Johann Heinrich Steudel

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Johann Heinrich Steudel
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Steudel, Johann Heinrich
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  17742
GNDGemeindsame Normdatei 132774992
Wikidata Q1694505
GeburtsdatumDatum der Geburt 31. März 1825
GeburtsortOrt der Geburt Schaumburgergrund
SterbedatumSterbedatum 13. September 1891
SterbeortSterbeort Weikersdorf 4004168-2
BerufBeruf Gastwirt, Gemeinderat, Bezirksvorsteher, Bürgermeister-Stellvertreter
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) linksliberal
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Bürgermeister-Stellvertreter, Gemeinderat, Langes 19. Jahrhundert, Wasserversorgung, Wasserversorgungskommission, Erste Hochquellenleitung
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 24.10.2024 durch WIEN1.lanm09ua2
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 14A, Nummer 26
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  Ehrengrab
BildnameName des Bildes Johann Heinrich Steudel.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Johann Heinrich Steudel
  • 10., Favoritenstraße 76 (Wirkungsadresse)
  • 10., Steudelgasse (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Stadt Wien – Vizebürgermeister (1882 bis 1890)

Steudel Johann-Heinrich, * 31. März 1825 Schaumburgergrund, † 13. September 1891 Weikersdorf, Gastwirt, Politiker.

Biografie

Steudel war der Sohn eines Gastwirts im Wiener Vorort Schaumburgergrund. Er besuchte das Akademische Gymnasium und begann anschließend Englisch und Französisch sowie Musik und Gesang zu studieren. Da sein Vater kurz nach Studienbeginn erkrankte, musste Steudel das väterliche Gasthaus in der 4. , Himberger Straße 2 (heute: (10., Favoritenstraße 76, Steudelhof) übernehmen, ging aber bereits 1844 auf Reisen nach Bayern und Württemberg, 1845 nach Paris und London und kehrte 1846 über Frankreich, Belgien, Niederlande, Sachsen und Preußen nach Wien zurück, um endgültig den väterlichen Betrieb zu übernehmen. Grundstücksspekulationen machten ihn zu einem vermögenden Mann. Er heiratete Friederike Huebmer.

Politische Karriere

1861 wurde er in den Gemeinderat gewählt, 1867 auch in den niederösterreichischen Landtag. Als Gegenkandidat Cajetan Felders erreichte er am 28. April 1863 bei den Wahlen des Bürgermeister-Stellvertreters einen Achtungserfolg (18 Stimmen), was zu steten persönlichen Spannungen mit dem späteren Bürgermeister führte. Mitte der 60er Jahre spaltete sich die Äußerste Linke von der (liberalen) Linken im Gemeinderat ab. Steudel wurde Führer dieser Fraktion, obwohl sie formal von Franz Menter geleitet wurde und wurde nach Menters Tod (1866) Obmann. Im August 1863 wurde Steudel in die Wasserversorgungskommission gewählt, wo er sich oftmals gegen die Mehrheit der Mitglieder aus der Mittelpartei positionierte und eine kritische Position zur Realisierung der Ersten Hochquellenleitung vertrat. Bei der Abstimmung im Gemeinderat am 3. Juli 1866 stimmte er gegen die Umsetzung des Bauprojekts und war in der Neubesetzung der Kommission nicht mehr vertreten.

1867 setzte er sich für eine Revision der Wahlordnung ein und trat 1868 mit dem Vorschlag hervor, das Abgeordnetenhaus in ein direkt zu wählendes Parlament umzugestalten. Nachdem Felder 1868 Bürgermeister geworden war und Steudel 1872 neuerlich für den Posten eines Bürgermeister-Stellvertreters kandidierte, erreichte er beachtliche 46 Stimmen, bei der Bürgermeisterwahl 1874 35 Stimmen und bei der Stellvertreterwahl 1875 45 Stimmen; seine Position hatte sich also gefestigt. Steudel erkannte das wirtschaftliche Potenzial einer Wiener Stadterweiterung Richtung Süden und stellte am 3. März 1873 im Gemeinderat den Antrag, die südlich des Linienwalls entstandene Siedlung (die größtenteils zum 4., teilweise aber auch zum 3. und 5. Bezirk gehörte, infolge einer 1868–1872 begonnenen enormen Bautätigkeit bereits 386 Häuser umfasste und rund 25.800 Einwohner zählte, samt Teilen von Inzersdorf, Ober- und Unterlaa zu einem selbständigen Bezirk zu erheben, der 1874 auch tatsächlich geschaffen wurde (10. Bezirk Favoriten). Er wurde zum ersten Bezirksvorstehers des neuen Bezirks und war in dieser Position bis 1883 tätig.

Im Dezember 1874 unterzog sich Steudel auch der Bürgermeisterwahl, die er gegen Cajetan verlor. Auch die Wahl zum Vizebürgermeister konnte er nicht für sich entscheiden. Am 4. Mai 1882 wurde Steudel zum zweiten Bürgermeister-Stellvertreter gewählt und in dieser Funktion bei sämtlichen Wahlen bis zum 7. März 1889 bestätigt. Nach der Wahl von Dr. [[Johann Prix] zum Bürgermeister, der erster Bürgermeister-Stellvertreter gewesen war, rückte Steudel am 19. Dezember 1889 zum ersten Bürgermeister-Stellvertreter auf. Außerdem war Steudel 1873–1885 Reichsratsabgeordneter.

Steudel war auch im Vereinsleben aktiv und war 1861 einer der Mitbegründer und späteres Ehrenmitglied des Ersten Wiener Turnvereins. Er setzte sich im Rahmen dessen auch für die Durchsetzung der Einführung des Turnunterrichts ein. Zudem gründete er den Verein zur Wahrung der Volksrechte und den ersten Kindergartenverein und wurde Vorstandsmitglied der Ersten Kinderbewahranstalt des 10. Bezirks.

1875 wurde noch zu Lebzeiten die 10., Steudelgasse nach ihm benannt.


Literatur

  • Robert S. Budig / Gertrude Enderle-Burcel / Peter Enderle: Ehrengräber am Wiener Zentralfriedhof. Wien: Compress Verlag 1995, S. 34
  • Josef Donner: "Dich zu erquicken, mein geliebtes Wien ..." . Geschichte der Wiener Wasserversorgung von den Anfängen bis 1910. Wien: NORKA Verl. [1990], S. 46 f.
  • Felix Czeike: Vizebürgermeisteramt 4. In: Handbuch der Stadt Wien. Wien: Verlag für Jugend und Volk 96 (1981/1982), Teil II, S. 33 ff.
  • Felix Czeike [Hg.]: Cajetan Felder. Erinnerungen eines Wiener Bürgermeisters. Wien: Forum Verlag 1964
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 37
  • Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 196 f.
  • Emanuel Jellinek: Erinnerungen aus den Kinderjahren des Bezirks Favoriten. Wien: Eigenverlag 1877, S. 26
  • Rudolf Stadler: Die Wasserversorgung der Stadt Wien in ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Denkschrift zur Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung im Jahre 1873. Wien: Gemeinderat 1873, S. 113


Weblinks