Meidlinger Hauptstraße
48° 10' 43.95" N, 16° 19' 47.59" E zur Karte im Wien Kulturgut
Die Meidlinger Hauptstraße im 12. Bezirk wurde 1864/1868 benannt nach dem gleichnamigen früheren Vorort Meidling, den sie von Norden nach Süden durchzieht; zuvor war sie einfach die Hauptstraße; Verlängerung 16. Februar 1905 (Stadtrat), Abtrennung des südlich der Pottendorfer Linie gelegenen Teils als Wurmbstraße (19. August 1910 Stadtrat). Sie führt, vom Wiental ansteigend, zur Südbahn. Heute ist die Straße großteils Fußgängerzone.
Nach der Eingemeindung Meidlings (1890 / 1892) entwickelte sich die vom Tal des Wienflusses mit der Lobkowitzbrücke und der hier 1898 eröffneten Oberen Wientallinie der Stadtbahn zur im Einschnitt unter der Philadelphiabrücke verlaufenden Südbahn ansteigende Straße zur Hauptgeschäftsstraße des zwölften Bezirks. Sie ist auch für Fahrgäste der Badner Bahn (Lokalbahn Wien-Baden) sehr gut erreichbar, da diese bei der Philadelphiabrücke eine Haltestelle hat. Die Frequenz wurde durch die 1962 eröffnete Wiener Schnellbahn (Floridsdorf - Meidling) und ihren südlichen Außenast über Liesing (23. Bezirk) und Mödling bis Wiener Neustadt weiter verstärkt. Die Straße wurde später großteils verkehrsberuhigt bzw. Fußgängerzone, hatte allerdings noch Straßenbahnbetrieb.
Nach der Fertigstellung der U6 von der Längenfeldgasse im Wiental zur Station Philadelphiabrücke (heute Bahnhof Wien-Meidling mit Südbahn, Pottendorfer Linie, Donauländebahn, Verbindungsbahn nach Hütteldorf und Penzing) wurde der Betrieb der Straßenbahnlinie 8 in der Meidlinger Hauptstraße 1989 eingestellt (was längere Diskussionen auslöste) und die Straße nun komplett zur Fußgängerzone umgestaltet (Planung Boris Podrecca). Als solche wurde sie am 7. Mai 1994 mit einem Volksfest offiziell eröffnet.
Die Straße weist unterschiedliche Straßenbreiten auf, je nachdem, ob historische Gebäude noch bestehen oder im Interesse der Straßenverbreiterung demoliert worden sind.
Neugestaltung
2010 fand ein EU-weiter, offener Realisierungswettbewerb "Gestaltung Fußgängerzone Meidling" statt. Wichtige Vorgaben waren die Alltagstauglichkeit der Möblierung, die Barrierefreiheit, die Möglichkeiten für gefahrloses wegbegleitendes Spiel, die Vielfältigkeit der angebotenen Treffpunkte und Aufenthaltsbereiche sowie die attraktive Anbindung der Meidlinger Hauptstraße an die Umgebung. Wesentliches Merkmal des Siegerprojekts vom Team WES LandschaftArchitektur Hamburg & DI Kurt Traxler ist der neue, in grau- und ockerfarbenen Tönen gehaltene "Belagsteppich". Dieser variiert im Bereich wichtiger Aufenthalts- und Platzflächen. Der erste Teilabschnitt zwischen Schönbrunner Straße und Tivoligasse/Reschgasse wurde im November 2014 fertiggestellt, der zweite zwischen Sechtergasse und Eichenstraße im November 2015. 2016 konnte der Abschnitt zwischen Pohl- und Sechtergasse realisiert werden. Der letzte Teilabschnitt zwischen Reschgasse und Pohlgasse wurde im November 2017 fertiggestellt. Der Oberflächenbelag wurde erneuert, Sitzsteine und Bänke wurden aufgestellt und neue Bäume gepflanzt. Die bestehenden Plätze und Teilräume der Meidlinger Hauptstraße wurden durch verschiedene Sitzmöbel, schlanke Lichtstelen und unterschiedliche Wasserinstallationen gezielt aufgewertet. Somit soll ein vielfältiges Angebot für alle Nutzerinnen und Nutzer entstehen. Eine "Platanenterrasse" in Form eines geschnittenen Baumdaches und ein "Lindenteppich" bilden grüne raumbildende Elemente.
Gebäude
(Die Nummerierung beginnt im Norden, im Wiental. Gebäude mit ungeraden Nummern befinden sich an der östlichen, mit geraden Nummern an der westlichen Straßenseite.)
- Nummer 2, Ecke Schönbrunner Straße 259: Magistratisches Bezirksamt für den 12. Bezirk.
- Vor Nummer 3: Bildstock (Rundsäule auf Vierkantsockel, die einen Quader mit zwei Reliefs trägt (über der Jahreszahl 1687 "Bekehrung des Saulus", über der Jahreszahl 1756 Gnadenstuhl); vermutlich eine Pestsäule.
- Nummer 5: Müller-Fembeck-Hof (an der Stelle des Gemeindegasthauses "Zum goldenen Lamm"); im Hausflur Gedenktafel mit Porträtrelief von Josef Müller-Fembeck.
- Nummer 8-14 (Theresienbadgasse 7-9): August-Fürst-Hof; Majoliken von Leopold Schmid (1955; historische Wappen der ehemaligen Vorortgemeinden).
- Nummer 16-18: 1935 mit Hilfe des Wiener Assanierungsfonds errichtet
- Nummer 12-14 (Theresienbadgasse 2): Keramikmosaik "Abstrakte Felderteilung" von Rotraut Brauneis (1956).
- Nummer 17: ehemaliges Schulhaus, erbaut 1753, in Verwendung bis 1862.
- Nummer 19: Während der ersten nationalsozialistischen Terrorwelle warf am 12. Juni 1933 ein Attentäter eine Bombe in das im Haus befindliche Juweliergeschäft, die den Besitzer Norbert Futterweit und einen Passanten tötete.
- Nummer 20-22: 1. Meidlinger Kinotheater.
- Nummer 26: Füchselhof.
- Nummer 79 (Wilhelmstraße 70): Mosaike (darunter die Lokomotive "Philadelphia" mit Tender und Waggon; Philadelphiabrücke).
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1864/68: Pfarre Meidling
(1905 verlängert von Meidlinger Friedhof bis Wienerbergstraße; 1910 von der Pottendorfer Linie bis Wienerbergstraße in Wurmbstraße umbenannt.)
Quellen
Literatur
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Meidling. Vom Wienfluß zum Wienerberg. Wien: Mohl 1992, Register
- Wolfgang Mayer: XII. Meidling. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 12), S. 46 ff.
- Verwaltungsbericht der Stadt Wien 1905, S. 121
- Wiener Zeitung, 18.11.2014, S. 19
- Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017
- Werkstattbericht Nummer 110