Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde 16, Hubergasse 8

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Rekonstruierte Innenansicht des Hubertempels
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Synagoge
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1886
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1938
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag Hubertempel
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl 1470
Architekt Ludwig Tischler
Prominente Bewohner
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  22595
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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BildnameName des Bildes Hubertempel Innen.jpg
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  • 16., Hubergasse 8

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48° 12' 47.79" N, 16° 20' 1.25" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde (16., Hubergasse 8), vormals "Israelitische Cultusgemeinde Hernals, Ottakring und Neulerchenfeld", wurde in den Jahren 1885/1886 nach Plänen von Ludwig Tischler im historisierenden Renaissancestil erbaut und bot Sitzplätze für 406 Männer und 266 Frauen. Die Synagoge war das religiöse, soziale und kulturelle Zentrum der Jüdinnen und Juden der ehemaligen Vorstadtgemeinden Ottakring und Neulerchenfeld, und später des 16. Wiener Gemeindebezirks. Sie war auch Sitz einiger jüdischer Vereine. 1927 wurde nach den Plänen von Ignaz Reiser angrenzend an die Synagoge ein "Wintertempel" errichtet. Die Synagoge wurde während des Novemberpogroms am 10. November 1938 zerstört. Heute steht dort eine Wohnhausanlage der GESIBA, Gemeinnützige Siedlungs- und Bauaktiengesellschaft.[1]
Der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde 16, Hubergasse 8 waren unter derselben Adresse folgende Vereine angeschlossen:

  • Chewra Kadischa im 16. und 17. Gemeindebezirke in Wien
  • Israelitischer Frauen-Wohltätigkeitsverein für den XVI. und XVII. Bezirk
  • Jüdischer Kultur- und Tempelverein in Wien Ottakring und Hernals
  • Verein zur Ausspeisung armer israelitischer Schulkinder des XVI. und XVII. Bezirkes in Wien
  • Verein der Kinderfreunde zur Bekleidung armer israelitischer Schulkinder für den XVI. und XVII. Bezirk in Wien

Vereinsgeschichte des Vereins "Chewra Kadischa im 16. und 17. Gemeindebezirke in Wien"

Der Verein wurde 1877 gegründet. Im Vereinsakt des Wiener Stadt- und Landesarchivs liegen keine Statuten ein. Jeder Chewra Kadischa-Verein hatte den Zweck der Fürsorge für Kranke, Hinterbliebene nach Todesfällen sowie der rituellen Bestattung von Toten. Die Auflösung des Vereins "Chewra Kadischa im 16. und 17. Gemeindebezirke in Wien", die Löschung des Vereins aus dem Vereinsregister und dessen Eingliederung in die Fürsorgezentrale der Israelitischen Kultusgemeinde unter Aufhebung der Rechtspersönlichkeit erfolgte durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände im Verlauf des Jahres 1938. Das Vermögen des Vereins wurde nach Abzug von Aufbauumlage und Verwaltungsgebühr in die Israelitische Kultusgemeinde eingewiesen. 834,99 Reichsmark ergingen unter Abzug von 20% Aufbauumlage und 5% Verwaltungsgebühr (208,60 Reichsmark), die "aber durch den Verkauf von Realitäten gedeckt" waren, an die Israelitische Kultusgemeinde. Die Stelle des letzten Obmanns bekleidete Jakob Deutsch, 1938 wohnhaft Wien 17, Ortliebgasse 50.[2] Der Verein wurde nach 1945 nicht wieder begründet.

Vereinsgeschichte des "Israelitischen Frauen-Wohltätigkeitsvereins für den XVI. und XVII. Bezirk"

Der "Israelitische Frauen-Wohltätigkeitsverein für den XVI. und XVII. Bezirk" mit Sitz in Wien 16, Hubergasse 8, wurde im Juli 1899 gegründet. Der Vereinszweck war laut Statuten von 1899 "die materielle Unterstützung nothleidender israelitischer Frauen, insbesondere von armen Wöchnerinnen, Witwen und Waisen, zunächst solche, welche in dem Bezirken XVI und XVII wohnhaft sind" (§ 2). Es gab "ordentliche" Mitglieder, "Ehrenmitglieder" und Stifter (§ 4). Die Mittel bestanden aus Jahresmitgliedsbeiträgen, Verlassenschaften und Erlösen aus Wohltätigkeitsfesten (§ 3).[3] Die Auflösung des "Israelitischen Frauen-Wohltätigkeitsvereins für den XVI. und XVII. Bezirk", die Löschung aus dem Vereinsregister und dessen Eingliederung in die Fürsorgezentrale der Israelitischen Kultusgemeinde unter Aufhebung der Rechtspersönlichkeit erfolgte durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände im Verlauf des Jahres 1938. Das Vermögen des Vereins wurde nach Abzug von Aufbauumlage und Verwaltungsgebühr in die Israelitische Kultusgemeinde eingewiesen. 758,56 Reichsmark ergingen unter Abzug von 20% Aufbauumlage und 5% Verwaltungsgebühr (189,64 Reichsmark), "die aber durch den Verkauf von Realitäten gedeckt" waren, an die Israelitische Kultusgemeinde. Die Stelle der letzten Obfrau bekleidete Adele Bach, Gattin des Rabbiners Julius Max Bach, 1938 wohnhaft Wien 16, Ottakringer Straße 140.[4] Der Verein wurde nach 1945 nicht wieder begründet.

Vereinsgeschichte des "Jüdischen Kultur- und Tempelbauvereins"

Der "Jüdische Kultur- und Tempelbauverein in Wien Ottakring und Hernals" wurde im Jänner 1925 gegründet. Proponent war Julius Max Bach, Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde, 1925 wohnhaft Wien 17, Ottakringer Straße 40. Vereinszweck war laut Statuten von 1925 "die würdige Erhaltung und Ausgestaltung des Tempels, Wien XVI Hubergasse 8 und seiner Einrichtungen, die Erbauung eines an das Hauptgebäude sich anschließenden Wintertempels und im weiteren Sinne Befriedigung der kulturellen Bedürfnisse der jüdischen Bevölkerung in Wien XVI und XVII" (§ 2). Mitglied konnten jeder und jede "Angehörige der jüdischen Konfession" werden, die das 21. Lebensjahr erreicht hatten (§ 4).[5] Die Auflösung des "Jüdischen Kultur- und Tempelvereins in Wien Ottakring und Hernals", die Löschung aus dem Vereinsregister und die Einziehung des Vereinsvermögens erfolgte durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände im Verlauf des Jahres 1938. 75.64 Reichsmark wurden als "einmalige Aufbauumlage" eingezogen. Die Stelle des letzten Obmanns nahm Rabbiner Julius Max Bach ein.[6] Der Verein wurde nach 1945 nicht wieder begründet.

Vereinsgeschichte des "Vereins zur Ausspeisung armer israelitischer Schulkinder des XVI. und XVII. Bezirkes in Wien"

Der "Verein zur Ausspeisung armer israelitischer Schulkinder des XVI. und XVII. Bezirkes in Wien" mit dem Sitz in Wien 16, Hubergasse 8, wurde 1897 gegründet. Proponent war Bernhard Mandelbaum, 1897 wohnhaft in Wien 16, Schellhammergasse 10. Der Zweck des Vereins war laut Statuten von 1899 "arme würdige israelitische Schulkinder des 16. und 17. Gemeindebezirkes in Wien mit jüdisch-ritueller Kost auszuspeisen" (§ 3). Es gab beitragende und unterstützende Mitglieder, Gründer und Stifter (§ 4). Die Einnahmen des Vereins bestanden nach einer Vereinsumbildung laut Statuten von 1903 aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Erlösen aus den vom Verein veranstalteten Festen (§ 3). 1907 kam es zu einer neuerlichen Umbildung des Vereins. Der Vereinszweck wurde dahingehend erweitert, dass nun nicht nur die Ausspeisung der Kinder, sondern auch für diese die Schaffung von "Wohlfahrtseinrichtungen" ein Ziel war (§ 1, Statuten 1907).[7]
Der "Verein zur Ausspeisung armer israelitischer Schulkinder des XVI. und XVII. Bezirkes in Wien" erwarb eine Liegenschaft, das Wohnhaus in Wien 16, Wurlitzergasse 11, und betrieb dort bis 1939 eine Ausspeisungsküche. 1938 hieß der Verein "Ausspeisungsverein für Schulkinder und für alte, erwerbsunfähige Männer und Frauen", war also wegen der zunehmenden Verarmung unter der jüdischen Bevölkerung zu dieser Zeit nicht mehr nur auf die Fürsorge der Kinder beschränkt. Die Auflösung des "Ausspeisungsvereins für Schulkinder und für alte, erwerbsunfähige Männer und Frauen", die Löschung aus dem Vereinsregister und die Einziehung des Vermögens "als einmalige Aufbauumlage" erfolgte durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände im Verlauf des Jahres 1938. Das Vermögen des Vereins, bestehend aus der Liegenschaft Wurlitzergasse 11 im Wert von ca. 20.000 Reichsmark, wurde eingezogen. Die Stelle des letzten Obmanns nahm Max Paschkes, Rechtsanwalt, 1938 wohnhaft Wien 16, Ottakringer Straße 83 ein.[8] Der Verein wurde nach 1945 nicht wieder begründet.

Vereinsgeschichte des "Vereins der Kinderfreunde zur Bekleidung armer israelitischer Schulkinder für den XVI. und XVII. Bezirk in Wien"

Der Verein wurde 1881 unter dem Namen "Verein der Kinderfreunde von Hernals, Ottakring und Neulerchenfeld zur Bekleidung armer, würdiger Schulkinder" gegründet. Der Verein hatte 1889 seinen Sitz in Wien 15, Annagasse 6, in der Wohnung des Obmanns Leopold Kohn und später in Wien 16, Hubergasse 8. Der Verein hatte den Zweck, "arme würdige Schulkinder aus den Gemeinden Hernals, Ottakring und Neulerchenfeld zum Beginne des Winters mit Kleidungsstücken zu versehen" (§ 1). Eine Statutenänderung 1889 bewirkte, dass die Zuteilung der Kleidung in der ersten Hälfte des Monats November zu erfolgen hatte (§ 2). Es gab "wirkliche" Mitglieder und "Ehrenmitglieder“, wobei die "wirklichen" Mitglieder ein "armes, würdiges Kind" vorschlagen konnten (§ 3). Die Mitglieder mussten das 18. Lebensjahr überschritten haben. Die Mittel bestanden aus Mitgliedsbeiträgen und Erträgnissen aus Festlichkeiten (§ 3, Statuten 1927).[9] Die Auflösung des "Vereins der Kinderfreunde zur Bekleidung armer israelitischer Schulkinder für den XVI. und XVII. Bezirk in Wien", die Löschung aus dem Vereinsregister und dessen Eingliederung in die Fürsorgezentrale der Israelitischen Kultusgemeinde unter Aufhebung der Rechtspersönlichkeit erfolgte durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände im Verlauf des Jahres 1938. Das Vermögen des Vereins wurde nach Abzug von Aufbauumlage und Verwaltungsgebühr in die Israelitische Kultusgemeinde eingewiesen. 2.212,85 Reichsmark ergingen unter Abzug von 20% Aufbauumlage und 5% Verwaltungsgebühr (553,21 Reichsmark), "die aber durch den Verkauf von Realitäten gedeckt" waren, an die Israelitische Kultusgemeinde. Die Stelle des letzten Obmanns bekleidete Heinrich Rosenzweig, 1938 wohnhaft 16, Ottakringer Straße 51.[10] Der Verein wurde nach 1945 nicht wieder begründet.

Baugeschichte der Synagoge in Wien 16, Hubergasse 8

Die zu dieser Zeit selbständige "Israelitische Cultusgemeinde Hernals, Ottakring und Neulerchenfeld" gründete unter der Obmannschaft von Ignaz Kuffner 1872 oder 1874 einen Tempelbauverein. Ignaz Kuffner stellte dem Tempelverein 1882 eine von zwei Wohnhäusern umgrenzte, rechteckige Liegenschaft im späteren 16. Bezirk, Hubergasse 8, zur Verfügung. Im Jahr 1885 konnte der für Renaissancebauten bekannte Architekt Ludwig Tischler für die Planung einer Synagoge gewonnen werden. Die Bauarbeiten dauerten unter der Leitung von Stadtbaumeister Donat Zifferer bis in den Herbst 1886.[11] Die Synagoge war ein dreischiffiger Ziegelrohbau im Stil der Neorenaissance.[12] Über den Eingangstüren befanden sich drei große Bogenfenster, links und rechts davon Rundfenster. Über den Bogenfenstern war ein dreieckiger Giebel aufgesetzt, an dessen Spitze die zwei Tafeln mit den Zehn Geboten ragten. Beiderseits waren zwei Davidsterne angebracht.[13] "Durch die hohen Eingänge und Fenster wurden die horizontalen Verbindungslinien unterbrochen und eine markante Gliederung der Außenansicht erzielt".[14] Man betrat den Betraum für die Männer in der Hubergasse durch drei Eingänge und eine Vorhalle. An beiden Seiten führten Stiegenaufgänge zu den Frauengalerien. Das Mittelschiff wurde von den beiden Seitenschiffen durch Säulen unterteilt. Die Frauengalerien wurden links und rechts durch Mauerpfeile, die über zwei Stockwerke reichten, gestützt. Das Tonnendach bestand aus einer massiven Holzkonstruktion.[15] Im Jahr 1927 wurde ein im Anschluss an die Hofseite der Synagoge vom Architekten Ignaz Reiser einfach beheizbarer, rechteckiger, symmetrisch angelegter "Wintertempel" mit 124 Sitzplätzen für Männer und einer Frauengalerie errichtet.[16] Die feierliche Eröffnung der Synagoge Hubergasse fand im Beisein zahlreicher Kommunalpolitiker und des Pfarrers von Ottakring Karl Dittrich am 23. September 1886 statt. Oberrabbiner Moritz Güdemann hielt die Festrede, in dem er den christlichen und jüdischen Spendern dankte und das friedliche Zusammenleben der Religionen in Ottakring hervorhob.[17] Die Eröffnung des Wintertempels erfolgte am 1. Dezember 1927. Auch hier fand sich eine prominent besetzte Gästeliste zusammen. Oberrabbiner Zwi Perez Chajes hielt die Festrede. Durch die Eingemeindung der Vororte 1892 verlor die "Israelitische Cultusgemeinde Hernals, Ottakring und Neulerchenfeld" ihren Status als selbständige Gemeinde. Die Synagoge in Ottakring kam unter die Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.[18]

Novemberpogrom

Das Brand-Tagebuch der Wiener Feuerwehr vermerkte den Beginn des Feuerwehreinsatzes am 10. November 1938 um 10:39 Uhr und bezeichnete die Einsatzstelle als "Feuer": "Brannte die Inneneinrichtung des Tempels mit zwei Schlauchl. u. Aggregat abgelöscht".[19] Durch die massive Holzkonstruktion liegt die Vermutung nahe, dass die Synagoge stark brannte.[20] Dennoch wurde die Ruine nicht abgetragen und auch als weiterhin benützbar eingeschätzt. Im Dezember 1939 meldete das Baupolizeireferat der Verwaltung des Reichsgaues Wien an das Ministerium für innere und kulturelle Angelegenheiten, dass die Synagoge in der Hubergasse "in gutem Bauzustand" und eine "Erwerbung durch die Stadt Wien in die Wege geleitet" sei.[21]

Rekonstruierte Außenansicht des Hubertempels

Eigentumsverhältnisse: Arisierung und Restitution der Synagoge

Eigentümer der Liegenschaft war von 1886 bis zum 10. Juni 1909 die "Israelitische Cultusgemeinde Hernals, Ottakring und Neulerchenfeld", von 1909 bis 1942 die Israelitische Kultusgemeinde in Wien.[22] Zunächst meldete die Stadt Wien ihr Interesse an der Liegenschaft an. Im Februar 1939 wurde die Israelitische Kultusgemeinde von der Magistratsabteilung 2 zu einer Besprechung geladen. Dabei gab der Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde an, dass der "Schätzwert des Tempels mit 80.000 Reichsmark festgesetzt" wurde. Dieser Betrag sollte für mittellos gewordene alte, jüdische Personen verwendet werden.[23] Der spätere Käufer kaufte die Liegenschaft aber nur um 31.200 Reichsmark. Im August 1939 wurde mit Vertretern der Israelitischen Kultusgemeinde über eine allfällige Nutzung "für sportliche Zwecke" wie etwa eine "Turnhalle" gesprochen, da man bei dem Gebäude mit "relativ geringen Adaptierungskosten" rechnete. Am 19. April 1940 erteilte die Gemeindeverwaltung des Reichsgaues Wien, Hauptabteilung Jugendpflege und Sport, Amt für Leibesübungen der [Magistratsabteilung 40 - Technische Grundstücksangelegenheiten|Abteilung IV/9 - Technische Grundstücksangelegenheiten]] eine Absage. Das Gebäude Hubergasse eigne sich "nicht für sportliche Zwecke", es käme daher "für einen Ankauf für Leibesübungen der Stadt Wien nicht in Betracht".[24] 1942 kam ein Kaufangebot der Altkatholischen Kirche, das mit 15. Mai 1942 an die Stadtverwaltung des Gaues Wien, Abteilung Preisbildung für jüdische Liegenschaften gerichtet wurde. Diese Religionsgemeinschaft bezeichnete sich als "arm" und in Ermangelung eines eigenen Gotteshauses würde die ehemalige Synagoge Hubergasse "als einfacher aus 4 Wänden mit einem Dach bestehender Ziegelbau" diesem Zweck entsprechen. Es folgte der Zusatz, dass die Synagoge "bei der letzten berechtigten Empörung ein Raub der Flammen" wurde und die Mitglieder der Altkatholischen Kirche Ottakring und Hernals fast alle "alte, illegale Parteigenossen" seien. Da die Liegenschaft aber bereits als verkauft galt, wurde aus diesen Plänen nichts.[25] Am 4. August 1942 kam es zum Kaufvertrag zwischen der Israelitischen Kultusgemeinde und dem Kaufmann Josef Kaufmann, 1942 wohnhaft Wien 3, Strohgasse 21a. Der Kaufpreis lautete 31.200 Reichsmark. Die Liegenschaft wurde Josef Kaufmann als "Ersatzobjekt" für seine vom Deutschen Luftwaffenkommando beschlagnahmten "Betriebsräumlichkeiten" angeboten. Josef Kaufmann gab im Zuge der Anmeldung entzogenen Vermögens 1946 Folgendes an: "Bei Übernahme war es ein ausgebranntes Objekt und wurde von mir für Einlagerungszwecke in Stand gesetzt. Es erfolgte eine neuerlichen Beschlagnahme durch die Luftwaffe. Den dort befindlichen Mietern Firma Krichner & Co. musste ich eine Abfindungssumme von RM 600 zahlen – am 22.11.44 wurde das Objekt durch Bombeneinwirkung total zerstört. (…) Im August 45 teilte ich der Kultusgemeinde schriftlich mit, dass ich ihnen, wenn sie darauf Wert legen würde, das Objekt wieder zurückstelle gegen entsprechenden Gegenwert".[26] Die Liegenschaft wurde der Israelitischen Kultusgemeinde im Jahr 1948 restituiert.[27] Im Jahr 1952 war die Israelitische Kultusgemeinde bereit, das baufällige Gebäude der ehemaligen Synagoge Hubergasse 8 zu verkaufen. Das "Realitätenbüro und Hausverwaltung" Maria Ponzer bot diese Liegenschaft am 19. Februar 1952 folgendermaßen an: "Gestatte mir eine Baustelle zu offerieren. Verkauft wird der ehemalige Israelitische Tempel in Wien XVI, Hubergasse 8 besteht aus 831 m2 Gesamtfläche, Gebäude beschädigt, vollkommen leer (Schätzwert S. 100.000 (…)". Die Stadt Wien hatte "nur dann Interesse" an dem Erwerb, "wenn sie der Stadt Wien völlig geräumt übergeben wird, da für das Tempelgebäude selbst die Stadt Wien keine Verwendung hat" (Magistrat Wien Stadtbauamtsdirektion an die Magistratsabteilung 40 am 24. März 1952. Die Überlegung der Magistratsabteilung 40 gingen dahingehend, ob beim Abbruch der Synagoge "die Abbruchskosten durch Gewinn von Altmaterial gedeckt" seien“.[28] Erst im Jahr 1969 verkaufte die Israelitische Kultusgemeinde die Liegenschaft an die Stadt Wien.[29] Der Verkauf sollte dem Zweck der Errichtung von Arbeiterwohnungen dienen. Anfang 1970 wurde die Synagoge demoliert. Im April 1971 erhielt die GESIBA, Gemeinnützige Siedlungs- und Bauaktiengesellschaft das Baurecht, gültig bis 31. Dezember 2049.[30]An dem Ort steht 2018 ein Wohnhaus der Jungen Generation (JG).

Eigentumsverhältnisse: Arisierung und Restitution des Wohnhauses und der Ausspeisungsküche in Wien 16, Wurlitzergassergasse 11, des "Vereins zur Ausspeisung armer israelitischer Schulkinder des XVI. und XVII. Bezirkes in Wien"

Das 1913 erbaute dreistöckige Wohnhaus stand im Eigentum des "Vereins zur Ausspeisung armer israelitischer Schulkinder des XVI. und XVII. Bezirkes in Wien". Es wurde von drei privaten Mietparteien bewohnt. Die Ausspeisungsküche befand sich erst Stock mit Küche, Speisesaal und Lebensmittelmagazin. Zwei weitere Säle und eine Dienstwohnung wurden von den Vereinsfunktionären und für Veranstaltungen von jüdischen Vereinen frequentiert. 1938 wurde das Haus vom Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände eingezogen, aber der Israelitischen Kultusgemeinde "für den Ausspeisungsbetrieb (...) für die Dauer des nachweisbaren Bedarfs zins- und abgabenfrei zur Verfügung gestellt". Am 22. Februar 1939 kam das Wohnhaus in das Eigentum der Aufbaufondsvermögensverwaltungs Ges.m.b.H., die das Haus am 7. Juni 1939 um 28.000 Reichsmark je zur Hälfte an Josef und Antonie Luft, Gummimäntelerzeuger, Wien 14, Hütteldorfer Straße 153 verkaufte.[31] 1948 übertrug Josef Luft der Israelitischen Kultusgemeinde Wien die Verwaltung des Hauses freiwillig.[32] 1953 war die Einverleibung der Liegenschaft in das Eigentum der Israelitischen Kultusgemeinde abgeschlossen. Der endgültige Abschluss des langwierigen Verfahrens gegen Erben des Ehepaars Luft war mit März 1955 datiert.[33] Es erging ein Enderkenntnis über eine Zahlung der Israelitischen Kultusgemeinde an die Antragsgegner von 11.160,27 Schilling, sowie Ersatz der Beschwerdekosten durch die Antragsgegner.[34]

Notausspeisung des "Ausspeisungsvereins für Schulkinder und für alte, erwerbsunfähige Männer und Frauen" in Wien 16, Wurlitzergasse 11 und Hubergasse 8, in den Jahren 1938 bis 1939

Die Notausspeisung, die sich bis dato in Wien 16, Wurlitzergasse 11, befand und 400 bis 500 Juden und Jüdinnen mit koscherem Essen versorgte, musste im März 1938 vorrübergehend schließen, da diese vom NSKK besetzt und von weiteren SS-Formationen benützt wurde. Die Israelitische Kultusgemeinde erwirkte im Juni 1938 eine Wiedereinrichtung des Ausspeisungsbetriebs, aber ohne Speisesaal, sodass die Speisen auf der Straße eingenommen werden mussten.[35] Am 31. Juli 1939 erging der Befehl der Behörde, die Ausspeisungsküche in die ehemalige Synagoge 16, Hubergasse 8 zu übersiedeln.[36] Das Technische Amt der Israelitischen Kultusgemeinde stellte sich dagegen, da gegenüber der Synagoge eine NSDAP-Ortsgruppe sei und die Funktionäre und Personen, die die Ausspeisung in Anspruch nahmen, schweren antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt waren.[37]

Bedeutende Rabbiner und Kantoren

  • Moritz Deutsch: wurde am 1. September 1887 zum Rabbiner der Synagoge 16, Hubergasse 8 gewählt.
  • Julius Max Bach: * 1872, † Dezember 1946; war von 1898 bis 1938 Rabbiner in der Synagoge der „Israelitische Cultusgemeinde Hernals, Ottakring und Neulerchenfeld" und später der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien 16, Hubergasse 8. Bach galt als ein sehr begabter und eloquenter Prediger. Er unterrichtete an den Pflichtschulen jüdische Religion und erwirkte zudem an der Synagoge Hubergasse eine Aufwertung der "Bat Mitzwah"-Feiern von 12-jährigen Mädchen.[38]

Als Oberkantoren wirkten:

  • Moriz Schlesinger
  • Mosche Dow Kaufmann
  • Rudolf Kogan[39]

Gedenken

An der Fassade des Gebäudes wurde 1988 eine Gedenktafel angebracht, die 2012 durch eine neue Tafel ersetzt wurde.

Quellen

Literatur

  • Evelyn Adunka / Gabriele Anderl: Jüdisches Leben in der Wiener Vorstadt Ottakring und Hernals. Wien: Mandelbaum Verlag 2013
  • Pierre Genée: Wiener Synagogen. Wien: Löcker 2014, S. 89-91
  • Gerlinde Grötzmeier: Virtuelle Rekonstruktion der Ottakringer Synagoge, Hubergasse 8. Dipl.-Arb., TU Wien. Wien 2008
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906, Band 2, S. 90
  • Bob Martens / Herbert Peter: Die zerstörten Synagogen Wiens. Virtuelle Spaziergänge. Budapest: Mandelbaum Verlag 2009, S. 167-178
  • Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5: Österreich), S. 84 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bob Martens / Herbert Peter: Die zerstörten Synagogen Wiens. Virtuelle Spaziergänge. Budapest: Mandelbaum Verlag 2009, S. 167-178.
  2. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien, IV Ac 31: H 7, Schachtel 561 und Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A32: 6458/1938.
  3. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A32: 5877/1938.
  4. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien, IV Ac 31: G 14, Schachtel 560 und Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A32: 5877/1938.
  5. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A32: 998/1925.
  6. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien, IV Ac 31: S 33, Schachtel 574 und Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A32: 998/1925.
  7. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A32: 7679/1938.
  8. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien, IV Ac 31: J 9, Schachtel 563 und Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A32: 7679/1938.
  9. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A32: 14089/1927.
  10. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien, IV Ac 31: L 32, Schachtel 565, und Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A32: 14089/1927.
  11. Gerlinde Grötzmeier: Virtuelle Rekonstruktion der Ottakringer Synagoge, Hubergasse 8. Dipl.-Arb., TU Wien. Wien 2008, S. 10.
  12. Evelyn Adunka / Gabriele Anderl: Jüdisches Leben in der Wiener Vorstadt Ottakring und Hernals. Wien: Mandelbaum Verlag 2013, S. 42.
  13. Gerlinde Grötzmeier: Virtuelle Rekonstruktion der Ottakringer Synagoge, Hubergasse 8. Dipl.-Arb., TU Wien. Wien 2008, S. 29-31; Bob Martens / Herbert Peter: Die zerstörten Synagogen Wiens. Virtuelle Spaziergänge. Budapest: Mandelbaum Verlag 2009, S. 169-174.
  14. Pierre Genée: Wiener Synagogen. Wien: Löcker 2014, S. 90.
  15. Gerlinde Grötzmeier: Virtuelle Rekonstruktion der Ottakringer Synagoge, Hubergasse 8. Dipl.-Arb., TU Wien. Wien 2008, S. 29-31; Bob Martens / Herbert Peter: Die zerstörten Synagogen Wiens. Virtuelle Spaziergänge. Budapest: Mandelbaum Verlag 2009, S. 169-174.
  16. Gerlinde Grötzmeier: Virtuelle Rekonstruktion der Ottakringer Synagoge, Hubergasse 8. Dipl.-Arb., TU Wien. Wien 2008, S. 36.
  17. Evelyn Adunka / Gabriele Anderl: Jüdisches Leben in der Wiener Vorstadt Ottakring und Hernals. Wien: Mandelbaum Verlag 2013, S. 42 f.
  18. Evelyn Adunka / Gabriele Anderl: Jüdisches Leben in der Wiener Vorstadt Ottakring und Hernals. Wien: Mandelbaum Verlag 2013, S. 43 und S. 46.
  19. Archiv des Wiener Feuerwehr Museums, Brand-Tagebuch 1938, II. Teil.
  20. Gerlinde Grötzmeier: Virtuelle Rekonstruktion der Ottakringer Synagoge, Hubergasse 8. Dipl.-Arb., TU Wien. Wien 2008, S. 10.
  21. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A6: 22874/1939.
  22. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A41: 16. Bezirk, Zahl 476 und Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Vermögensverkehrsstelle, Lg. 8483: Band II, Schachtel 532.
  23. Central Archives for the History of the Jewish People (CAHP), A/W 2939.
  24. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 245, A3 (2. Reihe): KG Ottakring, EZ 1470.
  25. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Vermögensverkehrsstelle, Lg. 8483: Band II, Schachtel 532.
  26. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt.119, A41: 16. Bezirk, Zahl 476.
  27. Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien, Rückstellungskommission, 59 RK 547/47; Akt nicht mehr existent; Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A41: 16. Bezirk, Zahl 476.
  28. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 245, A3 (2. Reihe): KG Ottakring, EZ 1470.
  29. Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde nach 1945, Mappe Liegenschaften und B 1/AD.
  30. Bob Martens / Herbert Peter: Die zerstörten Synagogen Wiens. Virtuelle Spaziergänge. Budapest: Mandelbaum Verlag 2009, S. 178.
  31. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien, Referat König: Mappe 25 und 25a, Schachtel 974.
  32. Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde nach 1945, Bestand 2 AD XXVI, A, d, AD-GV, Rückstellungen Wien I, Mappe: Gebäudeverwaltung, Technische Abteilung, Rückstellungen, Verzeichnis der Liegenschaften (Verzeichnis über eingebrachte Rückstellungsanträge und Anträge auf Übergabe der Verwaltung, S. 4).
  33. Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien, Rückstellungskommission: 60 RK 105/51; Akt nicht mehr existent.
  34. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, BMF-VS, Abteilung 34: Schachtel 4455, Zahl 187.001-34/53 und Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt 119, A41: 16. Bezirk, Zahl 4.
  35. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien, IV Ac 31: J 9, Schachtel 563.
  36. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien, Referat König: Mappe 25 und 25a, Schachtel 974.
  37. Central Archives for the History of the Jewish People (CAHP), A/W 2061.
  38. Siehe Wikipedia: Bar and Bat Mitzvah.
  39. Evelyn Adunka / Gabriele Anderl: Jüdisches Leben in der Wiener Vorstadt Ottakring und Hernals. Wien: Mandelbaum Verlag 2013. S. 47-56.