Israelitischer Frauen-Wohltätigkeitsverein für die Bezirke Wieden und Margareten
48° 11' 20.12" N, 16° 21' 40.03" E zur Karte im Wien Kulturgut
Vereinsgeschichte
Der „Israelitische Frauen-Wohltätigkeitsverein für die Bezirke Wieden und Margareten“, zuletzt 1938 mit dem Sitz in Wien 5., Siebenbrunnengasse 1a, gleichenorts mit der Vereinssynagoge des Israelitischen Tempelvereins für die Bezirke Wieden und Margareten, wurde im Jahr 1882 in Wien gegründet und bestand bis zum Jahr 1938. Die Proponentinnen Teresia Jacobi, Fabriksbesitzersgattin, 1882 wohnhaft in 5., Hundsturmer Straße 131, Karoline Hofmann, Produktenhändlersgattin, 5., Hundsturmer Straße 105, Karoline Mantler, Fruchthändlersgattin, 5., Hundsturmer Straße 111, Franziska Seidtner, Fabrikantensgattin, 5., Hundsturmer Straße 117, Juli Lerner, Kaufmannsgattin, 5., Hundsturmer Straße 117, (…) Leonore Spitzer, Fabrikantensgattin, 5., Margaretenplatz 9., Johana Schaffer, Kaufmannsgattin, 5., Matzleinsdorfer Straße 15, Marie Ostersetzer, Fabrikantensgattin, Dora Ostersetzer, Fabrikantensgattin, Katharina Lichtenstein, Kaufmannsgattin (…)“ reichten die Statuten am 15. Dezember 1882 bei der Vereinsbehörde ein. Der Vereinszweck lautete: "a) Die materielle Hilfe für erwiesene arme Wöchnerinnen oder sonst durch Krankheit erwerbsunfähige Frauen insbesondere; b) die alljährliche Bekleidung armer, braver, schulpflichtiger Kinder zu Beginn der Winterszeit; c) Unterstützung humaner, religiöser Vereinigungen sowie wohltätiger Zwecke“ (Statut 1885, § 2). Anspruch auf diese Leistungen hatten überwiegend nur Personen, die im 4. oder 5. Bezirk wohnten. Der Verein konnte "in Ausnahmsfällen auch außerhalb der Bezirke seine humanitären Bestrebungen entfalten (§ 3)“. Die Entscheidung, an welchen Bewerber oder welche Bewerberin das Geld ausgezahlt wurde, entschied das „Executiv-Comité der Vorstandsdamen“ (§ 4) „Ordentliche Mitglieder“ konnten diejenigen werden, die einen bestimmten Jahresbeitrag leisteten (§ 7). An der am 6. März 1898 abgehaltenen Generalversammlung des Vereins, damals noch im „Israelitischen Tempel V., Margarethenstraße 73", nahmen 35 Mitglieder teil. In der außerordentlichen Generalversammlung vom 6. April 1911 wurde beschlossen, den Vereinszweck im § 2, Punkt c) zu ändern. Er lautete ab nun statt „Unterstützung humaner religiöser Vereinigungen sowie wohltätiger Zwecke“: „Förderung anderweitiger humanitärer und wohltätiger Zwecke“ . Der Verein war in vielfältiger Form tätig. Laut Rechenschaftsbericht des Jahres 1930 betreuten die Vereinsdamen vor allem arme Kinder, sowie alte Frauen. Diese wurden nicht nur durch einmalige oder monatliche Geldanweisungen unterstützt sondern auch mit „Spenden an Naturalien wie Lebensmittel, Kohle, Mazzes, Fett als auch Bekleidungsgegenstände“. So wurden im Jahr 1930 Kleiderspenden an 28 Kinder verzeichnet. Einnahmen des Vereins kamen aus Mitgliedsbeiträgen, „allgemeine Spenden“ (…), „Tempelspenden“ und Erlösen von Veranstaltungen. [1] Der Verein wurde nach 1945 nicht wieder begründet.
Arisierung und Vereinsauflösung 1938
Die Auflösung des „Israelitische Frauen-Wohltätigkeitsvereins für die Bezirke Wieden und Margareten“ und Aufhebung seiner Rechtspersönlichkeit erfolgten aufgrund eines Bescheides des Stillhaltekommissars für Vereine, Organisationen und Verbände im Verlauf des Jahres 1938. Der Verein hatte im Jahr 1938 finanzielle Mittel in der Höhe von 875,66 Reichsmark, die unter Abzug von 20% Aufbauumlage und 5% Verwaltungsgebühr (218,91 Reichsmark) an die Fürsorgezentrale der Israelitischen Kultusgemeinde ergingen [2]
Vereinsvorstand 1885
- Präsidentin: Berta Lichtblau, 1885 wohnhaft 5., Wienstraße 67
Vereinsvorstand 1898
- Präsidentin: Amalia Trebitsch
- Vizepräsidentin: Emma Bamberger
Vorstandsmitglieder:
- Rosa Spitz, 1898 wohnhaft 5., Wehrgasse 3
- Emma Kleemann, 4., Schleifmühlgasse 11
- Emma Weihs
- Anna Stransky, 5., Friesgasse 15
- Irma Drach
- Anna Blasskopf
Vereinsvorstand 1907
- Präsidentin: Amalie Trebitsch, 1907 wohnhaft 1.,Augustengasse 3
- Vizepräsidentin: Emma Bamberger, 5., Schönbrunner Straße 26
- Kassierin: Karoline Hofmann, 6., Stumpergasse 65
- Schriftführerin: Eugenie Walter, 2., Untere Donaustraße 41
Weitere Vorstandsmitglieder:
- Ella Bachrach, 4., Schikanedergasse 11
- Anna Blasskopf, 6., Mariahilfer Straße 89
- Irma Drach, 4., Theresianumgasse 2b
- Alice Fischer, 5., Strobachgasse 8
- Risa Krishaber, 9., Hahngasse 12
- Sofie Schlesinger, 1., Neutorgasse 13
- Sara Simon, 5., Margaretenstraße 87
- Rosa Spitz, 5., Wehrgasse 3
- Emma Weiss, 4., Hechtengasse 3
Revisoren:
- Siegmund Spitz
- Siegmund Wiesner
Vereinsleiter:
- Kaiserlicher Rat Adolf Lichtblau, 5., Wienstraße 12
Vereinsvorstand 1930
- Erste Präsidentin: Karoline Hofmann
- Zweite Präsidentin: Alice Fischer
- Dritte Präsidentin: Ella Bachrach,*29. Jänner 1875 Wien, zuletzt wohnhaft 9., Seegasse 16, 24. September 1942 deportiert in das Ghetto Theresienstadt, † 15. Mai 1944 im Ghetto Theresienstadt[3]
- Schriftführerin: Klara Schönmann
- Kassierin: Melanie Jeger, *20. Juni 1879, zuletzt wohnhaft 1., Wipplingerstraße 15/12, 19.Oktober 1941 deportiert in das Ghetto Lodz, † ermordet im Holocaust[4]
- Revisor: Max Spitzer[5]
Vereinsvorstand 1938
- Präsidentin: Alice Fischer, 1938 wohnhaft 5., Strobachgasse 8[6]
Quellen
- Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 G 7, Karton 559.
- DÖW Personendatenbanken Shoa-Opfer
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: 2128/1931.
Referenzen
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: 2128/1931.
- ↑ Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 G 7, Karton 559.
- ↑ DÖW Personendatenbanken Shoa-Opfer.
- ↑ DÖW Personendatenbanken Shoa-Opfer.
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: 2128/1931.
- ↑ Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 G 7, Karton 559.