Befreiungsdenkmal
48° 11' 52.88" N, 16° 22' 34.73" E zur Karte im Wien Kulturgut
Das Befreiungsdenkmal (auch Denkmal zu Ehren der Soldaten der Sowjetarmee), im Volksmund Russendenkmal am 3., Schwarzenbergplatz erinnert an die rund 18.000 Soldatinnen und Soldaten der Roten Armee, die im Zuge der Befreiung Wiens während des Zweiten Weltkriegs im Kampf gefallen sind.
Das Befreiungsdenkmal steht auf jenem Teil des Platzes, der von April 1946 bis Juli 1956 Stalinplatz genannt wurde. Es wurde im Auftrag der Roten Armee als Heldendenkmal für den unbekannten russischen Soldaten errichtet. Der 20 Meter hohe Sockel auf dem sich die zwölf Meter hohe Statue eines Rotgardisten mit Fahne in der Hand erhebt, steht vor dem Hintergrund einer acht Meter hohen Balustrade, an deren Enden je eine Gruppe von zwei Kämpfenden angebracht wurde. Das Denkmal wurde exakt in der Hauptachse des Platzes errichtet, so dass es von der Ringstraße aus gut zu sehen ist.
Der Entwurf stammt von Major C. G. Jakowlew, die Skulpturen schuf Leutnant M. A. Intisarjan, die Gesamtleitung hatte Major Ingenieur M. S. Schönfeld inne; Montage Ernst Hawlik (Wien 3). Das Denkmal trägt (in russischer Sprache) die Inschrift: Ewiger Ruhm den Helden der Roten Armee, die im Kampf gegen die deutsch-faschistischen Invasoren gefallen sind für die Freiheit und Unabhängigkeit der Völker Europas. Vor der mittigen Säule mit dem Standbild wurde Ende der 1970er Jahre (lt. POREM 1986) ein gekippter Metallwürfel errichtet, auf dem in Deutsch und Russisch zu lesen ist: Denkmal zu Ehren der Soldaten der Sowjetarmee, die für die Befreiung Österreichs vom Faschismus gefallen sind. April 1945. Schöpfer des Denkmals: Bildhauer M. A. Intesarjan Architekt S. G. Jakowlew. Das Denkmal wurde am 19. August 1945 eingeweiht."
Auf der mittigen Säule steht ein langer Text, auf dem nur auf Russisch zu lesen ist: Verordnung / Des Obersten Befehlshabers / An den Befehlshaber der Streitkräfte der 3. Ukrainischen Formation dem Marschall der Sowjetunion Toabuchin / Dem Generalstabschef der Formation Generalleutnant Ivanov / Die Truppen der 3. Ukrainischen Formation mit Unterstützung der 2. Ukrainischen Formation eroberten nach hartnäckigen Kämpfen heute, am 13. April die österreichische Hauptstadt Wien - strategisch wichtige Verteidigungsdrehscheibe der Deutschen auf dem Weg in die südlichen Regionen Deutschlands. Während der Kämpfe um die Annäherung an Wien und um die Stadt Wien vom 16. März bis 13. April besiegten die Fronttruppen … es folgt eine Aufzählung der eingenommenen Kriegsmaschinen und die Namen der beteiligten Militärfunktionäre. Am Ende wird Stalin als Urheber dieser Verordnung eingeführt.
Das Denkmal wurde von der Roten Armee schon vor der Einnahme Wiens vorbereitet und am 19. August 1945 feierlich enthüllt, als die sowjetischen Streitkräfte Wien noch allein besetzt hielten (siehe auch Alliierte Besatzung). Der 3. Bezirk ging am 1. September 1945 in die Verwaltung der britischen Armee über. Das Denkmal befand sich somit nicht im sowjetischen Sektor; der bis 1955 sowjetisch besetzte 4. Bezirk ist aber dem Denkmal unmittelbar benachbart.
Über die Enthüllung des Denkmals schrieb die sozialdemokratische "Arbeiter-Zeitung" in ihrem Aufmacher vom 21. August 1945, es sei ein Sinnbild des Glaubens und der Dankbarkeit.[1] Nach den sowjetischen Spitzenoffizieren Gusew und Krainjukow sprach bei der Enthüllung Staatskanzler Karl Renner, der an der Spitze der provisorischen Staatsregierung erschienen war. Er dankte dem heiligen russischen Volk und Generalissimus Stalin für die Befreiung des Landes. Nach Renner sprachen ÖVP-Spitzenpolitiker Leopold Figl und KPÖ-Vertreter Ernst Fischer, gefolgt von Bürgermeister General a.D. Theodor Körner, der das Denkmal vereinbarungsgemäß in die Obhut der Stadtverwaltung übernahm. An der Eröffnung des Denkmals waren Generalität und Soldaten aller vier Alliierten Armeen beteiligt, eine Parade von amerikanischen, englischen, französischen und sowjetischen SoldatInnen beendete die Eröffnung.
Das Denkmal ist immer wieder Ziel von Angriffen: Am 18. August 1962 wurde auf das Befreiungsdenkmal ein Sprengstoffanschlag verübt, in den 2000er Jahren erfolgten immer wieder Verunstaltungen mit Farbe.
Ergänzungen von POREM zum Denkmal
Während der Befreiung Wiens gefallene SoldatInnen der Roten Armee wurden vorerst an Ort und Stelle begraben und teils auch aufwendige Grabsteine errichtet (etwa Grabdenkmal für sowjetische Soldaten - Volksgarten), bis Ende der 1950er alle Gebeine in einer Grabanlage am Zentralfriedhof (Tor 2, Gruppe 44a) begraben wurden (Grabanlage 1 und Grabanlage 2). 1956 wurde so auch ein direkt am Schwarzenbergplatz befindliches Grabdenkmal für sowjetische Soldaten entfernt. Dieses Grabdenkmal, das teils als eigenständiges Denkmal oder als Teil des Befreiungsdenkmal gesehen wurde, bestand aus drei Grabsteinen und einem sowjetischen Kampfpanzer (wahrscheinlich Jagdpanzer SU-100). Der Panzer richtete sein Kanonenrohr, ebenso exakt an der Hauptachse des Platzes wie das Denkmal, Richtung 1. Bezirk. [2][2] 1956 wurden die Gräber auf den Zentralfriedhof, Grabanlage für bei der Befreiung Wiens gefallene sowjetische Soldaten (1) überführt und der Panzer ins Heeresgeschichtliche Museum gebracht. Das Denkmal wurde 1986 um eine zusätzliche Gedenktafel ergänzt (siehe Kubus beim Denkmal zu Ehren der Soldaten der Sowjetarmee), die die Widmung des Denkmals auch auf Deutsch wiedergibt. Die Widmungstexte unterscheiden sich sowohl in Länge als auch Inhalt.
Der vor dem Befreiungsdenkmal befindliche Hochstrahlbrunnen wurde bereits 1873 errichtet und nicht um das Denkmal zu verdecken, wie manchmal behauptet wird.
Weblinks
Literatur
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 118
- Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes [Hg.]: Gedenken und Mahnen in Wien 1934-1945. Gedenkstätten zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung. Eine Dokumentation. Wien: Deuticke 1998, S. 121
- Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 153
- Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 405
- Matthias Marschik / Georg Spitaler: Das Wiener Russendenkmal. Architektur, Geschichte, Konflikte. Wien: Turia+Kant 2005
- Manfried Rauchensteiner: Der Sonderfall. Die Besatzungszeit in Österreich 1945 bis 1955. Graz: Styria-Reprint 1995, S. 113
- Barbara Stelzl-Marx: Stalins Soldaten in Österreich. Wien: Böhlau 2012, S. 136
- Rolf M. Urrisk-Obertyński: Wien - 2000 Jahre Garnisonsstadt, Die vier Alliierten 1945-1955. Band 6. Gnas: Weishaupt 2015. S. 327 und 359
Einzelnachweise
- ↑ Arbeiter-Zeitung, 21. August 1945, S. 1
- ↑ Bilder davon besitzt das Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek: ÖNB-Bildarchiv: 658150, ÖNB-Bildarchiv: 658148.