Seidengasse
48° 12' 1.31" N, 16° 20' 32.99" E zur Karte im Wien Kulturgut
Seidengasse (7., Schottenfeld), benannt (1862) nach den zahlreichen Seidenfabrikations- und -verarbeitungsstätten der Umgebung; vorher (ab 1726 Fuhrmanngasse oder Fuhrmannsgasse, ein Teil bis 1810 Schildkrotgasse; 1894 wurde die Seidengasse in Fünfhaus (zwischen Gürtel und Linienwall) einbezogen.
Gebäude
- Nummer 3-11: Druckerei- und Verlagskomplex, erbaut 1892. 1938-1945 wurde hier die Wiener Ausgabe des nationalsozialistischen " Völkischen Beobachters " gedruckt; in der Nacht zum 23. April 1945 wurde erstmals die Tageszeitung Neues Österreich herausgegeben; ab 27. August 1945 wurde hier die Tageszeitung "Wiener Kurier" (sub 1) gedruckt.
- Nummer 13: ehemaliges Studio der Sendergruppe Rot-Weiß-Rot (nach dem Abzug der Besatzungstruppen vom Österreichischen Rundfunk aufgelassen); 1972-1989 Dramatisches Zentrum, ab 1991 Literaturhaus Wien.
- Nummer 14: Wohnhaus von Emil Ertl.
- Nummer 20: Wohnhaus, errichtet 1907 nach Plänen von Hans Dworak. Die bemerkenswert qualitätvolle Fassadenplastik stammt von Jung Ruß & Co sowie von Karl Stürmer. In diesem Gebäude befand sich bis 2016 das Finanzamt für den 6., 7. und 15. Bezirk.
- Nummer 28: Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ein Zwangsarbeiterlager.
- Nummer 29: Das 1896 erbaute Haus besaß 1898-1917 Robert Guido Pattai.
- Nummer 30: Wohn- und Geschäftshaus. 1908 Fabriksanbau im Hof von Architekt Ernst Epstein.
Seidengasse 30: Wohn- und Geschäftshaus, errichtet nach Plänen von Ernst Epstein, Zustand von 1909
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: Pfarre Schottenfeld
1894 um die Seidengasse in Fünfhaus verlängert: ungerade Orientierungsnummern (ONr.) 1-43 und gerade ONr. 2-44 im 7. Bezirk, ONr. 45, 46 und 48 im 15. Bezirk. Seit 1905 ganz im 7. Bezirk.
- ab 1894: im 7. Bezirk: Pfarre Schottenfeld; im 15. Bezirk: Pfarre Fünfhaus
- ab 1899: Pfarre Schottenfeld
Seidengasse in Fünfhaus:
- ab 1892: Pfarre Fünfhaus
Literatur
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 211 f.
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 314 f.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Wolfgang Mayer: VII. Neubau. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 7), S. 52 f.
- Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 123
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 245