Jüdische Frauenvereine

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Charlotte von Königswarter, geb. Edle von Wertheimstein, eine der bedeutendsten Funktionärinnen in jüdischen Frauenvereinen
Daten zum Eintrag
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1816
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1938
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Jüdische Geschichte, Frauenbewegung
RessourceUrsprüngliche Ressource 
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 10.11.2023 durch DYN.krabina
BildnameName des Bildes Charlotte von Königswarter.jpeg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Charlotte von Königswarter, geb. Edle von Wertheimstein, eine der bedeutendsten Funktionärinnen in jüdischen Frauenvereinen

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


Regine Ulmann, eine der bedeutendsten Funktionärinnen in jüdischen Frauenvereinen anlässlich ihres 80. Geburtstages

Jüdische Frauenvereine in Wien bis 1938

Das Jüdische Vereinswesen in Wien von ca. 1816 bis 1938 ist ohne Frauenvereine nicht wegzudenken. Im Gegenteil, nahezu das gesamte Wohlfahrtswesen innerhalb der jüdischen Gemeinde Wien wurde von Frauen gestaltet und bis zu dessen, durch die Nationalsozialisten erzwungener Zerschlagung, von Frauen getragen. Verfolgt man die Biographien der Proponentinnen und Funktionärinnen, so fällt auf, dass sich diese in den Vereinsakten oft nur als „Rabbinersgattinnen“, „Kaufmannsgattinen“ oder „Hausbesitzersgattinnen“ wiederspiegeln. Sie hatten also in der Öffentlichkeit keine eigene Identität, entwickelten, aber innerhalb der täglichen Vereinsarbeit sehr wohl. Männliche Namen kommen in den Akten der Frauenvereine kaum vor, es sei denn, Männer fungierten als Revisoren des Vereinsbudgets. Eine Ausnahme bildete der „Brautausstattungsverein für Töchter jüdischer Kleingewerbetreibender“, bei dem hauptsächlich Männer tätig waren, dessen Vereinsmittel aber natürlich nur Mädchen und Frauen zu Gute kamen. Da die Frauen der wohlhabenden jüdischen Männer zumeist dem jüdischen bürgerlichen Milieu entstammten, diese oft nicht selbst erwerbstätig waren, hatten sie neben Haushalt und Kindererziehung Zeit, sich um die Belange ihrer Vereine zu engagieren. Dieses Engagement zeigte sich vor allem anhand der im Wiener Stadt- und Landesarchiv vorhandenen Vereinsakten und der jüdischen Zeitungen in einer immensen Aktivität. In manchen Vereinsakten sind auch Tätigkeitsberichte der Vereine enthalten, welche diese Tatsachen weiter belegen. Da jüdische Frauen in der Regel jung heirateten, hatten sie auch oft schon in jüngeren Jahren mehr Zeit für Aktivitäten neben der Familie. Sie widmeten sich voll und ganz dem Vereinsleben. Dies bestand vor allem aus dem Ansammeln finanzieller Mittel, in der Organisation von Veranstaltungen und der Verteilung der Vereinsmittel an bedürftige Mädchen und Frauen. Die Nutznießerinnen waren vor allem arme „Wöchnerinnen“, arme Bräute, Witwen, Frauen, die aus gesundheitlichen Gründen keiner Arbeit nachgehen konnten und alte, arme, vereinsamte Frauen. Ein wesentlicher Teil dessen war auch der Mädchenbildung gewidmet. Bei fast völligem Mangel an sozialer staatlicher Fürsorge während des 19. Jahrhunderts und der Zwischenkriegszeit mussten Vereine, Stiftungen und Fonds dieses Manko ausfüllen. In der jüdischen Geschichte kommt hinzu, dass das jüdische religiöse Selbstverständnis unmittelbar mit dem hohen Anspruch, Gutes (hebräisch: Mitzwot), zu tun, verbunden ist. In diesem Zusammenhang sind die jüdischen Frauenvereine, auch wenn einzelne Funktionärinnen assimilierter waren, niemals getrennt vom thoratreuen, traditionellen, ritualisierten jüdischen Leben zu sehen. Besondere Sammelaktionen und Veranstaltungen gab es bis 1938 beispielsweise immer jährlich zu den hohen Jüdischen Feiertagen, zu den Pessach[1] - und Chanukka[2]-Festen. Am Purim[3]-Tag wurden Bälle und ausgelassene Feste gefeiert, wo es für jeden Juden Pflicht ist, zu spenden. Zu Pessach wurden wegen der strengen Speisegesetze Mazzes und Lebensmittel verteilt, für die Hohen Feiertage Rosch Hashana[4] und Jom Kippur [5] Kleiderspenden organisiert und zu Chanukka Kinder beschenkt. Jüdische Frauenvereine in Wien waren nicht zum Zweck der Herauslösung der Frau aus ihrem traditionell religiösen Staus der Fürsorgenden für Ehemann und Kinder gegründet worden, sondern sie bildeten soziale Gefüge, in denen sich Frauen und Mädchen getrennt von den Männern entwickeln konnten, ohne die ihnen zugeschriebene Rolle in Frage zu stellen. Mit dem Anschluss Österreichs 1938 und den damit einhergehenden Verfolgungen von Juden und Jüdinnen nahm das rege Leben der jüdischen Vereine ein sehr schnelles Ende. Vereinslokale- und –büros wurden schon in den Wochen des März und April 1938 von NSDAP-Organisationen beschlagnahmt, Vereinsvermögen gestohlen und ab Mai 1938 durch die Gründung der Behörde Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände einer vollkommenen Enteignung zugeführt. Die vor allem von den Frauenwohltätigkeitsvereinen in nahezu jedem Wiener Bezirk fest verankerten sozialen Aktivitäten kamen zum Stillstand, was Verarmung und Verzweiflung in der jüdischen Gesellschaft bewirkten. Vereinsfunktionärinnen flohen in die Emigration oder wurden im Holocaust ermordet, nur die wenigsten von ihnen kehrten nach 1945 nach Wien zurück.

Bezirksweise Verteilung

1. Bezirk

2. Bezirk

3. Bezirk

4. und 5. Bezirk

6. und 7. Bezirk

8. Bezirk

Kein Vereinsakt im Wiener Stadt- und Landesarchiv

9. Bezirk

11. Bezirk

12. Bezirk

12. bis 15. Bezirk

13. Bezirk

16. und 17. Bezirk

18. Bezirk

19. Bezirk

20. Bezirk

21. Bezirk

Dachverband für alle jüdischen Frauenvereine

Die einzelnen Vereinstypen

Brautausstattungsvereine

Orthodox ausgerichtete jüdische Frauenwohltätigkeitsvereine

Zionistische und nationaljüdische Frauenvereine

In den späteren 1920er und 1930er Jahren wurden vermehrt zionistisch und nationaljüdisch ausgerichtete Frauenvereine gegründet, allen voran die WIZO (=“Women’s Internationale Organisation zionistischer Frauen“) mit Teilorganisationen in vielen europäischen Ländern und den USA. Dies geschah im Zusammenhang mit dem Erstarken der zionistischen Bewegung in Deutschland und Österreich vor dem Hintergrund des Aufstiegs des Nationalsozialismus. Diese Vereine kümmerten sich vor allem um die Weiterbildung in zionistischen Themen, Palästinakunde und das Erlernen der hebräischen Sprache. Hier wären zu nennen:

Von jüdischen Frauen betriebene soziale Einrichtungen

Zahlreiche Frauen bildeten in den jüdischen Wohlfahrtsvereinen, in den Einrichtungen für Kinder, Behinderte und junge Mädchen das eigentliche Rückrat, sie führten oft die Geschäfte und Buchhaltung, kümmerten sich um Freiplätze, um materielle Ausstattung und arbeiteten selbst in entsprechenden Berufen als Pädagoginnen, Fürsorgerinnen und Kinderbetreuerinnen. Hier wären zu nennen:

Übersicht: Jüdische Frauenvereine in Wien

Die Chronologie 1816-1938

Die ältesten Frauenvereine waren der „Israelitische Frauen-Wohltätigkeitsverein in Wien“[6], gegründet 1815, sowie der Verein „Israelitischer Frauenverein Greisinnenfürsorge|Israelitische Frauenverein Greisinnenfürsorge]“, 1870 gegründet in Wien. Nach und nach bildeten sich Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts mit Errichtung der großen Wiener Synagogen an denselben Standorten Jüdische Frauenvereine der einzelnen Bezirke, die in überwiegender Zahl bis zur Zerstörung 1938 bestanden.

Literatur

  • Dieter J. Hecht: Zionistische Frauenorganisationen in Österreich 1918-1938. In: transversal. Frauen im Judentum. Zeitschrift des Centrums für Jüdische Studien, 4. Jg., Nr. 1, 2003, S. 83-102.
  • Elisabeth Malleier: Jüdische Frauen in Wien 1816-1938. Wohlfahrt – Mädchenbildung - Frauenarbeit. Wien: Mandelbaum Verlag 2003.
  • Michaela Raggam-Blesch: Daughters, Rebells anmd Dreamers. Jüdische Frauen in den Metropolen Wien und Berlin am Ende des 19. Jahrhunderts und Beginmn des 20. Jahrhunderts – Versuch eines Vergleiches. In: transversal. Frauen im Judentum. Zeitschrift des Centrums für Jüdische Studien, 4. Jg., Nr. 1, 2003, S. 3-51.
  • Michaela Raggam-Blesch: Frauen zwischen den Fronten: Jüdinnen in feministischen, politischen und philanthropischen Bewegungen in Wien an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert. In: Geschlecht, Religion und Engagement: Die jüdischen Frauenbewegungen im deutschsprachigen Raum. 19. und frühes 20. Jahrhundert. Hg. von Margarete Grandner und Edith Saurer. Wien [u. a.]: Böhlau 2005, S. 25–55.
  • Michaela Raggam-Blesch: Zwischen Ost und West. Identitätskonstruktionen jüdischer Frauen in Wien. Innsbruck/Wien/Bozen: Studien Verlag 2008 (= Schiften des Centrums für jüdische Studien, Bd. 10, Studien Verlag, 2008).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wikipedia Pessach[Stand: 2.8.2021]
  2. Wikipedia Chanukka[Stand:2.8.2021]
  3. Wikipedia Purim[Stand: 2.8.2021]
  4. Wikipedia Jom Kippur[Stand: 2.8.2021]
  5. https://de.wikipedia.org/wiki/Jom_Kippur Wikipedia Jom Kippur][Stand: 2.8.2021].
  6. Elisabeth Malleier: Jüdische Frauen in Wien 1816-1938. Wohlfahrt – Mädchenbildung - Frauenarbeit. Wien: Mandelbaum Verlag 2003, S. 50-54