48° 7' 54.28" N, 16° 17' 37.61" E zur Karte im Wien Kulturgut
Der Liesinger Zentralfriedhof (23., Siebenhirtenstraße 16) wurde 1863 geweiht. Der Friedhof ist 32.543 Quadratmeter groß und verfügt über rund 3.200 Grabstellen.
Geschichte
Am 17. August 1861 beschloss der Gemeinderat von Liesing die Anlage eines neuen Friedhofs (zur Vorgeschichte: Liesinger Friedhof) am Aubach (Ostrand von Liesing). Am 23. März 1863 wurde der Bau einer Totenkapelle beschlossen, am 8. November 1863 der Friedhof geweiht (erste Bestattung am 13. November). Bis 1927 wurde der Friedhof dreimal erweitert (die Zunahme der Feuerbestattung machte den Bau eines Urnenhains 1927 notwendig), nach 1920 eine Aufbahrungshalle errichtet und 1934 auf Kosten der Wiener Städtischen Bestattung renoviert.
1952 wurde der Liesinger Zentralfriedhof zum Hauptfriedhof für den 25. beziehungsweise (seit Inkrafttreten des Gebietsänderungsgesetzes 1954) 23. Bezirk bestimmt, das Äquivalent im 22. Bezirk war der Asperner Friedhof. Für die um den Liesinger Friedhof gelegenen Ortsfriedhöfe trat somit eine Entlastung ein, da dieser über kostengünstige Gräber verfügte.
1961 konnte durch Sanierungsarbeiten in alten Grabfeldern die Neuvergabe heimgefallener und verwahrloster Gräber ermöglicht werden.
1969 wurden die Aufbahrungshalle und der Aufbahrungsraum vom Architekten Erich Boltenstern umgestaltet. Die künstlerische Ausstattung, das Altarmosaik, dessen Zentrum ein Kreuz mit den Symbolen Mond und Sonne sowie den Zeichen für Anfang und Ende bildet, schuf der Maler Hermann Bauch. Ab 31. März 1970 war die Benützung wieder möglich. Seit 1971 sind im Aufbahrungsraum technische Voraussetzungen für Trauerfeiern zu Erdbestattungen und Kremationsfeiern vorhanden. Im Jahr 2015 wurden Teile der Aufbahrungshalle saniert.
Der älteste Verstorbene auf diesem Friedhof ist der Buchhändler Joseph von Kurzböck († 1792), der Grundherr Liesings war. Der Grabstein wurde vom alten Ortsfriedhof hierher überführt. Das Familiengrab wurde 1985 ehrenhalber auf Friedhofsdauer gewidmet.
Künstlerische Gestaltung
Ein kleiner Teil der alten Friedhofsmauer sowie alte Gräber haben sich erhalten. Hier befinden sich schöne alte Grüfte des Bürgertums und das Grab des früheren Bürgermeisters Rudolf Waisenhorn, das von der Arbeiterschaft Liesing gestiftet wurde.
Das barocke Kruzifix stand seit 1784 auf dem alten Friedhof und wurde mit dessen Auflassung hierher verlegt. Als Urheber des Kruzifixes wird das Dorotheerkloster vermutet, das seit dem 15. Jahrhundert Grundherr über Liesing war.
Das Mausoleum von Theodor Löwenthal ist ein kunsthistorisch wertvolles frühes neugotisches Gebäude, das um das Jahr 1865 errichtet wurde. Es steht im Zentrum des Friedhofs und gilt als ein unverzichtbares Kulturerbe, das von der Kulturabteilung der Stadt Wien als erhaltenswert erachtet wird, weshalb es im Jahr 2020 restauriert wurde.
Besonderheiten sind das Kriegerdenkmal „Trauernde Mutter mit Kind" von Rudolf Schmidt (1926), das ursprünglich bei der alten Rathausbrücke über den Liesingbach stand sowie das Kriegsgrab für die Opfer des Ersten Weltkriegs. Ferner findet sich hier ein Denkmal für die zwei Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Franz Heindl und Viktor Mrnustik.
Siehe auch: Liesinger Friedhöfe, Atzgersdorfer Pfarrfriedhof, Liesinger Friedhof, Friedhöfe.
Bestattete Personen
Im Wien Geschichte Wiki gibt es 19 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.
BildName des Bildes | Personenname | BerufBeruf | GeburtsdatumDatum der Geburt | SterbedatumSterbedatum | Grabstelle |
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Rudolf Bukal | Chemiker | 1863 | 23 September 1914 | Gruppe 8, Nummer G11 | |
Karl Cizek | Komponist | 1854 | 30 Oktober 1922 | Gruppe 74, Nummer 4 | |
Alois Dachs | 1890 | 1952 | Gruppe 59, Nummer 4 | ||
Joseph von Kurzböck | Buchdrucker Buchhändler Schriftsteller Übersetzer | 21 November 1735 | 18 Dezember 1792 | Gruppe 3, Nummer G6 | |
Magdalena von Kurzböck | Komponistin Pianistin | 17 März 1767 | 4 Februar 1845 | 3/G6 | |
Josef Kutscha | Lehrer Politiker | 1863 | 1928 | Gruppe 82, Nummer 11 | |
Richard Lehmann | Arbeiter | 7 September 1911 | 15 Juli 1934 | Gruppe 66A, Nummer 38 | |
Theodor Löwenthal | Brauereibesitzer | 1798 | 1878 | Gruppe 1, Nummer G9 | |
Herbert Mayr | Politiker | 2 September 1909 | 27 Dezember 1984 | Gruppe 19, Nr. U 107 | |
August Neilreich | Jurist Botaniker | 12 Dezember 1803 | 1 Juni 1871 | Gruppe 1, Nummer G 2 | |
… weitere Ergebnisse |
Quellen
Literatur
- Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Wien: Falter-Verlag 1988, S. 179
- Franz Knispel: Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien. Wien: Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung 1992, Band 2, S. 60 ff.
- Ferdinand Opll: XXIII. Liesing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 23), S. 58
Weblinks
- Friedhöfe Wien: Liesinger Friedhof [Stand: 27.09.2023]