Liechtensteinsche Wasserleitungen
Diese Wasserleitungen wurden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zur privaten Wasserversorgung der Liegenschaften der Familie Liechtenstein angelegt und bezogen das Wasser aus drei Gegenden:
- a) Aus Hernals: Vor dem Haus Hernals 134 bzw. am linken Alsufer stand die Brunnstube, von wo die 1710 erbaute Leitung dem Verlauf der Als folgte, den Linienwall passierte, über Michelbayrischen Grund, das Alte Allgemeine Krankenhaus und das Garnisonsspital I zum Wechselkasten vor dem Haus Alservorstadt 234 führte. Der Rohrstrang führte nun über das Lazarett bis zum Wasserkasten vor dem Haus Alservorstadt 238, hier vereinigte sich dieser mit einem Zweig der Währinger-Liechtenstein-Wasserleitung und führte nahe dem Strudelhof in der Karlsgasse (bzw. Waisenhausgasse, heute Boltzmanngasse) in die Hauptbrunnstube im fürstlichen Waschhaus (CNr. 258)[1]. Eine Abzweigung versorgte über das Liechtensteinsche Sommerpalais, der Alserbachstraße und dem Julius-Tandler-Platz an der Porzellanmanufaktur vorbei führend das Lichtentaler Brauhaus.
- b) Aus Währing: Den Ursprung dieser um 1700 erbauten Wasserleitung bildete eine Quelle im Vorort Weinhaus, deren Wasser in der ersten Sammelbrunnstube im Garten des Hauses Währing 173 aufgefangen wurde. Über diese Brunnstube am Währinger Bach wurde das Wasser über die Sechsschimmelgasse in das Reservoir beim Strudelhof geleitet. Von hier aus wurde der Liechtensteinsche Garten sowie vom Überfallwasser auch das Lichtentaler Brauhaus versorgt. Im Zuge der Einwölbung des Währinger Baches zwischen 1850 und 1864 blieben die Rohre dieser Wasserleitung unberührt. In einem Brief des Vorortbürgermeisters Friedrich Wagner an die Liechtensteinsche Hofkanzlei berichtete er vom desolaten Zustand dieser Leitung, die durch die 1873 eröffnete Erste Hochquellenleitung überflüssig geworden war.
- c) Aus Döbling: Nächst der Währinger Straße zwischen dem Garten des Hauses Währing 146 mit dem Hausschild Währinger Spitz und dem Acker des Fürsten Alois zu Liechtenstein befand sich ein auf seine Kosten herstellter artesischer Brunnen. Das Wasser floss längs dieses Ackers und Gartens bis an das untere Eck zur oberen Döblinger Straße (heute Semperstraße) in den beim Grenzstein stehenden zweiten artesischen Brunnen, die miteinander durch einen unschliessbaren Sammlungs- bzw. Saugkanal verbunden waren und schlussendlich bis zum Lichtentaler Brauhaus. Die Errichtung dieser Wasserleitung erfolgte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert.
Die Leistungsfähigkeit dieser Wasserleitungen wird aus einem Bericht des Stadtbauamts aus dem Jahr 1861 ersichtlich, demzufolge die Ergiebigkeit pro Tag 25.000-30.000 Eimer Wasser betrug, aber im Winter auf 6000-8000 Eimer sank.
Die Versorgung öffentlicher Brunnen und die unentgeltliche Wasserentnahme erfolgten erst ab dem 19. Jahrhundert. Die Kosten bei den öffentlichen Leitungen waren dieselben wie die Bringungskosten des Wassers in die Stockwerke der Häuser.
Lage der Liechtensteinschen Wasserleitung am Alsergrund zwischen Liechtensteinstraße und heutiger Boltzmanngasse
Ausschnitt aus dem Historischen Atlas von Wien - in grün die Liechtensteinschen Wasserleitungen mit Verortung des Waschhauses
Literatur
- Josef Donner: Dich zu erquicken, mein geliebtes Wien ... Geschichte der Wiener Wasserversorgung von den Anfängen bis 1910. Wien: Norka-Verlag 1990, S. 28
- Ruth Koblizek, Nicole Süssenbek, Die Trinkwasserversorgung der Stadt Wien von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Teil 2A (ungedruckte Dissertation Wien). Wien. 1999/2000, S. 161-166
- Ruth Koblizek, Nicole Süssenbek, "Wasser in jedwedes Bürgers Haus". Die Trinkwasserversorgung Wiens. Wien: MEMO 2003, S, 35f
- Rudolf Stadler: Die Wasserversorgung der Stadt Wien in ihrer Vergangenheit und Gegenwart. Denkschrift zur Eröffnung der Hochquellen-Wasserleitung im Jahre 1873. Wien: Gemeinderat 1873, S. 41-43.
Einzelnachweise
- ↑ Siehe: Historischer Atlas von Wien; bei Koblizek und Süssenbek irrige Verortung des Waschhauses in der Karlsgasse (8) (heute: Breitenfelder Gasse). Wiener Stadt- und Landesarchiv, Historischer Atlas von Wien, Wirtschaftsstruktur, Wasserversorgung 1860