Lerchenfelder Straße
48° 12' 30.99" N, 16° 20' 17.70" E zur Karte im Wien Kulturgut
Lerchenfelder Straße (7.; 8.), benannt (1862) nach dem historischen Flurnamen Lerchenfeld (später Vorstadt Altlerchenfeld), Grenze zwischen siebtem und achtem Bezirk; ursprünglich geländegängiger Feldweg (um 1314 als Kremser Straße bezeichnet). Die Lerchenfelder Straße war Ende des 17. Jahrhunderts bereits weitgehend verbaut (heute überwiegend mehrgeschossige, späthistoristisch-secessionistische Miethäuser, teilweise mit ausgedehnten Terrassengärten). Der untere Teil (bis Nummer 40) hieß ursprünglich Rofranogasse (nach den ehemaligen Besitzern des Auerspergpalais) und wurde 1862 in die Lerchenfelder Straße einbezogen, der obere Teil hieß Hauptstraße in Altlerchenfeld, dann Alt-Lerchenfelder Hauptstraße.
Gebäude
- Nummer 2 (Auerspergstraße 1): Auerspergpalais.
- Nummer 3: Im ehemaligen Haus "Zum Eisenhammer" verbrachte Anton Wildgans seine Jugendjahre.
- Nummer 4: Amtshaus der Stadt Wien, erbaut 1981 von Harry Glück.
- Nummer 6: "Zum heiligen Petrus", erbaut 1829 von Antoninus Pius de Rigel für Fürst Auersperg (bemerkenswerter palaisartiger vormärzlicher Wohnbau).
- Nummer 8: Wohn- und Sterbehaus des Schriftstellers Gerhard von Coeckelberghe-Dützele (Pseudonym Realis).
- Nummer 14: Hier befand sich das Gasthaus "Zum grünen Tor", daneben (Richtung Piaristengasse) das Altschafferhaus, in dem um 1750 der Goldschmied Josef Strasser wohnte (der im Zuge ehemaliger Experimente jenes diamantähnliche Bleiglas entwickelte, das als "Straß" zum Begriff wurde).
- Nummer 15: Im ehemaligen Haus "Zur goldenen Ente" (demoliert 1892) wurde am 25. Oktober 1825 Johann Strauß Sohn geboren (Gedenktafel mit Reliefbüste am Neubau, 1892, gestiftet vom Wiener Männergesang-Verein).
- Nummer 20: Im ehemaligen Haus "Zum Geiger" (demoliert 1900) wurde am 9. März 1798 Joseph Kyselak geboren.
- Nummer 33: Wohnhaus von Adolf Jahn und Dr. Albert Geßmann.
- Nummer 35: Miethaus, erbaut 1912/1913 von Hans Prutscher für Rudolf Nilius (für den Architekten charakteristische Fassadengestaltung mit vor- und rückschwingenden Fensterachsen, an Holzdekor erinnernden Ornamentformen und vertikalen "gedrechselten" Stäben und "gebündelten Rundleisten" [Prutscher war auch gelernter Tischler]; zur Bauzeit war hier das Phönixkino untergebracht).
- Nummer 42 (Strozzigasse 1): Ginzelmayer-Hof (spätgründerzeitliches Wohnhaus in Formen deutscher Renaissance mit ritterburgartigem Eckturm und bekrönender Rittergestalt (erbaut 1895); der Name geht auf den Besitzer des 1776 hier erbauten Hauses "Zur Landeskrone", den Hafner Josef Ginzelmayer (1744-1822), zurück, der 1779-1784 und 1796-1800 Richter am Strozzigrund war (Haus beziehungsweise Neubau seit 1777 im Familienbesitz).
- Nummer 48: Alfonshof, erbaut 1898
- Nummer 50: 1937 mit Hilfe des Wiener Assanierungsfonds erbaut.
- Nummer 51: Biedermeierhaus "Zum goldenen Fassl" (erbaut 1820).
- Nummer 60: von 1935 bis 1937 mit Hilfe des Wiener Assanierungsfonds erbaut.
- Nummer 61: städtische Volksschule für Knaben und Mädchen.
- Nummer 70-72: Scheffelhof, erbaut 1885
- Nummer 74: Späthistoristisches Miethaus, mit filigraner Lisenengliederung und barockisierendem Stuckdekor. Errichtet 1894 nach Plänen von Gustav Orglmeister gemeinsam mit Franz Kupka
- Nummer 75: Neubauer Kino.
- Nummer 76: Biedermeierhaus "Zum goldenen Lamm" (erbaut 1825 von Alois Hildwein).
- Nummer 81: mit Hilfe des Wiener Assanierungsfonds erbaut.
- Nummer 85-89: mit Hilfe des Wiener Assanierungsfonds erbaut.
- Nummer 94: Munkhof.
- Bei Nummer 111: Altlerchenfelder Kirche; Pfarrhof.
- Nummer 124-126: St.-Georgs-Hof (erbaut 1900, bemerkenswerte altdeutsche Fassade), Relief des heiligen Georg.
- Nummer 143: Von 1919 bis 1926 befand sich hier das Invalidendankkino.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: ungerade Orientierungsnummern (ONr.) 1-57: Pfarre St. Ulrich; gerade ONr. 2-50: Pfarre Josefstadt; ungerade ONr. ab 59 und gerade ONr. ab 52: Pfarre Alt-Lerchenfeld
Bilder
Quellen
Literatur
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S 303 f.
- Felix Czeike: VIII. Josefstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 8), S. 53 ff.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Josefstadt. Beiseln, Bühnen, Beamte. Wien: Mohl 1991, S. 227
- Andreas Lehne: Jugendstil in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1985 (Wiener Bezirkskulturführer, 31), S. 36
- Wolfgang Mayer: VII. Neubau. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 7), S. 22 ff.
- Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 328
- Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 69 ff.
- Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017