Rudolf Kraus (Industrieller)

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Kraus, Rudolf
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Kraus, Rudolph; Kraus, R.
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Kommerzialrat
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  368705
GNDGemeindsame Normdatei 1272555259
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 3. Oktober 1872
GeburtsortOrt der Geburt Gitschin, Böhmen 4440310-0
SterbedatumSterbedatum 31. Oktober 1943
SterbeortSterbeort Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau 1028726-7
BerufBeruf Industrieller
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Karl Kraus (Portal), Adolf Loos (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource 
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 26.03.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
  • 1., Seilerstätte 13 (Wohnadresse)
  • 1., Walfischgasse 4 (Wohnadresse)
  • 1., Wollzeile 19 (Wohnadresse)
  • 1., Elisabethstraße 4 (Wohnadresse)
  • 1., Nibelungengasse 3 (Wohnadresse)
  • 1., Maximilianstraße (1) 13 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Rudolf Kraus, * 3. Oktober 1872 Gitschin, Böhmen (Jičín, Tschechische Republik), † 31. Oktober 1943 Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, Industrieller, Gesellschafter der Firma "Jacob Kraus", Direktor und Hauptaktionär der "Austria Papierindustrie".

Biografie

Rudolf Kraus, war das achte Kind von Jacob und Ernestine Kraus und wurde 1872 in der böhmischen Kleinstadt Jičín geboren, wo seine Vorfahren mütterlicherseits, die Kantors, schon über Generationen etabliert waren und sein Vater ein erfolgreiches Geschäftsimperium aufbaute. Er war etwa fünf Jahre alt, als die Familie 1877 nach Wien übersiedelte, um das Familienunternehmen in der Haupt- und Residenzstadt weiter auszubauen. Rudolf Kraus besuchte wie sein nur neunzehn Monate jüngerer Bruder Karl Kraus das Franz-Josephs-Gymnasium (1., Stubenbastei 6–8); zeitweise befanden sie sich in derselben Klasse, da Rudolf die zweite Klasse wiederholte. Auch wenn Rudolf nicht zu Karls "Lieblingsgeschwistern" Richard und Marie zählte, verband sie eine gute Beziehung. Auf Postkarten der Familie Kraus finden sich etwa des Öfteren schwer dechiffrierbare Witze, die sich die beiden Brüder gegenseitig schickten.

Am 8. Mai 1902 heiratete Rudolf Kraus in der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien Anna Maria "Marianne" Fröhlich (1880–1943). Beide traten später aus dem Judentum aus. Rudolf ließ sich am 1. Juni 1907 und Anna Maria am 13. Oktober 1914 in der Evangelischen Stadtpfarre Wien taufen. Das Paar hatte zwei Kinder: Franz "Francis" Herbert Stefan (1903–1992) und Helene Gertrud Natalie, verheiratete Schanz (1907–unbekannt). Auch die beiden Kinder wurden evangelisch getauft. Die Wohnung der Familie (1., Nibelungengasse 13) wurde nach Plänen des Architekten Adolf Loos adaptiert.

Rudolf Kraus arbeitete im Familienunternehmen "Jacob Kraus" mit. Er war Direktor der zugehörigen "Austria Papierindustrie" und ab 1910 Geschäftsführer der "Paragon Kassenblock Co. Gesellschaft". 1933/1934 kam es zu einem gröberen Konflikt zwischen Rudolf und seinem älteren Bruder Josef, bei dem es wahrscheinlich um Geld – eventuell Spekulationen von Josef – ging. Als Vermittler traten die beiden anderen Brüder – Alfred und Karl – auf. Nach dem Tod des jüngsten Bruders 1936 übernahm Rudolf Kraus gemeinsam mit seinen anderen Brüdern die Weiterführung einiger Prozesse von Karl. Aufgrund der nationalsozialistischen Machtübernahme in Österreich 1938 und der folgenden Enteignung jüdischer Unternehmer*innen musste Rudolf Kraus seine Anteile an der von ihm geleiteten "Austria Papierindustrie" – er hielt 51 Prozent der Aktien – abgeben. 1939 versuchte zunächst die Creditanstalt einen Käufer zu finden. 1940 erfolgte schließlich auf Vermittlung der Österreichischen Kontrollbank die Übernahme durch die Hamburger-Gruppe und die Meinl-AG.

1938 suchte Rudolf Kraus – wie auch sein Bruder Josef Kraus – um Heimatrecht in seinem Geburtsort Jičín an. Dem Antrag wurde zwar im August des gleichen Jahres stattgegeben, jedoch machte das ein Monat später unterzeichnete "Münchner Abkommen" die Fluchtgedanken in diese Richtung zunichte. Rudolf und Anna Maria Kraus flüchteten nach Paris. Am 28. Oktober 1943 wurden sie aus Drancy deportiert und direkt nach ihrer Ankunft im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau am 31. Oktober ermordet. Ihren beiden Kindern gelang die Flucht.

Quellen

Literatur


Rudolf Kraus im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks