Himmelstraße
Aus Wien Geschichte Wiki
Daten zum Objekt
48° 15' 26.46" N, 16° 19' 34.25" E zur Karte im Wien Kulturgut
Himmelstraße (19., Grinzing), benannt (18. Juli 1894 Stadtrat) nach der am Pfaffenberg gelegenen Gastwirtschaft Am Himmel (Obersievering), zu der sie führt; ursprünglich Winterzeil beziehungsweise Kirchengasse (benannt nach der Grinzinger Kirche), 1908 nahm sie auch den Breitenweg (Sievering) auf. Verlängerung am 10. Juni 2008 vom Paula-Wessely-Weg zur Höhenstraße.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt. Nahm 1894 die Kirchengasse (Grinzing), 1908 den Breitenweg (Untersievering) auf.
- ab 1863: Pfarre Grinzing; an der Grenze mit Sievering auch Pfarre Sievering
- ab 1903: ungerade Orientierungsnummern (ONr.) 1-63 und gerade ONr. ab 2: Pfarre Grinzing; ungerade ONr. ab 65: Pfarre Sievering
Gebäude
- Nummer 3: Moderne Darstellung eines Stellwagens (Verkehrsverbindung Wien-Grinzing vor Eröffnung der Straßenbahnlinie); Fresko von N. Mörl.
- Nummer 4: Häuschen mit Figur des Weinbauheiligen Urban; Edmund Eysler schrieb hier 1900 die Operette "Bruder Straubinger" (Uraufführung 1903 mit Alexander Girardi; Gedenktafel). Hier befand sich seinerzeit die Badestube der Grinzinger Hauer, in der der Bader (Wundarzt) auch Verletzungen behandelte.
- Nummer 7: eines der ältesten Grinzinger Hauerhäuser (auf kleiner Tafel Erklärung des Familiennamens Hengl; Aufschrift "Do is da Hengl"). Im Hof "Grinzinger Kriegsweinstock" aus dem Ersten Weltkrieg, benagelt wie der "Stock im Eisen".
- Nummer 11: barocker Torbogen (ehemals mit Doppeladlerwappen, an seiner Stelle Familienwappen des derzeitigen Besitzers Peter Czernin) mit alter Haus-Nummer 83. Hier befand sich die 1350 gegründete "Weinvogtei" des Chorherrenstifts St. Pölten ("Pöltinger Hof); gepflegter Hof mit Barockstatuen.
- Nummer 22: ebenerdiges biedermeierliches Weinhauerhaus.
- Nummer 23: Grinzinger Kirche "Zum heiligen Kreuz".
- Nummer 24: ebenerdiges biedermeierliches Weinhauerhaus, dahinter Villa im Schweizerhausstil (im 19. Jahrhundert Wohnhaus des rheinländischen Großindustriellen Alexander von Schoeller [1805-1886] und des Begründers der Metallwarenfabriken in Berndorf, Ternitz und Ebenfurth, Hermann Krupp), dann im Besitz des Direktors der Depositenbank Dr. Viktor Muntendorf, 1935 um 53.000 Schilling von Paula Wessely erworben, (nun ehemals Schauspielerfamilie Hörbiger).
- Nummer 25: Gedenktafel (1932, gestiftet vom ersten Grinzinger Männer-Gesang-Verein) für Franz Schubert, der oft in Grinzing weilte (Moritz von Schwind schuf das Bild, auf welchem Schubert im Freundeskreis beim Heurigen dargestellt ist).
- Nummer 26: Villa (erbaut von Leopold Bauer) mit großem Park (barocke Statuen), in der Bundespräsident Theodor Körner (1873-1957) wohnte.
- Nummer 29: Haus mit malerischem Hof. Gedenktafel für Sepp Fellner, genannt "Schubert von Grinzing", dessen beliebte Wiener Lieder hier erklangen.
- Nummer 30: erbaut (1911) von Friedrich Ohmann; hier war eine von Alois Delug begründete Malerakademie untergebracht; Brunnenfigur und Statuen im Garten. Von 1935 bis 1938 wohnte hier Elias Canetti mit seiner Ehefrau Veza.
- Nummer 31: Fresko mit Darstellung des heiligen Urban; malerischer Innenhof.
- Nummer 35: Madonnenbildnis.
- Nummer 37: dreimal vorspringende Fassade mit kleinem Gucklochfenster aus der Renaissance.
- Nummer 41: großstädtisches Haus mit Jugendstilfassade; Wohnhaus von Julius Deutsch (Gedenktafel) und Generalmusikdirektor Karl Böhm (Gedenktafel); Gedenktafel für Karl Seitz und den Mathematiker Kurt Gödel.
- Nummer 42: Wohnhaus des Künstlerehepaars Luigi und Tanna Kasimir.
- Nummer 43: Hier verbrachte Karl Seitz nach der Rückkehr aus dem nationalsozialistischen Konzentrationslager (Juni 1945) seine letzten Lebensjahre († 1950). Eine Gedenktafel erinnert daran. Eine weitere Tafel erinnert an den Mathematiker Kurt Gödel.
- Nummer 45: neugotische Villa, erbaut von Heinrich von Ferstel, der hier wohnte und in Grinzing gestorben ist.
- Nummer 47: Haus Peichl.
- Nummer 49: im Vorgarten Bildstock mit zwei Kreuzigungsgruppen (um 1500); ursprünglich in den Weingärten aufgestellt.
- Nummer 55: Wohnhaus des Journalisten Ernst Martin Benedikt.
- Nummer 69: Wohnhaus von Robert Stolz.
- Nummer 115: In diesem Bereich befand sich einst das Schloss Bellevue, später (Abbruch 1983/1984) das gleichnamige Ausflugsrestaurant. Vor diesem wurde am 6. Mai 1977 eine Gedenktafel für Sigmund Freud enthüllt ("Hier enthüllte sich am 24. Juli 1895 dem Dr. Sigmund Freud das Geheimnis des Traumes" [Zitat aus einem Brief Freuds vom 12. Juni 1900 an Wilhelm Fließ]).
Literatur
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matriken-Führer und Familienforscher. Wien: Verlag d. Österr. Inst. f. Genealogie, Familienrecht u.d Wappenkunde [1929], S. 160
- Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Ottakring. Vom Gürtel zu den Weinbergen. Wien: Mohl 1988, S. 219 f.
- Helmut Kretschmer: XIX. Döbling. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 19), S. 38 f.
- Günther Martin: Damals in Döbling... . Gestalten und Schauplätze einer Wiener Stadtlandschaft. Wien: Ed. Wien 1993, S. 37 ff.
- Godehard Schwarz: Grinzing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 28), S. 28, 30, 34