Hadersdorf-Weidlingauer Friedhof

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Hadersdorfer Friedhof (14., Friedhofstraße 12) mit der Kapelle.
Daten zum Objekt
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48° 12' 27.86" N, 16° 14' 1.84" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Hadersdorf-Weidlingauer Friedhof (14., Friedhofstraße 12). Der Friedhof ist 13.229 Quadratmeter groß und verfügt über rund 1.850 Grabstellen. Eine Besonderheit ist die Friedhofskirche im Wiener Sezessionstil (Max Hegele, 1909) und das Denkmal (schmiedeeisernes Barockkreuz).

Geschichte

Der alte Mariabrunner Friedhof befand sich südöstlich des Klosters Mariabrunn. Als dieser aufgelassen werden musste, als das Eigentumsrecht des Klosters erlosch und das Ministerium für Ackerbau eine Sperre beziehungsweise Verlegung aus sanitären Gründen erwirkte, errichtete die Gemeinde Hadersdorf-Weidlingau um 6863 Gulden nördlich der Westbahntrasse 1875 einen neuen Ortsfriedhof. Das 800 Quadratklafter große Grundstück in der Ried Gerhardsfeld am Fuße des Bierhäuselbergs (Katastralgemeinde Hadersdorf) wurde der Pfarre Hütteldorf um 2000 Gulden abgekauft. Die "Herstellung" der Bestattungsanlage wurde am 25. Dezember 1874 bewilligt, die Einweihung des neuen Ortsfriedhofs wurde am 28. Juni 1875 vollzogen. Das erste Begräbnis fand am 1. Juli 1875 statt.

Die Totengräberwohnung wurde 1881 vergrößert und gleichzeitig eine Leichenkammer angebaut. In den Jahren 1883-1886 und 1901 wurde der Friedhof erweitert. Am 19. Juli 1886 erging die Totengräber-Ordnung der vereinigten Gemeinde Hadersdorf. 1896 bewilligte die Bezirkshauptmannschaft Hietzing-Umgebung den Antrag auf Wiederbelegung des alten Friedhofteils aus Platzmangel mit der Auflage, die entsprechende Trockenlegung voranzutreiben.

1907 gründete der Gemeindeausschuss des Bürgermeisteramtes Hadersdorf-Weidlingau einen Fonds zur Errichtung einer Friedhofskapelle auf Grundlage einer öffentlichen Sammlung, an der sich auch der Vizebürgermeister Eduard Herzmansky beteiligt hatte. Bei der Errichtung des in der Verwaltung der Gemeinde Hadersdorf-Weidlingau obliegenden Fonds erging eine ausdrückliche Bestimmung über die Bau- und Erhaltungskosten der Kapelle, diese seien aus den Einkünften für darin errichteten Grüfte sowie aus den Benützungskosten für die Aufbahrung und Einsegnung der Verstorbenen zu decken, soweit sie nicht durch Spenden aufgebracht wurden. Die Pläne entwarf der Architekt Max Hegele, der Bau der Kapelle im Jugendstil dauerte von 1908-1909, die Einweihung fand am 31. Oktober 1909 statt. Das von 1909 bis 1910 ausgeführte Grabmal der Familie Eduard Herzmanskys war auch ein Werk Max Hegeles, 1912 errichtete der Bildhauer Theodor Franz Maria Khuen das Grabmal der Familie Jean Herzmanskys.

1921 erfolgte die Beisetzung der Verstorbenen aus dem alten Mariabrunner Friedhof unter einem schmiedeeisernen Barockkreuz, das ebenso aus dem alten Friedhof stammt. Der Mariabrunner Friedhof wurde in eine Gartenanlage umgewandelt.

Der Hadersdorfer Friedhof war einer der Sperrfriedhöfe, die laut Beschluss des Gemeinderats von 1965 mit dem Jahr 1975 gesperrt und 1985 aufgelassen werden sollten. Kraft des Ergebnisses einer Volksabstimmung 1980 war deren Erhaltung gesichert.

1984 wurde ein Neubau des Kanzleigebäudes errichtet sowie die Friedhofskapelle in Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt renoviert, im Oktober 1985 wurden die Kapelle und die das Kanzleigebäude wieder ihrer Bestimmung übergeben.

Der Bürgermeister Helmut Zilk genehmigte am 3. Oktober 1985 die Widmung des Grabes Max Hegeles († 1945) ehrenhalber auf Friedhofsdauer sowie die Inobhutnahme durch die Stadt Wien.

Die Durchführung der Bestattungsleistungen in diesem Friedhof ist im Einvernehmen mit dem Wiener Unternehmen dem in Purkersdorf ansässigen Bestattungsunternehmen Dewanger übertragen.

Künstlerische Gestaltung

Der Friedhof wird beherrscht von der 1909 erbauten secessionistischen Friedhofskapelle, die vom Architekten Max Hegele stammt. Der Journalist Michael Ettinger ruht in einer prächtigen Gruft mit klassizistischen Stilelementen. Die Gruft der Familie August Herzmanskys aus dem Jahr 1896 weist Goldmosaiken auf. Ferner besitzt der Friedhof Gräber im Jugendstil. Unter dem schmiedeeisernen Barockkreuz mit seinem vollplastischen Corpus, reich ausgeführten Blechschnitten und doppelseitigem Widmungsschild ruhen die 1921 aus dem alten Mariabrunner Friedhof hierher übertragenen Gebeine.

Barockkreuz mit den Gebeinen der Verstorbenen aus dem alten Mariabrunner Friedhof.

Bestattete Personen

Im Wien Geschichte Wiki gibt es 19 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.

BildName des BildesPersonennameBerufBerufGeburtsdatumDatum der GeburtSterbedatumSterbedatumGrabstelle
Anton BennBürgermeister von Hadersdorf-Weidlingau182520 August 1880Abteilung 1, Gruppe B, Nummer 3
Cyriak BodensteinKunsthistoriker
Schriftsteller
27 Juli 184616 Mai 19211/R/6
MarianneBrandt.jpgMarianne BrandtSängerin12 September 18429 Juli 1921Abteilung 1, Gruppe N, Nummer 9
Michael EttingerJournalist21 September 182729 April 1879Abteilung 1, Nummer 1
Georg GranitschRechtsanwalt
Kommunalpolitiker
Publizist
1 Februar 183318 September 1903
Franz GroßbauerAgronom29 Dezember 181331 Mai 1887
Anton HeckmannArzt17 September 187220 Juli 1920Abteilung 1, Gruppe B, Nummer 5
Max HegeleArchitekt25 Mai 187312 März 1945Abteilung 1, Gruppe L, Nummer 18
August HerzmanskyKaufmann26 Juni 18345 Dezember 1896Abteilung 2, Nummer 39
Gabriel JankaAgronom
Technologe
24 März 186415 Mai 1932
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Quellen

Literatur

  • Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Wien: Falter-Verlag 1988, S. 143f
  • Primo Calvi: Darstellung des politischen Bezirkes Hietzing Umgebung durch umfassende Beschreibung aller Dörfer, Ortschaften, Kirchen, Schulen, Schlösser, Anstalten und bemerkenswerten Objekte. Wien: 1901 Selbstverlag
  • Felix Czeike: XIV. Penzing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 14), S. 15
  • Franz Knispel: Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien. Wien: Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung 1992, Band 1, S. 106-111
  • Herta Wohlrab: Penzing. Geschichte des 14. Wiener Gemeindebezirkes und seiner alten Orte. Jugend und Volk, Wien 1985, S. 154–156

Weblinks