Saturn-Verlag

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Verlag
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1926
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1938
Benannt nach
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  69872
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata Q108063812
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Verlagsgeschichte
RessourceUrsprüngliche Ressource 
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
  • 1., Lichtenfelsgasse 1
  • 1., Ebendorferstraße 3
  • 1., Teinfaltstraße 6

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.

Die Karte wird geladen …

48° 12' 42.49" N, 16° 21' 48.02" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Fritz Ungar, der bereits den Phaidon-Verlag ins Leben gerufen hatte hatte, setzte seine eigene Verlegertätigkeit im März 1926 mit der Neugründung "Saturn-Verlag" in Wien-Innere Stadt, Lichtenfelsgasse 1, fort. Dieser Verlag übersiedelte wenig später in die Ebendorferstraße 3 und im August 1929 in die Teinfaltstraße 4. Das zunächst nicht im Handelsregister protokollierte Unternehmen wurde erst im September 1932 als Genossenschaft mit Sitz in der Teinfaltstraße 6 angemeldet und im folgenden Oktober in das Register für Genossenschaftsfirmen beim Wiener Handelsgericht eingetragen wurde. Betriebsziel war der Verlag und Vertrieb von Büchern und sonstigen graphischen Erzeugnissen. Neben Ungar gehörte der Bankbeamte Ludwig Anton Kritsch dem Vorstand an. Die Führung einer Verlagsanstalt auf genossenschaftlicher Basis verstand sich als Hilfe für den literarischen Nachwuchs. Am 2. August 1937 erfolgte seitens der Behörden die Auflösung des Saturn-Verlags aus formalrechtlichen Gründen, dennoch blieb er bis März 1938 aktiv. Nach dem "Anschluss" schieden Ungar und Kritsch aus dem Verlag aus, der nach seiner "Arisierung" schließlich im Herbst 1938 gelöscht wurde.

Etwa 70 Titel auf unterschiedlichsten Gebieten erschienen im Saturn-Verlag, wobei es einen Schwerpunkt auf Lyrikbände gab, darunter von Ernst Waldinger ("Die Kuppel", "Der Gemmenschneider"), Herbert Strutz, Marie Weiß, Paul Pawel, Heinrich Kranz und anderen. Zu den verlegten Romanautorinnen und -autoren zählten Richard Kapeller, Ernst Meder, Kurt Sonnenfeld, Hermynia Zur Mühlen ("Reise durch ein Leben"; "Nora hat eine famose Idee") oder Heimito von Doderer ("Das Geheimnis des Reichs"). Von der Gesamtausgabe der Werke Otto Stoessls wurden bis 1938 vier Bände produziert.

1934 erschien mit dem Titel "Das Herz Europas. Ein österreichisches Vortragsbuch" ein Werk, das eine Nähe zur Österreich-Ideologie des Ständestaates aufweist. Es umfasste Texte toter und zeitgenössischer Schriftsteller (Franz Grillparzer, Robert Hamerling, Friedrich Hebbel, Anastasius Grün, Peter Rosegger, Hugo von Hofmannsthal, Richard Schaukal, Karl Schönherr, Franz Karl Ginzkey, Hans Nüchtern, Rudolf Henz, Enrica von Handel-Mazzetti, Franz Theodor Csokor, Oskar Maurus Fontana, Alfred Polgar, Stefan Zweig, Franz Werfel, Hermann Bahr, Felix Salten, Anton Wildgans, Maria Grengg, Josef Friedrich Perkonig und andere), lässt aber auch führende Repräsentanten des autoritären Regimes zu Wort kommen, darunter Engelbert Dollfuß, Kurt Schuschnigg oder Wilhelm Miklas.

Von der Belletristik abgesehen, waren die Erzeugnisse des Saturn-Verlags bunt gemischt. Er verlegte etwa einige Schriften von Herbert Müller-Guttenbrunn, "Grillparzers dramatisches Werk" (1937) von Emil Reich, Wilhelm Börners "Politische Zeitfragen in ethischer Beleuchtung" und vieles andere mehr. 1934 erschien die literarische Anthologie "Österreichische Lyrik der Gegenwart", in der in Summe Texte 54 österreichischer Autorinnen und Autoren vertreten waren.

Da viele Verlagsautorinnen und -autoren jüdischer Provenienz bzw. antinationalsozialistisch eingestellt waren, konnte eine Reihe von Werken nicht in Deutschland ausgeliefert werden. Diese "belasteten Bücher" spielten bei der "Arisierung" des Saturn-Verlags im März 1938 daher auch eine bedeutende Rolle. Der Gründer und Inhaber Fritz Ungar konnte Österreich ohne jede finanzielle Entschädigung für seinen Verlag verlassen und in New York ein renommiertes Verlagsunternehmen aufbauen.

Quellen

  • Wiener Stadt- und Landesarchiv: Handelsgericht Wien, Registerakt Gen. 28, 243

Literatur

  • Jessica Roland: Zwischen Hudson und Donau. Der Verleger Frederick Ungar im amerikanischen Exil. Diplomarbeit Univ. Mainz 1997 [Anhang IV: Die Verlagsproduktion des Saturn-Verlags 1926-1938]
  • Murray G. Hall: Verleger Frederick Ungar gestorben. 1898–1988. In: Anzeiger des österreichischen Buchhandels 124 (1989), 1/2, S. 15

Weblinks