Leopold Liegler

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Leopold Liegler
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Liegler, Leopold
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Brendel, Ulrik
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  16530
GNDGemeindsame Normdatei 13578834X
Wikidata Q55677424
GeburtsdatumDatum der Geburt 30. Juni 1882
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 9. Oktober 1949
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Schriftsteller, Literaturhistoriker, Kritiker, Beamter
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus, Forschungsinstitut Brenner-Archiv der Universität Innsbruck
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Karl Kraus (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 12.04.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Grab 73/3/98
BildnameName des Bildes LeopoldLiegler.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Leopold Liegler

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Leopold Liegler, * 30. Juni 1882 Wien, † 9. Oktober 1949 Wien, Beamter, Schriftsteller, Literaturhistoriker, Kritiker.

Biografie

Leopold Liegler wurde 1882 als Sohn des gelernten Maurers Leopold Liegler (1831–1905) und der Hausbesorgerin Katharina Letofsky (1854–1915) in ärmliche Verhältnisse geboren. Er besuchte die Unterstufe eines Gymnasiums, die er 1899 abschloss. Anschließend nahm er eine Stelle im Finanzministerium an und besuchte nebenbei ein Abendgymnasium, um die Matura nachzuholen. 1914 wechselte er als Buchhalter und Kassier zur Österreichischen Akademie der Wissenschaften und stieg dort bis zu seiner Pensionierung 1946 zum Verwaltungsinspektor auf. Liegler war mit Margarethe Frenzel verheiratet, die 1944 verstarb.

Seine literarische Bildung brachte Liegler sich autodidaktisch bei. Ab 1910 verfasste er Literatur- und Theaterkritiken, teilweise unter dem Pseudonym Ulrik Brendel. Er publizierte in einem breiten Spektrum an Organen, unter anderem zählte dazu das "Wiener Montagblatt", "Der Brenner", "Aktion", die "Wiener Zeitung", die "Arbeiterzeitung" oder "Die graphischen Künste". In Ersterer erschienen einige begeisterte Artikel zu Karl Kraus, die dieser in seiner eigenen Zeitschrift "Die Fackel" teilweise abdruckte. Ein persönlicher Kontakt zwischen den beiden bestand zu diesem Zeitpunkt nicht. 1912 nahm Liegler Kontakt mit Ludwig von Ficker auf und schrieb daraufhin für die von Ficker gegründete und herausgegebene Kulturzeitschrift "Der Brenner". Dort kritisierte er etwa Max Brods Sprachstil, was sich zu einer gegenseitigen Auseinandersetzung auswuchs.

1915 begann Liegler auf Anregung des Schriftstellers Albert Ehrenstein an einer Monografie zu Karl Kraus zu arbeiten. Der Verlag Kurt Wolff stellte dafür den Kontakt mit dem Satiriker und Publizisten her und es entwickelte sich eine zeitweise enge Beziehung. Liegler erledigte Sekretärs- und Lektoratsarbeiten, Kraus entwickelte sich umgekehrt zu Lieglers Mentor. Der Verlag Kurt Wolff war scheinbar von Lieglers eingereichtem Manuskript wenig begeistert und lehnte eine Veröffentlichung ab. Auch Ludwig von Ficker, dem das Manuskript danach angeboten wurde, entschied sich gegen eine Publikation. 1920 erschien der Text, der vom Naheverhältnis von Verfasser und Portätiertem geprägt ist, schließlich im Kraus'schen Hausverlag bei Richard Lányi. Es handelt sich um eine unkritisch-hagiographische Auseinandersetzung und wurde auch als "Propaganda-Monografie" bezeichnet. Trotzdem wurde es Lieglers bekanntestes Werk. 1924 kühlte das Verhältnis zwischen Liegler und Kraus merklich ab. Grund war wahrscheinlich die unterschiedliche Auffassung zu Johann Nestroy, dessen Werke Liegler zu diesem Zeitpunkt edierte und versuchte, in das Wienerische "zurückzuübersetzen". Dieses Projekt lehnte nicht nur Kraus ab, sondern es war auch wenig erfolgreich. Lediglich zwei Bände konnte Liegler 1925 und 1926 veröffentlichen. Die weiteren achtzehn, für den Druck vorbereiteten Manuskripte, blieben unveröffentlicht.

Liegler blieb Kraus auch nach dem Bruch weiterhin verbunden und veröffentlichte etwa nach dessen Tod Nachrufe in diversen Zeitungen und im Radio. 1939 gab er ohne eigene Namensnennung eine Auswahl an Gedichten Kraus' in der Schweiz heraus, da dessen Werke zu diesem Zeitpunkt im NS-Regime bereits verboten waren.

Zu Lieglers politischer Einstellung ist nur wenig bekannt. Bis 1938 engagierte er sich neben seiner Anstellung bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie seiner publizistischen Tätigkeit als Vortragender an diversen Volkshochschulen und trat regelmäßig im Rundfunk auf. Während der NS-Zeit reduzierte sich dieses Engagement und er nahm lediglich an Gesprächsabenden im Rahmen des Erzbischöflichen Seelsorgeamtes teil.

Nach Kriegsende war Liegler 1945 kurzzeitig beim Stadtrat für Kultur Viktor Matejka beschäftigt, bevor er im gleichen Jahr provisorischer Leiter der Literaturabteilung der ersten österreichischen Rundfunkgesellschaft RAVAG wurde. Außerdem gab Liegler die von 1945 bis 1947 existierende Reihe "Stimme aus Österreich", die im Wiener Verlag Erwin Müller erschien, heraus. 1946 wurde ihm der Professorentitel verliehen. Liegler war Gründungsmitglied und zweiter Vorsitzender der 1947 ins Leben gerufenen Karl Kraus-Gesellschaft.

Leopold Liegler starb 1949 in Wien. 1955 wurde die Lieglerstraße im 22. Bezirk nach ihm benannt.

Die Wienbibliothek im Rathaus verwahrt einen, eine Archivbox umfassenden, Teilnachlass von Leopold Liegler, der Werke und Briefe beinhaltet. Ein weiterer Teilnachlass befindet sich im Forschungsinstitut Brenner-Archiv der Universität Innsbruck, der auch die Bibliothek Lieglers beinhaltet.

Werke (Auswahl)

  • Leopold Liegler: Karl Kraus und die Sprache. Vortrag, gehalten am 24. November 1917 im Festsaal des Wiener Kaufmännischen Vereines. Wien: Lányi 1918
  • Leopold Liegler: Karl Kraus und sein Werk. Wien: Lányi 1920
  • Johann Nestroy: Eine Wohnung ist zu vermieten in der Stadt. Eine Wohnung ist zu verlassen in der Vorstadt. Eine Wohnung mit Garten ist zu haben in Hietzing. Lokalposse mit Gesang in drei Aufzügen. Hg. von Leopold Liegler. Wien: Lányi 1925
  • Johann Nestroy: Häuptling Abendwind oder Das greuliche Festmahl: Operette in einem Aufzug. Hg. von Leopold Liegler. Wien: Krystall 1926
  • Leopold Liegler: Zwei Aufsätze über Goethes Lyrik. Wien: Lányi 1932
  • Leopold Liegler: In memoriam Karl Kraus. Wien: Lányi 1936
  • Leopold Liegler: Der Witz bei Nestroy. In: Plan 1 (1945)
  • Leopold Liegler: Formanalyse von Goethes "Fischer". In: Plan 2 (1945)
  • Leopold Liegler: Das Rilke-Problem. In: Plan 2 (1947)
  • Leopold Liegler: Nachruf auf Franz Staude. In: Plan 5 (1947)
  • Leopold Liegler: Rudolf Felmayer. Zu seinem fünfzigsten Geburtstag. In: Plan 6 (1948)

Quellen

Literatur

  • Katharina Prager / Simon Ganahl [Hg.]: Karl Kraus-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Berlin: J.B. Metzler 2022
  • Jens Malte Fischer: Karl Kraus. Der Widersprecher. Biografie. Wien: Zsolnay 2020
  • Ursula A. Schneider: Der Unbedeutende? Leopold Liegler (1882-1949), Kulturvermittler und Literaturkritiker. In: Transfer – Kultur – Akteur. Festschrift für Dirk Kemper. Red. von Nitin Bakshi. Moskau: Russische Staatliche Geisteswissenschaftliche Universität 2019, S. 253–274
  • Ludwig Hänsel: Leopold Liegler. Zu seinem 10. Todestag. In: Religion, Wissenschaft, Kultur 10 (1959), S. 286–288


Leopold Liegler im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks