Brauerei zum St. Georg

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21., Prager Straße 20 - Brauerei zum St. Georg, mit Gleisen des Nordwestbahnhofs
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Brauerei
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1893
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1936
Benannt nach Georg (Heiliger)
Prominente Personen Georg Heinrich Mautner Markhof, Georg Anton Mautner Markhof
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  362647
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata Q104218159
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Bier, Brauhäuser
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Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm08trj
BildnameName des Bildes Brauerei zum St. Georg.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll 21., Prager Straße 20 - Brauerei zum St. Georg, mit Gleisen des Nordwestbahnhofs
  • 21., Prager Straße 18-20
  • 21., Peitlgasse
  • Brauerei Zum Sankt Georg

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48° 15' 42.80" N, 16° 23' 45.02" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Brauerei zum St. Georg am Generalstadtplan von 1912

Die Brauerei zum St. Georg (21., Prager Straße 20, Peitlgasse, Gerichtsgasse) war eine von 1893 bis 1936 in Floridsdorf betriebene Brauerei der Familie Mautner Markhof.

Vorgeschichte

Die Brauerei zum St. Georg war Teil des Betriebsgeländes der Familie Mautner Markhof in der Prager Straße 20. Während der älteste Sohn des Familiengründers Adolf Ignaz Mautner, Karl Ferdinand Mautner Markhof, die Brauerei St. Marx führte, wollte sein drittgeborener Sohn Georg I. Heinrich ebenfalls ins Braugeschäft einsteigen, obwohl er dies laut einem Familienvertrag nicht durfte. Er übersiedelte 1864 von St. Marx nach Floridsdorf, wo er die zweite Mautner-Fabrik zur Erzeugung von Hefe und Spiritus eröffnete. Außerdem kaufte er eine benachbarte Mühle und gründete 1872 mit seinem Schwager Otto von Waechter eine Malzfabrik, die bald eine der größten Österreichs werden sollte.

Gründung durch Georg I. Heinrich Mautner-Markhof

Georg I. Heinrich Mautner-Markhof hatte schon 1884 das Gut und die kleine Schlossbrauerei Leopoldsdorf gekauft, was noch kein Vertragsbruch war. Als er jedoch dieses Gut fünf Jahre später seinem Schwiegersohn Rudolf von Waechter weiterverkaufte und mit dem Geld auf dem Floridsdorfer Betriebsgelände die neue Brauerei gründete, musste er eine vereinbarte „Konventionalstrafe“ in Höhe von 200.000 Gulden (entspricht der heutigen Kaufkraft von ca. 3,2 Mio. Euro[1]) an seinen Bruder bezahlen.

Porträt des Brauherrn Georg I. Heinrich Mautner Markhof

Georg I. Heinrich ging mit der Inbetriebnahme dieser, "Zum St. Georg" genannten, Brauerei im Jahr 1893 ein großes Risiko ein, weil der Biermarkt bereits aufgeteilt war und Neueinsteigern kaum Chancen hatten (siehe Brauherrenverein). Allerdings setzte er auf Qualität und hatte drei Grundsätze: „Erstens darf es kein besseres Bier geben als das unsrige, zweitens Pflege und Schätzung der Kundschaft und drittens bestes Einvernehmen und warmes Herz für Angestellte und Arbeiter.“

Zu den Besonderheiten der Brauerei gehörte, dass sie nur oberirdische Lager- und Gärkeller im ersten Stockwerk besaß. Sie arbeitete nur mit den allerbesten Rohstoffen sowie mit Eis- und fünf Dampfmaschinen zu je 240 PS. So wurde mit dem St. Georgs Märzenbier eines der damals besten Biere Europas produziert. Bereits um 1900 überschritt die Brauerei die 200.000-Hektoliter-Marke, was nach einer so kurzen Produktionszeit im Brauereigewerbe noch niemand geschafft hatte.

Brauerei zum St. Georg, Marke der Familie Mautner-Markhof

Ära Georg II. Anton und Theodor Mautner Markhof

Als Georg I. Heinrich 1904 starb, übernahm nicht sein ältester Sohn Otto, sondern seine jüngeren Söhne Georg II. Anton und Theodor das Unternehmen. Nach dem Familienprinzip mussten sie ihren Geschwistern deren Anteil am Erbe auszahlen. Die beiden Brüder wurden zu den eigentlichen Gründern des großen Wirtschaftsimperiums der Familie Mautner Markhof, das bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts bestand. Sie begannen mit der Produktion weiterer Lebensmittel wie Senf, Essig, Spirituosen und Fruchtsäften und legten damit die Basis für die Blütezeit des Unternehmens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Fotografie des Brauherrn Georg II. Anton Mautner Markhof

Nach dem Ersten Weltkrieg ging es mit der St.-Georgs-Brauerei jedoch kontinuierlich bergab, weil die Konsumenten aus Geldmangel die Qualität des Bieres nicht mehr schätzten. Statt 200.000 Hektoliter wurden nur mehr durchschnittlich 130.000 erzeugt, der totale Tiefpunkt kam 1933 mit knapp über 50.000 Hektolitern.

Ende der Brautätigkeit

Als Georg II. Anton 1934 starb, konnte sich sein Bruder Theodor nicht mehr dagegen wehren, dass sein Neffe Georg III. Mautner Markhof die St.-Georgs-Brauerei opferte, um mit einer ungewöhnlichen gesellschaftsrechtlichen Konstruktion die Aktienmehrheit an den Vereinigten Brauereien übernehmen zu können. Bis Ende Februar 1936 wurden die Brauereien zusammengelegt und zugleich die Bierproduktion Ende Juni eingestellt und ein Verkaufslager eingerichtet. Die Eiserzeugung, sowie die Sodawasser- und Limonadenproduktion wurde am Standort fortgesetzt und die bestehende Druckerei weiter betrieben.

Brauhaus zum St. Georg

Zwangsarbeit und KZ-Außenlager

Während der NS-Zeit wurden ab dem Sommer 1944 auf dem Betriebsgelände ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter beim Bau eines Hochbunkers eingesetzt, der nie fertig gestellt wurde, aber immer noch in der Gerichtsgasse steht. Ab Juli 1944 befanden sich in der ehemaligen St. Georgs Brauerei das KZ-Außenlager Jedlesee und der Sitz der Kommandantur sämtlicher Lager des Komplexes Wien/Floridsdorf. Ein Gedenkstein vor dem Bezirksmuseum erinnert heute noch daran. Die meisten Häftlinge stammten aus Polen und der Sowjetunion und wurden in der Rüstungsproduktion beim Flugzeugbau eingesetzt.

Nachkriegszeit und Verkauf

Nach schweren Bombentreffern im Zweiten Weltkrieg konnte erst ab 1948 wieder mit der Limonadenproduktion begonnen werden. Die ehemalige Brauerei wurde zusätzlich als Bierdepot der Schwechater Brauerei genutzt. In den Folgejahren wurde das große Gelände jedoch etappenweise der Gemeinde Wien verkauft und die Druckereiproduktion nach Simmering verlagert. Das Herrenhaus ist als Bezirksmuseum erhalten geblieben, auf anderen Teilen des Geländes befinden sich Gemeindebauten, die Trasse der Stadtautobahn und eine Parkanlage, wobei es nur mehr wenige Spuren der ehemaligen Brauerei-Gebäuden zu sehen gibt.

Das Mautner-Schlössl (1961)

Literatur

  • Alfred Paleczny: Mautner Markhof – Der Beginn einer Wiener Familien- und Unternehmensgeschichte, in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien, Band 74, Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 2018, S. 138–144.
  • Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert. Wien: Löcker Verlag 2014, S. 107-118
  • Christian Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Böhlau Verlag: Wien-Köln-Weimar 2017, S. 170-175
  • Christian Springer: Historische Brauerei-Topographie Wien. Die Brauereien auf dem Gebiet des heutigen Stadtgebietes. Wien 2023, S. 127-131

Referenzen