Bürgerspital-Gottesacker

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Der Bürgerspital-Gottesacker auf der Wieden, im Vordergrund die Karlskirche. Ausschnitt aus dem Huber-Plan (erschienen 1778).
Daten zum Objekt
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48° 11' 52.81" N, 16° 22' 15.44" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der Bürgerspital-Gottesacker mit Karlskirche am Nagel-Plan (1780/81).

Bürgerspital-Gottesacker, auch Gottesacker auf der Wieden, Armensünder-Gottesacker (4, neben der heutigen Karlskirche, begrenzt von Argentinierstraße, Paniglgasse und über die Karlsgasse hinausreichend).

Der alte, bereits seit dem Mittelalter genutzte Friedhof des Spitals lag auf der gegenüberliegenden Seite des Wienflusses vor dem Kärntnertor (Kolomanfreithof) und war dem Ausbau der Stadtbefestigung im Weg. Er wurde spätestens in den 1640er Jahren aufgelassen.

Der Friedhof wurde 1571 am Rande der Vorstadtbesiedlung errichtet (am Bild links oben zu erkennen). Der alte Kolomanfreithof ist hier noch hinter der Bürgerspitalkirche (rechts) zu erkennen. Ausschnitt aus: Vogelschau von Wien, Jakob Hoefnagel (1609).

1571 erwarb die Stadt Wien hier auf kaiserlichen Befehl ein Grundstück zur Errichtung eines neuen Friedhofs. Dieser diente zum einen der Pfarre St. Stephan zum Begräbnis der Verstorbenen der zu seinem Pfarrgebiet gehörenden Vorstadt Wieden. Zum anderen wurden hier wahrscheinlich schon von Beginn an auch die Verstorbenen des Bürgerspitals bestattet, dies belegen Akten des Jahres 1640, als der Friedhof offiziell in den Besitz des Bürgerspitals überging. Das Bürgerspital sollte die Kosten für den Neubau des Totengräberhäuschens decken, weshalb es sich erfolgreich an den Stadtrat mit der Bitte um Übernahme des Gottesackers wandte.

Vermutlich erst danach entstand eine Kapelle, die 1683 im Zug der Zweiten Osmanischen Belagerung zerstört wurde. Daraufhin erfolgte die Wiederherstellung des Friedhofs und ab Ende 1698 oder Anfang 1699 auch die Wiedererrichtung einer Kapelle (Augustinkapelle). Die 1701 fertiggestellte Kapelle kostete dem Bürgerspital insgesamt 4031 Gulden. Im 18. Jahrhundert erfolgten mehrmalige Umbauten und Vergrößerungen, die aus dem Kirchenvermögen und durch Spenden finanziert wurden. Beisetzungen fanden nicht nur am Friedhof, sondern auch in der Kapelle statt. Ungeklärt ist jedoch, ob die Kapelle schon bei der Errichtung dem heiligen Augustinus geweiht war, mit großer Sicherheit besteht aber ein Zusammenhang mit der in der Georgskapelle der Augustinerkirche ansässigen Totenbruderschaft.

Von der 1638 auf Initiative von Kaiserin Eleonore von Gonzaga (1598–1655, Witwe Ferdinands II.) gegründeten Totenbruderschaft wurden Hingerichtete auf dem Friedhof bestattet, weshalb er auch die Bezeichnung Armensünder-Gottesacker trug; dieser dafür genutzte Sektor war vermutlich ungeweiht.

Der Bürgerspital-Gottesacker. Stich von Salomon Kleiner, 1737

Nach der Zweiten Osmanischen Belagerung fiel zumindest ein Teil des Gottesackers in die für Verteidigungszwecke unbebaute Zone von 380 Meter.

Ab dem Jahr 1759 erfolgte hier auch die Beisetzung der Verstorbenen aus dem Hofspital am Rennweg.

Im Zug der Friedhofsaufhebungen innerhalb des Linienwalls unter Joseph II. erfolgte auch die Auflassung des Bürgerspital-Gottesackers. Dieser wurde ab 1784 nicht mehr belegt und in der Folge das Gelände eingeebnet und die Kapelle abgerissen, im Verlauf dieses Jahres wurden die Verstorbenen auf den Matzleinsdorfer Kommunalfriedhof überführt. Der finalen Parzellierung und Versteigerung des Areals 1807 gingen Zwischennutzungen durch das Militär und eine vorübergehende Rückgabe an das Bürgerspital voraus.

An den 1741 auf dem Bürgerspital-Gottesacker begrabenen Antonio Vivaldi erinnert heute noch eine Gedenktafel am Hauptgebäude der Technischen Universität.

Bestattete Personen

Im Wien Geschichte Wiki gibt es 1 Eintrag von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.

BildName des BildesPersonennameBerufBerufGeburtsdatumDatum der GeburtSterbedatumSterbedatumGrabstelle
Vivaldi.jpgAntonio VivaldiPriester
Komponist
Geigenvirtuose
Musikpädagoge
4 März 167828 Juli 1741

Literatur

  • Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Wien: Falter-Verlag 1988, S. 36 ff.
  • Elke Doppler / Christian Rapp / Sándor Békési [Hg.], Am Puls der Stadt. 2000 Jahre Karlsplatz. Wien: Czernin 2008 (Ausstellungskatalog zur 348. Sonderausstellung des Wien Museums), S. 302 ff.
  • Gerhard Fischer: Antonio Vivaldis letzter Sommer. Wien: Daedalus 2012
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 231
  • Carl Hofbauer: Die Wieden mit den Edelsitzen Conradswerd, Mühlfeld, Schaumburgerhof und dem Freigrunde Hungerbrunn. Historisch-topographische Skizzen zur Schilderung der Vorstädte Wiens. Wien: Gorischek 1864, S. 166 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888]). Cosenza: Brenner 1967, Band 2, S. 160 ff.
  • Michael Lorenz: "Haydn Singing at Vivaldi's Exequies: An Ineradicable Myth". Wien 2014
  • Sarah Pichlkastner: Eine Stadt in der Stadt. InsassInnen und Personal des frühneuzeitlichen Wiener Bürgerspitals – eine Studie anhand exemplarischer Untersuchungszeiträume. Wien 2020, S. 137-148
  • Sarah Pichlkastner / Manuel Swatek: Fürsorge und Ökonomie. Das Wiener Bürgerspital um 1775. Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs, Reihe B: Ausstellungskataloge, Heft 97, Wien 2017
  • Leopold Senfelder: Öffentliche Gesundheitspflege und Heilkunde. In: Alterthumsvereine zu Wien [Hg.], Geschichte der Stadt Wien. Band 6: Vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt der Kaiserin Maria Theresia, 1740, Teil 3. Wien: Holzhausen 1918, S. 206–290 (zum Friedhof mit einer Lageskizze S. 253 ff.)
  • Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung (Hg.): Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien, Bd. 1. Wien 1992, S. 42-44