48° 10' 53.83" N, 16° 19' 47.43" E zur Karte im Wien Kulturgut
Meidling (12.), Vorortgemeinde, seit 1806 aus Ober- und Untermeidling bestehend (die alte Gemeinde erhielt die Bezeichnung Untermeidling [von der 1819 Gaudenzdorf und 1846 Wilhelmsdorf abgetrennt wurden], der westliche Teil wurde als Obermeidling abgetrennt und selbständig). Seit 1890/1892 namengebender Bestandteil des 12. Bezirks Meidling. Die Meidlinger Schwefelquelle, das heutige Theresienbad, war schon den Römern bekannt.
Der Name Meidling ist in der Form "Murlingen" um 1140 und als "Meverlingen" 1258 urkundlich nachweisbar (etymologisch "bei den Leuten, die an der kleinen Mauer wohnen" [-ing-Ableitung vom Diminutiv zu mittelhochdeutsch můre, Mauer]), doch dürfte der Ort bereits um 1000 bestanden haben. 1143 gehörten große Teile des Gebiets dem Stift Klosterneuburg. Im 14. Jahrhundert wird die Rote (auch Untere) Mühle erwähnt (in Betrieb bis 1770), außerdem gab es die Steyrer (Obere) Mühle (etwa an der Stelle der Chaïrevilla).
Der Altkern des Orts liegt am Anfang der Meidlinger Hauptstraße (zwischen Lobkowitzbrücke und Tivoligasse). Im 16. Jahrhundert hatte die Ortschaft schon beträchtliche Ausdehnung, doch litt sie unter den Türkeneinfällen 1529 und 1683 ebenso wie durch immer wiederkehrende Überschwemmungen des Wienflusses. Bis zur Zweiten Türkenbelagerung dominierten in Meidling Weinbau und Milchwirtschaft. Anstelle des 1683 zerstörten Niederhofs ließ Joseph I. am Rand des waldreichen Gatterhölzls einen Jagdsitz errichten. Maria Theresia stellte das nach ihr benannte Schlösschen 1766 für die Einrichtung einer Wollzeugfabrik zur Verfügung. Als diese bald darauf nach Linz verlegt wurde, gestaltete man das Gebäude 1773 zum Badehaus einer schwefelhältigen Quelle um (Theresienbad). 1819 entdeckte man eine weitere schwefelhältige Quelle (Pfannsches Mineralbad).
Die großstädtische Verbauung Meidlings begann erst Anfang des 19. Jahrhunderts im Bereich der als Uferrandstraße geführten Schönbrunner Straße (Gaudenzdorf) und entlang des Liesinger Wegs (Wilhelmsdorf). 1834 stellte der Fabrikant Bendl in seinem Betrieb in der Schönbrunner Straße die erste Dampfmaschine auf, 1856 wurde die Gasbeleuchtung eingeführt.
Zu erwähnen sind in Meidling und seiner Umgebung noch die Vergnügungslokale Tivoli und Weigl (Weigls Vergnügungsetablissement), das Gatterhölzl, das Moldauer Kreuz, das 1848 erbaute Meidlinger Schlachthaus, das Meidlinger Theater, das Hetzendorfer Schloss, die Meidlinger Kirche "Zum heiligen Johannes Nepomuk" sowie der Bahnhof Wien-Meidling und die Heckenast-Burian-Kaserne.
Siegel
Der Vorort Meidling führte ein Siegel, das einen halbrunden Schild, von einem vierpaßartigen Ornament umgeben, in dem Schild fünf Stielrosen in einem am oberen Rand mit Punkten verzierten Topf. Umschrift: INSIGILL · DER ·GEMEIN · ZV ·MEITLING. Nach der Teilung 1806 in Ober- und Untermeidling führte Obermeidling ein Schriftsiegel mit der Aufschrift BÜRGERMEISTER OBER MEIDLING. Untermeidling führte im Siegel eine Frauengestalt als ganze Figur, in der Rechten ein Schwert, in der Linke eine Waage (Themis/Justitia). Umschrift: ¤ [Rosette] GEMEINDE UNTER-MEIDLING.
Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Meidling.
Häuser
- 1258: 17
- 1340: 39
- 1428: 31
- 1458: 32
- 1516: 31
- 1590: 30
- 1732: 35
- 1751: 29
- 1787: 42
- 1794: 87 (54 Untermeidling, 33 Obermeidling)
- 1814: 110
- 1820: 134
- 1822: 125 (76 Untermeidling, 49 Obermeidling)
- 1830: 133 (83 Untermeidling, 50 Obermeidling)
- 1840: 152 (98 Untermeidling, 54 Obermeidling)
- 1843: 159 (102 Untermeidling, 57 Obermeidling)
- 1846: 55 (Obermeidling)
- 1851: 267 (153 Untermeidling, 59 Wilhelmsdorf, 55 Obermeidling)
- 1857: 356 (294 Untermeidling und Wilhelmsdorf, 62 Obermeidling)
- 1869: 596 (529 Untermeidling und Wilhelmsdorf, 67 Obermeidling)
- 1880: 805 (732 Untermeidling mit Wilhelmsdorf, 72 Obermeidling)
- 1890: 953 (851 Untermeidling mit Wilhelmsdorf, 102 Obermeidling).
Einwohner
- 1569: 1.000 (Kommunikanten: Pfarre)
- 1782: 525
- 1794: 697
- 1820: 1.182
- 1830: 1.533 (1.110 Untermeidling, 423 Obermeidling)
- 1840: 1.991 (1.191 Untermeidling, 800 Obermeidling)
- 1846: 4.147 (3.096 Untermeidling, 1.051 Obermeidling)
- 1851: 4.498 (3.496 Untermeidling und Wilhelmsdorf, 1.002 Obermeidling)
- 1857: 7.298 (5.882 Untermeidling, 1.416 Obermeidling)
- 1869: 19.665 (18.132 Untermeidling, 1.533 Obermeidling)
- 1880: 34.057 (31.551 Untermeidling, 2.506 Obermeidling)
- 1890: 41.767 (38.780 Untermeidling, 2.987 Obermeidling).
Häuserschematismen
Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.
Obermeidling
- Anton Czapek: Vollständiges Häuserbuch der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien : sammt Umgebung. Wien: k. k. Hof- u. Staatsdruckerei 1869
- Peter Smöch: Häuser-Schema der K. K. Reichs-Haupt- und Residenzstadt Wien: mit deren zehn Bezirken und den Vororten. Wien: F. Olischer & F. Höllrigl 1875
- Kataster der Vororte Wiens. Wien: Lechner 1888
Untermeidling
- Anton Czapek: Vollständiges Häuserbuch der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien : sammt Umgebung. Wien: k. k. Hof- u. Staatsdruckerei 1869
- Peter Smöch: Häuser-Schema der K. K. Reichs-Haupt- und Residenzstadt Wien: mit deren zehn Bezirken und den Vororten. Wien: F. Olischer & F. Höllrigl 1875
- Kataster der Vororte Wiens. Wien: Lechner 1888
Ortsrichter
- Anton Mandl, Besitzer des Pfann'schen Mineralbads (1848)
- Josef Flurschütz (1856-1862; Flurschützstraße)
Bürgermeister
(Listen des Bezirksmuseums Meidling)
Obermeidling:
- Georg Moser, Kaufmann (1850-1852)
- Franz Schärf und Thomas Wittag (1852-1865)
- Franz Schreyvogel, Bäcker (1866-1869)
- Thaddäus Frantz, Fleischhauer(1869-1888)
- Josef Ftaznik, Spengler (1888-1891)
Untermeidling:
- Anton Schrankel, Wundarzt (ab 18. Juni 1850)
- Werner Rauch, Uhrmacher (1859-1870; Rauchgasse)
- Ignaz Zelebor, Glaser (1870-1885; * 1816, † 1890; Ignazgasse, Zeleborgasse)
- Josef Schneiderhan, Bäckermeister (1885-1891)
Quellen
- Pläne des Franziszeischen Katasters von Meidling: WStLA, Franziszeischer Kataster, P1 - Pläne: 7
- Wienbibliothek Digital: Jaro Franz-Ferron: Neu-Wien. Ein Rückblick auf die Geschichte der am 21. December 1891 zur Commune Wien einverleibten Vororte-Gemeinden. Korneuburg: Kühkopf 1892
- Wienbibliothek Digital: Michael Hahn: Der Bezirk Sechshaus. Eine Beschreibung der Ortschaften Braunhirschen, Fünfhaus, Gaudenzdorf, Ober- und Untermeidling mit Wilhelmsdorf, dann Reindorf, Rustendorf und Sechshaus in historischer, topographischer, statistischer, commerzieller und industrieller Beziehung. Wien: Ullrich 1853
Literatur
- Hans W. Bousska: Die Gemeindebauten der Stadt Wien. In: Meidling. Blätter des Bezirksmuseums 45 (1999), S. 3 ff.
- Hans W. Bousska: "Führn S' mi hinaus, hinaus aufs Tivoli zum Strauß ..." Johann Strauss (Vater) und das Tivoli in Meidling. In: Meidling. Blätter des Bezirksmuseums 48 (1999), S. 3 ff.
- Hans W. Bousska: Die Pfarre Namen Jesu (12, Darnautgasse 5). Geschichte des Pfarrzentrums und seiner Gebäude. In: Meidling. Blätter des Bezirksmuseums 53/54 (2001)
- Hans W. Bousska u. a.: 90 Jahre Kapsch in Meidling. In: Meidling. Blätter des Bezirksmuseums 56 (2002)
- Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. XIV, Taf. H
- Wolfgang E. Lorenz: Die Pfarre Maria Lourdes (12, Haschkagasse 5). Die Meidlinger Pfarre. In: Meidling. Blätter des Bezirksmuseums 58 (2003)
- Ludwig Varga: Die Philadelphiabrücke. In: Meidling. Blätter des Bezirksmuseums 46/47 (1999)
- Ludwig Varga: Das Philadelphiatheater. In: Meidling. Blätter des Bezirksmuseums 55 (2002)
- Ludwig Varga: Der Bahnhof Meidling, In: Meidling. Blätter des Bezirksmuseums 57 (2003), S. 3 ff.
- Ernst Weber: "D'Leut hab'n z'wenig Geld". Der Volksdichter und Komponist Carl Lorens (1851-1909) als Chronist des späten 19. Jahrhunderts, in: Meidling. Blätter des Bezirksmuseums 49/50 (2000), S. 3 ff.
Bevölkerungsgeschichte
- Historisches Ortslexikon. Statistische Dokumentation zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte. Wien: http://www.oeaw.ac.at/fileadmin/subsites/Institute/VID/PDF/Publications/diverse_Publications/Historisches_Ortslexikon/Ortslexikon_Wien.pdf