Gräberhain Währinger Park
48° 13' 54.72" N, 16° 20' 58.36" E zur Karte im Wien Kulturgut
Der Gräberhain Währinger Park (18. Bezirk) ist ein Rest des ehemaligen Währinger Allgemeinen Friedhofs, der 1783 angelegt wurde. Am Tag der Eröffnung des Zentralfriedhofs am 1. November 1874 wurde der Währinger Allgemeine Friedhof für einfache Beerdigungen gesperrt, Grüfte durften jedoch noch bis 31. Oktober 1879 belegt werden. Im August 1894 beschloss der Stadtrat die gänzliche Auflassung des Friedhofs, zur allfälligen Exhumierung der Beigesetzten sowie zur Abräumung von Kränzen und Grabdenkmälern wurde eine Frist bis 1. Juli 1897 fixiert; 1897 wurde eine Verlängerung auf unbestimmte Zeit beschlossen.
Der Gemeinderat beschloss am 30. September 1898 die Erhaltung der Kommunalfriedhöfe und deren Umwandlung in Parkanlagen. In den folgenden Jahren wurden Teile des Friedhofs abgeräumt, um Straßenzüge über das Areal anzulegen, unter anderem um die Stadtbahnhaltestelle "Nußdorfer Straße" mit der Gymnasiumstraße zu verbinden. 1923 erfolgte die Genehmigung der für die Umwandlung zur Parkanlage notwendigen Arbeiten, unter anderem wurde die Abräumung der restlichen vorhandenen Grabsteine vollzogen.
Nach der Auflassung des Friedhofs wurden die historisch oder kulturgeschichtlich interessanten beziehungsweise wichtigsten 58 Grabdenkmäler berühmter Persönlichkeiten in einem umzäunten Gräberhain im nordöstlichen Teil der Parkanlage nahe an der Kreuzung Semperstraße/Schrottenbachgasse zusammengefasst. Dabei wurden die Überreste der exhumierten Personen 1923 unter ihren Grabsteinen wieder beerdigt. Unter anderem finden sich hier die Gräber von folgenden Personen (alphabetisch):
- Ludwig Graf Cobenzl
- Karl Moriz Diesing († 10. Jänner 1867), Arzt, Naturforscher
- Dorothea von Ertmann
- Josepha Fruwirth, geborene Fischer und ihr Gatte Leopold Daniel Fruhwirth
- Friedrich von Gentz, Philosoph und Politiker
- Carl Ghega, Überführung auf den Zentralfriedhof, Grabdenkmal im Gräberhain
- Giulietta Guicciardi (Julie Gräfin von Gallenberg), Schülerin von Ludwig van Beethoven
- Adalbert Gyrowetz, Komponist, Hofkapellmeister
- Anton Halm, Tonkünstler
- Georg Hellmesberger (der Ältere), Orchesterdirektor der k. k. Hofoper
- Karl Helm, Gemeinderat
- Franz Edler von Hildenbrand
- Johann Valentin Edler von Hildenbrand
- Franz Ignaz Holbein von Holbeinsberg, Theaterdirektor
- Joseph Hollan, Vizebürgermeister
- Raphael Georg Kiesewetter, Musiklehrer
- Conrad Kuschel, Webermeister, und seine Gattin Anna Kuschel, geborene Gartner
- Martin Lanner († 29. März 1839), bürgerlicher Handschuhmacher, Vater von Joseph Lanner
- Johann Michael Leonhard († 19. Jänner 1863), Geistlicher, Bischof
- Anton Stephan Ritter von Martini (*1792, † 28. Dezember 1861), Vizeadmiral, Feldzeugmeister und Diplomat des Kaisertums Österreich
- Joseph Schreyvogel (jetzt Kenotaph), Theaterdirektor
- Paul Wilhelm Eduard Sprenger, Architekt
- Clara Stöckl-Heinefetter, Sängerin
- Adam Friedrich Stoll, herzoglich Coburg’scher Sekretär
- Franz Michael Vierthaler, Pädagoge
- Aloisia (Luise) Karoline Weber (*1802, † 19. Oktober 1826), k. k. Hofschauspielerin
- Franz Wild, Opernsänger
18., Währinger Park, Gräberhain; Grabstein von Friedrich Gentz, um 1925
18., Währinger Park - Grabmalhain; Grabstein von Paul Sprenger, um 1926
Siehe auch: Währinger Allgemeiner Friedhof, Währinger Park.
Literatur
- Christian Hlavac: „A Bankl reißen“ wörtlich genommen. Die Gräberhaine in Wiener Parks. In: Wien Museum Magazin, 16.10.2023
- Währinger Heimatbuch, S. 629–630