Gersthofer Kirche
48° 14' 3.85" N, 16° 19' 27.56" E zur Karte im Wien Kulturgut
Gersthofer Kirche (18., Bischof-Faber-Platz 7; Pfarrkirche).
Bis 1783 nach Währing eingepfarrt, 1783-1891 diente die Johannes-Nepomuk-Kapelle als Pfarrkirche. Der neugotische Backsteinbau wurde errichtet 1887-1891 (Grundsteinlegung 12. September 1887 durch Kardinal Cölestin Josef Ganglbauer, Einweihung 15. November 1891 durch Feldbischof Belepototzky) nach Plänen von Richard Jordan (Ausführung Baumeister Josef Schmalzhofer). Die dreischiffige Hallenkirche (mit gleich hohen Kreuzgewölben und wuchtigem Turm, dessen Portal in die Kirche führt) ist die erste große Kirche, die in Gersthof errichtet wurde.
Bis 1736 gab es auf Gersthofer Gebiet überhaupt kein Gotteshaus, dann nur die von Hofkriegsrat Matthäus Lydl von Schwanau (* 1666, † 21. Jänner 1749 Gersthof) neben seinem Haus erbaute Johannes-Nepomuk-Kapelle (Weihe am 18. Oktober 1739 durch Weihbischof Breitenbücher; 18., Gersthofer Straße 129). Obwohl diese nur etwa 40 Gläubigen Platz bot, wurde sie 1783 zur Pfarrkirche erhoben. Am 10. Juni 1745 errichtete Lydl eine Stiftung für ein Beneficium (Erster Beneficiat war der bisherige Kooperator von Währing, Anton Maystaller). 1900-1925 gehörte die Kapelle dem Orden der Trinitarier. Diese änderten das Patrozinium auf „Heilige Dreifaltigkeit" (im Zuge einer 1975-1979 durchgeführten Renovierung 1977 Rückbenennung).
Der Bau der neuen Kirche ist ein Verdienst von Pfarrer Dr. Ignaz Winkelmayer. Er gründete am 21. Jänner 1885 einen Kirchenbauverein, dem der Großgrundbesitzer Albert Dub und die Gemeinde Gersthof den Platz des ehemaligen Friedhofs zur Verfügung stellten. Man entschied sich für das Patrozinium des heiligen Leopold (400. Jahrestag der Heiligsprechung). Das Kreuz im Vorraum stammt aus der Werkstätte des Robert Haas, unter dem Chor sind eine Johannes-Nepomuk-Statue und eine Pietà aus der Entstehungszeit der Kirche erwähnenswert. Am Lourdes-Altar (links) Flachrelief mit Szenen aus der Geschichte des Wallfahrtsorts. An der Außenmauer der Kirche befindet sich eine Gedenktafel (1958) für die Gefallenen des ersten Battaillons des Infanterie-Regiments Nummer 76. In der Kirche war 1935-1944 DDr. Heinrich Maier, der einer österreichischen Widerstandsgruppe angehörte und am 22. März 1945 hingerichtet wurde, als Kaplan tätig (Denkmal von Ernst Degasperi an der Pfarrhauswand, 1988).
Literatur
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 359 ff.
- Johanna Fielhauer: Eine kurze Geschichte der Gersthofer Johanneskapelle. In: Unser Währing. Vierteljahresschrift des Museumsvereins Währing. Band 14. Wien: Museumsverein 1979, S. 23 ff.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matriken-Führer und Familienforscher. Wien: Verlag d. Österr. Inst. für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde [1929], S. 275
- Gerhard Jagschitz: 75 Jahre neue Gersthofer Pfarre. In: Unser Währing. Vierteljahresschrift des Museumsvereins Währing. Band 2. Wien: Museumsverein 1966/67, S. 3 ff.
- Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Band 92. Wien 1959-2003, S. 94 f.
- Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Währing. Vom Ganserlberg zum Schafberg. Wien: Mohl 1989, S. 155 f.
- Helmut Kretschmer: XVIII. Währing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 18), S. 3 f. (Kirche), 13 (Johannes-Nepomuk-Kapelle)
- Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 241 f.
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 178 f.
- Sonderheft „100jähriges Jubiläum der Kirchweihe". In: Unser Währing. Vierteljahresschrift des Museumsvereins Währing. Band 25/5. Wien: Museumsverein 1990
- Ignaz Wendl: Pfarrkirche St. Leopold. Gedenkschrift. 1916