48° 10' 53.94" N, 16° 20' 46.82" E zur Karte im Wien Kulturgut
Der Hundsturmer Friedhof (12., Gaudenzdorfer Gürtel, Flurschützstraße, Siebertgasse, Herthergasse; auch "Friedhof vor der Schönbrunner-Linie") war einer der fünf im Jahr 1784 außerhalb des Linienwalls eröffneten Kommunalfriedhöfe, nachdem Kaiser Joseph II. ein Verbot für die Beisetzung in Kirchen und innerstädtischen Friedhöfen erlassen hatte. Die Kommunalfriedhöfe wurden mit der Eröffnung des Zentralfriedhofs 1874 gesperrt und geschlossen sowie in den 1920er-Jahren in Parkanlagen umgewandelt. Der ehemalige Friedhof besteht seit 1926 als Haydnpark, der einzige Überrest ist der Grabstein des Komponisten Joseph Haydn.
Geschichte
Der Hundsturmer Friedhof wurde nach der Schließung der Friedhöfe in der Stadt und den Vorstädten durch Joseph II. als einer der fünf Kommunalfriedhöfe 1784 vor dem Linienwall angelegt und bis zur Eröffnung des Zentralfriedhofs am 1. November 1874 belegt. Mit seiner Fläche von 31.173 m² war er der kleinste unter den Kommunalfriedhöfen. Sein Name stammt von der nahegelegenen Vorstadt Hundsturm. Er diente den Bewohnerinnen und Bewohnern aus Margareten und Teilen Mariahilfs als Begräbnisstätte; die Pfarre Gumpendorf durfte diesen gegen Erlag eines geringen Erhaltungsbeitrags mitbenützen.
Zur Zeit der Choleraepidemie wurde 1831 vor der Hundsturmer Linie ein eigener Gottesacker für die Verstorbenen angelegt. In der Oktoberrevolution 1848 war der direkt am Linienwall gelegene Friedhof Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen kaiserlichen und revolutionären Truppen.
Im Oktober 1856 wurde der Friedhof erweitert und sollte als Ersatzfriedhof dienen, wenn im Währinger Allgemeinen und Schmelzer Friedhof keine Gräber mehr vergeben werden konnten.
Am 10. Oktober 1874 wurde der Friedhof vonseiten des Magistrats geschlossen, ferner untersagte die Statthalterei am 22. Dezember 1874 die Bestattung im Sinne der öffentlichen Hygiene; jedoch wurde die Beisetzung in Grüften innerhalb von fünf Jahren unter bestimmten Voraussetzungen noch erlaubt. Per Gemeinderatsbeschluss vom 30. September 1898 sollten die aufgelassenen Friedhöfe erhalten und allmählich in öffentliche Parkanlagen umgewandelt werden (Friedhofsaktion).
1923/1924 wurde der Hundsturmer Friedhof in die Haydnpark genannte Parkanlage umgewandelt. Am 16. Jänner 1924 wurde für die Abräumung der Grabsteine und Gruftbeläge ein Sachkredit von 135 Millionen Kronen genehmigt. Der neue Park wurde am 23. Oktober 1926 eröffnet und nach dem Komponisten Joseph Haydn benannt.
Gestaltung des Friedhofs
Dieser Friedhof reihte sich ein in die Epoche des Biedermeier. Viele Grabsteine waren im Empirestil gestaltet und steinerne Engel säumten die Grabstätten. Ebenso wie am St. Marxer Friedhof legten die Grabsteine Zeugnis ab von der hohen Wertschätzung von Titeln und Berufsbezeichnungen, beispielsweise k. k. Luxusbäcker und k. k. privilegierte Seidenfabrikanten.
Das Grabdenkmal Joseph Haydns
Hier befand sich auch seit 1809 die Ruhestätte Joseph Haydns, bevor seine Gebeine 1820 in die Bergkirche nach Eisenstadt überführt wurden (wohin 1954 auch sein Schädel kam, der bis dahin Besitz der Gesellschaft der Wiener Musikfreunde war). Das Grabdenkmal ist erhalten geblieben, steht jedoch nicht mehr an der ursprünglichen Stelle, sondern wurde aus gärtnerischen Gründen näher zum Eingang versetzt. Die Inschrift lautet: NON OMNIS MORIAR ("Nicht ganz werde ich sterben"). Überdies ist sein Grabmal das einzige erhaltene des alten Friedhofs (siehe Haydngrab).
Auch Josef Danhauser, Jakob Gauermann, Franz Haydinger, Andreas Zelinka und andere fanden hier (zunächst) ihre Ruhestätte, bevor sie in Ehrengräber überführt wurden, weiters Anna Elßler († 1863 in 4., Margaretenstraße 30) und Johann Laroche sowie viele Angehörige des Fabrikanten- und Handelsstands (Johann Fillgrader, Philipp Haas, Christian Georg Hornbostel, Johann Michael Schweighofer) und Bezirksvorstand Josef Flurschütz.
Bestattete Personen
Im Wien Geschichte Wiki gibt es 6 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.
BildName des Bildes | Personenname | BerufBeruf | GeburtsdatumDatum der Geburt | SterbedatumSterbedatum | Grabstelle |
---|---|---|---|---|---|
Eduard Brandmayer | Apotheker Kommunalpolitiker Politiker | 19 November 1874 | 15 Dezember 1874 | ||
Thekla Kneisel | Sängerin Schauspielerin | 1802 | 23 August 1832 | ||
Carl Lucas | Schauspieler | 17 August 1803 | 4 Dezember 1857 | ||
Emilie Neumann | Schauspielerin | 1801 | 23 Januar 1872 | ||
Betty Roose | Schauspielerin | 20 Oktober 1778 | 24 Oktober 1808 | ||
Matthäus Voll | Beamter Schriftsteller | 5 Juni 1759 | 1 März 1822 |
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Friedhofsbücher und Sterbeverzeichnisse, 5 - Hundsturmer Kommunalfriedhof
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pläne aus dem Bestand Bürgerspital, P1.635 - Hundsturmer Friedhof und Äcker an der Straße | 1788
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pläne aus dem Bestand Bürgerspital, P1.636 - Parzellen 897 und 898 beim Hundsturmer Friedhof | 1840
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P3/5: 103279 - 12., Hundsturmer Friedhof | 1856
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Kartographische Sammlung: Sammelbestand, P1.565 - Hundsturmer Friedhof | 1868
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Kartographische Sammlung, P1.749: Hundsturmer-Friedhof (Haydnpark) | 01.01.1924
Literatur
- Günther Berger: Spuren der Vergänglichkeit. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien. 44 (1989), Beiheft 1, S. 5, S. 12
- Karl Hilscher: Meidling. Wiens 12. Gemeindebezirk. Wien: Jugend & Volk 1923, S. 328 ff.
- Michael Klieba: Wiens 5. Gemeindebezirk Margareten. Für Schule und Haus dargestellt. Wien - Leipzig: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1922, S. 47-49
- Franz Knispel: Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien. Wien: Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung 1992, Band 2, S. 120 ff.
- Wolfgang Mayer: XII. Meidling. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 12), S. 16 ff.
- Das neue Wien. Städtewerk. Hg. unter offizieller Mitwirkung der Gemeinde Wien. Wien: Elbemühl 1926-1929, S. 29
- 100 Jahre Wiener Stadtbauamt. 1935, S. 329