48° 13' 1.62" N, 16° 21' 18.37" E zur Karte im Wien Kulturgut
Mariazeller Gottesacker (9.; zwischen Alser Straße und Währinger Straße gelegen; etwa 8. und 9. Hof des Alten Allgemeinen Krankenhauses).
Der Mariazeller Gottesacker wurde ab 1570 unter Kaiser Maximilian II. angelegt, später wiederholt erneuert und erweitert. Er hatte ein turmähnliches Portal mit großer Kuppel. Ein Teil des Friedhofs war für Katholiken, ein zweiter für protestantische Glaubensangehörige sowie für Griechen reserviert (in der damaligen Zeit eine Seltenheit und ein Zeugnis der Toleranzepoche unter Maximilian II.). Viele kostbare Monumente zierten den Friedhof, in dessen Mitte sich eine 1702 durch den Benediktinerorden errichtete Kapelle mit einer Nachbildung des Mariazeller Gnadenbilds befand, von dem der Friedhof seinen Namen ableitete.
Geschichte
Die ersten Grundkäufe aus dem Besitz des Maria-Magdalena-Klosters[1] wurden 1561 seitens der Hofkammer unter Kaiser Ferdinand I. vollzogen. Später fasste Erzherzog Karl II. von Innerösterreich (1540-1590) unter Maximilian II. den Beschluss der Anlage eines neuen Friedhofs, wofür er einen Teil des Kammergutes und des erworbenen Klosterackers verwendete.
In seinen Anfängen war der Gottesacker ein rein katholischer Friedhof und wurde durch Bischof Johann Caspar Neubeck am 21. September 1576 geweiht. Erst mit dem Jahr 1600 begann die Aufzeichnung des Grund- und Gewährsbuchs des im Jahr 1598 angelegten evangelischen Teils befindlichen Grüfte und Gruftplätze. Anfangs war der Friedhof in keinem guten Zustand, erst durch die Spenden der Wiener Bevölkerung und speziell der protestantischen Stände und Handelsherren wurde dieser zum "schönsten Friedhof von Wien". Den evangelischen Glaubensangehörigen war die Beisetzung in katholischen Kirchen und Grüften untersagt, weshalb ihnen dieser neue Friedhof sehr gelegen kam. In der Zeit der Gegenreformation war der evangelische Teil gesperrt, konnte jedoch als Hofkammergut nicht konfisziert werden.
Dieser Friedhof war kein klassischer Kirchhof, sondern eine rein auf Begräbnisse ausgelegte Anlage, die dem Typus des von Arkaden umgebenen Camposanto entsprach.
Bereits im Jahr 1578 war eine Erweiterung notwendig, wofür man die beiden benachbarten Weingärten kaufte und den Friedhof von 165 Klafter auf 240 Klafter erweiterte. Einem Ansuchen des Lazarus Henckel von Donnersmarck an die Hofkammer über die Errichtung eines Glockenturms über der Familiengruft 1591 wurde stattgegeben; dieser Glockenturm bestand bis 1784. Nach 1641 wurde ein Karner sowie im Jahr 1641 im katholischen Teil eine Kapelle errichtet. Der Gottesdienst in der Kapelle hielten von 1641-1651 gegen ein jährliches Almosen über 200 Gulden die Franziskaner, nach deren Resignation die Schwarzspanier ab. Die Schwarzspanier errichteten 1633 in der Nähe des Friedhofs ihre Kirche und ein Kloster.
Von 1576 bis 1664 stand der Friedhof unter der Aufsicht von Hofkommissären, in den Jahren 1664-1667 und 1702-1788 verwaltete das benachbarte Schwarzspanierkloster (Benediktinerkloster Unserer lieben Frau von Montserrat) den Friedhof. Die Bezeichnung "kaiserlicher Gottesacker" verschwand in dieser Zeit, im Volksmund verblieb er in Bezug auf das Kapellenbild als Mariazeller Gottesacker oder Mariazellerfriedhof.
Im Zuge der Zweiten Türkenbelagerung (1683) wurde der Friedhof fast völlig verwüstet und verfiel, da nach der Pestepidemie von 1679 und der monatelangen Belagerung der Stadt etliche der begüterten Familien ausgestorben waren. Mit evangelischen Spenden aus Hamburg, Leipzig und Breslau konnte der Friedhof wiederhergestellt werden.
Das Schwarzspanierkloster wurde am 17. März 1783 sowie der Friedhof am 1. Jänner 1784 aufgehoben. Auf dem Areal des Friedhofs wurden 1834 die Höfe 8 und 9 des (Alten) Allgemeinen Krankenhauses gebaut.
Der Mariazeller Gottesacker 1737 (Kupferstich von Salomon Kleiner)
Kapelle des Benediktinerklosters "Unserer lieben Frau von Montserrat" (Schwarzspanier) am Mariazeller Gottesacker, 1767
Schwarzspanierkirche (9., Schwarzspanierstraße 13, Garnisongasse 14-16), 1724. Links ist der Henkel'sche Turm ersichtlich.
Bestattete Personen
Im Wien Geschichte Wiki gibt es 2 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.
BildName des Bildes | Personenname | BerufBeruf | GeburtsdatumDatum der Geburt | SterbedatumSterbedatum | Grabstelle |
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Lazarus Henckel | Kaufmann Bankier | 29 Oktober 1551 JL | 13 Juli 1624 | ||
Martin van Meytens | Hofmaler | 16 Juni 1695 | 23 März 1770 | Evangelischer Teil |
Quellen
Literatur
- Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Wien: Falter-Verlag 1988, S. 38-40.
- Leopold Senfelder: Der kaiserliche Gottesacker vor dem Schottentor. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien. Band 36/37. Wien: Gerold 1902, S. 215 ff.
- Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung (Hg.): Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien, Bd. 1. Wien 1992, S. 56
Referenzen
- ↑ Die genaue Lage des ehemaligen Maria-Magdalena-Klosters ist weder durch schriftliche noch durch archäologische Zeugnisse zu bestimmen und lässt sich nur annäherungsweise rekonstruieren. Siehe: Barbara Schedl: Klosterleben und Stadtkultur im mittelalterlichen Wien. Zur Architektur religiöser Frauenkommunitäten. Innsbruck: Studien Verlag 2009 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 51), S. 148-150. Felix Czeike verortete das Kloster vor dem Schottentor im Bereich Währinger Straße-Hörlgasse-Kolingasse, in der "Vorstadt zwischen den zwei Mauern" gelegen