Deutsche Nationalversammlung

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Deutsche Nationalversammlung, 1848
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Sonstige Organisation
Datum vonDatum (oder Jahr) von 18. Mai 1848
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 19. Juni 1849
Benannt nach
Prominente Personen Johann Nepomuk Berger, Valentin Streffleur
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  15726
GNDGemeindsame Normdatei 4018128-5
WikidataIDID von Wikidata Q157638
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Revolution 1848
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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BildnameName des Bildes Deutsche Nationalversammlung.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Deutsche Nationalversammlung, 1848

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  • Frankfurter Nationalversammlung

Die Deutsche Nationalversammlung (auch Frankfurter Nationalversammlung; zeitgenössisch auch constituierende Reichsversammlung, deutsches Nationalparlament, Reichsparlament) war von Mai 1848 bis Mai 1849 das erste gewählte, gesamtdeutsche Parlament. Auch im Kaisertum Österreich wurden Abgeordnete für die Deutsche Nationalversammlung gewählt.

Der Deutsche Bund

Am 8. Juni 1815 war auf dem Wiener Kongress der aus 35 souveränen monarchischen Staaten und vier freien Städten bestehende Deutsche Bund gegründet worden; gemeinsames Organ war der Bundestag in Frankfurt/Main, auf dem Österreich den Vorsitz führte. Im Februar/März 1848 kam es in den meisten Bundesstaaten (Baden 27. Februar, Österreich 13. März, Preußen 18. März, Bayern 20. März und so weiter) zu Aufständen (Revolution 1848), die demokratische Einrichtungen (gewählte Volksvertretungen, Pressefreiheit, allgemeine Grundrechte) anstrebten; auch die Bildung eines deutschen Nationalstaats auf parlamentarischer Grundlage stand auf dem Programm. Die Regierungen der Bundesstaaten und der Bundestag zeigten sich nachgiebig; der Bundestag hatte es schon am 3. März den Mitgliedsstaaten freigestellt, die Zensur aufzuheben, und am 9. März die verbotene „Burschenschaftsfahne" Schwarz-Rot-Gold zum Symbol des Deutschen Bunds erklärt.

Das Vorparlament

Am 10. März ergingen Einladungen zur Entsendung von Abgeordneten, die als „Vorparlament" eine bundesweite Verfassungsänderung vorbereiten sollten. Das Vorparlament (574 Delegierte) trat am 31. März in Frankfurt/Main zusammen und wählte einen 50köpfigen Ausschuss, der als Beirat des Bundestags die Bildung einer Deutschen Nationalversammlung aus gewählten Delegierten einleitete. In Wien war in der Nacht vom 1. auf den 2. April die schwarz-rot-goldene Fahne auf dem Stephansturm gehisst worden. Die sechs für das Vorparlament bestimmten österreichischen Vertrauensmänner trafen erst am 9. April in Frankfurt ein, als der Ausschuss bereits seine Arbeit aufgenommen hatte. Zur Wahl in die Nationalversammlung (830 Abgeordnete und Stellvertreter, davon 190 aus der Österreichischen Monarchie) wurden bundesweit Wahlkreise geschaffen (Anordnung der Wahl in Österreich am 19. April); da in den tschechischsprachigen Gebieten Böhmens und Mährens die Wahl boykottiert wurde, konnten nur 130 Mandate besetzt werden.

In Wien gab es sieben Wahlkreise; gewählt wurden:

Die Nationalversammlung

Die Deutsche Nationalversammlung trat am 18. Mai 1848 in der zum Parlamentssitz umfunktionierten Frankfurter Paulskirche zusammen (Präsident Heinrich Freiherr von Gagern); anwesend waren 562 Abgeordnete (davon 319 Verwaltungsbeamte und Juristen, 104 Wissenschaftler, 138 Unternehmer, 1 Bauer [kein Arbeiter] mit verschiedenen politischen Vorstellungen). Am 29. Juni 1848 wurde auf Antrag Gagerns Erzherzog Johann zum „Reichsverweser" gewählt, am 12. Juli übertrug ihm der bisherige Bundestag des Deutschen Bunds seine Kompetenzen als gesamtdeutsche Zentralgewalt; am 15. Juli bildete Johann eine Reichsregierung (Ministerpräsident Karl Fürst Leiningen, bisher königlich-bayrischer Reichsrat, der am 3.September durch Anton Ritter von Schmerling ersetzt wurde). Am 27. Oktober 1848 nahm der Reichstag ein Verfassungsgesetz an, demzufolge kein Teil des deutschen Reichs mit nichtdeutschen Ländern zu einem Staat vereint sein dürfe (zulässig war nur eine Personalunion beim Staatsoberhaupt). Da dies die weitgehende Auflösung der vielsprachigen Österreichischen Monarchie bedeutet hätte, bahnte sich damit die von Preußen betriebene „kleindeutsche Lösung" unter Ausschaltung Österreichs an.

Ende der Nationalversammlung

Zu dieser Zeit waren allerdings in den meisten Staaten die revolutionären Bestrebungen bereits unterdrückt worden. Am 12. Oktober 1848 wurde im Reichstag ein Antrag von Johann Nepomuk Berger auf Abgabe einer Sympathieerklärung für das revolutionäre Wien abgelehnt worden, worauf eine Gruppe Radikaler aus eigenem eine solche Erklärung verfasste, die von vier Abgeordneten (Julius Fröbel, Moritz Hartmann, Albert Trampusch und Robert Blum) am 13. Oktober mitgenommen wurde; die am 17. Oktober in Wien eingetroffene Delegation wurde im österreichischen Reichstag begrüßt. Hartmann und Trampusch kehrten nach Frankfurt zurück; Blum und Fröbel blieben in Wien, schlössen sich den Wehrverbänden der Radikalen an und wurden am 4. November verhaftet (Fröbel wurde ausgewiesen, Blum am 9. November standrechtlich erschossen). Am 28. März 1849 war die neue Reichsverfassung vollendet (erblicher Kaiser, gewählter Reichstag mit zwei Kammern [„Staatenhaus", „Volkshaus"]). Der an diesem Tag zum Kaiser gewählte preußische König Friedrich Wilhelm IV. lehnte die Würde am 28. April ab; die österreichischen. Abgeordneten wurden am 5. April, die preußischen am 14. Mai von ihren Regierungen zurückberufen. Der Reichstag wurde am 19. Juni 1849 aufgelöst; Erzherzog Johann blieb auf Drängen Österreichs noch Reichsverweser, legte das Amt jedoch am 20. Dezember 1849 zurück. Am 1. September 1850 trat erstmals wieder der Bundestag des Deutschen Bunds in Frankfurt zusammen.

Im Wiki verzeichnete Abgeordnete in der Deutschen Nationalversammlung

 NameFunktionFunktion einer Person (in einer Organisation)vonDatum (oder Jahr) des Beginns der FunktionbisDatum (oder Jahr) des Endes der FunktionAnmerkungAnmerkung oder Notiz.
Moritz Hartmann.jpgMoritz HartmannAbgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung184818 Juni 1849
Karl Moering.jpgKarl MoeringAbgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung18481848Ab 5. Oktober Reichskommissar bei der provisorischen Zentralgewalt
Joseph Maria Miller-AichholzAbgeordneter der Frankfurter NationalversammlungApril 1848
Carl Ludwig Bruck.jpgKarl Ludwig BruckAbgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung18 Mai 184828 November 1848September bis Oktober 1848 österreichischer Bevollmächtigter bei der Provisorischen Zentralgewalt
Johann Nepomuk Berger.jpgJohann Nepomuk BergerAbgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung24 Mai 184823 April 1849
Valentin Streffleur.jpgValentin StreffleurAbgeordneter der Frankfurter NationalversammlungOktober 18481849
Karl Friedrich Kübeck.jpgKarl Friedrich KübeckAbgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung1849Präsident der provisorischen Bundeszentralkommission in Frankfurt
Johann Alois Perthaler.jpgJohann Alois PerthalerAbgeordneter der Frankfurter NationalversammlungMärz 18491849
Bernhard von Rechberg.jpgJohann Bernhard von Rechberg-RothenlöwenAbgeordneter der Frankfurter NationalversammlungMärz 184920 Dezember 1849Bevollmächtigter bei der provisorischen Zentralgewalt

Literatur

  • Ernst Hoor: Erzherzog Johann von Österreich als Reichsverweser. Der unveröffentlichte Briefwechsel mit Felix Fürst zu Schwarzenberg aus den Jahren 1848 und 1849. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1981
  • Moritz Smets: Das Jahr 1848. Geschichte der Wiener Revolution. Band 2. Wien: Waldheim 1872, S. 92, S. 96
  • Günter Wollstein: Deutsche Geschichte 1848/49. Gescheiterte Revolution in Mitteleuropa. Stuttgart [u.a.]: Kohlhammer 1986
  • Rudolf Kiszling: Revolution im Kaisertum Österreich 1848-1849. Band 1. Wien: Universum Verlag 1948, S. 122 ff., S. 331
  • Siegfried Schmidt: Robert Blum. Vom Leipziger Liberalen zum Märtyrer der deutschen Demokratie. Weimar: Böhlau 1971

Weblinks