48° 11' 46.75" N, 16° 21' 16.76" E zur Karte im Wien Kulturgut
Die Hölle (6., Magdalenenstraße 8, später offiziell Linke Wienzeile 6, Keller unter dem Theater an der Wien), war ein Wiener Kabarett.
Gründung und Eröffnung
1906 erhielten Leopold Natzler und Siegmund Natzler (4., Große Neugasse 33) die Bewilligung zur Errichtung sowie die Singspielhallenkonzession zur Führung eines neuen Wiener Unterhaltungsetablissements: die Hölle. Sie befand sich im Souterrain des Wohnhauses, in dem sich auch das Theater an der Wien befand. Die Planungs- und Adaptierungsarbeiten lagen beim Wiener Stadtbaumeister Architekt Karl S. Schmidt sowie bei Architekt Arnold Goldberger und bei Stadtbaumeister Felix Sauer. Die offizielle Adresse des neuen Wiener Etablissements war 6., Magdalenengasse 8. Die Adresse änderte sich in den folgenden Jahren auf 6., Linke Wienzeile 6.
Spielplan
Am 7. Oktober 1906, wenige Jahre nach dem Neubau des Vorderhauses des Theaters, eröffneten die Brüder Siegmund (Angehöriger des Theaters an der Wien) und Leopold Natzler (aus dem Ensemble des Raimundtheaters) mit Edmund Eyslers Einaktoperette "Phryne" (Libretto von Robert Bodanzky und Fritz Grünbaum) ein Kabarett, das Heinrich Lefler, Ludwig Graf und Josef Urban ausgestattet hatten. Der Misserfolg von Felix Saltens "Jung-Wiener Theater", das 1901 in diesen Räumen gespielt hatte, führte von Anfang an zur bewussten Ausschaltung aller avantgardistischen (das heißt literarischen) Ambitionen.
Das monatlich wechselnde Programm war das einer Kammerspielbühne der Operette (Einaktoperetten, Singspiele); ab 5. Jänner 1907 wurde Franz Lehárs Operetteneinakter "Mytislav der Moderne" gespielt. Der Pianist Bela Laszky mit seiner Gattin Mella Mars (einem Star der "Hölle"; beide traten ab 1910 in der Fledermaus auf) und bekannte Darsteller (darunter Heinrich Eisenbach, Fritz Grünbaum und später auch Rudolf Oesterreicher) sicherten dem Kabarett Erfolg. Im Sommer 1907 wurden die Räumlichkeiten neu gestaltet; es konferierten nun Theo Körner und Egon Friedell. 1909 schrieb und komponierte Ralph Benatzky Chansons für das Kabarett, 1909/1910 war er dessen musikalischer Leiter. 1910 erhielt "Die Hölle" Konkurrenz durch die im Nachbarhaus erfolgte Eröffnung des Kabaretts "Himmel".
Schließung und Neueröffnung
"Die Hölle" wurde am Ende des Ersten Weltkriegs (1918) geschlossen, erstand jedoch in den 1920er Jahren nochmals (zum Ensemble gehörten auch Fritz Heller und Stella Kadmon). Für das Jahr 1926 findet sich in den Akten des Wiener Stadt- und Landesarchivs Marie Ludwan als Konzessionärin. 1927 hatte Emil Weiß die Konzession inne. 1930 wird Adold Brett (2., Kleine Sperlgasse 1) als Konzessionär des nunmehrigen "Theaters der Komiker" genannt.
Neuerliche Schließung
Nach dem Zweiten Weltkrieg, als das Operngebäude zerstört und die Staatsoper das Theater an der Wien (Gebäude) als Ausweichbühne benützte, verwendete Erika Hanka die Räumlichkeiten als Probenraum für das Staatsopernballett. Im Zuge der Umgestaltung des Theaters durch die Stadt Wien (1962; Musicalbühne) wurden in den Räumlichkeiten die Pausenräume für die Parterrebesucher installiert (Stuckdekorationen von Hilde Jesser-Schmid; Bronzebüsten von Lehár, Kálmán und Marischka).
Wiederbelebung und Schließung
2010 wurde durch die Wiener Armin Berg Gesellschaft rund um Schauspieler und Entertainer Georg Wacks die Hölle wiederbelebt und bis 2021 jährliche Programme hier in Erinnerung an das historische Unterhaltungsetablissement geboten, zuletzt im November und Dezember die Abschiedsrevue "Hol's der Geyer!".
Schauspielerinnen und Schauspieler
Im Wien Geschichte Wiki gibt es 4 Einträge von Personen, die im Die Hölle engagiert waren.
BildName des Bildes | Name | BerufBeruf | GeburtsdatumDatum der Geburt | SterbedatumSterbedatum |
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Fritz Grünbaum | Kabarettist Schriftsteller Humorist | 7 April 1880 | 14 Januar 1941 | |
Fritz Lunzer | Schauspieler Bühnenschriftsteller | 19 Oktober 1877 | 16 März 1940 | |
Leopold Natzler | Schauspieler Komponist | 17 Juni 1860 | 3 Januar 1926 | |
Siegmund Natzler | Schauspieler Operettensänger Theaterdirektor | 28 September 1862 | 12 August 1913 |
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt 104, A8: 18 - Hölle; Wiener Kammersingspiele; Theater der Komiker | 1906-1937
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt 104, A8: 18/1 - Hölle | 1906-1917
Literatur
- Marie-Theres Arnbom / Georg Wacks [Hg.]: Das Theater und Kabarett "Die Hölle". Wien: Armin Berg Verlag 2010
- Hans Veigl [Hg.]: Luftmenschen spielen Theater. Jüdisches Kabarett in Wien 1890-1938. Wien: Kremayr & Scheriau 1992
- Hans Veigl: Lachen im Keller. Von den Budapestern zum Wiener Werkel. Kabarett und Kleinkunst in Wien. Wien: Löcker 1986, S. 36 ff.
- Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 198