Österreichisches Nationalteam (Fußball)

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Genua 1924, Österreichische Nationalmannschaft mit Hugo Meisl (2. Reihe von hinten, rechts) und Dr. Josef Gerö (1. Reihe, 3. von rechts)
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BildnameName des Bildes Nationalteam, Genua 1924.jpg
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Als Nationalteam wird die erste Auswahl (A-Team) von Fußballspielern des Österreichischen Fußballbunds (seit 1926 – zuerst „Allgemeiner Österreichischer Fußballbund“ - bzw. seiner Vorläufer: Österreichische Fußballunion (1900-1904), Österreichischer Fußballverband (1904-1926) bezeichnet, die Österreich (bis 1918 als Teil Österreich-Ungarns, 1918-1933 in der Ersten Republik, 1933-1938 im Bundesstaat Österreich (Austrofaschismus), 1938-1945 in der „Ostmark“ als Teil des NS-Reichs, seit 1945 in der Zweiten Republik) bei offiziellen Länderspielen und Turnieren vertritt. Das Nationalteam nahm bisher an sieben Weltmeisterschaften (1934, 1954, 1958, 1978, 1982, 1990 und 1998) und vier Europameisterschaften (1960, 1964, 2008 (als Veranstalter qualifiziert) und 2016) teil. Sein größter Erfolg ist der dritte Platz bei der WM 1954. Bis zu Beginn der 1970er-Jahren setzte sich das Nationalteam zum überwiegenden Teil aus Spielern von Wiener Vereinen zusammen.[1]

Begriff, Vorgeschichte, Bildung & Anfänge in der Monarchie

Die Bezeichnung „Nationalteam“ oder „Nationalmannschaft“ für die österreichische Verbandsauswahl findet in der Presse erstmals Ende 1917 Erwähnung. Selektionen anderer Länder (unter anderem der Schweiz, Italiens, aber auch Ungarns) wurden bereits seit 1908 so bezeichnet. Die Begriffswahl stand wohl im Zusammenhang mit den Identitätsfindungsprozessen einer neuen „österreichischen“ Nation in Abgrenzung zu jener der Habsburgermonarchie am Ende des Ersten Weltkriegs. [2]

Das erste Spiel einer Auswahl österreichischer Fußballer aus mehreren Klubs lässt sich bereits mit dem 18. Dezember 1898 datieren, als eine vom Cricketer Rudolf Wagner geführte Mannschaft aus „deutschen“ Spielern der Vienna, des WAC, der Cricketer und des Wiener FC gegen ein Team ihrer Lehrmeister - britischer Fußballer der Cricketer unter Führung von Mark Nicholson (Vienna) - auf dem „Pratersportplatz“ des WAC in der Rustenschacherallee antrat und 1:4 verlor. 1899 wurde auf Anregung Nicholsons das „Comité zur Veranstaltung von Fussballwettspielen“ gegründet, das Spiele von (mit britischen und „deutschen“ Wienern besetzten) Auswahlen gegen Teams anderer Städte (Berlin, 29.10.1899, 0:2), Regionen (Böhmen, 12.03.1899, 2:2), sowie dem Oxford University AFC (2. u. 3. April 1899, 0:15 bzw. 0:13) vermittelte. Das erste de facto Länderspiel war dann das Match eines „deutsch-österreichischen“ Teams gegen England am 25. November 1899 in Prag (0:8), wobei auf österreichischer Seite neun Prager Deutsche (v.a. Spieler des DFC Prag), sowie mit Max Leuthe und Wagner (beide Cricketer) zwei Wiener Fußballer zum Einsatz kamen. Die Begegnung eines „Wiener combinierten Teams“ (mit Spielern des WAC, der Vienna und der Cricketer) gegen ein „Schweizer repräsentatives Team“ auf dem Cricketer-Platz im Innenfeld der Radrennbahn im Prater am 8. April 1901 (4:0) gilt in der Literatur wiederum als das erste „heimliche“ Länderspiel Österreichs.

Obschon es also schon davor zwei Vergleiche gegen andere Länderauswahlen gab, gilt der 5:0-Sieg der Wiener gegen die Budapester Stadtauswahl am 12. Oktober 1902 vor 500 Zuschauern auf dem WAC-Platz heute als erstes österreichisches Länderspiel, da diese Begegnung erstmals namentlich von den Landesverbänden „Österreichische Fußball-Union“ (ÖFU, am 4. Jänner 1900 aus dem Komitee hervorgegangen) und Magyar Labdarúgó Szövetség (Ungarischer Fußballverband) ausgerichtet worden war. Bis zum 3. Mai 1908 fanden noch weitere neun Vergleiche von Wiener und Budapester Stadtauswahlen statt, die alle nachträglich als Länderspiele anerkannt wurden. Die ersten 10 offiziellen Länderspiele bestritt Österreich also ausschließlich gegen Ungarn, und in diesen, mit einer fast ausgeglichenen Bilanz (5 Siege, 1 Remis, 4 Niederlagen aus österreichischer Sicht) die politische Struktur der Doppelmonarchie widerspiegelnden Begegnungen liegt die Wurzel der ballesterischen „Erzrivalität“ zwischen diesen beiden Ländern. 1904 verlor die ÖFU Bedeutung. Stattdessen wurde der „Österreichische Fußballverband“ (ÖFV) ins Leben gerufen, der 1905 der „Fédération Internationale de Football Association“ (FIFA) beitrat. Bis Ende 1909 absolvierte Österreich (neben zwei weiteren Aufeinandertreffen mit Ungarn) noch drei Spiele gegen England (1:6, 1:11, 1:8) und am 7. Juni 1908, auf der Heimstätte der Cricketer (2., Dürnkrutplatz) vor der damaligen Rekordkulisse von 5.000 Zuschauern, auch das erste offizielle Länderspiel gegen Deutschland (3:2).

Bis zum Ende der Habsburgermonarchie im November 1918 wurden 39 weitere Länderspiele ausgetragen, davon 28 gegen Ungarn, zwischen 1914 und 1918 kriegsbedingt sonst nur gegen die neutrale Schweiz. Beim letzten Länderspiel in Friedenszeiten wurden auf dem WAC-Platz gegen Ungarn genau 19.627 zahlende Zuschauer gezählt (die Presse kolportierte bis zu 22.000 Besucher), ein neuer Besucherrekord, der den Weg des Wiener Fußballs zum populären Massenspektakel schon vor dem Ersten Weltkrieg bekundet. Zu dieser wie auch im Rahmen der früheren Begegnungen gegen die Magyaren reisten viele ungarische „Schlachtenbummler“ an, die mit ihrem rhythmisch skandierten Anfeuerungsruf „Tem-pó Ma-gya-rók“ für Stimmung sorgten. Erwähnenswert ist auch die erstmalige Teilnahme der ÖFB-Auswahl an einem Turnier für Nationalmannschaften im Rahmen der Olympischen Spiele 1912, das im Juni und Juli d. J. in Stockholm abgehalten wurde. Die mitteleuropäischen Mannschaften schieden allesamt schon in der ersten Hauptrunde aus. Österreich (mit Spielern des DFC Prag, des SK Rapid, des Wiener Sport-Clubs, des WAC und des Amateur SV musste sich Holland mit 1:3 geschlagen geben. Nach Siegen gegen Norwegen und Italien verloren die Rot-Weiß-Roten im Finale des Trostbewerbs 0:3 gegen Ungarn. Olympiasieger wurde Großbritannien.

Das Nationalteam als Wegbereiter der Fußballindustrie

In der Ersten Republik wurde der Fußball in Wien zum popularen Massenphänomen, erfuhr damit auch eine Professionalisierung, Kapitalisierung und Medialisierung (Presse, Radio), sowie eine internationale Ausweitung des Bewerbsspielverkehrs, welche Faktoren die Spielstärke der Spieler von Wiener Klubs - aus denen sich das A-Team ausschließlich zusammensetzte – bedeutend erhöhte. Unter der Ägide des Promotors und Innovators Hugo Meisl, seit 1912 auch „Verbandskapitän“ des ÖFV bzw. ÖFB (also auch für die Aufstellung des Nationalteams Zuständiger), führte dieses wirtschaftlich, ebenso wie sportlich inspirierte Wachstum zum Berufsspielertum (ab 1924), zum Mitropacup (ab 1927) und zum Svehla-Cup (ab 1927), einer Vorform der Europameisterschaft, an der die Nationalteams von Österreich, Italien, der Schweiz, der Tschechoslowakei und Ungarns teilnahmen. Nach dem Stifter der Trophäe, dem tschechischen Außenminister Antonín Svehla benannt, wurde der Svehla-Cup bis 1938 in vier Konkurrenzen ausgetragen, die sich jeweils über zwei oder drei Jahre erstreckten. Die beliebten Ländervergleiche waren dabei stets Wegbereiter der Industrialisierung des Fußballs in Mitteleuropa: am 15. April 1923 wurden beim Länderspiel Österreich-Italien im Stadion Hohe Warte, der damals größten Fußballarena Kontinentaleuropas, 70.400 zahlende Zuschauer gezählt, ein bis 1960 bestehender nationaler Besucherrekord. Für die erste Live-Übertragung eines Fußballspiels im Sender Radio Wien am 7. Oktober 1928 wählte man ebenfalls ein Länderspiel. Österreich besiegte den „Erzrivalen“ Ungarn auf der Hohen Warte im Svehla-Cup mit 5:1. Mit dem ersten „Public Listening“ auf dem Vorplatz der Hohen Warte am 7. April 1929 erreichte eine weitere technische Neuerung im Rahmen eines Länderspiels Österreich: Rot-Weiß-Rot siegte gegen Italien mit 3:0.[3]

Wunderteam

Zwischen Mai 1931 bis April 1933 blieb das österreichische Nationalteam in 16 aufeinanderfolgenden Länderspielen zwölfmal siegreich, spielte zweimal Remis und erlitt nur zwei Niederlagen. Nach drei Kantersiegen (gegen Schottland (5:0) bzw. Deutschland (6:0, 5:0) wurde die Mannschaft rund um die legendäre Stürmerreihe Karl Zischek (Wacker), Friedrich Gschweidl (Vienna, siehe Gschweidlgasse), Matthias Sindelar (Austria), Anton Schall und Adolf Vogl (siehe Voglgasse, beide Admira) im September 1931 in der Wiener Sportpresse erstmals „Wunderteam“ genannt. Aufgrund der Siege des Wunderteams gewann Österreich den Svehla-Cup 1931/1932 (die drei anderen Konkurrenzen konnten Italien (2) und Ungarn (1) für sich entscheiden). Seinen nationalen Mythos erlangte das Wunderteam jedoch vor allem wegen einer knappen Niederlage: am 7. Dezember 1932 verlor Österreich gegen England in London mit 3:4, nach Meinung selbst der englischen Fachleute als „bessere“ Mannschaft. Der von der Presse als „Spiel des Jahrhunderts“ angekündigte, freundschaftliche Vergleich zwischen der damals führenden Mannschaft des Donaufußballs gegen England, dem „Mutterland“ dieses Sports, wurde in Wien vor Radioapparaten, oder bei „Public Listenings“ in Wiener Gasthäusern, Kaffeehäusern, Kinos, auf Fußballplätzen, der Kunsteisbahn Engelmann oder auf dem Heldenplatz verfolgt. Bei der im Mai und Juni 1934 in Italien abgehaltenen zweiten Fußball-Weltmeisterschaft (an der ersten 1930 in Uruguay hatte Österreich nicht teilgenommen) erreichte das Nationalteam nach Siegen gegen Frankreich (3:2 n.V.) und Ungarn (2:1) das Halbfinale, wo man Gastgeber Italien mit 0:1 unterlag. Das Spiel um den dritten Platz ging 2:3 gegen Deutschland verloren. Österreich belegte den 4. Platz.

Gauauswahl „Ostmark“ im Nationalsozialismus

Am 17. Februar 1937 starb Hugo Meisl und kurz darauf ging auch die erste goldene Ära des Nationalteams zu Ende. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an den NS-Staat im März 1938 wurden alle heimischen Verbände in den „Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen“ (NSLR) eingegliedert, die Auswahlen erneuert. Statt dem aufgelösten Nationalteam wurde eine de facto deckungsgleiche Auswahl für den Gau bzw. die Bereichsklasse „Ostmark“ geschaffen, die für üblich gegen andere Regionalauswahlen antrat, einmal sogar ein Länderspiel absolvierte (am 26. Juni 1939 gegen die Schweiz, 0:0). Das „Versöhnungsspiel“ zwischen dem als „Deutsch-Österreichische Mannschaft“ bzw. als „Gau Österreich“ auflaufenden Nationalteam und der von Sepp Herberger betreuten „Deutschen Reichsmannschaft“ vom 3. April 1938 vor 60.000 Zuschauern im Praterstadion endete durch Tore von Sindelar und Karl Sesta 2:0 für Rot-Weiß-Rot. Es blieb das letzte Match einer ÖFB-Auswahl bis zum August 1945. Um dieses „Anschlussspiel“ rankten sich bald allerlei Mythen, die mit den nationalen Identitätsfindungsprozessen am Beginn der Zweiten Republik in das kollektive österreichische Fußballgedächtnis Eingang fanden und über Erzählkulturen und die populäre Geschichtsschreibung bis heute gepflegt werden. Demnach wurde das Spiel als Widerstandsakt verstanden, wofür sich allerdings keine historiografischen Belege finden lassen.

Österreichische Nationalspieler in der NS-Reichsauswahl

Zahlreiche Spieler des früheren Nationalteams stellten in der NS-Zeit nicht nur die Auswahl des Gaus bzw. der Bereichsklasse Ostmark (1938-1942), sondern wurden auch in die deutsche „Reichsauswahl“ (1938-1939, eine Art zweiter deutscher Nationalelf) und in die Nationalmannschaft des NS-Staats berufen. Für die deutsche Nationalmannschaft nominierte Herberger vor allem Stürmer (die auch ohne Übernahme des Systems der „Wiener Schule“ ins deutsche WM-System passten). Die Inkompatibilität der österreichischen und deutschen Spielweise hatte sich schon bei der WM-Endrunde in Frankreich im Juni 1938 gezeigt, als NS-Deutschland mit fünf Spielern von Wiener Mannschaften angetreten und bereits in der ersten Runde gegen die Schweiz (1:1 n.V., 2:4) ausgeschieden war. Zwischen der Begegnung Deutschland-England (3:6) am 14. Mai 1938 bis zur Partie Slowakei-Deutschland (2:5) am 22. November 1942 (danach wurden aufgrund der Kriegsereignisse keine Länderspiele mehr angesetzt), waren in 39 Spielen des deutschen Nationalteams und 4 Begegnungen der Reichsauswahl NS-Deutschlands 28 verschiedene Wiener Spieler auf dem Feld, die zusammen 129 Nominierungen erhielten. Mit Abstand die meisten Einsätze hatte der Admiraner Wilhelm Hahnemann (23 bzw. 3, siehe 21., Hahnemanngasse), gefolgt von Johann Pesser (Rapid, 12 bzw. 1), Willibald Schmaus (Vienna, 10 bzw. 1), Franz Binder (Rapid, 9) und Karl Decker (Vienna, 8).

Goldene Ära - Weltmeisterschaft 1954

Im Lebenshunger der unmittelbaren Nachkriegszeit lebte die Begeisterung der Massen für den Fußball trotz materieller Not und begrenzter Mobilität rasch wieder auf und das Nationalteam formierte sich zunächst rund um überlebende und nicht in Kriegsgefangenschaft befindliche Routiniers (Sesta, Zischek) sowie nachrückende Talente (unter anderem Ernst Ocwirk) neu. Bereits am 19. und 20. August 1945 trat Rot-Weiß-Rot zu zwei Länderspielen gegen Ungarn in Budapest an (0:2, 2:5). Am 6. Dezember d. J. absolvierte die Nationalmannschaft gegen Frankreich vor 55.000 Zuschauern (trotz Bombenschäden) im Wiener Praterstadion dann ihr erstes Heimspiel seit April 1938 und gewann 4:1, Karl Decker erzielt drei Treffer. Ein zweites und bis heute letztes Mal (nach 1912) nahm Österreich mit dem A-Team bei Olympischen Spielen teil, schied aber 1948 in London schon im Achtelfinale gegen den späteren Olympiasieger Schweden (mit den ab 1949 für die AC Milan spielenden Stars Nils Liedholm und Gunnar Nordahl) aus. Auch im Gerö-Cup, dem zu Ehren des ehemaligen Spielers (Libertas), Funktionärs (u.a. amtierender Präsident des ÖFB), Holocaust-Überlebenden und Justizministers Josef Gerö umbenannten, zwischen 1948-1953 und 1955-1960 wiederaufgenommenen Svehla-Cup, konnte an die Erfolge der Zwischenkriegszeit nicht angeschlossen werden.

Nichtsdestotrotz formte sich unter Verbandskapitän Walter Nausch (1948-1954) bald ein spielstarker Stamm, der sich vor allem aus Fußballern der zwischen 1945/1946 und 1954/1955 führenden Vereine Rapid (5 Mal Meister), Austria (3), Wacker (1) und Vienna (1) formte, und der gegen Gegner von Weltklasseformat sowohl hohe Siege (5:1 gegen Italien am 9. November 1949) als auch Achtungserfolge (2:2 vor 100.000 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion gegen England am 28. November 1951) erringen konnte. Diese Generation von Nationalspielern - mit Stützen wie Gerhard Hanappi, Ernst Happel, Alfred und Robert Körner (alle Rapid), Ernst Stojaspal und Ernst Ocwirk (beide Austria), Theodor Wagner (Wacker) und Karl Koller (Vienna) - erzielte mit dem dritten Platz bei der WM im Juni und Juli 1954 in der Schweiz den größten Erfolg eines österreichischen Nationalteams in der bisherigen Geschichte des ÖFB. Nachdem die Gruppenphase mit zwei Siegen (1:0 gegen Schottland bzw. 5:0 gegen die Tschechoslowakei) souverän gewonnen werden konnte, schieden die mitfavorisierten Österreicher im Halbfinale gegen den späteren Weltmeister Deutschland klar mit 1:5 aus. Im Spiel um Platz 3 besiegte Rot-Weiß-Rot das Team aus Uruguay mit 3:1. Das legendärste Spiel der Österreicher bei diesem Turnier, und gleichzeitig gemeinsam mit dem 1:11 gegen England (1908) das torreichste Länderspiel in der Geschichte des ÖFB, ist aber die sogenannte „Hitzeschlacht von Lausanne“ vom 26. Juni 1954, als Österreich gegen Gastgeber Schweiz nach einem Rückstand von 0:3 noch mit 7:5 gewinnen konnte, trotzdem Torhüter Kurt Schmied (Vienna) mit Sonnenstich durchspielen musste. Österreichischer Rekordtorschütze bei dieser Weltmeisterschaft war Erich Probst (Rapid) mit 6 Toren.

Das „zweite Wunderteam“

In der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre verlor Österreich den Anschluss an die Entwicklungen im europäischen Spitzenfußball (Professionalisierung (auch Infrastruktur), Kapitalisierung, Medialisierung (TV), Internationalisierung (Legionäre) und damit auch das immer noch überwiegend aus Spielern von Wiener Klubs bestehende Nationalteam an Qualität. Stützen des WM-Teams 1954 wechselten ins zahlungskräftige Ausland, wie etwa Ocwirk nach Italien zu Sampdoria Genua (1956-1961) und Happel zum Racing Club de Paris (1954-1956). Bei der WM-Endrunde 1958 schied Österreich schon in der Gruppenphase gegen den späteren Weltmeister Brasilien (0:3), die UdSSR (0:2) und England (2:2) aus. Ebenso wenig erfolgreich war die Teilnahme des Nationalteams bei den als „Europa-Nationenpokal“ im k.o.-Modus mit Hin- und Rückspiel ausgetragenen Europameisterschaften 1960 (Sieger UdSSR) und 1964 (Sieger Spanien), wo man im Achtel- bzw. im Viertelfinale ausschied. 1966 konnte sich Rot-Weiß-Rot erstmals in der Geschichte der Weltmeisterschaften nicht für die Endrunde qualifizieren, ebenso wenig für die erstmals im Turniermodus ausgespielte Europameisterschaft 1968. Nichtsdestotrotz gelang einer um Stützen wie Kapitän Hanappi, Erich Hof (Wiener Sport-Club) und Horst Nemec (Austria, siehe auch Helfort) geformten und von Karl Decker (1959-1963) trainierten Nationalmannschaft eine spektakuläre Siegesserie, die an jene des Wunderteams zwischen 1931 und 1933 erinnerte. Diese noch von der „Wiener Schule“ geprägte Elf, von der Presse deshalb auch „zweites Wunderteam“ genannt, gelangte allerdings erstmals auch dank Verstärkungen aus den Bundesländern (etwa dem Grazer Helmut Senekowitsch (GAK, Sturm Graz, dann Vienna) oder dem Vorarlberger Friedrich Rafreider (FC Dornbirn) zum Erfolg: Zwischen Mai 1960 und Oktober 1961 konnten von 10 aufeinanderfolgenden freundschaftlichen Länderspielen neun gewonnen werden, darunter waren Siege gegen England (3:1), Italien (2:1 auswärts) und Europameister UdSSR (3:1, auswärts 1:0). Am 30. Oktober 1960 siegte das Nationalteam vor 91.000 Zuschauern im mit einem dritten Rang ausgebauten Wiener Stadion auch gegen Spanien (3:0). Es handelt sich dabei um die größte jemals in Österreich dokumentierte Zuschauerzahl bei einer Fußballbegegnung. Bei den Heimsiegen dieser Mannschaft gegen England, die UdSSR und Ungarn waren nur unwesentlich weniger Zuschauer gekommen (90.726, 87.000, 86.000). Am 20. Oktober 1965 erzielte das Nationalteam einen neuerlichen Achtungserfolg und schuf einen weiteren Mythos. Durch Tore der Rapidler Rudolf Flögel (1) und Anton Fritsch (2) besiegte man England im Londoner Wembley-Stadion mit 3:2. Fritsch, der erstmals für das Nationalteam aufgelaufen war, erhielt daraufhin den Spitznamen „Wembley-Toni“.

Von der Wiener zur Österreichischen Nationalmannschaft

Im Laufe der 1960er-Jahre brach die Wiener Vorherrschaft der ab 1949/1950 als gesamtösterreichische Meisterschaft geführten obersten Spielklasse. Auch das Nationalteam setzte sich vermehrt aus Spielern aus den Bundesländern zusammen. Beim Entscheidungsspiel Österreichs gegen Schweden in der WM-Qualifikation 1974 etwa (beide Teams hatten die gleiche Punkteanzahl und Tordifferenz), die das Nationalteam am 27. November 1973 mit 2:1 verlor, standen lediglich fünf Spieler in der Startaufstellung, die bei Wiener Vereinen groß geworden waren.

Weltmeisterschaft 1978 - „I wer' narrisch!“

Unter Trainer Senekowitsch erreichte Österreich 1978 nach drei vergeblichen Versuchen (1966, 1970, 1974) wieder eine WM-Endrunde. Der Mannschaft gehörten mit Johann Hattenberger (VfB Stuttgart), Josef Hickersberger (Fortuna Düsseldorf), Kurt Jara (MSV Duisburg), Eduard Krieger (Club Brügge) und Wilhelm Kreuz (Feyernoord Rotterdam) bereits vier Legionäre an. Eine Entwicklung, die sich in den nächsten Jahrzehnten verstärken sollte und heute dazu führt, dass sich im Kader des Nationalteams für das letzte Turnier, der EURO 2016, mit Robert Almer (Austria) lediglich ein Spieler findet, der in der heimischen Liga spielt. In der Qualifikation zur WM 1978 erzielte das Nationalteam mit einem 9:0 gegen Malta den höchsten Sieg in seiner Geschichte. Hans Krankl (Rapid) schoss dabei 6 Tore, darunter zwischen der 9. und 17. Spielminute einen Hattrick, ebenfalls historische Rekordwerte. Bei der Endrunde in Argentinien setzte sich Österreich zunächst in einer Gruppe gegen Spanien (2:1), Schweden (2:1) und Brasilien (0:1) durch, ehe man in der Zwischenrunde durch Niederlagen gegen Italien (0:1) und den späteren Vize-Weltmeister Niederlande (1:5, Trainer Ernst Happel) ausschied. Den legendären Abschluss bildete das „Wunder von Córdoba“, nach Lausanne (1954) der Gedächtnisort par exellence in der österreichischen Fußballgeschichte der Zweiten Republik. Rot-Weiß-Rot siegte am 21. Juni 1978 vor 38.000 Zuschauern im Estadio Chateau Carreras der zentralargentinischen Stadt Córdoba mit 3:2 gegen den großen Rivalen Deutschland, der deshalb aus dem Turnier ausschied. Krankl schoß zwei Tore, darunter das Siegestor zum 3:2. Unvergessen bleibt der Torjubel des Radiokommentators Edi Finger sen. nach diesem Treffer „...Tor, Tor, Tor...I wer' narrisch...“

Auf für die vier Jahre später in Spanien stattfindende WM-Endrunde 1982 konnte sich das Nationalteam, dessen Stamm (mit den Stützen Friedrich Koncilia, Erich Obermayer, Bruno Pezzey (siehe Bruno-Pezzey-Weg), Herbert Prohaska, Krankl und Walter Schachner unverändert geblieben war, qualifizieren. Nach dem Aufstieg in der Vorrunde (Chile (1:0), Algerien (2:0) und Deutschland (0:1) schied man allerdings in der Zwischenrunde (0:1 gegen Frankreich, 2:2 gegen Nordirland) aus. Für Aufsehen sorgte das letzte Vorrundenspiel Österreichs gegen Deutschland am 25. Juni 1982 in Gijón, das als „Nichtangriffspakt von Gijón“ oder „Schande von Gijón“ in die Fußballgeschichte einging. Nachdem Deutschland in der 10. Minute in Führung gegangen, und damit - wie aufgrund des aktuellen Tabellenstandes bekannt - beide Teams zum Schaden Algeriens aufgestiegen waren, wurde dieses Ergebnis bis Spielende gehalten. Nicht zuletzt deshalb werden seit der EM 1984 die entscheidenden Gruppenspiele zeitgleich angesetzt. Erfolglos verliefen die Bemühungen in dieser Epoche, nach 1964 wieder an einer EM teilzunehmen: keine der Qualifikationen für die Europameisterschaften 1968, 1972, 1976, 1980, 1984 und 1988 konnte Rot-Weiß-Rot als Gruppensieger absolvieren.

Weltmeisterschaften 1990 & 1998, Färöer und Valencia

Die 1990er-Jahre des Nationalteams waren von zwei weiteren und bis dato letzten WM-Teilnahmen (1990 und 1998), aber auch von zwei historischen Niederlagen geprägt. Nach beiden mussten die Teamchefs, Josef Hickersberger und Herbert Prohaska, die nach Hugo Meisl mit 56 bzw. 51 Länderspielen bisher längstdienenden Trainer der ÖFB-Auswahl, zurücktreten. Den Beginn dieser Epoche markierte der 12. September 1990: das Nationalteam verlor im Idrottsparken von Landskrona (Schweden) vor 1.265 Zuschauern in der Qualifikation für die EM 1992 gegen die Färöer Inseln mit 0:1. Und am Ende des Jahrzehnts, am 27. März 1999, schlitterte die ÖFB-Auswahl im Rahmen der EM-Qualifikation 2000 im Estadio Mestalla von Valencia gar in ein geschichtsträchtiges Debakel: das 0:9 gegen Spanien stellt nach dem 1:11 gegen England (1908) die bis heute höchste Niederlage des Nationalteams in seiner Geschichte dar, was Verteidiger Anton Pfeffer (Austria) beim Stand von 0:5 in der Halbzeit dazu veranlasste, seinen legendären Kommentar („Hoch werden wir das nicht mehr gewinnen“) abzugeben.

Nach einer spannenden Qualifikationsrunde, die das Nationalteam im letzten Spiel gegen die DDR durch drei Treffer von Anton Polster (damals beim FC Sevilla) am 15. November 1989 (nur eine Woche nach dem Fall der Berliner Mauer) vor 58.000 Zuschauern im Praterstadion (3:0) zur Teilnahme an der Endrunde der WM 1990 in Italien berechtigte, schied Rot-Weiß-Rot dortselbst im Juni 1990 nach Niederlagen gegen den Gastgeber und späteren Halbfinalisten Italien (0:1) und gegen die Tschechoslowakei (0:1), sowie einem Sieg gegen die USA (2:1) schon in der Gruppenphase aus dem Turnier. Andreas Ogris (Austria) und Gerhard Rodax (Admira/Wacker) trafen für Österreich. Auch bei der Weltmeisterschaft 1998, für die sich das Nationalteam (darunter Peter Schöttel (Rapid), Pfeffer, Andreas Herzog (Werder Bremen) und Polster (1. FC Köln), die schon 1990 dabei gewesen waren) in der Qualifikation immerhin als Gruppensieger (unter anderem gegen Schottland und Schweden) empfohlen hatte, überstand man die Gruppenphase nicht: zwei Unentschieden (gegen Kamerun (1:1) und gegen Chile (1:1) waren aufgrund einer Niederlage gegen Italien (1:2) zu wenig. Die Tore für Österreich erzielten Polster, Ivica Vastic (Sturm Graz) sowie Herzog, alle in der Nachspielzeit gegen Kamerun, Chile bzw. Italien.

Entwicklungen seit 2000

2002 erhielt der ÖFB gemeinsam mit dem Schweizerischen Fußballverband den Zuschlag für die Austragung der EURO 2008, die vom 7. bis 29. Juni 2008 stattfand und unter anderem an den österreichischen Spielorten Klagenfurt, Innsbruck, Wals-Siezenheim (Salzburg) und Wien (Ernst-Happel-Stadion, Umbau nach UEFA-Vorgaben mit einer Kapazität von 53.295 Zuschauern) stattfand. Nach vier weiteren, deutlich erfolglosen Versuchen sich für dieses Turnier sportlich zu qualifizieren (1992, 1996, 2000, 2004) war Österreich als Mitveranstalter dennoch an dieser 13. Endrunde der Europameisterschaft zur Teilnahme berechtigt, zum insgesamt dritten Mal (nach 1960 und 1964) und erstmals seit 44 Jahren. Wie schon bei den letzten beiden WM-Teilnahmen schied das Nationalteam allerdings, nach Niederlagen gegen Kroatien (0:1) und den späteren Finalisten Deutschland (0:1), sowie nach einem Remis gegen Polen (1:1) in der Gruppenphase aus. Dabei schoss Ivica Vastic (Elfmeter) das erste Tor für Rot-Weiß-Rot bei einer EM.

Nachdem die Qualifikation für die EURO 2012 erneut missglückt war, konnte sich das Nationalteam für die EURO 2016 in Frankreich schließlich erstmals in der Geschichte des österreichischen Fußballs auf sportlichem Weg qualifizieren, noch dazu eindrucksvoll als Sieger der Ausscheidungsgruppe G mit 8 Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten Russland und 10 auf den dritten Schweden. Unter dem seit November 2011 agierenden Teamchef Marcel Koller formierte sich ein vielversprechendes Team mit einem Stamm aus 23 Spielern - darunter die gebürtigen Wiener David Alaba, Marko Arnautovic, Aleksandar Dragovic und Marc Janko, die, einer Entwicklung seit den 1970er-Jahren (siehe Weltmeisterschaft 1978) folgend, mit Ausnahme von Torwart Almer (Austria) bei Vereinen außerhalb Österreichs unter Vertrag standen, die meisten davon in führenden europäischen Ligen wie der Deutschen Bundesliga (15, davon 3 in der 2. Liga) und der englischen Premier League (4). Trotzdem diese Mannschaft seit 2012 eine eindeutig positive Länderspielbilanz vorweisen konnte (21 Siege, 7 Remis und 10 Niederlagen in 38 Spielen bis zum Beginn der EM) und in der Qualifikation brilliert hatte, enttäuschte sie beim Turnier im Juni 2016. Nach Niederlagen gegen Ungarn (0:2) und Island (1:2), sowie einem 0:0 gegen den späteren Europameister Portugal, schied die ÖFB-Auswahl erneut in der Gruppenphase aus. Das einzige Tor bei der EURO 2016 für Rot-Weiß-Rot schoss Alessandro Schöpf gegen Island.

Bedeutende Wiener Nationalspieler

Die bedeutenden persönlichen Rekorde von Spielern des österreichischen Nationalteams werden nach wie vor von Spielern aus Wien gehalten. Der aktuelle österreichische Rekordspieler ist mit 103 Einsätzen in den Jahren 1988-2003 Andreas Herzog, gefolgt von Anton Polster (95, 1982-2000) und Gerhard Hanappi (93, 1948-1962). Die meisten Tore für Rot-Weiß-Rot erzielte Polster (44), vor Hans Krankl (34, 1973-1985) und Johann Horvath (29, 1924-1934).

Frauennationalteam

Die österreichische Frauennationalmannschaft besteht unter dem Dach des ÖFB seit 1990 und absolvierte ihr erstes Länderspiel am 25. August 1990 mit einem 1:5 gegen die Schweiz. Unter der Leitung des ersten Teamchefs und ehemaligem Vienna-Trainer Peter Leitl konnte im 7. Länderspiel am 11. September 1993 gegen Ungarn der erste Sieg gefeiert werden (1:0). Zwar qualifizierte sich das Frauenteam bis dato weder für die Olympischen Spiele noch für Weltmeisterschaftsendrunden. In den letzten Jahren hat der Frauenfußball in Österreich jedoch einen spürbaren Aufschwung genommen, wenngleich er ausschließlich von Amateurinnen betrieben wird. Entwicklungsfördernd war die Schaffung des Nationalen Zentrums für Frauenfußball des ÖFB in St. Pölten in der Saison 2011/2012, dessen Arbeit bereits Früchte zeitigt. So qualifizierte sich das weibliche U-17 Nationalteam 2014 erstmals für eine EM-Endrunde, wo die jungen Österreicherinnen den Einzug ins Semifinale nur knapp verpassten.

Siehe:

Quellen

Literatur

  • Karl Kastler: Fußballsport in Österreich. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Linz: Trauner 1972
  • Leo Schidrowitz: Geschichte des Fußballsportes in Österreich. Wien / Wels [u.a.]: Traunau 1951

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karl Kastler: Die österreichischen Nationalspieler und ihre Länderspiele (A-Team). In: Kastler, a.a.O., S. 185-197
  2. Fremden-Blatt, 27. Dezember 1917, S. 8
  3. Radio-Woche, Jg. 6 (1929), Nr. 14, S. 21
Länderspiel 1945
Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung, Wiberal: W1/145: Österreich – Frankreich (4:1), 6. Dezember 1945. Das erste Länderspiel im Wiener Stadion nach dem Zweiten Weltkrieg
Länderspiel 1947
Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung, Wiberal: W1/140: Länderspiel Österreich – Ungarn (4:3) im Wiener Praterstadion, 14. September 1947. Links: Ernst Melchior