Bestattungswesen

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Leichentransport (1947)
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Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Berufswappen, Friedhöfe, Friedhof, Die Flamme, Bestattung Wien, Bestattungsmuseum, Leichenkammern, Totenbruderschaft, Feuerbestattung
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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BildnameName des Bildes Leichentransport.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Leichentransport (1947)

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Das Bestatten der Toten, entweder durch Beisetzung der Leichname in Särgen (Körperbestattung) oder durch Beisetzung der Asche von kremierten Leichnamen in Urnen (Feuerbestattung), reicht in die ältesten Perioden der Kulturgeschichte zurück und war ursprünglich Angelegenheit von Personenverbänden (Familie, Sippe, Stamm), später von religiösen oder karitativen Gemeinschaften oder besonderen Unternehmen.

Bestattungswesen in Wien

Bestattungswesen im Mittelalter

Das Christentum billigte bis in die jüngste Zeit nur die Körperbestattung auf Friedhöfen oder in Kirchen beziehungsweise Kirchengrüften. In Wien gab es im Mittelalter mehrere christliche Friedhöfe sowie einen jüdischen Friedhof, seit der Glaubensspaltung im 16. Jahrhundert unterschied man bei den christlichen Friedhöfen zwischen Bestattungen nach römisch-katholischem oder nach evangelischem Ritus.

Erstmals wird 1410[1] auch eine Bruderschaft für Leichenbestattung erwähnt; als Eintrittsgebühr in dieselbe war ein Pfund Wachs zu liefern, die Beiträge beliefen sich zu festgesetzten Terminen auf zehn Pfennig; sofern es nötig war, hatten die Mitglied für ein anständiges kirchliches Begräbnis des Verstorbenen zu sorgen, und ein Priester hatte eine Messe zu lesen. Die christlichen Friedhöfe in Wien wurden anfangs rund um Kirchen und Klöster in der ummauerten Stadt sowie außerhalb der Stadtmauern bei Vorstadtkirchen und Spitälern angelegt, auch der jüdische Friedhof lag in der Vorstadtzone.

Bestattungswesen in der Frühen Neuzeit

Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert liefen Bemühungen, die Friedhöfe innerhalb der Stadtmauer aufzulassen, eine Reihe neuer Friedhöfe entstand in der Vorstadtzone; trotzdem regte sich gegen die Auflassung der Stadtfriedhöfe Widerstand, weil man unter anderem die Verwüstung von Grabstätten vor den Mauern im Kriegsfall befürchtete. In dieser Zeit entstanden auch geräumige Grüfte (Katakomben) unter den Kirchen wie zum Beispiel die Katakomben bei St. Stephan und die Kapuzinergruft. Maria Theresia (1743, 1751) und Joseph II. (1781, 1782) erließen Stol- und Konduktordnungen, die den Pfarren die Taxen für die einzelnen Bestattungsleistungen vorschrieben und eine Einteilung nach Klassen vornahmen. 1756 wurde die Errichtung von Leichenhallen vorgeschrieben. 1796 wurden Vorschriften zur Erkennung von Scheintoten erlassen.

Vereinfachung des Bestattungswesens

Das Bestatten in Kirchen wurde 1772 unter bestimmten Sicherheitsvorkehrungen gestattet, 1783 in den Hauptstädten und 1784 in Klöstern untersagt. Da in der Barockzeit die Bestattungen immer prunkvoller wurden (dies äußerte sich auch bei Hof, beispielsweise Prunksarg Balthasar Ferdinand Molls für Maria Theresia und Franz Stephan von Lothringen in der Kapuzinergruft), verfügte Joseph II., die Bestattungen zu vereinfachen; auch sein eigener Sarg in der Kapuzinergruft ist äußerst schlicht. Seine Vorstellung, die Leichen in Mehrfachgräbern zu bestatten, wurde von der Stadt Wien nicht akzeptiert, offenbar aber geduldet. Als er am 23. August 1784 verfügte, dass Särge nicht mit der Leiche beerdigt werden sollten („Josephinische Särge" mit unten aufklappbarem Boden, damit die Leichen herausfallen konnten), musste er diese Anordnung wegen des massiven Widerstands der Bevölkerung am 27. Jänner 1785 zurücknehmen.

Bis ins 18. Jahrhundert herrschte bei den Begräbniszeremonien große Einfachheit vor (Aufbahrung im Sterbehaus, Einsegnung in der Kirche, Organisation durch Mesner oder „Konduktansager"). Die seit Mitte 17. Jahrhunderts übliche Totenbeschau wurde 1784 zwingend vorgeschrieben.

Neue Friedhöfe außerhalb des Linienwalls

1783/1784 wurden alle Friedhöfe innerhalb des Linienwalls, das heißt auch in der bisherigen Vorstadtzone, aufgelassen und vor den Linien neue Friedhöfe (Kommunalfriedhöfe) angelegt: Hundsturmer Friedhof, Matzleinsdorfer Katholischer Friedhof, Schmelzer Friedhof, St. Marxer Friedhof, Währinger Allgemeiner Friedhof). Nach der Eröffnung des Zentralfriedhofs (1874) wurden sie geschlossen.

Bestattungsunternehmen

Private Leichenbestattungsunternehmen

Das erste private Leichenbestattungsunternehmen wurde von Franz Josef Grüll begründet, der mit Trauerwaren und Aufbahrungsgegenständen handelte; die Bewilligung zur Unternehmensgründung („Besorgung von Leichenausstattungen und der mit den Leichenkondukten außerhalb der Kirche verbundenen Funktionen") wurde ihm am 16. Juni 1867 erteilt.

Im April 1868 entstand als zweites Unternehmen die „Pietät" (eine „Gesellschaft von Leichenbesorgern"), 1870 gründete der Metallsärgefabrikant Alexander Matthias Beschorner die „Concordia", die Begräbnisse in sieben Preisklassen anbot.

Da der Zustrom unvermindert anhielt, entschloss man sich 1885, das bis dahin freie Leichenbestattungsgewerbe zum konzessionierten Gewerbe zu erklären; dennoch zählte man 1894 bereits 83 Leichenbestattungsunternehmen. Als im Zuge der Novellierung der Gewerbeordnung 1907 der Gedanke an ein kommunales Unternehmen aufkam, zeigten sich zwei Private verkaufsbereit: die „Concordia" und die „Erste Wiener Leichenbestattungsanstalt Entreprise des pompes funèbres" (umgangssprachlich "Pompfinebrer" genannt); der Kaufpreis betrug 2,35 Millionen Kronen, der Vertrag wurde am 31. März 1907 unterzeichnet (siehe auch Bestattung Wien).

Pompfinebrer

Pompfinebrer (Pompfünebrer; von französisch pompe funebre, Begräbnisprunk), volkstümliche Bezeichnung für die schwarz, früher prunkvoll livrierten Bediensteten von Wiener Leichenbestattungsunternehmen. Der Begriff dürfte konkret von einer Verballhornung des Namens des Bestattungsunternehmens "Entreprise des pompes funebres" herrühren. Hinter dem zur Schau getragenen Begräbnisprunk steht das gesamtgesellschaftliche Bedürfnis nach einer möglichst "schönen Leich'".

Wappen der Leichenbestattungsunternehmer

Wappen der Leichenbestattungsunternehmer von Hugo Ströhl 1904/1910

1904 hat der Heraldiker Hugo Gerard Ströhl Wappen der Genossenschaften vorgelegt, die zur künstlerischen Innenausstattung der Versorgungsheimkirche dienten. Das Wappen der Leichenbestattungsunternehmer, das Ströhl neu schuf, hat folgendes Aussehen: Von Blau und Schwarz geteilt mit einem silbernen Lilienkreuz, das beiderseits von einem silbernen Palmzweig unterlegt ist.

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Werner T. Bauer: Die Entwicklung des Bestattungswesens. Vom Sparsarg Josephs II. zum republikanischen Begräbnis Erster Klasse. In: Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Wien: Falter-Verlag 1988, S. 219 ff.
  • Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. Eine Gedenkschrift zur Eröffnung. Wien: Verlag der Gemeinde Wien 1904, Taf. VIII (Leichenbestattungsunternehmer)
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 26, Taf. VIII (Leichenbestattungsunternehmer)
  • Jakob Ebner: Wörterbuch historischer Berufsbezeichnungen. Berlin / Boston: de Gruyter 2015
  • Paulus Eber: Der Streit um die Feuerbestattung zwischen Katholischer Kirche und Sozialdemokratie – eine Studie zum Kulturkampf in der 1. Republik. Universität Wien, Diplomarbeit, Wien 1989
  • Magdalena Hawlik-van de Water: Der schöne Tod. Zeremonialstrukturen des Wiener Hofes bei Tod und Begräbnis zwischen 1640 und 1740. Wien [u.a.]: Herder 1989
  • Franz Knispel: 80 Jahre Städtische Bestattung Wien. In: Der österreichische Bestatter 29 (1987), S. 99 ff.
  • Franz Knispel [Hg.]: Zur Geschichte des Bestattungswesens in Wien. Im Dienste der Gemeinschaft 1907-1982. 75 Jahre Städtische Bestattung. Wien: Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung 1982
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 559 ff.
  • Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II. Mitregent Kaiserin Maria Theresias, Kaiser und Landesfürst. Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung, Stift Melk, 29. März - 2. November 1980. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1980 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Neue Folge 95), S. 546 ff.
  • Hans Pemmer: Friedhofs- und Bestattungsreformen unter Josef II

Link

  • Bestattungskalender
  • Verstorbenensuche der Friedhöfe Wien (nur heute noch bestehende Grabstätten der Friedhöfe Wien mit Ausnahme der konfessionellen Friedhöfe, keine Kriegsgräber und Anatomiebestattete bis 2012; Veröffentlichung nur mit Einwilligung der Angehörigen). In: Der österreichische Bestatter 1 (1959)