PTS Pernerstorfergasse 30-32

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Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Bildungseinrichtung Polytechnische Schule
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1879
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Benannt nach
Prominente Personen
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  • 10., Pernerstorfergasse 30-32

Frühere Adressierung

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48° 10' 35.87" N, 16° 22' 30.94" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Polytechnische Schule Pernerstorfergasse 30-32 ist eine öffentliche Polytechnische Schule im 10. Wiener Gemeindebezirk, Favoriten. Vor 1919 hieß die Pernerstorfergasse Eugengasse.

Schulgründung

Im Jahr 1878 wurde der Schulbau für eine Doppelvolksschule, also einer Volksschule für Knaben und Mädchen, auf dem Eugenplatz fertiggestellt und 1879 in Benützung genommen. Die Knabenvolksschule befand sich am Eingang Eugengasse 30-32, während die Mädchenvolksschule ihre Adresse in der Erlachgasse 31-33 hatte, die ab 1899 die Nummerierung zu 91 wechselte.

Im ersten Schuljahr 1879 leitete Josef Huber die Knabenvolksschule in der Eugengasse 30/32. Von den 637 Schülern waren vier evangelisch, neun jüdisch und der Rest römisch-katholisch. Die Mädchenvolksschule Erlachgasse 31-33 wurde von Josef Kramny geleitet und von 516 Schülerinnen besucht, von denen zwölf jüdischen Glaubens waren, der Rest römisch- katholisch. Eine Schulbibliothek war im ersten Jahr noch nicht eingerichtet.

1884: Umwandlung in Bürgerschulen

Durch die Schulgesetznovelle vom 2. Mai 1883 erfolgte eine weitgehende Reorganisation der städtischen Volks- und Bürgerschulen, welche äußerlich in der räumlichen Trennung der Volksschulen von den Bürgerschulen zum Ausdruck zu kommen hatte. Der Gemeinderat fasste am 13. Juni 1884 mehrfache Beschlüsse, auf deren Grundlage mit dem Beginn des Schuljahres 1884/1885 folgende Veränderungen für den 10. Bezirk durchgeführt wurden: Sämtliche Oberklassen wurden den zwei neuen Bürgerschulen in der Eugengasse 30-32 für Knaben und in der Erlachgasse 31-33 für Mädchen zugewiesen. Alle übrigen Schulen dieses Bezirkes sollten als fünfklassige Volksschulen mit den nötigen Parallelabtheilungen organisiert werden. Mit den beiden Bürgerschulen, von denen jede jeweils drei erste, drei zweite und eine dritte Stufe, zusammen also neun Bürgerschulklassen eröffnete, blieben nach Maßgabe der verfügbaren Räumlichkeiten unter denselben Leitungen auch je vier Volksschulklassen für Knaben beziehungsweise für Mädchen verbunden.

Ab diesem Zeitpunkt existierten also in der Eugengasse 30-32 eine Volks- und Bürgerschule für Knaben; in der Erlachgasse 31-33 existierten eine Volks- und Bürgerschule für Mädchen. Im Jahr 1884/1885 besuchten 329 Volksschüler und 555 Bürgerschüler die Knabenschule in der Eugengasse (zusammen 884 Knaben). Die Mädchenschule in der Erlachgasse 31-33 unter Karl Salava wurde von 423 Volksschülerinnen und 349 Bürgerschülerinnen besucht (zusammen 772 Mädchen). Zudem eröffnete die Israelitische Kultusgemeinde mit dem Schuljahr 1884/1885 Sammelstellen für den jüdischen Religionsunterricht für Knaben in der Erlachgasse 31-33.

Ab dem Schuljahr 1887/1888 existierten dann nur noch zwei Bürgerschulen an der Eugengasse/Erlachgasse. Die Leitungen blieben die gleichen. Die Knabenbürgerschule besuchten 712 Schülern (674 römisch-katholisch, zwei altkatholisch, zehn evangelisch, 36 jüdisch), die Mädchenbürgerschule 749 Schülerinnen (695 römisch-katholisch, fünf altkatholisch, zehn evangelisch, 38 jüdisch, eine andere Konfession). Die Bürgerschule für Knaben fungierte außerdem als gewerbliche Fortbildungsstelle für Lehrlinge und Gehilfen.

Schulausstattung

Im Jahr 1907 wurde die Schulleiterwohnung der Knabenbürgerschule Eugengasse 30-32 aufgelassen und zu einem Lehrzimmer, Lehrmittel- und Bibliothekszimmer umgewandelt. Die Schulleiterwohnung sollten nach neuesten Vorschriften von den Schullokalen vollkommen isoliert sein. Die offizielle Erklärung lautete im Verwaltungsbericht, dass eine zu große Gefährdung durch die Ausbreitung von Seuchen bestehe, wenn ein Fall in der Familie des Schulleiters auftrete.[1]

Erster Weltkrieg

Die Ereignisse des Ersten Weltkriegs hatten für die beiden Bürgerschulen vor allem eine Umsiedlung zur Folge. So wurde die Knabenbürgerschule ab dem ersten Kriegsjahr in der Knabenvolksschule Uhlandgasse 1 verlegt, und die Mädchenbürgerschule in die Mädchenvolksschule Uhlandgasse 1a. Während die fachliche Fortbildungsschule für Maschinenschlosser in der Eugengasse weitergeführt werden konnte, musste die fachliche Fortbildungsschule für Kleidermacherinnen in der Erlachgasse während der Kriegsjahre sistiert werden. Im Schuljahr 1916/1917 ist angegeben, dass sie am Enkplatz 4 im 11. Bezirk untergebracht war. Die Funktion als Religionssammelstelle für den evangelischen Religionsunterricht konnten beide Schulen offenbar auch während der Kriegsjahre beibehalten. Die Räumlichkeiten des Gebäudes in der Eugengasse wurden darüber hinaus von der Knabenbürgerschule Antonsplatz 12, von der Knabenbürgerschule Hebbelplatz 1, von der Fachschule für Maschinenschlosser Eugengasse 30, von der Fachschule für Mechaniker- und Elektrotechniker Eugengasse 81 sowie von der Fachschule für Tischler aus der Siccardsburggasse 55 mitbenützt.

Interessant anzumerken ist außerdem die vergleichsweise hohe Anzahl an jüdischen Schülerinnen und Schülern, die an den beiden Bürgerschulen eingeschrieben waren:

  • Schuljahr 1914/1915: 71 auf 667 Schüler und 90 auf 656 Schülerinnen
  • Schuljahr 1915/1916: 57 auf 650 Schüler und 104 auf 631 Schülerinnen
  • Schuljahr 1916/1917: 67 auf 607 Schüler und 117 auf 688 Schülerinnen
  • Schuljahr 1917/1018: 54 auf 562 Schüler und 109 auf 665 Schülerinnen


Aufgrund der Straßenumbenennung im Jahr 1919 residierte die Knabenbürgerschule nunmehr in der Pernerstorfergasse 30-32.

Februar 1934 und Ständestaat

Mit Dekret vom 18. Februar 1934 wurde Therese Schneider als provisorische Leiterin der Mädchenhauptschule (frühere Bürgerschule vor dem Hauptschulgesetz 1927) bestellt. Ein kausaler Zusammenhang mit dem politischen Wechsel nach den bürgerkriegsähnlichen Ereignissen im Februar 1934 als Aufstand gegen die Errichtung des Ständestaates ist ziemlich wahrscheinlich, gerade auch wegen des unmittelbaren Zeitpunktes des Leitungswechsels während des Schuljahres. Die Knabenhauptschule stand bereits seit 1. Juli 1933 unter der provisorischen Leitung von Karl Habereder. Zu diesem Zeitpunkt besuchten nur noch jeweils 16 jüdische Schülerinnen und Schüler die Hauptschule. Zum Zeitpunkt des "Anschlusses" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurden keine jüdischen Schulkinder mehr verzeichnet.

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

Die Verdrängung der französischen Sprache als Fremdsprache auf dem Lehrplan erfolgte für die Mädchen der Hauptschule erst im Schuljahr 1942/1943, für die Knaben bereits im Schuljahr 1939/1940. Alternativ wurde Englisch (und Italienisch) unterrichtet.

Während des Nationalsozialismus mussten die Schulen ihre Räumlichkeiten für nationalsozialistische Organisationen bereitstellen. So griffen beispielsweise der Bund deutscher Mädel, genauer der BDM-Untergau Wien-Südost (504), sowie die Nationalsozialistische Frauenschaft bis Ende November 1942 auf den Mädchenturnsaal zu. Vier Zimmer der Knabenhauptschule wurden von der Hauptabteilung der Deutschen Arbeiterfront (DAF) belegt, und der NSDAP-Kreis IV sowie der Nationalsozialistische Lehrerbund (NSLB) belegten Lehrzimmer für Versammlungen und Festveranstaltungen.

Aber auch andere Organisationen benützten Räumlichkeiten mit, so etwa das Pädagogische Institut der Stadt Wien und die Mädchenhauptschule Herzgasse 27.

Kriegsbedingt belegte die Kartenstelle Nummer 71 (später die Kartenstelle Nummer 65) zur Vergabe von Lebensmittelkarten dauerhaft ein Lehrzimmer der Knabenhauptschule, während in der Mädchenhauptschule ein Zimmer als Altstoffraum und drei Zimmer als Untersammelstelle für Heilkräuter benützt wurden. Das Schulgebäude der Erlachgasse/Pernerstorfergasse diente auch als Unterkunft für andere Schulen. So waren im Schuljahr 1940/1941 die Knaben aus der Puchsbaumgasse 55 sowie die Knabenhauptschule Quellenstraße 31 in der Pernerstorfergasse 30-32 untergebracht, während die Mädchen aus der Hauptschule Puchsbaumgasse 55 und die Doppelhauptschule Randhartingergasse 17 in der Erlachgasse 91 untergebracht waren. Im Schuljahr 1942/1943 war dies wiederum der Fall für die Doppelhauptschule Randhartingergasse 17.

Für das Schuljahr 1944/1945 wurde die Hauptschule in der Pernerstorfergasse 30/32 zusätzlich als "Standschule" geführt. Gelistet wurden 62 Lehrerinnen und Lehrer, die wohl nur administrativ dem Personalstand der Schule zugeschrieben wurden. Interessant ist, dass fast alle hier aufgelisteten Lehrkräfte eingezogen, krankgemeldet oder anderweitig verhindert waren, sodass sie der Lehrtätigkeit gar nicht aktiv nachgehen konnten. Es liegt nahe, dass besagte Lehrkräfte der Schule in der Pernerstorfergasse zugewiesen wurden und von dort aus mitadministriert wurden.

Laut dem Kriegsschädenplan von 1946 hatte das Schulgebäude auch einige Bombentreffer abbekommen.

Zweite Hälfte 20. Jahrhundert

Mit der Einführung des neunten Pflichtschuljahres wurde der Polytechnische Lehrgang 1964/1965 als Schulversuch, in der Folge im Regelschulbetrieb geführt. Seit 1966 gab es neben der Mädchenhauptschule einen Polytechnischen Lehrgang am Standort Erlachgasse.[2] Im Jahr 1976/1977 wurde der Standort vergrößert: Neben den 14 Knabenklassen und sieben Mädchenklassen kam eine Expositur in der Kempelengasse mit weiteren sechs Klassen hinzu. Im dem darauffolgenden Jahr 1977/1978 kam es zur Teilung des Standortes Erlachgasse, sodass ab diesem Zeitpunkt zwei Polytechnische Lehrgänge im 10. Bezirk auftauchen: einmal in der Erlachgasse 91 und einmal in der Pernerstorfergasse 30. Beide Standorte hatten jeweils eine Expositur. Die Expositur der Erlachgasse 91 lag am Josef-Enslein-Platz, während sich die Expositur der Pernerstorfergasse 30 noch immer in der Kempelengasse befand. In den darauffolgenden Jahren wurde aufgrund des Wachstums eine weitere Expositur in der Klausenburger Straße eröffnet. Ab dem Schuljahr 1989/1990 wurden aufgrund sinkender Schülerinnen- und Schülerzahlen die Standorte reduziert, sodass nur mehr die Pernerstorfergasse 30 mit einem Polytechnischen Lehrgang auftauchte. 1996/1997 wird der ehemalige Standort Fockygasse im 12. Bezirk, der zwei Jahre als Expositur geführt wurde, in die Pernerstorfergasse integriert. Im darauffolgenden Jahr 1998 wird eine Expositur in der Wendstattgasse 3 errichtet.

Gegenwart

Heute unterrichten an der PTS Pernerstorfergasse 54 Lehrerinnen und Lehrer. Es werden Schwerpunktklassen, wie etwa Fremdsprachenklassen (Italienisch und Französisch), Integrationsklassen und Kooperationsklassen geführt. Neben dem polytechnischen Lehrgang wird außerdem das Projekt Fachmittelschule (FMS) an der Schule angewandt.

Neben den Pflichtgegenständen (Deutsch, Englisch, Mathematik, Naturkunde und Ökologie, Gesundheitslehre, Politische Bildung und Wirtschaftskunde, Bewegung und Sport und Religion) werden Fachbereiche (Wahlpflichtbereiche) angeboten (Metalltechnik, Holztechnik, Mechatronik, Elektrotechnik, Handel/Büro, Tourismus, Gesundheit und Soziales, Oberstufentraining), aus denen die Schülerinnen und Schüler auswählen. Zweimal jährlich werden berufspraktische Tage zur gezielten Berufsorientierung organisiert. Auch regelmäßige Exkursionen und Lehrausgänge dienen demselben Zweck.

Quellen

  • WStLA, Kartographische Sammlung, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P10/2.120422
  • Georeferenzierter Kriegsschädenplan von 1946 in Wien Kulturgut
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stadtschulrat, A9/1 - Standesausweise: Öffentliche Schulen 1916-1945
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stadtschulrat, B4 - Standesausweise 1876-1915
  • Handbuch der Stadt Wien. 90. amtlich redigierter Jahrgang 1976. Wien/München: Verlag für Jugend und Volk [1976]
  • Handbuch der Stadt Wien. 91. amtlich redigierter Jahrgang 1977. Wien/München: Verlag für Jugend und Volk [1977]
  • Handbuch der Stadt Wien. 1988/89. 103. Jahrgang (amtlich redigiert). Wien/München: Verlag für Jugend und Volk [1989]
  • Handbuch der Stadt Wien. 1996/1997. 111. Jahrgang (amtlich redigiert). Wien: Verlag für Jugend und Volk [1997]
  • Handbuch der Stadt Wien. 1998. 112. Jahrgang (amtlich redigiert). Wien/München: Verlag für Jugend und Volk [1998]
  • Die Gemeinde-Verwaltung der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien in den Jahren 1877 bis 1879. Bericht des Bürgermeisters Dr. Julius R. v. Newald. Wien: Verlag des Gemeinderathes der Stadt Wien 1881
  • Die Gemeinde-Verwaltung der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien in den Jahren 1880 bis 1882. Bericht des Bürgermeisters Eduard Uhl. Wien: Verlag des Gemeinderathes der Stadt Wien 1884
  • Verwaltungsbericht der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien für das Jahr 1884. Vorgelegt vom Bürgermeister Eduard Uhl. Wien: Verlag des Gemeinderathes der Stadt Wien 1885
  • Verwaltungsbericht der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien für das Jahr 1885. Vorgelegt vom Bürgermeister Eduard Uhl. Wien: Verlag des Gemeinderathes der Stadt Wien 1886
  • Verwaltungsbericht der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1907. Bericht des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger. Wien: Gerlach & Wiedling, Buch und Kunstverlag 1909

Einzelnachweise

  1. Verwaltungsbericht der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1907, S. 324.
  2. PTS Pernerstorfergasse 30-32: Schulprofil und Schulgeschichte.

Weblinks