Hanna Berger

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Hanna Berger
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Berger, Hanna
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Hochleitner-Köllchen, Johanna Elisabeth; Hochleitner, Hanna
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  364018
GNDGemeindsame Normdatei 142420034
Wikidata Q87735
GeburtsdatumDatum der Geburt 23. August 1910
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 15. Jänner 1962
SterbeortSterbeort Berlin Ost 4087295-6
BerufBeruf Choreografin, Tänzerin, Regisseurin, Tanzpädagogin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Deutsches Tanzarchiv Köln
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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Recherche
Letzte Änderung am 17.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
BestattungsdatumDatum der Bestattung  26. Jänner 1962
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Meidlinger Friedhof
Grabstelle Abteilung B, Gruppe 14, Nummer 15
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  ehrenhalber gewidmetes Grab
BildnameName des Bildes HannaBerger.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Hanna Berger
  • 19., Hermann-Pacher-Gasse 12 (Wohnadresse)
  • 4., Argentinierstraße 20a (Wohnadresse)
  • 16., Herbststraße (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Hanna Berger, * 23. August 1910 Wien, † 15. Jänner 1962 Ost-Berlin, Tänzerin, Choreographin, Tanzpädagogin, Regisseurin.


Biografie

Herkunft und frühe Jahre

Johanna Elisabeth Berger wurde als außereheliche Tochter der Arbeiterin Maria Hochleitner und dem wohlhabenden Bürger Eduard Wolfram in der Herbststraße in Ottakring geboren und wuchs unter anderem in der Ruckergasse auf. Sie interessierte sich schon als kleines Mädchen für Tanz, lehnte eine klassische Ballettausbildung aber ab. 1916 erkrankte sie an Tuberkulose und hatte seitdem mit einem Augenleiden zu kämpfen. Bis zu ihrem 8. Lebensjahr lebte sie teilweise bei ihrem leiblichen Vater, teilweise bei ihrer Mutter oder in einem Kloster. 1918 heiratete ihre Mutter den Eisenbahner Wilhelm Köllchen, der sie adoptierte.

Zwischenkriegszeit

Ab ihrem 14. Lebensjahr erhielt Hanna Berger Klavierunterricht. Mit 16 Jahren heiratete sie den Maschinenmeister Leopold Berger, um dem Elend in ihrer Familie zu entfliehen. Die Ehe verlief allerdings nicht glücklich, die Trennung erfolgte bereits im Jahr darauf, die Scheidung allerdings erst 1943. Den Namen "Berger" führte sie weiterhin. Mittellos zog sie nach Berlin, wo sie als Pianistin für Tanzschulen, als Modell und als Masseuse arbeitete, um sich ihre Tanzausbildung zu finanzieren und ihre Lebenserhaltungskosten zu decken. Sie studierte Tanz an verschiedenen Schulen, zunächst bei Jonny Ahemm, später auch bei Vera Skoronel und im Studio von Gertrud Wienecke. 1927 oder 1928 trat sie der Kommunistischen Partei bei. Zu dieser Zeit lernte sie 1929 den Bildhauer Fritz Cremer kennen und war bis 1949 in einer Beziehung mit ihm. 1934 begann ihr Aufstieg beim Ballett von Hanns Gerard in Lichtburg Essen, wo sie im Rathaussaal Berlin-Schöneberg einen ihrer ersten Auftritte hatte. Im Oktober 1935 wurde sie Mitglied im neu zusammengestellten Tournee-Ensemble von Mary Wigman in Dresden und im Jahr darauf war sie mit dem Ensemble von Trudi Schoop auf Tournee in Amerika, London und Zürich. Ende 1936 studierte sie bis August 1937 in Berlin bei den "Deutschen Meisterstätten für Tanz" Theaterregie, Ballett, Charakter- und Nationaltanz.

Am 11. Oktober 1937 gab sie ihr Debüt mit eigenem Soloprogramm in Berlin, musste Berlin aber aufgrund ihres kriegskritischen Solos "der Krieger" fluchtartig verlassen und floh nach Wien, wo sie im Dezember in der Wiener Urania ihr Debüt gab und wo ihr Auftritt positiv aufgenommen wurde. Der Auftritt wurde finanziert und protegiert durch die Arbeiterkammer, insbesondere durch Viktor Matejka, der zu dieser Zeit Bildungsreferent bei der Arbeiterkammer war. Mit ihren Auftritten versuchte sie auch sozial benachteiligten Gruppen Kunst näherzubringen, indem sie etwa an der Volkshochschule in Ottakring für die Arbeitslosen Wiens tanzte oder eine Sonderveranstaltung für die Kammer der Arbeiter und Angestellten organisierte.

Zweiter Weltkrieg

Wahrscheinlich durch Fritz Cremer, der 1937/1938 ein Studienjahr in Rom verbrachte, ergaben sich für Hanna Berger neue Arbeitsmöglichkeiten, denn 1938 und 1939 trat sie nicht nur in zahlreichen italienischen Städten wie Florenz, Rom, Mailand und Messina auf, sondern übernahm auch eine Lehrtätigkeit an der Königlichen Akademie für dramatische Kunst in Rom. 1940 kehrte sie nach Berlin zurück und hatte dann zahlreiche Auftritte in Deutschland und Wien. Im August 1942 war sie als Solotänzerin am Stadttheater in Posen engagiert und unterrichtete auch an der angeschlossenen Schule. Nebenbei war sie für die polnische Widerstandsbewegung tätig und wurde im Oktober 1942 aufgrund dessen von der Gestapo verhaftet. Zwei Monate befand sie sich in Untersuchungshaft in Berlin, bevor sie zu zweieinhalb Jahren Lager-Zwangsarbeit verurteilt wurde. In der Nacht ihrer Einlieferung. vom 23. auf den 24. August 1943, brannte das Gefängnis während eines Bombenangriffs ab, wobei von 250 Frauen nur 60 überlebten – Hanna Berger war eine von ihnen und konnte fliehen. Ihre Entlassung wurde aus unbekannten Gründen nur wenige Tage danach bestätigt und ab dem 15. September war sie wieder in Wien gemeldet. 1944 gründete sie das Wiener Kindertheater mit Dr. Kurt Pichler als Leiter. Im Sommer begannen die Aufnahmeprüfungen im Kindertheater, dieses wurde aber bereits im Herbst von der NSDAP wieder geschlossen. Nach dem Krieg wurde das Kindertheater wiedereröffnet, 1950 musste es aus Geldmangel schließen. Berger hatte mit dem Kindertheater zahlreiche Auftritte, auch brachte es einige später bekannt gewordene Künstler wie Christine Ostermayer, Klaus Löwitsch oder Gerhard Senft hervor.

Nachkriegszeit

In der Nachkiegszeit konnte Hanna Berger ihre Talente und Interessen gemeinsam mit ihrem politischen Engagement entfalten und produktiv sein wie zu keiner anderen Zeit, nicht zuletzt auch deshalb, weil Viktor Matejka sich als großer Unterstützer erwies. In Pötzleinsdorf wurde ihr als Opfer des NS-Regimes zunächst in der Hermann-Pacher-Gasse 12 eine Villa für einige Zeit zugesprochen. Ab Oktober 1945 war sie als Lehrkraft für "Moderne Tanzform" an der Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst tätig, lehrte tänzerische Komposition und Formenlehre und betreute die Kinderklassen.

In den nächsten Jahre verfolgte sie eine reiche Auftrittspraxis in der Urania, dem Wiener Konzerthaus, Volkstheater, im Theater in der Josefstadt, im Redoutensaal der Hofburg, der Scala in Wien, dem Schönbrunner Schlosstheater, Akademietheater und im Volksheim Ottakring vor allem mit ihrem Tanzzyklus "Italienische Reise", der ihr sowohl während als auch nach dem Krieg die größten Erfolge bei Publikum und Presse brachte. 1950 fungierte sie gemeinsam mit Rosalia Chladek, Julia Drapal, Erika Hanka, Grete Wiesenthal, Franz Salmhofer und Hans Sittner als Jurymitglied beim Österreichischen Tanzwettbewerb für Solotanz und Choreografie. Im April 1952 wurde sie als Lehrkraft der Tanzabteilung an der Akademie für Musik und darstellende Kunst entlassen. Berger klagte die Republik Österreich wegen unrechtmäßiger Entlassung und erhielt 1954 auch eine Entschädigung, die ungefähr einem Jahresgehalt an der Akademie entsprach, war in weiterer Folge dennoch gezwungen, von Arbeitslosenunterstützung und von der Opferfürsorgerente zu leben. Für ihr finanzielles Auskommen blieb sie weiterhin pädagogisch als auch als Choreographin und bei Gastspielen tätig.

Trotz ihres Hauptwohnsitzes in Wien, wo sie seit den 1950er Jahren eine Wohnung in der Argentinierstraße hatte, pendelte sie zwischen Wien, Paris, Italien und der DDR sowie anderen sozialistischen Ländern. Ihre politische Einstellung und die Weigerung, aus der Partei auszutreten, verhinderte letztendlich viele Karrieremöglichkeiten in Wien und auch in der DDR konnte sie nicht wirklich Fuß fassen, wo sie sich aufgrund ihrer Ablehnung, dem modernen individualistischen Tanz abzuschwören, boykottiert fühlte. Mit ihrem neuen Lebensgefährten, dem Komponisten Paul Kont, gründete sie 1954 die Wiener Kammertanzgruppe, die bis 1957 bestehen blieb und mit der sie auch auf Tournee gingen.

1955 belegte sie als Stipendiatin bis 1957 das Fach "Film-Gestaltung" im Rahmen des Sonderlehrganges von Walter Kolm-Veltée an der Akademie für Musik und darstellende Kunst und hoffte bis zuletzt auch als Filmemacherin erfolgreich zu werden. 1958 trat sie in der Mailänder Scala bei der Neuinszenierung der Oper "Das schlaue Füchslein" auf, für die sie bereits 1956 an der Komischen Oper in Berlin-Ost die Bewegungsregie übernommen hatte. Ab September 1959 studierte sie bei Marcel Marceau Pantomime und erwarb als erste seiner Schülerinnen ein pädagogisches Diplom, um Pantomime nach Marceaus Methode an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig sowie am Konservatorium der Stadt Wien zu unterrichten und Kurse zu veranstalten.

Im September 1961 traten erste Lähmungserscheinungen auf, sodass sie in Berlin ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, wo ein Gehirntumor diagnostiziert wurde. Sie starb am 15. Jänner 1962 nach der zweiten Operation, wurde von den Eltern nach Wien überführt und am 26. Jänner am Meidlinger Friedhof begraben. Bei ihrem Begräbnis sprachen Hans Sittner und Viktor Matejka.

Quellen

Literatur

Weblinks



Hanna Berger im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.