraus (1901-1905)
- Anna Ogrinz (1919)
- Gertrud Herzog-Hauser (1937)
Lehrerinnen
- Cäcilie Wendt (1901-?)
- Anna Ogrinz /(1903-1904)
- Olga Steindler (1903-1904)
- Daisy Minor (1911)
Schulkomitee 1892
Quellen
- Marianne Hainisch: Seherinnen, Hexen und die Wahnvorstellungen über das Weib im 19. Jahrhundert. Vortrag gehalten im Vereine für erweiterte Frauenbildung in Wien am 14. Jänner 1896. Wien 1896 [Wienbibliothek im Rathaus, Signatur: A-44934]
- Austrian Literature Online: Jahresbericht des Vereines für erweiterte Frauenbildung in Wien. 1. Jg. 1888/1889 (1889)
- Austrian Literature Online: Jahresbericht des Vereines für erweiterte Frauenbildung in Wien. 4. Jg. 1891/1892 (1892)
- Austrian Literature Online: Jahresbericht des Vereines für erweiterte Frauenbildung in Wien. 6. Jg. 1893/1894 (1894)
- Austrian Literature Online: Jahresbericht des Vereines für erweiterte Frauenbildung in Wien. 27. Jg. 1914/1915 (1915)
Literatur
- Frauen in Bewegung: Verein für erweiterte Frauenbildung [Stand: 23.10.2019]