Jugend am Werk
48° 12' 38.37" N, 16° 19' 52.23" E zur Karte im Wien Kulturgut
Jugend am Werk ist eine 1945 ins Leben gerufene Aktion zur Verbesserung der durch Kriegsereignisse und wirtschaftliche Nachwirkungen beeinträchtigten Berufssituation der Jugend.
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Organisation Jugend am Werk
Jugend am Werk ist eine 1945 ins Leben gerufene Aktion zur Verbesserung der durch Kriegsereignisse und wirtschaftliche Nachwirkungen beeinträchtigten Berufssituation der Jugend. Zu diesem Zweck wurden Nachschulungen für 14- bis 18-jährige Jugendliche angeboten, die aufgrund der Kriegsereignisse zu viele Stunden versäumt hatten, um ein Abschlusszeugnis zu erlangen. Jugend am Werk sollte auch die Erfassung und Beschäftigung arbeitsloser und körperbehinderter Jugendlicher bis zur Vermittlung einer Lehrstelle übernehmen, die Vorbereitung oder Umschulung Jugendlicher durchführen und für die Beschäftigung in Lehrwerkstätten sorgen. So wurde beispielsweise für 100 Mädchen, die zwar beim Arbeitsamt gemeldet waren, mangels Lehrstellen aber nicht vermittelt werden konnten, ein fünfmonatiger Kurs abgehalten, in dem sie u.a. Kochen lernten; nach Abschluss wurden die Teilnehmerinnen teilweise zur weiteren Ausbildung in die Schweiz entsandt, teilweise in ein Jugendarbeitslager nach England.
Für die Mündel der Stadt Wien mussten neue Lehrstellen gesucht und neue Lehrverträge abgeschlossen werden. Gemeinsam mit dem Österreichischen Gewerkschaftsbund gründete man Lehrwerkstätten für metallverarbeitende Berufe (20., Hellwagstraße 18), in die Lehrlinge, die sich in der Meisterlehre nicht bewährt hatten, eingewiesen werden konnten. Diese Stellen wurde der Geschäftsgruppe XI angegliedert, 1949 kam sie zur Geschäftsgruppe IV.[1]
1951 ließ man Jugend am Werk als selbständige Dienststelle auf, die Geschäfte gingen an die Magistratsabteilung 11.[2] Sie erfasste etwa 700-800 Jugendliche (Alter 15-17 Jahre) und erwies sich für behinderte oder aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommende Jugendliche als Hilfe für den Berufsstart. Die berufsvorbereitenden Kurse wurden durch kulturelle und gesundheitliche Betreuung und Freizeitangebote ergänzt. Ab 1951 stand das Haus der Jugend (16, Grundsteingasse 65) zur Verfügung, in dem sich verschiedene Lehrwerkstätten befanden. 1955 gab es anlässlich des zehnjährigen Jubiläums eine Ausstellung im Rathaus; zu diesem Zeitpunkt betreute die Aktion österreichweit 10.000 Jugendliche in 60 Gruppen. 1957 wurde Jugend am Werk einem Verein übergeben, den die Stadt Wien finanziell unterstützt. Im 21. Bezirk gibt es in der Jedleseer Straße eine weitere Abteilung von Jugend am Werk.
Projekte mit Beteiligung von Jugend am Werk
- 1945: Teilnahme an der Ernte (insgesamt 100.000 Stunden); Schutträumarbeiten, u.a. in Schönbrunn und im Theresienpark (mehrere 100.000 Stunden)
- 1946: Ernteeinsatz, Schutträumung (u.a. Rathausplatz, gemeinsam mit anderen Jugendorganisationen); Wiederherstellung des Kinderheims im Schloss Wilhelminenberg (gemeinsam mit der Feuerwehr)
- Frühjahr/Sommer 1947: Aufräumarbeiten im Preyer’schen Kinderspital, gemeinsam mit dem Internationalen Zivildienst (dieser war während der Arbeiten im Jugendheim von "Jugend am Werk" in der Liebhartsgasse einquartiert) – Entfernung von Schutt und Vorbereitung des Baumaterials
- Sommer 1947: Austausch mit englischen Jugendlichen; diese sollen den Josef-Strauß-Park wiederherstellen, während Wiener Jugendliche in England bei Erntearbeiten helfen
- August 1947: Reise nach England – den Jugendlichen sollen die dortigen Kriegsschäden vor Augen geführt werden
- Frühjahr 1948: Dreimonatige Berufsvorbereitungskurse für Mädchen unter 18 ohne Pflichtschulabschluss, enden mit Zeugnis und bevorzugter Vermittlung durch das Arbeitsamt
- Juli/August 1948: 36 englische Jugendliche kommen in den Institutionen von "Jugend am Werk" unter, sie arbeiten am Wiederaufbau des Josef-Strauß-Parks und des Urban-Loritz-Platzes
- Sommer 1949: Wiederinstandsetzung des Benno-Parks (8. Bezirk), des Max-Winter-Parks (2. Bezirk) und des Parks am Ghegaplatz, mit Unterstützung von 60 englischen Jugendlichen
- April/Mai 1950: Aushilfe bei der Forstverwaltung - Auspflanzung von 60.000 jungen Pflanzen im Westen der Stadt sowie von 100.000 Pflanzen im Pflanzengarten
- 1950: Herstellung von Turngeräten in den hauseigenen Werkstätten (Liebhartsgasse), diese sollen später im Stadtpark, im Esterházypark (6. Bezirk) und im Türkenschanzpark (18. Bezirk) aufgestellt werden
- Juni 1945: 300 Wiener Jugendliche nehmen an einwöchiger "Lehrwanderung" in der Steiermark teil, besichtigen im Zuge dieser 36 Betriebe
- Juni 1954: Eröffnung der Ausstellung "Jugend am Werk" in Graz (gemeinsames Projekt von Wien und der Steiermark)
- Juni 1955: Ausstellung "10 Jahre Jugend am Werk" in der Volkshalle des Rathauses – Jugendliche demonstrieren ihre erworbenen Fähigkeiten
Video
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Nachlass Körner, A1.3.3 – Reden 1
- Rathauskorrespondenz vom August 1945, März 1946, April 1946, Mai 1946, März 1947, August 1947, September 1947, Februar 1948, Juli 1948, September 1948, Juli 1949, August 1948, Jänner 1950, Mai 1950, August 1950, Juni 1954, Juni 1955
Literatur
- Felix Czeike / Peter Csendes: Die Geschichte der Magistratsabteilungen der Stadt Wien 1902–1970. Band 2. Wien: Jugend und Volk 1972 (Wiener Schriften, 34), S. 176
- Verwaltung der Bundeshauptstadt Wien
Siehe auch
Referenzen
- ↑ Beschluss vom 15. Dezember 1949 (Pr.Z. 3035; MD 6337/1949); Amtsblatt der Stadt Wien 1950, Nr. 2, 6.
- ↑ Beschluss vom 16. Jänner 1951 (Pr.Z. 78; MD 7906/1950); Amtsblatt der Stadt Wien 1951, Nr. 8, 3.