Siemens-Schuckert-Werke
Die Anfänge als Firma Kremeneszky
Im Jahr 1884 gründete Johann Kremenezky mit Ignaz Mayer die Firma Kremenezky, Mayer & Co. Fabrik für elektrische Beleuchtung und Kraftübertragung, aus der sich das größte österreichische Starkstromunternehmen entwickelte. Das Unternehmen spezialisierte sich auf die Erzeugung von Dynamomaschinen, Mess-, Regalien- und Schaltapparaten und Bogenlampen. Es war auch die erste elektrische Glühlampenfabrik in Österreich-Ungarn.
Die Firma hatte auf dem Areal der ehemaligen Lokomotivfabrik von Georg Sigl in 9., Währinger Straße 59 ihren Sitz (später Standort des Technologischen Gewerbemuseums, heute des WUK [Werkstätten- und Kommunikationszentrum]) und erzeugte Glühlampen und Starkstromgeräte. Seit 1890 war Johann Kremenezky Generalrepräsentant für Österreich der Anglo-American Brush Electric Light Corporation limited in London. 1891 ist die Firma unter der Adresse 9., Eisengasse 5a und Severingasse 9 zu finden, das heißt ebenfalls auf dem Areal der ehemaligen Lokomotivfabrik (Rückseite).
Während bei der Eröffnung lediglich 35 Arbeiter und sechs Beamte beschäftigt waren, kam 1891 zu einer deutlichen Ausweitung des Betriebes. 1889 wurden 120 Dynamomaschien hergestellt, 1897 bereits 515. Ebenso stieg die Glühlampenproduktion von 100.000 auf 650.000, die Zahl der Beschäftigten allein in diesen Geschäftszweigen von 180 auf 700.
Die Österreichische Schuckert-Werke AG
Weiter unter der Leitung von Kremenezky ging das Unternehmen 1896 in den Besitz der am 31. Dezember 1885 gegründeten Nürnberger Schuckert & Co AG über, die es in die Österreichischen Schuckert-Werke AG umwandelten. Im Jahr 1899 übersiedelte das Unternehmen in den neu errichteten Fabrikskomplex in der Vorgartenstraße in Brigittenau. 1903 kam es zur Fusion mit Siemens & Halske, ab 1908 auch einschließlich des Kabelwerks in Leopoldau (21., Siemensstraße 88-92). 1910 wurde das Werk durch eine Drahtfabrik und ein Kupferwalzwerk erweitert.
Mit seinen drei Wiener Werken sowie Beteiligungen und Außenstellen avancierte Siemens-Schuckert zum größten Elektrounternehmen der Donaumonarchie. Trotz des Zerfalls der Monarchie blieb das Unternehmen in den 1920er Jahren mit rund 6.000 Beschäftigten in gleicher Größe erhalten, ehe die Weltwirtschaftskrise für einen Rückgang auf 2.000 Mitarbeiter sorgte.
Das Unternehmen im Zweiten Weltkrieg: Fusionierung und Zwangsarbeit
Nach dem "Anschluss“ endete die Geschichte der Österreichischen Siemens-Schuckert AG, da diese in den vollständigen Besitz der deutschen Muttergesellschaft überging, mit Ausnahme des Kabelwerks in Floridsdorf, das in die neugegründete Wiener Kabel- und Metallwerke AG eingebracht wurde.
Das Unternehmen wuchs wie alle kriegswichtigen Betriebe während der Jahre 1940-1945 enorm, wobei auch zahlreiche Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zum Einsatz kamen. So befand sich in 2., Nordportalstraße 156 ein Lager der Siemens-Schuckert-Werke, das auch als Arbeiterlager Nr. III bezeichnet wurde.
Erinnern und Gedenken
Auf dem Fabriksgelände wurde am 10. Februar 1950 ein von Leopold Metzenbauer gestaltetes Mahnmal für drei von den Nationalsozialisten ermordete Mitarbeiter von Siemens-Schuckert, Leopoldine Padaurek (1898-1944), Ferdinand Platzer (1906-1942) und Franz Sebek (1901-1943), errichtet. Beim Abbruch der Fabrikshallen wurde auch das Mahnmal zerstört. Auch eine damit im Zusammenhang 1950 angebrachte Gedenktafel wurde beim Abbruch entfernt. Am 13. März 2013 wurde im Robert-Uhlir-Hof eine Gedenktafel für Padaurek, Sebek und Platzer errichtet.
Siehe auch: Zwangsarbeit, Zwangsarbeiterlager, Zwangsarbeiterlager Nordportalstraße 156, Lager in Wien
Literatur
- Die Gross-Industrie Oesterreichs. Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Oesterreichs 1898, Bd. 3, Wien: Leopold Weiss 1898, S. 212-214
- Julia Kleindienst: Siemens in Österreich. Der Zukunft auf der Spur. Eine Unternehmensbiographie. Wien: Ueberreuter 2004
- Franz Mathis: Big Business in Österreich. Österreichische Großunternehmen in Kurzdarstellungen, Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1987, S. 279-282