Schönbrunnerhaus
48° 12' 36.34" N, 16° 22' 13.24" E zur Karte im Wien Kulturgut
Schönbrunnerhaus (1., Tuchlauben 8, Kühfußgasse 1, Milchgasse 2; Konskriptionsnummer 562).
Architektur
Das heutige Schönbrunnerhaus wurde 1899 nach Plänen von Arnold Heymann erbaut und ist ein an allen vier Seiten freistehendes Gebäude. Oberhalb des dritten Stockes ist ein Relief angebracht, das die Mutter Gottes mit dem Jesuskind zeigt und das sich schon auf dem alten Haus befunden hatte. Vor dem Gebäude liegt ein kleiner, dreieckiger Platz. Die Platzform geht auf die alte Weggabel zurück, die zum Römertor, zum Peilertor und zur Peterskirche führte und in Form und Ausmaß Plätzen in Regensburg, Salzburg oder Krems entspricht. Die Anlage des Platzes geht vermutlich in die Zeit vor 1000 zurück und ist somit der älteste noch erhaltene Marktplatz Wiens. Er könnte als Zentrum einer bescheidenen Marktsiedlung außerhalb der beim Berghof bestehenden "Restsiedlung" entstanden sein.
Namensgebung
Der Name leitet sich vom schönen, runden Brunnen mit reichverzierten Eisengittern ab, der schon 1436 hier stand, aber gegen Ende des 18. Jahrhunderts aus verkehrstechnischen Gründen entfernt wurde. Als Ersatz dafür dient heute der von der Wiener Städtischen Versicherung (die damals im Haus ihre Hauptanstalt hatte) errichtete Tuchmacherbrunnen (von Oskar Thiede, 1928).
Geschichte
Bis 1325 befand sich in diesem Haus die Schranne, die danach in ein neu errichtetes Gebäude am hohen Markt übersiedelte. 1371 kaufte die Stadt das Gebäude, um hier ein neues Rathaus zu errichten. Da das Projekt wieder fallen gelassen wurde, verkaufte die Stadt das Haus wieder. Trotzdem taucht in Dokumenten die Bezeichnung "Rathaus unter den Sattlern" auf. 1402 besaß Konrad Ramperstorffer (der 1408 unter Leopold V. hingerichtet wurde) das Haus. Die irrige Angabe, hier sei das älteste städtische Zeughaus gestanden, hat ihre Ursache vielleicht darin, dass 1508 Bertlme Freisleben, "römisch kaiserlicher Majestät Obrister Hauszeugmeister", Besitzer des Hauses war. Im Volksmund wurde nach Freislebens Tod der Name "Zeughaus" gebräuchlich, der auf Hirschvogels Plan des Jahres 1547, aber auch noch im Zuge des Verkaufs im Jahr 1632 aufscheint. Danach kaufte der Freiherr Johann Baptist Verda von Verdenberg das Haus.
1683 gehörte das Schönbrunnerhaus Adolf Graf Wagensperg und 1703 Leopold Wissendo Edler von Wiesenburg, der es neu erbauen ließ. 1705 bis 1714 war hier die Akademie der bildenden Künste untergebracht, die 1692 vom Hofmaler Peter Strudel gegründet worden war, sich vermutlich ursprünglich im Strudelhof befand und eine Privatanstalt war, die aber unter kaiserlichem Schutz stand. 1705 wurde sie verstaatlicht und am 18. Dezember 1705 im Schönbrunnerhaus feierlich neueröffnet. Da sich nach dem Tod Strudels im Jahr 1714 kein Nachfolger fand, wurde sie wieder geschlossen und erst 1727 wiedereröffnet. Wissendos Stieftochter Maria Anna Viechter, Freiin von Grub machte das Gebäude zu einem Stiftungshaus für arme Konvertiten und Waisenkinder.
Im 19. Jahrhundert veranstaltete der Österreichische Kunstverein hier seine Ausstellungen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Schönbrunnerhaus demoliert und ein neues Haus errichtet. Am 1. Mai 1914 wurde das Haus an die 1899 gegründete "Kaiser Franz Joseph Jubiläums Lebens- und Rentenversicherungs Gesellschaft" verkauft. Durch ein Umbildungsübereinkommen ging das Eigentumsrecht 1938 auf die "Wiener Städtische und Wechselseitige Janus allgemeine Versicherungs Anstalt auf Gegenseitigkeit" über.
Am 9. Februar 1885 wurde im alten Schönbrunnerhaus der Komponist Alban Berg (Gedenktafel auf dem Nachfolgerbau) geboren.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
- Kaiser Franz Joseph Jubiläums Lebens- und Rentenversicherungs Gesellschaft
- Wiener Städtische und Wechselseitige Janus allgemeine Versicherungs Anstalt auf Gegenseitigkeit
- Apotheke "Zum weißen Storch" (1809-1872)
Literatur
- Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 17 ff.
- Felix Czeike: Die Entwicklung der Inneren Stadt bis zum Fall der Basteien. In: Handbuch der Stadt Wien 87 (1973), III, S. 6 ff.
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 622 ff.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 420
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 2. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 303-309