Grünangergasse
48° 12' 26.84" N, 16° 22' 31.34" E zur Karte im Wien Kulturgut
Grünangergasse (1.), benannt nach einer sich hier bis ins 12. Jahrhundert erstreckenden Gemeinschaftswiese ("Anger") der Wiener Bürgerschaft. Die Bezeichnung "Auf dem Anger" findet sich ab dem 14. Jahrhundert (grundbücherlich 1314 und noch 1547), "Am grünen Anger" im 17./18. Jahrhundert. Auch nach der babenbergischen Stadterweiterung (Ende 12. Jahrhundert) erhielten sich hier lange Zeit Weide- und Grünflächen, die Verbauung setzte relativ spät ein. Seit 1786 Grünangergasse. Eine zwischen Nummer 8 und 10 bestehende Sackgasse (seit 1786 so benannt) wurde ab 1975 teilweise verbaut und erschien 2017 auf dem elektronischen Stadtplan der Stadtverwaltung als schmaler Zugang zu einem grünen Innenhof.
Gebäude
- Nummer 1 (Kumpfgasse 2, Schulerstraße 16): Neuberger Hof.
- Nummer 4 (Domgasse 10): Fürstenbergpalais.
- Nummer 8 (Sackgasse 3): Brotbäckerhaus "Zum grünen Anger" (erbaut 1705).
- Nummer 9 (Singerstraße 17-19, Kumpfgasse 10): Rottalpalais; auf einem Teil des Areals stand das Billiottesche Stiftungshaus.
- Nummer 10: Zum grünen Anker (erbaut 1784). Hier wohnte die Mozartschülerin Maria Magdalena Hofdemel (geborene Pokorny), deren Gatte Franz Kanzlist bei der obersten Hofstelle war und Logenbruder Mozarts war. 1809 starb hier Franz Grillparzers Vater Wenzel; Grillparzer verbrachte in diesem Haus seine Jugendjahre (1810-1812; Gedenktafel am Haus Nummer 12!). Angeblich wohnte 1822 auch Carl Maria von Weber hier. 1823 wird der bürgerliche Geigen- und Lautenmacher Bernhard Stoß als Mieter erwähnt. Seit dem 18. Jahrhundert befand sich im Haus die gleichnamige Gaststätte, die prominente Besucher aufzuweisen hatte (1826 Schubert, später Brahms, Furtwängler und andere).
Der Garten des Nikolaiklosters (Klosterkirche "Zum heiligen Nikolaus") reichte bis in die Grünangergasse.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: Pfarre St. Stefan
Quellen
Literatur
- Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 59 f.
- Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 74 f.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Hans Pemmer: Die Grünangergasse und ihre Bewohner. In: Wiener Zeitung 11.03.1951, 06.06.1951, 14.06.1951
- Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
- Richard A. Prilisauer: Versuch einer Musiktopographie der Stadt Wien. Vervielfältigung (WStLA). 1. Teil: Innere Stadt - Kärntner Viertel, S. 3