Nußdorf (Herrschaft)
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Daten zum Objekt
Die Anfänge der Herrschaft liegen im 12. Jahrhundert. Der Ort, der wahrscheinlich nach den vielen dort wachsenden Nussbäumen seinen Namen erhielt, wird um 1114 erstmals genannt.
Herrschaftsinhaber
- Im 12. Jahrhundert nahm das Geschlecht der Herren von Nußdorf seinen Namen an. Von diesen erscheinen Albertus de Nußdorf und dessen Söhne Otto und Albertus (nach 1133), die von Markgraf Leopold III. einen dem Stift Klosterneuburg dienstbaren Weingarten erhielten mit dem Recht, diesen an ihre direkten Nachkommen vererben zu dürfen.
- um 1140 erscheint ein Eppo von Nußdorf. Einzelne Nachkommen fungierten als herzogliche Waldmeister
- ein späterer Otto tritt unter Propst Wisinto von Klosterneuburg (1216-1219) als forestarius ducis auf [1]
- 1288 erscheint ein Jaensel von Nußdorf
- 1293 ein Starchart von Nußdorf, Kellermeister und dessen Sohn Ulrich von Nußdorf sowie ein Jans von Nußdorf (möglicherweise identisch mit Jaensel[2])
- 1305 ein Ruger von Nußdorf
- 1306 ein Johannes von Nußdorf nebst Gemahlin Gertraut
- ab 1298 ist ein Chonrad der Nusdorfer nachweisbar (seit 1330 Pfleger von Klosterneuburg)
- ab 1334 ist ein Chunrad (II.) nachweisbar (†zwischen 1343 und 1347[3])
- Das Geschlecht starb mit Otto Span de Nusdorf, dessen Siegel bekannt ist, aus.
- Schon frühzeitig besaßen weltliche und geistliche Grundherren (Klöster, Stifte) in Nußdorf zahlreiche Weingärten; diese Grundherren waren:
- Stift Klosterneuburg, erstmals um 1196 als Besitzer von Weingärten genannt
- Stift Göttweig
- Stift Passau
- seit 1293 das Nonnenkloster in Tulln
- seit 15. Juli 1298 Kloster Hohenfurt
- vor dem 17. August 1299 das Schottenstift in Wien; es besaß zwei Höfe, die 1706 in den Besitz des Josef Anton Pilatis von Thassul übergingen und mit 20. Oktober 1764 um 5000 Gulden Rheinisch an das Kloster Aldersbach in Bayern kamen, nach dessen Säkularisation 1805 es zunächst an den Kameralfond und dann um 8450 Gulden an das Stift Klosterneuburg kam
- vor 1301 das Wiener Bürgerspital
- vor 1301 die Pankrazkapelle in Wien
- seit dem 3. Dezember 1302 das Stift Zwettl, das dort einen Hof besaß (Zwettler Freihof)
- vor 1305 das Stift Lilienfeld
- seit 1303 das Himmelpfortkloster in Wien; mit 16 Oktober 1766 sowie 17. April 1798 kaufte das Stift Klosterneuburg fünf dem Kloster gehörende Grundherrlichkeiten
- seit 1. Mai 1312 das Nonnenkloster St. Nikolaus in Wien
- seit 11. November 1316 das St. Klarenkloster in Wien
- vor dem 20. März 1317 die Pfarrkirche Unser Frau auf der Stetten in Wien
- vor 30. November 1327 das Kloster Garsten, das neben Weingärten einen Freihof zu Nußdorf besaß
- vor dem 7. Juni 1330 das Nonnenkloster Dürnstein
- seit 29. September 1334 die Kirche in Heiligenstadt
- seit 21. Oktober 1334 das Kloster Hohenberg; mit 21 Dezember 1343 erhält dessen Abt Thomas von Chunrad der Nußdorffer die Erlaubnis, an seinem Hof einen Mönch oder Laien anzustellen, der allerdings die Gemeindepflichten wie ein Grundholde zu erfüllen hatte.
- seit 1335 die Burgkapelle in Wien
- seit dem 25. Juli 1346 das Kloster Altenburg; es besaß am Ort einen Freihof, über den die Einlage in der Landtafel 1765 eröffnet wurde; dieser ging mit 21 Juni 1788 durch öffentliche Versteigerung (Lizitation) an Josefa Gräfin Polheim, geb. Gräfin von Lamberg-Sprinzenstein um 6412 Gulden über; spätere Besitzer waren: Karoline Reichsgräfin von Mitrowsky, geb. Gräfin Kohary; seit 13. August 1800 Andreas Edler von Fellner um 20.000 Gulden; seit 15. Februar 1810 Michael und Theresia Kirchlehner um 100.000 Gulden, nebst einem Mauthaus.
- 19. Mai 1350 die zu stiftende St. Nikolauskapelle bei St. Michael in Wien
- vor 1353 der Pfarrer in Korneuburg
- 19. Mai 1353 die Pfarrgemeinde Lang-Enzersdorf
- vor 6. Juni 1353 die Deutschen Herren in Wien
- mit 27. August 1355 die St. Margaretenkapelle in der Münzerstraße in Wien
- vor 25. Februar 1359 die Rathauskapelle in Wien
- vor 27. September 1367 die Marienkapelle in Wien
- mit 22. Mai 1372 das Laurenzer-Nonnenkloster auf dem Fleischmarkt in Wien
- mit 6. Juni 1372 die Minoriten in Wien
- 21. Oktober 1376 das Domkapitel zu St. Stefan in Wien
- 15. November 1389 das Stift St. Pölten
- 27. Juli 1402 das St. Dorotheakloster in Wien
- 9. Januar 1426 Kloster Gaming, das einen Freihof besaß (Gaminger Freihof)
- 27. Februar 1443 Frauenkloster St. Jakob auf der Hülben in Wien
- vor 21. Februar 1455 Augustinerkloster in Wien
- 19. November 1460 Augustinerkloster in Baden
- 17. Juni 1472 Büßerinnenkloster in Wien
- 1496 Agneskirche (in Klosterneuburg?)
- 4. Mai 1659 Jesuiten; sie besaßen den Würffelhof
- vor dem 26. Januar 1695 besaßen die Dominikaner das
- 2. Mai 1761 Augustiner-Eremitenkloster auf der Landstraße
- 20. Oktober 1764 Kloster Aldersbach in Bayern
- die Kartause Mauerbach besaß bei ihrer Aufhebung 1783 einen oder mehrere Bauweingärten
Freihöfe waren im Besitz von:
- Franz Alexander Härtl Edler von Hartenberg 1756
- Paul Michael von Zwengdorf, R.R. Leib Medicus und Repräsentation-Rat in Sanitätssachen 1737
- Josef Anton Pilati von Thassul, Hofkammerrat und Geheimer Zahlmeister
- Urban Süeß auf dem Würffelhof 1782
- Lazarus Henckhel Edler von Donnersmarrkckt ab 1629 den Würffelhof
- Johann Heinrich Graf von Grafenberg, der am 30. Juni 1756 drei Häuser, den Freihof und Untertanen in Nußdorf kaufte, die zum Storchschen Benefizium St. Katharina bei St. Stefan gehörten
Die Zahl der Grundherren verringerte sich erst durch die Klosteraufhebungen Josephs II. 15 Freihöfe bildeten selbständige Grundobrigkeiten, der Weinbau machte die Bewohner wohlhabend.
- 1569 erwarb das Wiener Bürgerspital das Amt Nußdorf, das bis 1794 in seinem Besitz blieb; über dessen Besitz in Nußdorf existiert ein Dienstbuch von 1326.
- am 31. Oktober 1794 verkaufte das Bürgerspital die Dorfherrlichkeit Nußdorf samt den Untertanen dort und in Heiligenstadt, den Grundholden und anderen Grundherrschaften an das Stift Klosterneuburg um 26.678 Gulden. Als größter Grundherr hatte es die Dorfobrigkeit in Nußdorf inne.
Weitere Herrschaften mit Besitz/Rechten am Ort
- Dompropst von St. Stephan, (Erz-)Bistum Wien
- Stift St. Magdalena
- Vizedom
- Herrschaft Königstetten
Quellen
Grundbücher
- Nußdorf: Dienst-, Satz- und Gewerbücher:
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Grundbücher, 5 – Grundbuch Dompropst, (Erz-)Bistum Wien 1407-1880
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Grundbücher, 6 – Grundbuch Bürgerspital ca. 1300-1880
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Grundbücher, 8 - Grundbuch Dominikaner 1426-1873
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Grundbücher, 9 - Grundbuch Domkapitel 1440-1880
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Grundbücher, 11 - Grundbuch St. Dorothea 1448-1850
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Grundbücher, 13 - Grundbuch Stift Garsten 1720-1880
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Grundbücher, 16 - Grundbuch Himmelpfortkloster 1564-1880
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Grundbücher, 29 - Grundbuch Schotten 1314-1880
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Grundbücher, 138 - Grundbuch Stift St. Magdalena 1692-1880
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Grundbücher, 225 - Grundbuch Gaming 1724-1880
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Grundbücher, 230 – Grundbuch Vizedom 1753-1880
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Grundbücher, 231 – Grundbuch Altenburger Freihof 1790-1879
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Grundbücher, 232 - Grundbuch Herrschaft Königstetten 1644-1878
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Grundbücher, 234 – Grundbuch Bezirksgericht 1850-1880
- Niederösterreichisches Landesarchiv Archiv Wien 632B Klosterneuburg, Pfarre St. Martin – Bücher
Patrimonialverwaltung
- Kauf- und Heiratsbuch 1796-1841: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Patrimoniale Verwaltung und Justiz, 133a - Herrschaft Freihof zu Nussdorf 1796-1841
Literatur
- Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc. topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet, und nach den bestehenden vier Kreisvierteln alphabetisch gereihet. Viertel unterm Wienerwald. Band 4: [Neusiedl bis Pottendorf]. Wien: gedruckt bei den PP. Mechitaristen 1831, S. 208-212.
- Topographie von Niederösterreich. Band 7. Wien: Verlag des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 1915, S. 365-385.