Münzwardeingasse
48° 11' 40.98" N, 16° 21' 5.39" E zur Karte im Wien Kulturgut
Münzwardeingasse (6., Gumpendorf), Name inoffiziell ab 1797 (nach Parzellierung 1784) nachweisbar, benannt (1862, rechtwinkelige Verlängerung zur Hofmühlgasse) nach dem Haus des kaiserlichen Münzwardeins Sigmund Hammerschmid (1628-1703).
Diverse Literaturangaben zur Ableitung des Namens Münzwardeingasse erfordern eine Richtigstellung: Die dem Chorherrenstift St. Dorothea gehörende Hofmühle (Konskriptionsnummer 40; 6, Hofmühlgasse 7, 7a, 9, Mollardgasse 12, 12a, 12b, Turmburggasse 10-14, Sandwirtgasse 1) wurde kurz vor 1675 vom Staat gemietet, um die technischen Werkstätten der Münzstätte unterzubringen, doch schon 1675 errichtete man statt dessen ein Gebäude im Stadtgraben (Münzgraben). 1723 mietete Erzbischof Sigismund Kollonitsch die Hofmühle für das von ihm gestiftete Armen- und Invalidenspital St. Johannes Nepomuk. 1727 übersiedelte die Anstalt in ein vom Erzbischof gekauftes Gebäude in der Vorstadt Landstraße (3, Invalidenstraße 1-11; Invalidenhaus). Die Parzelle Gumpendorf 39 (6, Münzwardeingasse 2, Hofmühlgasse 14, Magdalenenstraße 32-34) bildete den Kern des Besitztums, das 1663 von Sigmund Hammerschmid († 1703), kaiserlicher Münzwardein in der Wiener Münzstätte, erworben worden war und das sich samt einem Garten ursprünglich von der Gumpendorfer Straße bis zur Mollardgasse erstreckt hatte. Von diesem Besitztum und nicht von der nur kurzfristig in der nahen Hofmühle befindlichen Filiale der Münzstätte ist der am Kernbau haftende Name "Zum Münzwardein" abzuleiten; er gab auch der Münzwardeingasse, die nach der Parzellierung des Besitztums (1784) entstand, ihren Namen. Der Kernbau (Haus "Zum Münzwardein") wurde 1824 umgebaut, der Trakt in der Münzwardeingasse 1890 in ein Fabriksgebäude umgestaltet.
Gebäude
- Nummer 2: Bernhard-Ludwig-Haus
- Nummer 7: 1935-1937 gemeinsam mit der 6., Hofmühlgasse 20 innerhalb des Wiener Assanierungsfonds erbaut.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1685: Pfarre Gumpendorf (St. Ägyd)
Quellen
Literatur
- Ernest Blaschek [Hg.]: Mariahilf einst und jetzt. Wien [u.a.]: Gerlach & Wiedling 1926 (Wiener Heimatbücher), S. 142
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1895]). Cosenza: Brenner 1967, Band 3, S. 391 f.
- Bernhard Koch: Die Geschichte der Münzstätte Wien, in: Wolfgang Häusler (Hg.): Geld - 800 Jahre Münzstätte Wien (Kat. Kunsthistorisches Museum, Kunstforum Bank Austria, Münze Österreich) 1994, S. 195 ff., besonders 205
- Robert Messner: Mariahilf im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der westlichen Vorstädte Wiens (südliche Hälfte) auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1982 (Topographie von Alt-Wien, 6), S. 109
- Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 104
- Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017