Münzstätte
48° 12' 35.29" N, 16° 22' 16.32" E zur Karte im Wien Kulturgut
Der Begriff Münzstätte beschreibt zur Herstellung und Prägung von Münzen eingerichtete Werkstätten oder Industriebetriebe, deren Leitung ein Münzmeister besorgte[1].
Die Wiener Münzstätte, in welcher die Hausgenossen unter der Leitung des Münzmeisters und unter der Kontrolle des Münzanwalts die Münzprägungen für das Herzogtum Österreich besorgten, wurde vermutlich 1194 im Kammerhof (1., Brandstätte 7, Bauernmarkt 3) eingerichtet; nahe davon befand sich die Schlagstube (1., Landskrongasse 8; Leinwandhaus), in welcher die in der Münzerstraße angesiedelten Münzer die Prägungen technisch durchführten. Um etwa 1280 wurde die Münzstätte in das ehemalige landesfürstliche Residenzgebäude (1., Am Hof 1-2), das durch die Verlegung des Fürstensitzes in die neue Burg (Hofburg) frei geworden war, verlegt. Spätestens 1386, als Albrecht III. diesen „Münzhof" dem Karmeliterorden schenkte (Kirche am Hof), übersiedelte die Münzstätte in die Wollzeile (1., Wollzeile 6-8, Schulerstraße 1-3, Strobelgasse 1), wo sie bis 1752 blieb; auch die Schlagstube wurde vor 1423 dorthin verlegt.
Nach der Aufhebung des Amtes des Münzanwalts und des Gremiums der Hausgenossen durch Ferdinand I. (7. Juni 1522) wurde die Münzstätte, die bis dahin eine Domäne des Wiener Großbürgertums gewesen war, in ein staatliches Amt umgewandelt (1524); zum Münzmeister und Münzwardein (der an die Stelle des Münzanwalts getreten war) konnten nun auch Nichtwiener bestellt werden; Prägungen wurden nun in Koordinierung mit anderen Münzstätten im Reich und in den habsburgischen Territorien durchgeführt. 1621-1625 gab es im Haus 1., Schenkenstraße 10, eine zweite Münzstätte, die für das Umprägen spanischen Hilfsgelder in österreichische Währung eingerichtet worden war. 1675 wurde (nachdem sich die kurz vorher gemietete Hofmühle in Gumpendorf als unzweckmäßig erwiesen hatte) im Stadtgraben zwischen Kärntner- und Stubentor (nahe der Wasserkunstbastei) ein Gebäude für die technischen Prägearbeiten errichtet (Münzgraben). 1753 verlegte Maria Theresia die Münzstätte in das 1762 vom Staat erworbene ehemalige Stadtpalais des Prinzen Eugen von Savoyen (1., Himmelpfortgasse 8). 1838 wurde das gesamte Wiener Münzwesen im 1835-1837 (noch auf Anordnung von Franz I.) neu erbauten Hauptmünzamtsgebäude (3., Am Heumarkt 1, Rechte Bahngasse 2 konzentriert, wo schon im 17. Jahrhundert das Münzscheidehaus als ein weiteres Gebäude für Prägearbeiten errichtet worden war.
Literatur
- Bernhard Koch: Die Geschichte der Münzstätte Wien. In: Wolfgang Häusler [Hg.]: Geld. 800 Jahre Münzstätte Wien. Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien, des Kunstforums Bank Austria und der Münze Österreich [im Kunstforum Bank Austria, Wien, 27. Juni bis 21. August 1994]. Wien: Kunstforum Bank Austria 1994, S. 195 ff.