Ernestine Pollinger

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Pollinger, Ernestine
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Weingarten, Ernestine; Weingarten, Erna; Weingarten, Erny; Pollinger, Erny; Pollinger, Erna
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  368776
GNDGemeindsame Normdatei 1321937725
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 8. April 1894
GeburtsortOrt der Geburt WIen 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 1964
SterbeortSterbeort New York 4042011-5
BerufBeruf Bibliothekarin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Karl Kraus (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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Recherche
Letzte Änderung am 26.03.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
  • 1., Nibelungengasse 15 (Wohnadresse)
  • 1., Schmerlingplatz 2 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Ernestine Pollinger, * 8. April 1894 Wien, † 1964 New York, Bibliothekarin.

Biografie

Ernestine Pollinger – geborene Weingarten und "Erna" oder öfter "Erny" gerufen – war die Tochter von Albert und Malvine Weingarten. Sie wurde nach ihrer Großmutter mütterlicherseits, Ernestine Kraus, benannt. Ernestine Pollinger wuchs in einem modernen und nach ihrer eigenen Aussage glücklichen Haus auf; die Eltern waren beide überzeugte und engagierte Mitglieder der Frauenbewegung. Dies unterstreicht auch ihre Schulbildung, denn sie besuchte – zumindest zeitweise – das Mädchen-Lyzeum am 1., Kohlmarkt 6, das Teil der sogenannten "Schwarzwaldschulen" war. Neben der Leiterin Eugenie Schwarzwald selbst unterrichteten dort etwa Oskar Kokoschka, Adolf Loos und Arnold Schönberg. Die Schule beschäftigte, als einzige in Wien, auch die ersten Frauen mit Universitätsabschluss, unter ihnen Elsa Bienenfeld, Margarete Hilferding, Amelia Sara Levetus, Anna Nußbaum und Olga Ehrenhaft-Steindler.

Die 31-Jährige heiratete am 6. Dezember 1925 den in Wien lebenden Amerikaner Jules (Julius) Pollinger. Die Staatsbürgerschaft ihres Mannes ist es wohl auch, die dem Ehepaar nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Österreich 1938 noch im gleichen Jahr die Flucht über die Schweiz nach London und später weiter nach Amerika ermöglichte. Auch ihrer Mutter Malvine Weingarten, die als Witwe bei ihrer Tochter gewohnt hatte, gelang die Flucht über die Schweiz in die USA. Ernestine Pollingers Vater war bereits 1924 gestorben. Das Ziel und neue Zuhause des Ehepaars Pollinger war New York, wo Ernestine Pollinger sich zuerst für andere jüdische Emigrantinnen und Emigranten einsetzte und später als Bibliothekarin im "Jewish Home and Hospital for the Aged" arbeitete. Dem Neffen ihres Mannes Abnan (Adrian) Leon gelang ebenfalls die Flucht aus Rumänien über Frankreich und das Ehepaar Pollinger nahm ihn in ihrer New Yorker Wohnung auf. Auch Ernestine Pollingers Cousin Franz "Francis" Herbert Kraus, der Sohn ihres Onkels Rudolf Kraus, lebte zeitweise bei ihnen.

Mit ihrem Onkel Karl Kraus und ihrer Tante Marie Turnowsky verband Ernestine Pollinger eine besondere Beziehung. Als 1923 der Ehemann von Marie Turnowsky starb, verbrachten Karl Kraus und Ernestine Pollinger viele Abende bei der Witwe und leisten ihr Gesellschaft. Dort lernt sie den Onkel von einer anderen, ihr bis dahin unbekannten Seite kennen, wenn er etwa nach alten Familiengeschichten fragt. Sie besuchte aber auch mit Begeisterung die Vorlesungen von Karl Kraus und las seine Schriften. Von seinem Tod 1936 zeigt sie sich im Briefwechsel mit Albert Bloch, der Texte von Karl Kraus ins Englische übersetzte, erschüttert. Die neunzehn erhaltenen Briefe zwischen Pollinger und Bloch umfassen den Zeitraum von 1936 bis 1943 und zeigen Pollingers Rolle als Chronistin der Familie sowie eine um die Werke und das Gedenken des Onkels bedachte Nichte. Sie zeigt sich aber auch an den Schriften Blochs interessiert.

Quellen

Literatur

  • Katharina Prager / Simon Ganahl [Hg.]: Karl Kraus-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Berlin: J.B. Metzler 2022
  • Georg Gaugusch: Wer einmal war A–K. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800–1938. 2 Bände. Wien: Amalthea 2011, S. 1545–1549
  • Erika Webhofer: Zur Rezeption von Karl Kraus. Der Briefwechsel aus dem Nachlaß Albert Bloch - Michael Lazarus - Sidonie Nádherný. In: Mitteilungen aus dem Brenner-Archiv 3 (1984), S. 35–53
  • Paul Schick: Karl Kraus in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1976
  • Karl Kraus Online: Ernestine Pollinger [Stand: 15.02.2024]
  • Ariadne – Frauen in Bewegung 1848–1938: Privat-Mädchenlyzeum der Eugenie Schwarzwald [Stand: 15.02.2024]


Ernestine Pollinger im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks