Wiener Geschichtsschreibung

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Geschichte der Stadt Wien, herausgegeben vom Alterthumsverein zu Wien
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Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Stadtgeschichte am Wiener Stadt- und Landesarchiv
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 5.09.2024 durch WIEN1.lanm08son
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Historische Darstellungen, die Wien allein betreffen, gibt es erst ab dem späten 15. Jahrhundert; bis dahin werden Ereignisse, die sich auf Wien beziehen, nur in Werken überliefert, die das historische Geschehen in größerem Rahmen (Heiliges Römisches Reich, habsburgische Erbländer) behandeln. Die älteste Form solcher Werke sind die meist durch lange Zeiträume fortgeführten Annalen (von annus = Jahr), jährliche Notierungen bemerkenswerter Ereignisse; Nachrichten über Wien finden wir in den Annalen des Erzbistums Salzburgs (725-956) sowie der Klöster Niederaltaich (Bayern; 708-1073) und Melk (Niederösterreich; 1012-16. Jahrhundert). Eine gegenüber den Annalen weiterentwickelte Form wird als Continuatio (= Fortsetzung) bezeichnet; für Wien wichtig sind die Continuatio Claustroneoburgensis (Stift Klosterneuburg, Niederösterreich; 1075-1514), Continuatio Scotorum (Schottenstift; 1225-1233), Continuatio Predicatorum (Dominikanerkloster; 1025-1283). Continuatio Sancrucensis (Stift Heiligenkreuz, Niederösterreich; 1225-1266) und Continuatio Vindobonensis (in Wien entstanden; 1267-1327). Bedeutsam sind auch die „Gesta Friderici imperatoris" (Barbarossa-Biographie) des Otto von Freising († 1158) und die „Translatio sancti Delicianae" (Bericht über Reliquienüberführung; 1272-1281) des Gutolf von Heiligenkreuz. In den ab dem 13. Jahrhundert erhaltenen, für Wien wichtigen Chroniken werden Vorfälle mit verbindendem Text und mit Kommentaren geschildert: „Fürstenbuch" des Jans Enenkel (verfaßt um 1280/90), Reimchronik des Ottokar aus der Geul (verfasst um 1304/1309), „über certarum historiarum" des Johann von Viktring (verfasst 1309-1343), Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften des Leopold Stainreuter (verfaßt um 1380/1395); anonym sind die „Kleine Klosterneuburger Chronik" für die Jahre 1322-1428 (mit Nachträgen 1569-1576), die „Wiener Annalen" (für 1348-1404) und die Österreichische Chronik (für 1454-1467) überliefert. Die bedeutendsten Chroniken des 15. Jahrhunderts sind die „Cronica Austriae" des Thomas Ebendorfer (verfasst um 1450-1464), die „Historia Australis" des Enea Silvio Piccolomini (verfasst um 1451-1458), die „Historia eiusdem expeditionis et belli" des Johann Hinderbach (verfasst 1460-1463), die Geschichte Österreichs des Jakob Unrest (verfasst 1466-1499) und das „Chronicum Austriacum" des Veit Arnpeck (verfasst um 1493-1495; siehe Nachtrag Band 5).

Erstmals Fokus auf Wien

Die ersten Werke, die sich ab dem 15. Jahrhundert fast ausschließlich mit Vorgängen in Wien befassen, sind das „Buch von den Wienern" des Michael Beheim (1462-1465), das Tagebuch des Johann Tichtel (1472-1494) und die Erinnerungen des Wolfgang Kirchhofer (1519-1521). Danach breitete sich der Buchdruck aus. Einiges über Wien liest man in der „Austria" des Johannes Cuspinian (vollendet 1528, erschienen 1553). Zum Standardwerk der Wiener Geschichtsschreibung wurde für lange Zeit die „Vienna Austriae" des Wolfgang Lazius (1546; in deutscher Übersetzung von Heinrich Abermann 1619, Neudruck 1692). Von topographischem Wert sind der „Lobspruch" des Wolfgang Schmeltzl (1548) und der „Unverwelkliche Österreichische Ehrenkranz" des Jakob Sturm (1659). Den aufschlussreichsten Bericht über die zweite Türkenbelagerung stellt die „Kurtze Beschreibung" des Nikolaus Hocke (1685) dar. Leider ungedruckt blieb die 1685 abgeschlossene Wiener Kirchengeschichte des Johannes Matthias Testarello della Massa (Österreichische Nationalbibliothek, codex 8227). Von Geschichtswerken über Wien aus dem 15. Jahrhundert, die auch viel Topographisches enthalten, sind zu nennen: Ignaz Reiffenstuel („Kurze lesenswürdige Erinnerung et cetera", 1702), Johann Basilius Küchelbecker („Allerneueste Nachricht vom Römisch kaiserlichen Hofe", 1730, 21732), Matthias Fuhrmann („Alt- und Neu-Wien", 1738/1739; „Historische Beschreibung", 1766-1770), Leopold Fischer („Brevis notitia urbis Vindobonae", 1764, in erweiterter Form 1767-1775) und Anton Ferdinand von Geusau („Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Wien", 4 Bände, 1789-1793, 2. Auflage 6 Bände, 1792-1810).

Verwissenschaftlichung der Stadtgeschichtsschreibung

Die Wiener Geschichtsschreibung im 19. Jahrhundert beginnt mit Joseph von Hormayr („Wiens Geschichte und seine Denkwürdigkeiten", 9 Bände, 1823-1825) und Johann Evangelist Schlager („Wiener-Skizzen aus dem Magistrate", 5 Bände, 1816-1846), beide auf Archivstudium fußend, Karl August Schimmer („Geschichte von Wien", 1844) und Franz Tschischka („Geschichte der Stadt Wien", 1847). - Eine neue Phase begann mit den Publikationsreihen des Alterthums-Vereins zu Wien (seit 1918 Verein für Geschichte der Stadt Wien): Berichte und Mitteilungen (1856-1918), Monatsblatt (1884-1938), Mitteilungen (1919-1938), Abhandlungen zur Geschichte und Quellenkunde (1917-1940), Nachrichtenblatt (1939-1943), Jahrbuch (seit 1939), Wiener Geschichtsblätter (seit 1946), Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte (seit 1978). Ebenfalls von diesem Verein herausgegeben wurde die große Geschichte der Stadt Wien (1. Reihe: 6 in 8 Bänden, 1897-1916; Neue Reihe: 1955-1973). 1929-1931 erschienen zwei Doppelbände der „Studien aus dem Archiv der Stadt Wien", weitere Forschungsergebnisse finden sich in den Publikationsreihen des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich (zeitweise und Wien): Blätter (1865-1901), Monatsblatt (1902-1927), Jahrbuch (1867-1868 und seit 1902), Unsere Heimat (seit 1928).

Auswahl neuerer und neuerster Werke

Von Einzelwerken, die Wiens gesamte Geschichte behandeln und ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erschienen, sind in Auswahl zu nennen: Karl Weiß („Geschichte der Stadt Wien", 1872), Moritz Bermann („Alt- und Neu-Wien", 1880), Eugen Guglia („Geschichte der Stadt Wien", 1892), Richard Kralik und Hans Schütter („Wien - Geschichte der Kaiserstadt und ihrer Kultur", 1912), Reinhard E. Petermann („Wien von Jahrhundert zu Jahrhundert", 1927 [nur ein Band erschienen]), Hans Tietze („Wien - Kultur, Kunst und Geschichte", 1931, Nachdruck 1987), Friedrich Walter („Wien - Geschichte einer deutschen Großstadt an der Grenze", 3 Bände, 1940-1944), Karl Ziak (Herausgeber, „Unvergängliches Wien", 1964), Erwin Schmidt („Wiener Stadtgeschichte", 1968,1978), Felix Czeike („Wien und seine Bürgermeister", 1974; „Geschichte der Stadt Wien", 1981; „Wien - Geschichte der Stadt in Bilddokumenten", 1984), Peter Csendes („Geschichte Wiens", 1981) und Peter Csendes / Ferdinand Opll [Hg.]: Wien. Geschichte einer Stadt, 3 Bde. (2001-2005).

Literatur

  • Karl Uhlirz: Quellen und Geschichte. In: Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Band 2/1. Wien: Holzhausen 1902, S. 35 ff.
  • Max Vancsa: Quellen und Geschichte. In: Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Band 4. Wien: Holzhausen 1911, S. 1 ff.
  • Alphons Lhotsky: Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Ergänzungs-Band 19. Wien/München: Oldenbourg / Wien / Graz / Köln: Böhlau / Innsbruck: Wagner 1963
  • Alphons Lhotsky: Österreichische Historiographie. 1962
  • Erich Zöllner [Hg.]: Die Quellen der Geschichte Österreichs. 1982
  • Rudolf Till: Wiener Stadtgeschichtsschreibung. Resultate und Probleme. In: Wiener Geschichtsblätter. Band 2. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1947, S. 1 ff.
  • Felix Czeike: Aufgaben und Probleme der Stadtgeschichtsforschung. In: Wiener Kultur-Notizen, Nummer 8, 11/12 und 13/1971
  • Felix Czeike: Probleme der Stadtgeschichtsforschung, in Wiener Geschichtsblätter. Band 35. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1980, XXXVIII f.
  • Felix Czeike: Die Wiener Stadtgeschichtsschreibung seit 1945. In: Pro Civitate Austriae. Band 8. 1988, S. 17 ff.

Bibliographisches

  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Nebst Quellen- und Literaturhinweisen. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Wien: Touristik-Verlag, ab Band 2 Jugend & Volk 1947-1958
  • Hertha Wohlrab: Generalindex zu den Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien (früher Alterthums-Verein zu Wien) 1856-1976. 1978
  • diverse Register zu Publikationen des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich, darunter Edith Brier und Hermann Riepl: Inhaltsübersicht zu „Unsere Heimat" und zum „Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich" 1941-1974. 1975