Ignaz Czapka
Ignaz Czapka (27. April 1843 Ritter von Winstetten, 28. Februar 1860 Freiherr), * 24. Februar 1791 Liebau, Mähren (Mesto Libavá, Tschechische Republik), † 5. Juni 1881 Wien 1., Kohlmarkt 11 (Hietzinger Friedhof, Familiengruft, Gruppe 13, Nummer 77), Bürgermeister, Polizeidirektor, Jurist.
Biografie
Ignaz Czapka wurde am 24. Februar 1791 als Sohn des Schuhmachers Johann Czapka und seiner Gattin Marie Victoria Czapka (Tochter von Felix König) in Liebau, Mähren geboren. Seine erste Gattin hieß Theresia Lilienbrunn (* um 1802, † 27. November 1868 Wien 1., Kohlmarkt 11), der Name seiner zweiten Gattin war Valerie Glaser-Rechbauer.
Nach Besuch von Schulen in Olmütz studierte Czapka an der Universität Wien Rechtswissenschaft und trat am 15. Jänner 1815 als geprüfter Zivil- und Kriminalrichter in die Dienste des Magistrats der Stadt Wien.
1825 zum Magistratsrat ernannt, wurde er 1835 (da durch den Tod Franz' I. seine Chancen, nach dem Rücktritt des Bürgermeisters Anton Lumpert selbst Bürgermeister zu werden, zunichte gemacht wurden) zunächst unter Bürgermeister Anton Joseph Leeb Vizebürgermeister. Am 9. Juli 1838 wurde er bei gleichzeitiger Verleihung des Titels „k.k. Regierungsrat" zum Bürgermeister bestellt.
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern brillierte er durch sein Fachwissen, das er sich als Beamter erworben hatte. Er verwaltete das Amt in einer Zeit des Umbruchs. Die Ausweitung der Industrie, die gesellschaftspolitischen Umwälzungen, die sich deutlicher zeigenden sozialen Spannungen, die Steigerung der Lebenshaltungskosten und das daraus resultierende soziale Elend, die immer drückender empfundene Polizei- und Zensurgewalt, die sich stärker verzweigende Verwaltung, die Minderung des Ansehens des Magistrats und die verstärkte Abhängigkeit desselben von der Regierung bestimmten seine Amtszeit.
Er erwarb für den Magistrat 1842 die Herrschaften Jägerzeile und Hundsturm, befasste sich mit Regulierungen innerhalb der Stadt (1840 Abbruch der Häuser am Westende des Grabens), schuf 1839 nach langer Verhandlungsarbeit das städtische Marktamt im Rahmen seines Reformprogramms und erreichte damit seine angestrebte Zentralisierung des Marktwesens, übernahm 1842 die Fürsorge in die Regie der Stadt, kümmerte sich um die Verbesserung der Marktversorgung (1846 Beginn des Baues der Schlachthäuser in Gumpendorf und St. Marx, von denen man sich auch eine preisdämpfende Wirkung erhoffte) und der Straßenpflasterung, den Ausbau des Alten Rathauses, die Ausdehnung der Beleuchtung auf die Vorstädte, die Errichtung einer Wasserleitung vom Donaukanal zum Platz Am Hof, die Einwölbung des Ottakringer und des Alser Bachs, die Fertigstellung der Wienflußsammelkanäle und die Fertigstellung der Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung; 1839 ließ er das Ehrenbürgerbuch anlegen.
1842 erhielt er das Ritterkreuz des Leopold-Ordens. Während der Revolution 1848 nahm Czapka eine zwiespältige Haltung ein. Er konnte sich nicht entschließen, den Forderungen der Bevölkerung entgegenzukommen, verließ am 16. März fluchtartig die Stadt, wurde über eigenes Ansuchen in den Ruhestand versetzt, kehrte dann am 9. Mai 1849 als Privatmann nach Wien zurück, kandidierte jedoch im Herbst 1850 wieder für den Gemeinderat und wurde auch gewählt. Ende 1851 legte er das Mandat zurück, am 6. Mai 1856 übertrug ihm Polizeiminister Johann Freiherr von Kempen die Leitung der Polizeidirektion; am selben Tag wurde er zum Hofrat ernannt.
Am 4. Dezember 1859 wurde (nach dem Rücktritt Kempens) seinem Ansuchen um Dienstenthebung stattgegeben, kurz danach erhielt er den Orden der Eisernen Krone II. Klasse (Freiherr). 1861 ein letztes Mal in den Gemeinderat gewählt, übernahm er in der Sitzung vom 9. April als Alterspräsident den Vorsitz. 1863 schied er endgültig aus dem politischen Leben aus.
Siehe auch
Quellen
Literatur
- Felix Czeike: Das Wiener Vizebürgermeisteramt und seine Vertreter (1783-1890). Ein Beitrag zur Verwaltungsgeschichte [Teil 2]. In: Handbuch der Stadt Wien 94 (1979/1980), S. II/30; 97 (1982/1983), S. II/229
- Elfriede Sheriff: Die Ämter der Stadt Wien von 1783-1848 in verwaltungsgeschichtlicher und personeller Hinsicht. Diss. Univ. Wien. Wien 1977, S. 146-151
- Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974, S. 272 ff.
- Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974 - lfd.
- Hanns Jäger-Sunstenau: Ignaz Freiherr Czapka von Winstetten. In: Oesterreichischer Wappenalmanach. Wien: Heraldisch-Genealogische Gesellschaft Adler 1969, S. 26 f.
- Rudolf Till: Ignaz Czapka Freiherr von Winstetten, letzter Bürgermeister des vormärzlichen Wien. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 14 (1958), S. 57 ff.
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Rudolf Till: Das Wiener Bürgermeisteramt in seinen bekanntesten Vertretern. Wien: Steffel-Verlag [ca. 1946], S. 20 ff.
- Arnold Winkler: Landesregierung und Bürgermeister. In: Monatsblatt des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 1 (1919), S. 59 ff.
- Wiener Zeitung, 07.06.1881
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Band 3: Coremans–Eger. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1858