VS Kopernikusgasse 15
48° 11' 45.82" N, 16° 21' 9.53" E zur Karte im Wien Kulturgut
Die VS Kopernikusgasse 15 war eine öffentliche Volksschule im 6. Wiener Gemeindebezirk, Mariahilf.
Schulgeschichte
Das Schulgebäude Kopernikusgasse, welches sich in einem Doppelschulgebäude mit der Volksschule in der Corneliusgasse 6 befindet, wurde 1869/1870 in der Amtszeit des Bürgermeisters Dr. Cajetan Felder erbaut. Die Geschichte der beiden Schulen reicht aber wesentlich weiter zurück. Obwohl in der Schulchronik der Kopernikusgasse eine Gründung im Jahr 1821 vermutet wird, liegen bis zum Jahr 1826 keine Schulakten vor. In diesem Jahr hat die Anstalt also mit Sicherheit schon existiert. Ein Prüfungskatalog vom 20. September 1826 weist nach, dass sich die Schule zum damaligen Zeitpunkt als Trivialschule in der Pfarre St. Ulrich in der Vorstadt Neubau befunden hat. Die damalige Adresse war Mondscheingasse 164. Die Anstalt hatte zwei Klassen und zwei Lehrzimmer mit einer Schüler- und Schülerinnenzahl von 133. Ab dem Jahr 1841 befand sich das Schulhaus in der Vorstadt Neubau, Holzplatzel 141. Im Jahr 1850 wurde diese Anstalt aufgelassen, die Lehrgegenstände und das Lehrpersonal wurden in der neu errichteten Pfarrhauptschule für Mädchen in der Bürgerspitalgasse 10 weiterverwendet.[1] Im Jahr 1880 wurde die Schule in die Stumpergasse 56, von dort schließlich in das Schulgebäude der ehemaligen Bürgerschule für Mädchen in der Kopernikusgasse 15 verlegt. Zwischen 1886 und 1911 wurde die Schule vom bekannten Methodiker Emanuel Bayr geleitet, dessen besonderes Augenmerk die Einführung der Steilschrift war.[2] Durch diese Tätigkeit erlangte er eine beachtliche Bekanntheit in ausgewählten Kreisen und publizierte auch selbst Ratgeber zur technischen Umsetzung der Schrift.
Erster Weltkrieg
Bereits am 3. August 1914 wurden sechs Lehrzimmer der Anstalt freigemacht, damit diese von Militär belegt werden konnten. Es mussten sämtliche Lehrgegenstände entfernt werden, damit der Fußboden mit Stroh ausgelegt werden konnte. Auf den Gängen wurden Waschkästen und Wasserkübel aufgestellt. Am 23. August wurde auch in der Kopernikusgasse eine Station für die Jugendfürsorge eröffnet. Hier sollten Lehrpersonen auf aufsichtslose Kinder aufpassen. Im September wurde die gesamte Schule aus der Gumpendorfer Straße 4 in der Kopernikusgasse einquartiert, da ihr eigenes Gebäude von Militär belegt war. Für beide Anstalten wurde Halbtagsunterricht eingeführt.[3]
Zwischenkriegszeit
Da nach Ende des Ersten Weltkrieges noch eine große Anzahl an Schulkindern wegen der Kinderlandverschickung in Ungarn weilte und erst im Laufe des Septembers zurück nach Wien kam, begann der regelmäßige Unterricht erst am 19. September 1918. Zu dieser Zeit wurde in den Schulen des 6. Bezirks probeweise der schulärztliche Dienst eingeführt. Insbesondere kränkliche Kinder sollten zwei Mal im Monat untersucht werden. Zum Schuljahr 1919/1920 wurde in allen Volks- und Bürgerschulen Wiens der ungeteilte Vormittagsunterricht eingeführt, was bedeutete, dass alle Hauptgegenstände vormittags, alle Wahlgegenstände nachmittags stattzufinden hatten. Der Lehrkörper hatte auch Eigeninitiative zu zeigen und sollte sich durch Vorträge und Kurse selbst fortbilden. Im Jänner 1929 bemerkt der Chronist der Schule eine außergewöhnliche Kälteperiode, bei der es morgens etwa -20 Grad Celsius hatte. Es war der kälteste Jänner seit Messbeginn im Jahre 1776.[4] Zu Beginn des Schuljahres 1930/1931 wurde ein neu errichteter Kindergarten in der Kopernikusgasse eröffnet. Mit Beginn des Schuljahres 1933/1934 wurden die beiden Schulen in der Corneliusgasse und der Kopernikusgasse unter einer Leitung vereint.[5]
Zweiter Weltkrieg
Während des Zweiten Weltkrieges waren die Tätigkeiten in der Schule stark eingegrenzt. So erschienen die Schulkinder zwischen Jänner und März 1943 beispielsweise nur einmal wöchentlich in der Schule, um ihre Aufgaben entgegenzunehmen. Anfang 1944 wurde mit Hochdruck an der Verschickung der Kinder in Landgemeinden gearbeitet, um sie vor Bombenangriffen auf die Stadt in Sicherheit zu bringen. Bis zum 17. Februar wurden bereits 169 in Landgemeinden untergebracht. Am 15. März 1944 wurden die Kinder den Schulen in der Corneliusgasse, der Spalowskygasse, der Hirschengasse und vom Loquaiplatz in letztgenanntem Gebäude zusammengefasst. Das Gebäude in der Corneliusgasse/Kopernikusgasse war in der Zwischenzeit vom Militär beschlagnahmt worden, es zogen die Verwaltungslehrgänge des Wehrkreises XVII ein. Da am 26. Februar 1945 die Schule am Loquaiplatz von Bombentreffern schwer beschädigt worden war, wurde die Schule Corneliusgasse in das Schulgebäude in der Spalowskygasse verlegt. Von 2. April bis 23. April 1945 war die Schule geschlossen.
Nachkriegszeit
Am 22. Mai 1945 konnte man in ein wieder instand gesetztes Schulgebäude in der Corneliusgasse einziehen, welches von starken Kriegsbeschädigungen verschont geblieben war. Die Schule wurde mit 348 Mädchen und Knaben, die auf zehn Klassen aufgeteilt waren, bezogen. Als neuer Schulleiter wurde Herr Oberlehrer Benedikt Felix im Zuge der Wiedergutmachung berufen. Dieser war bis 1934 Lehrer an der Schule Albertgasse 52 angestellt gewesen, war in diesem Jahr aber wegen politischer Gegnerschaft seines Amtes enthoben worden.[6] Am 8. September 1945 wurden die beiden Schulen aufgrund der stark ansteigenden Schüler- und Schülerinnenzahl getrennt. Durch die Auflösung der Knabenvolksschule in der Spalowskygasse zu Beginn des Schuljahres 1952/1953 wurden mehrere Klassen der Schule in der Corneliusgasse eingegliedert.[7] In den 1950er Jahren sanken die Zahlen der Schüler- und Schülerinnenzahlen aber rapide, weshalb die beiden Volksschulen Corneliusgasse und Kopernikusgasse im Jahr 1954 unter einer gemeinsamen Leitung zusammengezogen worden waren. Zum letzten Mal, wie sich später zeigen sollte. Ab 1959 war die Schule nur mehr unter der Bezeichnung „Volksschule für Knaben und Mädchen Corneliusgasse 6“ existent.[8]
Quellen
Einzelnachweise
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schule: Corneliusgasse 6 / Kopernikusgasse 15, B51 – Schulchronik: Bd. 1, 1821-1889.
- ↑ Ernest Blaschek: Schul- und Bildungswesen. In: Mariahilf. Einst und jetzt. Wien: Gerlach & Wiedling Verlag 1926 (Wiener Heimatbücher, 6), S. 215.
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schule: Corneliusgasse 6 / Kopernikusgasse 15, B51 – Schulchronik: Bd. 8, 1911-1918.
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schule: Corneliusgasse 6 / Kopernikusgasse 15, B51 – Schulchronik: Bd. 9, 1918-1930.
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schule: Corneliusgasse 6 / Kopernikusgasse 15, B51 – Schulchronik: Bd. 10, 1930-1940.
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schule: Corneliusgasse 6 / Kopernikusgasse 15, B51 – Schulchronik: Bd. 11, 1940-1945.
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Schule: Corneliusgasse 6 / Kopernikusgasse 15, B51 – Schulchronik: Bd. 12, 1944-1953.
- ↑ Karl König: Das Mariahilfer Schulwesen. In: Das Wiener Heimatbuch. Mariahilf. Wien: Arbeitsgemeinschaft des Wiener Heimatkundemuseums 1963, S. 183-185.