Süßenbrunn (Ort)

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Der Ort Süßenbrunn am Franziszeischen Kataster, 1821.
Daten zum Objekt
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48° 16' 38.91" N, 16° 29' 46.32" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Süßenbrunn (22.), ehemals selbständige Ortschaft am linken Donauufer, die um 1200 erstmals erwähnt wird (Prunn[en] bei Gerhartsdorf [Gerasdorf]; Prunngasse) und im 13. Jahrhundert nach Stadlau eingepfarrt war.

Der Ortsname geht auf Urban Süeß (Sieß), dem kaiserlichen Superintendenten von Raab und Komorn, Inhaber der Herrschaft und des Landgerichts "Prunn" (Süßenbrunn), zurück, der um die Mitte des 16. Jahrhunderts im Ort begütert war und zur Wiederbesiedlung des von den Türken 1529 verwüsteten Dorfs beigetragen hat (1531 gab es 30 Brandstätten, in den 70er Jahren des 16. Jahrhunderts wurden sie durch Urban Süeß ["Vrban Sieß von Siessenprun"] zunächst mit sechs Bauernfamilien neu bestiftet).

Schöpfer der Herrschaft Süßen in jener Gestalt und Ausdehnung, in der sie 1591-1848 bestehen sollte, ist Sigmund von Landau Freiherr zu Haus und Rapottenstein, auf Ebenthal und Dürnkrut, dessen Familie Anfang des 16. Jahrhunderts aus Württemberg nach Österreich unter der Enns eingewandert war. Er und seine Brüder wurden 1564 aus dem Ritter- in den Freiherrenstand erhoben. 1574-1585 war Sigmund Rat des niederösterreichischen Regiments, 1581 war er interimistischer Statthalter. In dieser Zeit (wohl schon 1574) erwarb er die Herrschaft Süßen; als namensgebendes Kerngebiet um Dorf und Landgut brachte er von Urban Süeß auch das Landgericht Süß an sich. Auf Vorschlag des Vizedoms vom 2. Oktober 1585 verkaufte es ihm Rudolf II. am 29. Oktober 1591 als freies Eigen. Den Bereich der Herrschaft erweiterte Sigmund von Landau um das Dorf Aderklaa ("Attlicla"), das er am 16. Mai 1583 von Hans Friedrich Freiherr von Zinzendorf, Herrn auf Orth an der Donau, gekauft hatte, samt drei Bauern zu Gerasdorf, weiters um die Dorfherrlichkeit über Gerasdorf mit 14 behausten Untertanen (die er 1585 von seinem Schwager Ferdinand Graf zu Hardegg, Glatz und im Machland erwarb, dem damals Schloß und Herrschaft Kreuzenstein gehörten) sowie um das Nachbardorf Deutsch-Wagram (das er vor 1590 kaufte). Danach umfasste der Landauische Besitz rund um das Verwaltungszentrum Süß 170 Untertanen Häuser. 1585-1591 war Sigmund von Landau Verordneter des Herrenstands in der landständigen Organisation, 1591 wurde er neuerlich ins Niederösterreichische Regiment berufen, 1596-1604 war er Hofkammerrat († 13. Dezember 1606); seine für 1580 bezeugte Zugehörigkeit zur evangelischen Konfession war seiner Karriere nicht hinderlich (seine Witwe Barbara, geboren Freiin von Puchheim auf Raabs und Göllersdorf, erzog auch die Kinder evangelisch; † 5. Oktober 1618).

Der Sohn Georg von Landau, nächster Inhaber der Herrschaft Süß (1611-1620) und Kämmerer des Kaisers Matthias, wurde 1620 wegen Verweigerung des Huldigungseids als evangelischer Rebell von Ferdinand II. in die Acht und seiner Güter für verlustig erklärt; als ihm 1621 eine Begnadigung verweigert wurde, emigrierte er zu seinem Schwiegervater nach Böhmen. Das konfiszierte und am 25. Mai 1621 dem kaiserlichen Kastenamt einverleibte Dorf Süß wurde im März 1622 von Kommissären auf 16.483 Gulden zwölfeinhalb Kreuzer geschätzt. Obwohl sich der Hof die Herrschaft "wegen ihrer angenehmen Lage zur Lust aufbehalten wollte", wurde sie am 30. August 1622 dem kaiserlichen Rat, Kämmerer, Hofmeisteramtsverwaltung und Obersten Hofmarschall Wolf Sigmund von Losenstein um 9.000 Gulden zur Verringerung einer Schuld von 25.000 Gulden überlassen. 1638 erwarb sein Sohn, Georg Achaz Graf zu Losenstein, das Gut Süß mit seinen Zugehörungen; seine Erben verkauften es am 12. Dezember 1656 an Obersthofmeister Johann Weikhard Fürst Auersperg (Verkauf am 1. August 1666). Adam Anton Grundemann (1624-1711; Grabstätte Augustinerkirche; Grundemanngasse) kaufte die Herrschaft Süß (zu der nach wie vor Gerasdorf, Deutsch-Wagram und Aderklaa gehörten) 1666 von diesem (Eintragung ins Gültbuch 1667), ließ 1671 das Langhaus der Kirche in Deutsch-Wagram barockisieren (nach den Türkenzerstörungen erhielten die Grundemann vom Passauer Bischof das Patronatsrecht für die Doppelpfarre Gerasdorf-Deutsch-Wagram auf dritter Generationen) und besaß ein Palais in Wien (1., Kärntner Straße 41; später Esterházypalais). Grundemanns Sohn Ernest Konstantin Grundemann (1653-1702) wurde am 13. August 1696 von Leopold I. in den Reichsfreiherrenstand mit dem Prädikat "von Falkenberg auf Waldenfels" erhoben (seine Tochter Maria Anna stiftete 1727 in Süß eine Johannes-Nepomuk-Statue [heute Süßenbrunner Hauptstraße 1, Mauernische]).

1711 erbte Johann Adam Graf Grundemann von Falkenberg, Frei- und Panierherr auf Waldenfels, Egeregg, Süß, Engelstein, Wielands und Heindorf, die Herrschaft Süß; er wurde am 7. Dezember 1716 von Karl VI. in den Reichsgrafenstand erhoben. Durch den Neubau des gutshofartigen Wasserschlosses (1713) ging die alte Angerform des Dorfs verloren (heute bildet der Anger ein Rechteck). Johann Adams Sohn, Adam Anton Konstantin Graf Grundemann besaß Süß 1719-1778; er ließ 1730 den spätbarocken Pfarrhof in Gerasdorf errichten, von dem aus die Einwohner Süßs seelsorglich betreut wurden; seine Gattin Maria Josepha Gräfin Harrach stiftete testamentarisch Kapitalien für die in der Herrschaft gelegenen Pfarrkirchen für Jahrtage. 1779-1802 war Emanuel Joseph Meinrad Graf Grundemann von Falkenberg, Frei- und Panierherr von Waldenfels, Herrschaftsbesitzer, dann kam Süß (mit anderen Orten) an Georg Wilhelm Freiherr von Walterskirchen.

Süßenbrunn wurde 1938 nach Groß-Wien in den 22. Bezirk Groß-Enzersdorf eingemeindet und verblieb kraft des Gebietsänderungsgesetzes 1946/1954 beim verkleinerten, nunmehr Donaustadt genannten, Bezirk. Süßenbrunn ist eine (Katastralgemeinde).

Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ein Zwangsarbeiterlager.

Siehe auch: Süßenbrunner Schloss, Süßenbrunner Kirche.

Häuser

  • 1258: 28
  • 1585: 8
  • 1590: 12
  • 1622: 12
  • 1751: 29
  • 1783: 33
  • 1787: 33
  • 1794: 36
  • 1819: 33
  • 1822: 39
  • 1830: 39
  • 1840: 39
  • 1869: 41
  • 1880: 44
  • 1890: 46
  • 1900: 53
  • 1910: 77
  • 1923: 151
  • 1934: 238
  • 1951: 237
  • 1961: 267
  • 1971: 301
  • 1981: 346
  • 1991: 453
  • 2001: 604

Einwohner

  • 1783: 207
  • 1786: 183
  • 1794: 209
  • 1819: 203
  • 1830: 233
  • 1840: 238
  • 1846: 223
  • 1869: 305
  • 1880: 393
  • 1890: 367
  • 1900: 414
  • 1910: 586
  • 1923: 944
  • 1934: 1.169
  • 1939: 1.170
  • 1951: 1.074
  • 1961: 1.041
  • 1971: 957
  • 1981: 852
  • 1991: 1.018
  • 2001: 1.408

Quellen

Literatur

  • Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 122
  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 48
  • Peter Schilling: 700 Jahre Seelsorge in Gerasdorf. Zur Geschichte der Pfarre Gerasdorf 1. In: Pfarre Gerasdorf [Hg.]: Festschrift 700 Jahre Seelsorge in Gerasdorf 1 (1979), S. 19 ff., S. 49 ff
  • Peter Schilling: Die Geschichte der selbständigen Pfarre Gerasdorf. Von der Pfarrgründung bis zum Türkensturm (1631 / 1636-1683). In: ebenda 11 (1983), S. 11 ff. S. 13 ff.
  • Peter Schilling: Barbiere, Bader und Medici im nördlichen Niederösterreich (1580-1750). In: Heimat im Weinland. Heimatkundlliches Beiblatt zum Amtsblatt der Bundeshauptmannschaft Mistelbach 1 (1995), S. 180f., S. 182, S. 184
  • Peter Schilling: Süßenbrunn-vom Marchfelddorf zur Stadtpfarre. In: Festschrift Einweihung der Pfarrkirche Süß. 1980, S. 7 ff.
  • Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1964-1975, S. 8, S. 592

Bevölkerungsgeschichte