Heiligenstädter Friedhof

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19., Wildgrubgasse 20 (Heiligenstädter Friedhof). Plan zur Erweiterung des Friedhofs, 1897.
Daten zum Objekt
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48° 15' 37.31" N, 16° 20' 47.87" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Heiligenstädter Friedhof (19., Wildgrubgasse 20). Der Friedhof ist 20.315 Quadratmeter groß und verfügt über rund 2.600 Grabstellen.

Geschichte

Der Heiligenstädter Friedhof wurde aufgrund der Zunahme der Einwohnerinnen und Einwohner Heiligenstadts im 19. Jahrhundert notwendig, nachdem der alte Friedhof (19., Hohe Warte 72, Grinzinger Straße bei 78) zu klein geworden war. Der alte Friedhof wurde am 2. September 1873 für die Belegung gesperrt.

Errichtung und Eröffnung

Der neue Friedhof wurde 1873 eingerichtet und lag in die Wienerwaldlandschaft eingebettet und ist von Weingärten umgeben.

Erweiterungen

Nachdem die ursprünglich zur Verfügung stehende Fläche nach 20 Jahren erschöpft war, wurde der Friedhof 1897/1898 um 2.921 Quadratmeter erweitert.

Nachdem im September 1905 ein vom Stadtrat beantragter Ankauf von Grundstücken zur Erweiterung des Friedhofes vom Gemeinderat abgelehnt worden war und die von einem Gemeinderat vorgeschlagene Einführung der "fakultativen Leichenverbrennung" zu Unruhe im Gemeinderat geführt hatte, wurde schließlich 1910 der Ankauf von Grundstücken zur zweiten Erweiterung des Friedhofes genehmigt und durchgeführt. Zusätzliche Erweiterungen erfolgten 1914, 1918 und 1926.

Infrastrukturelle Maßnahmen

Zwar empfahl im Zuge der Bewilligung der Friedhofserweiterung 1897 ein Gemeinderatsmitglied auch den Bau einer Leichenhalle, damit die Leichen nicht mehr zu Hause aufgebahrt werden müssten, diese wurde aber zu diesem Zeitpunkt als nicht notwendig erachtet.

1904 wurde das hölzerne Staketengitter durch eine Einfriedungsmauer ersetzt, 1906 die Preise für Grüfte, Gruftplätze und eigene Gräber neu festgesetzt und 1908 das Hochquellenwasser eingeleitet.

Aufgrund des Ersten Weltkriegs wurde 1916 der Bau eines Totengräberhauses und einer Leichenkammer verschoben. Erst 1924 wurde der Neubau einer Aufbahrungshalle beschlossen, die am 9. März 1925 in Betrieb gehen konnte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden von 1945 bis 1951 Ausbesserungsarbeiten im Friedhof vorgenommen sowie die Aufbahrungshalle und das Verwaltungsgebäude instandgesetzt. 1962 wurde das Tor der Aufbahrungshalle erneuert und von November 1964 bis April 1965 der Aufbahrungsraum instandgesetzt und ein Stirnwandaltar errichtet.

Nachdem 1953 der Beschluss zur Sperre von mehreren Friedhöfen – darunter auch der Heiligenstädter Friedhof – gefallen, die Durchführung aber mehrmals verschoben worden war, wurde am 1. Dezember 1975 der Bahrwagen eingeführt. 1980 wurde durch eine Volksbefragung die Weiterführung der zur Sperrung vorgesehenen Friedhöfe zurückgenommen und somit weitere infrastrukturelle Arbeiten durchgeführt und 1981 die Beisetzkammer mit einer Kühlanlage ausgestattet. 1990 wurde zudem ein neues Verwaltungsgebäude errichtet und 1993 über dem Halleneingang ein Vordach errichtet und der Aufbahrungsraum umgestaltet und die Fassade instandgesetzt. 2013 wurde die Verwaltungskanzlei und 2016 die hangseitige Stützmauer saniert.

Sperrbeschlüsse

Bereits 1952 wurde die Vergabe neuer und heimgefallener Gräber nicht mehr gestattet und 1953 vom Gemeinderat beschlossen, den Heiligenstädter sowie neun weitere Friedhöfe im Jahre 1975 zu sperren. Mit der Einschränkung, dass das Benützungsrecht in allen Fällen am 31. Dezember 1975 erlöschen würde, wurde 1957 die Vergabe heimgefallener Gräber wieder genehmigt. Beerdigungen konnten laut einer Bestimmung vom Oktober 1959 Montag, Mittwoch und Freitag stattfinden.

1965 fiel im Gemeinderat der Beschluss, sechs weitere Friedhöfe zu schließen und auf diesen 16 Friedhöfen keine neuen oder heimgefallenen Gräber mehr zu vergeben. Die Friedhöfe sollten nach dem 31. Dezember 1975 für Beilegungen gesperrt werden, allerdings verlängerte der Gemeinderat im Mai 1975 die Sperrfrist für diese Friedhöfe um zehn Jahre. Beilegungen in bestehenden Gräbern wurden in der Folge bis 31. Dezember 1985 gestattet.

Nachdem bei einer Volksbefragung 1980, bei der auch über andere Themen zu entscheiden war, für die Beibehaltung der Friedhöfe gestimmt worden war, hob der Gemeinderat am 26. September 1980 den Sperrbeschluss auf und in der Folge 1980 bis 1983 in den ehemaligen Sperrfriedhöfen ein Verfahren zur Einziehung heimgefallener Grabstellen durchgeführt, um der Wiener Bevölkerung in diesen Friedhöfen wieder Grabstellen zur Verfügung stellen zu können.

Kulturhistorische Bedeutung

Auf dem Heiligenstädter Friedhof sind zahlreiche berühmte Persönlichkeiten begraben (beispielsweise Julius Hann, Max Kalbeck und Stephan Barawitzka, Barawitzkagasse); bemerkenswerte Grabdenkmäler.

̕Siehe auch: Heiligenstädter Friedhöfe, Heiligenstädter Friedhof (1500-1873), Friedhöfe.

Bestattete Personen

Im Wien Geschichte Wiki gibt es 45 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.

BildName des BildesPersonennameBerufBerufGeburtsdatumDatum der GeburtSterbedatumSterbedatumGrabstelle
Eduardangerer.jpgEduard AngererPriester6 Dezember 181622 August 1898Teil A, Gruppe TO, Nummer 28
GiselaVonBerger.jpgGisela von BergerSchriftstellerin
Journalistin
12 Dezember 187826 Januar 1961Teil A, Gruppe 3, Nummer 238
Edmundbernatzik.jpgEdmund BernatzikStaats- und Völkerrechtler28 September 185430 März 1919
Emmy BernatzikEthnologin
Forschungsreisende
3 April 1904September 1977
Hugo Adolf BernatzikEthnologe
Schriftsteller
26 März 18979 März 1953
Walter Berry.jpgWalter BerryOpernsänger8 April 192927 Oktober 2000Teil A, Gruppe 1, Nummer 263
Hubert BorowickaTechniker18 August 191026 März 1999
Karl Rudolf DitmarIndustrieller3 Mai 181822 März 1895
Hans Eppinger juniorInternist5 Januar 187925 September 1946
Felix Maria von Exner-EwartenPhysiker
Meteorologe
23 August 18767 Februar 1930
… weitere Ergebnisse

Quellen

Literatur

  • Franz Knispel: Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien. Wien: Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung 1992, Band 1, S. 114 ff.
  • Helmut Kretschmer: XIX. Döbling. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 19), S. 64

Weblinks