St. Jakob auf der Hülben (1)
48° 12' 26.42" N, 16° 22' 37.49" E, 48° 12' 26.43" N, 16° 22' 37.50" E zur Karte im Wien Kulturgut
St. Jakob auf der Hülben (1., Riemergasse 7, Zedlitzgasse 2-4, Stubenbastei 6-12, An der Hülben 1-3, Jakobergasse 1-5, 6-8).
Lage und Name
Das Augustiner-Chorfrauenkloster St. Jakob auf der Hülben befand sich im Bereich der späteren Häuser Stadt 796 (besteht heute nicht mehr, Bereich vor heutigem Haus Zedlitzgasse 7), 797 (Zedlitzgasse 4), 799 (Jakobergasse 5) und 800 (An der Hülben 3). Die Ostwand des Klosters stieß an den inneren Basteirand und auch die Klosterkirche (Jakobskirche) stand nahe daran. Zum Kloster gehörte ursprünglich auch ein Friedhof, nach dem die Gegend der heutigen Zedlitzgasse "Am Sanct Jakobsfreithof" benannt wurde, da sich dieser ungefähr auf der heutigen Straßenfläche der Zedlitzgasse zwischen Riemergasse und Stubenbastei befand. Dieser Name ist noch 1701 mehrfach belegt, obwohl der Friedhof zu dieser Zeit schon lange nicht mehr existierte. Wann er errichtet wurde und bis wann er bestand ist nicht bekannt. Seine Auflösung scheint aber im Zusammenhang mit dem Riemerbühel am Stephansfreithof stehen. Es wäre naheliegend, dass dieser Bühel den Bewohnern der Riemergasse nach Auflösung des St. Jakobsfreithofes als Gräberfeld diente.
Ordensgründung
St. Jakob war angeblich das älteste Nonnenkloster Wiens, doch zur Gründungsgeschichte liegen keine zuverlässigen Daten vor, da die Schriften, die darüber Auskunft geben könnten, bei Klosterbränden verloren gingen. Der erste urkundliche Nachweis stammt aus dem Jahr 1301, als die Nonnen unter die geistliche Leitung des Propstes von Klosterneuburg kamen. Joseph von Hormayr nennt das Kloster St. Jakob im Zusammenhang mit einem Brand vom 7. August 1256, womit das Kloster schon damals bestanden haben müsste. Hormayr ist jedoch der einzige, der von diesem Brand berichtet, bei dem auch der Stephansdom, das Deutsche Haus, das Ordenshaus der Johanniter und das Predigerkloster bei St. Jakob abbrannten.
Der Sage nach soll das Kloster aus der Zeit Leopolds IV. des Freigebigen (1136-1141) stammen. Dieser soll in der Gegend entlang des Hochwasser führenden Wienflusses spazieren gegangen sein. In den Fluten habe er ein kleines einen Fuß und drei Zoll hohes Standbild des heiligen Jakob entdeckt und an Land gezogen. In der Folge soll er hier eine Kapelle erbauen lassen haben, in der das Standbild aufgestellt worden sei. Nach Wolfgang Lazius habe eine fromme Frau namens Khülberin ein Haus errichten lassen, das später von drei adeligen Witwen der Häuser Kulm, Rappach und Paar aus Kärnten erweitert wurde. Dessen Bewohnerinnen seien Frauen gewesen, die sich aus der Welt zurückgezogen hätten, um Buße zu tun und sich frommen Werken zu widmen. Danach sollen die Frauen vom Landesherren die Kirche sowie das Grundstück ("die Hülben") zur Erbauung eines Klosters erhalten haben (unter "Hülben" ist eine Erdniederung zu verstehen, in der sich Wasser ansammelt, also eine Art Tümpel). Die Frauen hätten zuerst ohne Gelöbnis gelebt und danach die Ordensregeln des heiligen Augustinus angenommen, der ihnen im Schlaf erschienen sein soll.
Im Mittelpunkt einer anderen Sage steht Anna von Rappach, die Oberin des Klosters gewesen sein soll und deren sehnlichster Wunsch es war, dass die Frauenklöster das Recht erhalten sollten, die Beichte abzuhören. Anlässlich einer Visitation des Bischofs Mangold habe sie ihm diesen Wunsch mitgeteilt. Er lehnte mit der Begründung ab, dass Frauen keine Geheimnisse für sich behalten könnten und der Bruch des Beichtgeheimnisses eine der schwersten Sünden sei. Daraufhin soll Anna von Rappach geschworen haben, dass sie lieber zehntausend Tode stürbe als ein Geheimniss zu verraten. Der Bischof möge wenigstens den Versuch wagen und er werde es nicht bereuen. Der Bischof soll ihr danach probehalber erlaubt haben, den Pfarrverweser des Klosters und Domherrn zu St. Stephan, Sieghard, die Beichte abzunehmen, sie aber habe das Beichtgeheimnis schon bald danach gebrochen.
Der in dieser Sage erwähnte Bischof Mangold von Passau wird in den Jahren 1208/1209 genannt und Pfarrer Sieghard lässt sich 1213 urkundlich fassen. Sollte also ein Körnchen Wahrheit in dieser Sage stecken, so hätte das Kloster schon zu dieser Zeit bestanden.
Das erste erhaltene Dokument, welches im Zusammenhang mit dem Kloster steht, stammt vom 26. Mai 1301. Mit dieser Urkunde übergab Bischof Bernhard von Passau den von ihm bestellten Visitatoren Statuten. Außerdem sollten sie den Propst von Klosterneuburg ermahnen, das ihm in geistlicher Sicht unterstellte Kloster St. Jakob wohl zu leiten und eine Klausur herzustellen. Ab diesem Zeitpunkt tritt das Kloster immer wieder im Zusammenhang mit Testamenten und Spenden in Erscheinung. Unter den Gönnern befanden sich Königin Bianca und der Bischof von Freising.
Die erste urkundlich belegte Meisterin (Vorsteherin) war Dietmut Padner. Zwischen 1333 und 1782 gab es 33 Vorsteherinnen, die namentlich bekannt sind. Unter ihnen befanden sich mehrfach Mitglieder bekannter Adelsfamilien (Trauttmansdorff, Puchheim, Schaunberg und andere). Diese und deren Angehörige trugen maßgeblich zum Besitz des Klosters bei. 1335 versahen die Herzöge Albrecht und Otto das Kloster mit 60 Fuder Salz jährlich aus dem Hallstätter Bergwerk, was auch am 5. Oktober 1458 von Herzog Albrecht VI. bestätigt wurde.
Aus einer letztwilligen Verfügung lässt sich indirekt schließen, dass zwischen 1298 und 1300 die Umwandlung von einem Beguinenhaus (christliche Gemeinschaft ohne Ordensgelübte) in ein Kloster stattfand. 1355 wurden folgende Besitzungen des Klosters verzeichtnet, die noch von den Beguinen stammten: Gründe in Weissenleiten, in Mitter Schozz, in Cherwassergraben, in Hornsberg, Glanzing und Sommerau. Das Kloster vergrößerte den Besitz bis 1355 um das Freisingerlehen, das Holz im Heckenberg und das Burgrecht auf dem Schlüssler Haus in Wien.
Der im Kloster herrschende Ordensgeist war zu dieser Zeit so vorbildlich, dass die Oberin des Maria-Magdalena-Klosters, in dem es zu verschiedenen Missständen gekommen war, 1434 vom Propst von Klosterneuburg der Administration der Oberin von St. Jakob unterstellt wurde. Unter der Meisterin Petronella erlebte das Kloster seine Blütezeit. Ihr Todesjahr ist nicht bekannt, doch aus einem Verkaufsabschluss geht hervor, dass sie 1471 noch lebte. 1491 wurde das Kloster dem Propst des Dorotheerklosters unterstellt.
16. Jahrhundert
Am 18. Juli 1525 (Stadtbrand) brannten die Kirche und der Meierhof ab, das Kloster selbst blieb aber unbeschädigt. Um den Wiederaufbau finanzieren zu können, war die damalige Oberin, Margarethe von Losenstein, zu mehreren Verkäufen gezwungen. Im darauffolgenden Jahr bat sie König Ferdinand I. um einen Stadl beim Kärntnertor, der den abgebrannten Meierhof ersetzen sollte.
Im Zuge der ersten Belagerung Wiens durch die Osmanen (sogenannte Erste Türkenbelagerung) wurden die wiederhergestellte Kirche und der Meierhof erneut schwer beschädigt, vor allem aber wurde das Klostergebäude stark in Mitleidenschaft gezogen. Da Margarethe von Losenstein während der Belagerung starb, trat ihre Nachfolgerin, Crescentia II. Sembler, ein schweres Erbe an. Die Kirche war schwer beschädigt, Kloster und Meierhof waren zerstört, die Besitzungen am Land waren verwüstet und der Hof in Altmannsdorf niedergebrannt. Als die innerhalb der Stadtmauer gelegenen Klöster gezwungen wurden, die nun obdachlosen Vorstadtbewohner aufzunehmen, wurde St. Jakob von dieser Pflicht befreit, da es vom Adel gestiftet worden und fast "verprunnen" war. Die Oberin war aber gezwungen, Schulden aufzunehmen, um das Kloster wieder aufbauen zu können. Als auch dieses Geld nicht reichte, begannen die (meist adeligen) Chorfrauen mit einer Seidenraupenzucht. Außerdem wurden sie von adeligen Witwen unterstützt, sodass das Kloster "wiederumb erhebt und aufgebaut" werden konnte. Darüber hinaus erhielt das Kloster 1531 eine große Mitgift durch den Eintritt von Amalia von Wolfenreuth, deren Gatte gestorben war. Nach im selben Jahr flohen die Chorfrauen aus Angst vor einem erneuten Angriff des osmanischen Heeres nach Linz, wo Meisterin Crescentia starb.
Da es zu keiner Verbesserung der finanziellen Verhältnisse kam, mussten die Nonnen einen Teil ihres Besitzes neuerlich verpfänden. Trotz dieser widrigen Umstände konnte ihre Schule für adelige Kinder aufrecht erhalten werden. Bei einer Visitation im Jahr 1544 wurde festgestellt, dass die 17 Schwestern ein vorbildliches Leben führten und die Statuten des Ordens befolgten. In dieser Zeit predigte mehrfach Petrus Canisius in der Klosterkirche.
1554 lebten nur mehr sieben Chorfrauen und vier Laienschwestern im Konvent. Um die finanziellen Zustände in den Griff zu bekommen, setzte Kaiser Ferdinand I. am 16. September 1559 den Bürger Georg Pürkl als Administrator ein. Er wurde instruiert, auf Zucht und Ordnung zu schauen sowie die finanziellen Angelegenheiten gut zu regeln. Er solle ein besonderes Augenmerk auf die Weingärten und Weinkeller legen, "es sei eben nicht zu dulden, dass die Schwestern den guten Wein trinken und den schlechten verkaufen oder auszapfen lassen." Auch solle er den Hof in Altmannsdorf wieder in Betrieb nehmen oder wenn dies zu teuer sei, ihn verkaufen (Der Verkauf erfolgte 1561).
Im Jahr 1560 war der Konvent auf sechs Bewohnerinnen geschrumpft (drei betagte Ordensfrauen, eine Novizin, Dorothea von Puchheim und eine Laienschwester). Da nach dem Tod der Meisterin Binosa Vogt im Jahr 1572 nur mehr zwei Chorfrauen im Kloster lebten, war eine kanonische Wahl einer Oberin nicht mehr möglich. Prükl leitete nun die ökonomischen Belange allein und 1575 setzte der Bischof Johann Caspar Neubeck die jüngere Nonne, Dorothea von Puchheim, als Oberin ein. Als erste Aufgabe trug er ihr auf, für Ordenseintritte zu sorgen. Sie hatte dabei jedoch wenig Erfolg. Im November 1582 flohen auch noch die beiden Nonnen Afra und Johanna aus dem Kloster. Zu den damaligen Zuständen schreibt Bischof Neubeck in einem Beschwerdebrief: "Auf der Festungsmauer spazieren Dirnen, Soldaten und sonstiges Menschenvolk, necken die Nonnen, rufen allerlei Gerede in das Kloster und erwecken allerlei teuflische Versuchungen. Aus dem benachbarten Haus des Schrannenschreibers Pogner [ Riemergasse 5 ] werden Steine herüber geschleudert."
Auch das Gebäude war zu dieser Zeit äußerst baufällig, da es seit 1525 immer nur notdürftig repariert worden war. Am 25. Jänner 1586 klagt Meisterin Dorothea: "Das Kirchengewölb zeigt sich zum Einfallen. Vor wenigen Tagen sind etliche große Stücke herabgefallen, also dass wir im Chor und der Priester am Altar nicht sicher sind, wenn nicht bald eine Änderung geschieht. Wie die Werkleute raten, dürfte das ganze Kirchengewölb eingehen. Dieser Schaden hat 1572, als der Erzherzog Karl allhie Hochzeit gehalten, von dem Schießen aus den großen Stücken, so zunächst der Kirchen auf die Bastei gestellt wurden, seinen Ursprung genommen." Bereits am 30. Jänner 1586 wurde eine Kommission bestellt, die feststellte, "dass die Baufälligkeit am Kirchengewölbe durch und durch nicht allein groß sondern gar gefährlich und das stündliche Einfallen zu befürchten sei, wie denn vor wenigen Stunden nahe bei dem Hochaltar ein ziemlich Stück aus dem Gewölbe sich losgelöst habe. Die Dachung sei in den Hauptmauern vollkommen stark, nur beim Eingang in die Kirche, dem Chorhaus der Nonnen und an der linken Wand gegen den Hochaltar zeigen sich Risse. Die Sprünge im Gewölbe seien wohl beim starken Schießen zu Ehren der besagten Hochzeit geschehen, doch lasse sich das Gewölbe reparieren, wenn das Herabgefallene ergänzt, unter dem Dach das alte Zeug aus den Ziegeln geräumt und von neuem vergossen werde. Ferner müssen die Risse ausgemauert, die Kirche ausgeweißet und von Stuck zu Stuck angeschlagen werden. Die Kosten dürfte sich auf 300 Taler belaufen. Das Kloster sei allenthalben baufällig. Die Mauern seien noch die aus der Feuersbrunst 1525 herrührenden und ohne sonderliche Stärke."
Obwohl die beantragten Reparaturen vorgenommen wurden, stürzte die Kirche beim Erdbeben des Jahres 1591 ein. Nachdem die es die Nonnen nicht schafften, die finanziellen Mittel für deren Wiederherstellung aufzutreiben, erfolgte am 6. Mai 1614 ein Aufruf des Bischofs Melchior Khlesl, die Schwestern zu unterstützen. Am 9. Juni 1614 genehmigte Erzherzog Ferdinand dem Hofpfennigmeister den mündlichen Auftrag seiner Gemahlin, dem Kloster 100 Gulden für den Klosterbau auszuzahlen.
In der Zwischenzeit war es wohl auch zu sittlichen Missständen gekommen. Am 24. Februar 1593 zeigte der Pfarrer zu St. Michael (Michaelerkirche) an, dass Hieronymus Beck seine Tochter wieder aus dem Kloster nehmen wollte. Außerdem dürften sich keine namhaften Personen mehr finden, die ihre Kinder in das Kloster geben würden. Daraufhin wurde eine Untersuchung eingeleitet und die Ordnung wieder hergestellt.
17. Jahrhundert
Am 21. April 1627 brannte das Kloster im Zuge des letzten Stadtbrandes erneut ab, die Kirche blieb hingegen unversehrt. Laut Karl August Schimmer soll auch das Postament der Jakobsstatue verbrannt sein, die Statue selbst, die einen mit Muscheln verzierten Pilgerhut, eine rote Tunika und einen violetten goldverbrämten Mantel getragen habe, soll unbeschädigt geblieben sein. Da diese aber normalerweise in der Sakristei aufbewahrt wurde und nur an hohen Festtagen zur öffentlichen Verehrung ausgesetzt wurde, ist unklar, wie es hier überhaupt zu einem Brandschaden kommen konnte. Fest steht aber, dass die Oberin Agnes Hiessler ihren Brandwunden erlag und sämtliche Urkunden und Saalbücher zerstört wurden. Für den Wiederaufbau brauchten die Nonnen Geld und belasteten den Klosterwald bei St. Veit mit einer Hypothek.
Aufgrund einer Visitation vom 2. Oktober 1636 gab Bischof Anton Wolfrath dem Konvent verbindliche Verhaltensregeln, in denen besonders der repektvolle Umgang der Schwestern gegenüber ihrer Oberin gefordert wird. Als 1639 Caritas Secunda Zipfer in das Kloster eintrat, entstand ein Rechtsstreit mit ihren Verwandten um die Mitgift von 64.492 Gulden, der am 6. Juni 1646 zu Gunsten der Chorfrauen entschieden wurde, wobei Kosten von 2750 Gulden abgezogen wurden. Außerdem vererbte General Johann Ludwig Hektor Isolani, dessen Tochter bei St. Jakob Nonne gewesen, aber bereits vor ihrem Vater verstorben war, dem Kloster die Herrschaft Aicha, die er nach Wallensteins Ermordung von Ferdinand II. erhalten hatte sowie einen halben Hof in Biedermannsdorf, den er von Ferdinand III. als Lehen bekam. Durch diese wie auch andere Erbschaften vermehrte sich das Vermögen des Klosters wieder.
Im Februar 1660 klagten die Nonnen, dass ihr "Closter also klein und eng, dass ihre armen Mitschwestern nicht allein in der Winterzeit große Kälte in dem ausstehen müssen, sintemalen ihre Zellen nacheinander wegen großer Enge des Klosters auf den Gängen herum, nur mit Brettern verschlagen wären, sondern auch wenn eine Contagion einreißen möchte, welches Gott gnädig verhüten wolle, müssten sie alle sämmtlich in einem so engen Ort zugrunde gehen." Sie stellten daher bei der Stadt den Antrag, ein benachbartes Haus gegen ihr Freihaus in der Annagasse ("St. Jakobsstadel") eintauschen zu dürfen. Der St. Jakobsstadel, in dem die Nonnen ihren Wein ausschenkten, stand mehrfach im Mittelpunkt von Streitigkeiten mit der Stadt.
Als im Jahr 1683 die Osmanen anrückten (sogenannte Zweite Türkenbelagerung), flüchteten die Nonnen wieder nach Linz.
18. Jahrhundert
Auf einem Stadtplan aus dem Jahr 1710 wird die Kirche als großer zweischiffiger Bau mit geradem Chorschluss und ziemlich weit hineinragendem und von Säulen getragenem Chor sowie drei Seitenkapellen an der linken Seite dargestellt. Die Klosteranlagen beinhalteten einen geräumigen Kreuzgang und rechts davon eine weitläufige Halle mit vier in einer Reihe stehenden Säulen.
Eine Visitation vom 10. März 1717 ergab, dass sich das Kloster in geordnetem Zustand befand, nur die Grobheit der Pförtnerin wurde gerügt. Im Jahr 1724 bestand der Konvent aus 49 Chorfrauen und 17 Laienschwestern. Nach dem Tod der Oberin Maria Katharina von Mayerberg wurde am 15. Dezember 1727 erneut eine Visitation durchgeführt, die beanstandete, dass Missstände eingerissen waren. Das Kloster wurde daher von Erzbischof Sigismund Kollonitsch aufgefordert, die Ordensregeln wieder genau zu befolgen. Laut einer Visitation vom 4. April 1731 wurde dem Folge geleistet, nur die Oberin klagte über das Verhalten einiger Nonnen.
Damals wurde die in den letzten Jahren vernachlässigte Schule geschlossen. Als unter Kaiserin Maria Theresia das Frauenkloster St. Laurenz (siehe Laurenzergebäude) sowie das Himmelpfortkloster neue Schulen eröffneten, blieb St. Jakob passiv. 1775 wurde die Oberin Maria Katharina Neubeck von der Kaiserin aufgefordert, ebenfalls eine Mädchenschule zu errichten. Obwohl 50 Gulden aus dem Schulfonds bereitgestellt wurden, kam man dieser Bitte nur widerwillig nach.
Aufhebung des Klosters
Noch bevor die Schule eröffnet wurde, wurde das Kloster per Dekret vom 18. September 1783 aufgehoben, das den Nonnen am 23. September 1783 bekannt gegeben wurde. Diese verließen das Kloster am 1. März 1784 nach einem feierlichen Hochamt. Danach wurde die Kirche gesperrt. Der Auszug erfolgte unter großer Anteilnahme des Volkes. An der Spitze schritt die Oberin, die die Statue des heiligen Jakobus trug. Ihr folgten die Nonnen, die ihre Habseligkeiten in ein Bündel geschnürt hatten. Auf der Straße trennten sie sich und gingen in die Wohnungen, die ihnen zugeteilt worden waren. Aus einer Aufstellung geht hervor, dass zu dieser Zeit eine Oberin, eine Dechantin, 36 Chorfrauen, 14 Laienschwestern und fünf fremde Nonnen im Kloster gelebt hatten.
Ein Ordinariatsdekret erlaubte den (ehemaligen) Nonnen nun weltliche Kleidung. Außerdem durften sie die Einrichtung der Zellen, wie Bücher, Bilder, Bett und Bettstellen behalten und jede erhielt eine Pension von 200 Gulden, wobei der Oberin sogar 800 Gulden zugesprochen wurden. Die letzte Nonne zu St. Jakob, Antonia Schmerl, starb am 25. Mai 1822.
Am 20. März 1784 wurde die Kirche entweiht, die Reliquien entnommen und die Konsekrationszeichen übermalt. Danach wurde das Gebäude dem Stadthauptmann übergeben. Das Kloster wurde zur Hälfte dem k.k. Tabaksgefälle und zur anderen einem Wollmagazin und später der orientalischen Akademie zugewiesen. 1784 wurde die Kirche abgetragen und durch ein Zinshaus ersetzt.
Beim Ausräumen der Klostergruft fand man den Leichnam der Dechantin Maria Magdalena von Walterskirchen, die 1715 gestorben war, unverwest vor. Der Fund erregte so großes Aufsehen in der Bevölkerung, dass die Regierung versuchte, dieses mit einer Schrift einzudämmen ("Kritische Bemerkungen über den bei den Jakoberinnen zu Wien öffentlich zur Schau ausgestellten unverwesten Körper der Nonne Magdalena Baronin von Walterskirchen", Augsburg 1786).
Im Kloster fand man bei der Aufhebung 4454 volle und 991 leere Eimerfässer vor. Auch der Meierhof in Wien und der Hof in Biedermannsdorf waren wirtschaftlich gut aufgestellt. Der Meierhof auf der Seilerstätte wurde dem k.k. Stempel-, Stärk- und Harbutteramt zugeteilt und später in ein Wohnhaus umgebaut. Der Grundbesitz wurde verkauft und der Erlös dem Religionsfonds zugeführt. Auch der Kirchenschatz war bedeutend, denn es fanden sich Weihgeschenke im Wert von 80.000 Gulden sowie ein mit Edelsteinen besetzter Kelch im Wert von 25.000 Gulden.
Quellen
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 4, 3. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 672-682
- Barbara Schedl: Klosterleben und Stadtkultur im mittelalterlichen Wien. Zur Architektur religiöser Frauenkommunitäten. Innsbruck: Studien Verlag 2009 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 51), S. 161-183