MS Herthergasse 28

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Bildungseinrichtung Neue Mittelschule
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1895
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Benannt nach
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  68790
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Wiener Schulen
RessourceUrsprüngliche Ressource 
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 26.01.2024 durch DYN.krabina
  • 12., Herthergasse 28

Frühere Adressierung

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.

Die Karte wird geladen …

48° 10' 53.90" N, 16° 20' 29.18" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die MS Herthergasse 28 ist eine öffentliche Mittelschule im 12. Wiener Gemeindebezirk, Meidling. Im gleichen Gebäudekomplex befanden sich die VS Fockygasse 20 und VS Malfattigasse 17 sowie die MS Steinbauergasse 27, welche heute noch existiert.

Schulbau 1895

In den Jahren 1894/1895 wurde der Zubau eines neuen Schulgebäudes in der Steinbauergasse - Herthergasse (damals noch im 5. Bezirk) für die Unterbringung einer Doppelbürgerschule unternommen. Die Doppelbürgerschule war ein Ausbau der bereits bestehenden Schulen in der Focky- und Malfattigasse.

Die zwei neugebauten Trakte waren zu beiden Seiten des alten Mittelbaues situiert, mit den Hauptfronten gegen die beiden erstgenannten Gassen gelegen und enthielten je eine vollständige Bürgerschule und mehrere Lehrzimmer für die Volksschule. Die innere Ausstattung sowie die Fassade waren dem Mittelbau entsprechend gleichgehalten. Der ganze Gebäudekomplex bildete ein regelmäßiges, von einem Garten umgebenes Rechteck, welches an jeder Front einen Schuleingang besaß. Die beiden neuen Trakte enthielten 32 Lehrzimmer, vier Zeichensäle, vier Modellzimmer, sechs Lehrmittelzimmer, zwei Aufnahmezimmer, zwei Konferenzzimmer, zwei Schulleiter- sowie zwei 2 Schulwartwohnungen. Ferner wurde gleichzeitig ein neuer Turnsaal durch Aufsetzung eines zweiten Stockwerkes ans dem bestehenden Turnsaaltrakt hergestellt. Die Schulleiterwohnungen waren von den Schullokalitäten vollkommen isoliert. Die Beheizung der Lehrräume sowie die Temperierung der Gänge, Stiegen und Aborte erfolgte durch eine Niederdruckdampfluftheizung, deren Kesselanlage bereits so konzipiert wurde, dass auch die mit Füllöfen und einer Feuerluftheizung ausgestatteten Lehrräume des Mitteltraktes in die neue Heizung einbezogen werden konnten. Die Nebenräume wurden mittels Ofen beheizt. Zur Beseitigung des hohen Grundwasserstandes musste im Schultrakt in der Herthergasse ein durch einen Gasmotor betriebenes Pumpwerk aufgestellt werden.

Die Knabenbürgerschule befand sich im Teil des Schulgebäudes mit der Adresse Herthergasse 28. Die Mädchenbürgerschule wurde im Teil des Gebäudes mit dem Eingang Steinbauergasse 27 untergebracht. Die beiden Bürgerschulen wurden am 16. September 1895 eröffnet. Es ist stark anzunehmen, dass die Bürgerschule Herthergasse 28 eine Nachfolgerfunktion für die Doppelbürgerschule BS Meidlinger-Schönbrunner Straße 39-41, die nur bis 1895 im Wiener Kommunal-Kalender aufscheint, innehatte. Zumindest bekleidete Wilhelm Beer (vormals Direktor der Bürgerschule in der Kröllgasse 20) den Direktorposten. Als Nachfolgerin für die Mädchen der ehemaligen Doppelbürgerschule Meidlinger-Schönbrunner Straße 39-41 wird wohl die neue Mädchenbürgerschule Steinbauergasse 27 gedient haben. Hier übernahm Andreas Jirschik, der ebenfalls im letzten Jahr der Doppelbürgerschule Schönbrunner Straße 39-41 Direktor gewesen war, die Leitung.

Die vom niederösterreichischen k.k. Landesschulrat durch Erlass vom 31. Juli 1896 (Zahl 7076) genehmigte Schulsprengeleinteilung für die beiden Bürgerschulen (Ortsschulrat, Zahl 3219) umfasste folgende Straßen: Arbeitergasse (Nr. 31 und 32 bis Ende), Arndtstraße (soweit im damaligen 5. Bezirk liegend), Brandmayergasse (Nr. 28, 29, 31), Diehlgasse, Einsiedlergasse, Einsiedlerplatz (Nr. 15), Fendigasse (von Einsiedlergasse bis Ende), Fockygasse, Fröhlichplatz (soweit im damaligen 5. Bezirk liegend), Gießaufgasse (Nr. 16-26, 17-25), Herthergasse, Hundsturmer Spitz, Johannagasse (ganz), Koflergasse, Linienwallplatz, Malfattigasse, Marx-Meidlinger-Straße (soweit im damaligen 5. Bezirk liegend), Margaretengürtel (soweit im damaligen 5. Bezirk liegend), Matzleinsdorfer Bahnhof, Michalowitzgasse (soweit im damaligen 5. Bezirk liegend), Oppelgasse, Schallergasse, Siebertgasse, Steinbauergasse, Tichtelgasse, Wolfganggasse. Zu diesem Zeitpunkt besuchten 462 Schüler die Knabenbürgerschule, die von Direktor Wilhelm Beer geleitet wurde.

Vom 5. in den 12. Bezirk

Ab 1907 wurde die Herthergasse und somit auch die dort befindliche Schule offiziell in den 12. Wiener Gemeindebezirk einbezogen. In entsprechenden Schuljahr 1906/1907 leitete nach wie vor Wilhelm Beer als erster Direktor die Knabenbürgerschule. Diese führte 13 Klassen mit 642 Schülern. Davon waren 604 römisch-katholisch, 18 protestantisch, 19 jüdisch und ein Schulkind gab an, konfessionslos zu sein. An der Schule gab es außerdem einen gewerblichen Vorbereitungskurs sowie eine gewerbliche Fortbildungsschule.

Am Vorabend des Ersten Weltkrieges im Schuljahr 1913/1914 besetzte Ignaz Gratzl den Posten des Direktors der Bürgerschule. Die Schule führte zwölf Knabenklassen mit 539 Schülern, wovon 507 römisch-katholisch waren, zwei altkatholisch, 14 protestantisch, 15 jüdisch und ein Kind konfessionslos. An der Schule gab es außerdem eine Stenographie-Station sowie die fachliche Fortbildungsschule für Tischler, die dem Fortbildungsschulrat unterstellt war.

Erster Weltkrieg

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde gleich zu Beginn ab 16. September 1914 bis Ende des Krieges nur Halbtagsunterricht erteilt, da die benachbarte Mädchenbürgerschule in der Herthergasse 28 untergebracht wurde. Jene Schulräumlichkeiten wurden vom Militär belegt. Die Funktion als Religionssammelstelle für den jüdischen Religionsunterricht hatte die Bürgerschule Herthergasse 28 während der ganzen Kriegszeit inne. Im Schuljahr 1914/1915 fand der Unterricht in der fachlichen Fortbildungsschule für Tischler nicht statt, was in den folgenden Kriegsjahren nicht mehr vermerkt wurde. Während der Kriegsjahre sank die Schülerzahl nur geringfügig:

  • 1914/1915: zwölf Klassen mit 544 Knaben
  • 1915/1916: 13 Klassen mit 563 Knaben
  • 1916/1917: 13 Klassen mit 564 Knaben
  • 1917/1918: 13 Klassen mit 513 Knaben

Februar 1934

Im Schuljahr 1933/1934 leitete Johann Bayer die Knabenhauptschule (frühere Bürgerschule vor dem Hauptschulgesetz von 1927), die zu diesem Zeitpunkt von 523 Knaben in 14 Klassen besucht wurde. Davon waren 472 römisch-katholisch, sechs altkatholisch, 24 protestantisch, neun jüdisch, ein Kind griechisch-orthodox und 51 konfessionslos. Außerdem gab es einen einjährigen Lehrkurs mit gewerblich-technischer Richtung. Vor dem Hintergrund der bürgerkriegsähnlichen Ereignisse im Februar 1934 blieben die Schulen vom 13. bis einschließlich 17. Februar 1934 geschlossen. Entgegen der fast flächendeckenden Entwicklung in anderen Schulen, gab es an der Hauptschule Herthergasse 28 keinen unmittelbaren Wechsel in der Schulleitung.

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

Im Schuljahr 1937/1938 war Direktor Johann Bayer Leiter der Schule. Unter den 428 Schülern (zwölf Klassen) waren noch sieben jüdische Schulkinder. Als Fremdsprache wurde nur noch Italienisch unterrichtet, während es Anfang der 1930er noch Italienisch und Französisch war. Ab dem ersten Kriegsjahr kam noch Englisch hinzu. Im Schuljahr 1942/1943 war es dann nur noch Englisch. Nach dem sogenannten "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 fand ein Wechsel in der Schulleitung statt, denn ab dem Schuljahr 1938/1939 leitete Direktor Edmund Ramscher die Knabenhauptschule (frühere Bürgerschule nach dem Hauptschulgesetz von 1927). Ab diesem Zeitpunkt besuchten auch keine jüdischen Schulkinder mehr die Schule. Der Turnsaal wurde von der Hitlerjugend (Bann 506) sowie des Deutschen Jungvolkes in Anspruch genommen. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges fanden die Aktivitäten im Turnsaal vorerst aus Verdunkelungsgründen nicht statt. Nachher wurden im Zeichensaal Schulungen des Reichsluftschutzbundes gehalten. Im Schuljahr 1942/1943 fungierte die Schule als Religionssammelstelle für den römisch-katholischen Religionsunterricht.

In den Kriegsjahren sank die Schülerzahl gewaltig, bis die Schule Herthergasse 28 am 26. März 1944 vollkommen stillgelegt wurde:

  • 1939/1940: elf Klassen mit 350 Knaben
  • 1940/1941: sieben Klassen mit 251 Knaben
  • 1941/1942: Keine Angaben
  • 1942/1943: vier Klassen mit 143 Knaben
  • 1943/1944: vier Klassen mit 146 Knaben
  • 1944/1945: Keine Angaben (da Stilllegung)


Laut dem Kriegsschädenplan von 1946 hatte der Schulgebäudekomplex auch Bombentreffer abbekommen.

Gegenwart

Heute befindet sich am Standort Herthergasse 28 eine berufsorientierte Mittelschule mit naturkundlich-technischem Schwerpunkt. Disziplinen wie Physik, Chemie, Biologie, technisches und textiles Werken sowie Informatik stehen im Mittelpunkt. Zudem legt die Schule einen berufsorientierten Schwerpunkt: Berufsberatung und berufspraktische Tage gehören zum schulischen Angebot.

Quellen

Weblinks