Nikolauskapelle
48° 12' 11.06" N, 16° 23' 24.96" E zur Karte im Wien Kulturgut
Nikolauskapelle (3., ehemalige Kapelle auf der Landstraßer Hauptstraße, vor der Gabelung der Erdbergstraße), Vorgängerbau der Nikolaikirche
Vorgängerbauten
Die Nikolauskapelle bzw. Nikolaikirche, eine der ältesten Kirchen des späteren Bezirks Landstraße, war älter als das von Herzog Leopold VI. (1198-1230) gegründete Zisterzienserinnenkloster St. Maria vor dem Stubentor (Nikolaikloster [3]), allerdings bestand zwischen dem Kloster und der Nikolaikirche kein rechtlicher Zusammenhang. Sie dürfte spätestens im 12. Jahrhundert als Gotteshaus einer kleinen Vorstadt an der Fernhandelsstraße nach Ungarn (dreieckiger Marktplatz vor der heutigen Rochuskirche) entstanden sein, wodurch sich das Patrozinium des Heiligen Nikolaus als Patron der Händler erklären lässt.[1]
1267 verfügte der Wiener Pfarrer Gerhard von Siebenbürgen die Betreuung der Nikolaikirche durch einen Kaplan des Himmelpfortklosters. 1397 ist von der Pfarrkirche "Beim alten St. Niklas in der Landstraße" die Rede. Bei der Osmanenbelagerung von 1529 brannte man das Nikolaikloster nieder, die Ruinen wurden 1538 abgetragen. Das Areal schenkte König Ferdinand am 18. Dezember 1540 der Stadt Wien zur Anlage eines Friedhofs (Nikolaifriedhof). Auf dem Friedhof, der den Platz vor der heutigen Rochuskirche einnahm, errichtete man 1698 eine neue Kapelle "Zum Heiligen Nikolaus".
Kapelle und Barockkirche
Diese Kapelle wurde ab 1738 durch eine stattliche Barockkirche mit eintürmiger Fassade ersetzt (Nikolaikirche; Baubeginn am 26. Jänner 1738, Vollendung im Wesentlichen 1742, Weihe am 26. Juli 1745 durch Weihbischof Josef Breitenbücher zu Ehren des heiligen Nikolaus).
Bauweise und Ausstattung der Barockkirche
Die Fassade war durch sechs dorische Wandpfeiler und vier Statuen geschmückt. Reich gegliedert war die Attika mit dem sich in ihrer Mitte erhebenden Turm, der vier Glocken besaß. Das Deckenfresko im Inneren schuf Paul Troger. Die Kirche stand inmitten der Landstraßer Hauptstraße (vor der Gabelung der Erdbergstraße), die Straße ging an beiden Seiten vorbei.
Barocke Nikolauskirche auf dem Rochusplatz
Abbruch
1784 wurde die Nikolaikirche über Weisung der Kirchenreformkommission entweiht und abgebrochen. Der sie umgebende Nikolaifriedhof wurde aufgelassen, das Gelände nach Planierung mit Bäumen bepflanzt. Das im Volksmund als "Platzl" bezeichnete Areal nahm später einen (noch bestehenden) Markt (Rochusmarkt) auf (seit 1991 auch Station der U-Bahnlinie U3).
Siehe auch: Nikolaikirche (3), Nikolaifriedhof, Nikolaikloster (3), Nikolaivorstadt, St.-Niklas-Torturm.
Quellen
- Erzbischöfliches Dom- und Diözesanarchiv, Ordinariatsakten
Weblinks
- Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zur Nikolaikirche (Stand: 30.08.2022)
Literatur
- Helmut Kretschmer: Landstraße. Geschichte des 3. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte. 2. Auflage. Wien: Jugend und Volk 1991 (Wiener Heimatkunde), S. 85
- Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 93 f.
- Richard Groner: Wien wie es war. Vollständig neu bearbeitet und erweitert von Felix Czeike. 5. Auflage. Wien / München: Fritz Molden 1965, S. 408-410
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 227
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888]). Cosenza: Brenner 1967, Band 2, S. 540 ff.
- Karl Tauchmann: Geschichte der Pfarre S. Rochus und S. Sebastian. Wien 1933, S. 8 ff.
- Die Landstraße in alter und neuer Zeit. Ein Heimatbuch. Hg. von Landstraßer Lehrern. Wien: Gerlach & Wiedling 1921, S. 69 f., S. 180
- Barbara Schedl: Klosterleben und Stadtkultur im mittelalterlichen Wien. Zur Architektur religiöser Frauenkommunitäten. Innsbruck: Studien Verlag 2009 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 51), S. 95-143
- Heike Krause: Die Vorstadt St. Niklas vor dem Stubentor und das Zisterzienserinnenkloster St. Maria. Ausgrabungen in Wien 3, Siegelgasse 1 und Rasumofskygasse 29–31. In: Fundort Wien. Berichte zur Archäologie 22 (2019), S. 138-167.